Max Reger an Ferruccio Busoni arrow_forward

Wiesbaden · 17. April 1895

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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4046
Mus.ep. Max Reger 84 (Busoni-Nachl. B II)
[1]
Wiesbaden, 17. April 1895

Hochgeehrter Herr!

In der nächsten Zeit wird bei
meinem Verleger (Augener, London) die Bach’sche Dmoll Toccata
& Fuge
in meiner Bearbeitung für Pianoforte zu 2 Händen
erscheinen, u. erlaube ich mir schon jetzt Sie um Erlaubnis zu bitten,
selbe Ihnen zusenden zu dürfen; Busoni hat von Bachs Toccata und Fuge d-Moll ungeachtet der weitverbreiteten Klavierübertragung von Carl Tausig sowie der Version von Reger, zu deren Widmungsträger Busoni erkoren wurde (vgl. Regers Brief vom 17.7.1895), vier Jahre später eine eigene Transkription für den Konzertgebrauch angefertigt. es ist ja wohl ein etwas kühnes
Unternehmen, nach Tausig dasselbe Werk nochmals herauszugeben –
allein ich glaube, dass sich eben doch manche Stelle anders auffassen
läßt.

Mit größter Freude lasse ich mir auch nicht die Gelegenheit ent-
gehen, Ihnen zu versichern, wie sehr mir Ihr Concertstück für

Wiesbaden, 17. April 1895

Hochgeehrter Herr!

In der nächsten Zeit wird bei meinem Verleger (Augener, London) die Bach’sche d-Moll-Toccata und -Fuge in meiner Bearbeitung für Pianoforte zu zwei Händen erscheinen, und erlaube ich mir schon jetzt, Sie um Erlaubnis zu bitten, selbe Ihnen zusenden zu dürfen; Busoni hat von Bachs Toccata und Fuge d-Moll ungeachtet der weitverbreiteten Klavierübertragung von Carl Tausig sowie der Version von Reger, zu deren Widmungsträger Busoni erkoren wurde (vgl. Regers Brief vom 17.7.1895), vier Jahre später eine eigene Transkription für den Konzertgebrauch angefertigt. es ist ja wohl ein etwas kühnes Unternehmen, nach Tausig dasselbe Werk nochmals herauszugeben – allein ich glaube, dass sich eben doch manche Stelle anders auffassen lässt.

Mit größter Freude lasse ich mir auch nicht die Gelegenheit entgehen, Ihnen zu versichern, wie sehr mir Ihr Konzertstück für Pianoforte mit Orchesterbegleitung gefallen hat; ich habe es sehr genau durchstudiert Reger hatte im Juli 1894 in einer Rezension für die Allgemeine Musik-Zeitung Busonis Konzertstück op. 31a als „ein Meisterwerk, wie es wohl nicht jeden Tag erscheint“, sowie als „wirklich groß und hochgenial“ bezeichnet (Reger 1894). – leider dass ich hier absolut keine Gelegenheit hatte, es öffentlich zu spielen. Und so sehr bedaure ich, dass Sie leider Gottes verhindert waren, hier im Verein für Künstler und Kunstfreunde zu spielen.

Hoffentlich spielen Sie nächste Konzertsaison in einem der Zykluskonzerte im Kurhaus.

Sehr zu Danke würden Sie mich verpflichten, wenn Sie, hochgeehrter Herr, mir erlaubten, Ihnen meine erscheinenden Kompositionen zusenden zu dürfen. Vielleicht fänden Sie an dem einen oder anderen Gefallen. Sobald ich im Besitze Ihrer genauen Adresse bin, werde ich Herrn Augener bitten, dass er Ihnen meine sämtlichen bis jetzt erschienenen Sachen zusendet. Ich habe leider keine Exemplare mehr.

Gestatten Sie noch den Ausdruck ganz vorzüglichster Hochachtung

Ihrem ergebensten

Max Reger

Wiesbaden
Bleichstraße 39 II
                                                                
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sehr genau durchstudiert Reger hatte im Juli 1894 in einer Rezension für die Allgemeine Musik-Zeitung Busonis Konzertstück op. 31a als „ein Meisterwerk, wie es wohl nicht jeden Tag erscheint“, sowie als „wirklich groß und hochgenial“ bezeichnet (Reger 1894). – leider dass ich hier absolut keine
Gelegenheit hatte, es öffentlich zu spielen. Und so sehr bedaure
ich, dass Sie leider Gottes verhindert waren hier im
Verein für Künstler u. Kunstfreunde zu spielen.

Hoffentlich spielen Sie nächste Concertsaison in einem der
Cyclusconcerte im Kurhaus.

Sehr zu Danke würden Sie mich verpflichten, wenn Sie, hochgeehrter
Herr
, mir erlaubten, Ihnen meine erscheinenden Kompositionen
zusenden zu dürfen. Vielleicht fänden Sie an dem
einen oder anderen Gefallen. Sobald ich im Besitze Ihrer
genauen Adresse bin, werde ich Herrn Augener bitten, dass er
Ihnen meine säm̅tlichen bis jetzt erschienen[en] Sachen zusendet.
Ich habe leider keine Exemplare mehr.

                                                                
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Wiesba[den]
17.4.95 5[…] mindestens 2 Zeichen: Papier fehlt.
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Herrn
Feruccio Busoni
Klaviervirtuose u. Komponist
Charlottenburg
Kantstrasse
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4046+4046a | olim: Mus.ep. M. Reger 84+84a |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss oben, Briefmarke oben rechts ausgerissen..
Umfang
1 Bogen, 3 beschriebene Seiten
Kollation
Seitenfolge: 1, 3, 4 (2 vacat)
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Max Reger, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Reger kündigt Erscheinen seiner Klavierbearbeitung von Bachs Toccata und Fuge d-Moll bei Augener an; bittet um Erlaubnis, sie Busoni zuzusenden; weiß um das Risiko einer weiteren Bearbeitung nach Carl Tausig; äußert sich anerkennend über Busonis Konzertstück op. 31a; bedauert, dass Busoni nicht im Verein für Künstler und Kunstfreude spielen konnte; hofft auf ein Konzert Busonis im Wiesbadener Kurhaus; bittet, neue eigene Kompositionen Busoni zusenden zu dürfen; will alle seine bei Augener erschienenen Werke an Busoni schicken lassen.
Incipit
In der nächsten Zeit wird bei meinem Verleger

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
22. April 2025: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Hase-Koehler 1928, S. 43 f. Popp 2000, S. 231