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                                                        [1]
                                                            
            Mus. ep. Max Reger 89 (Busoni-Nachl. B II)Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4053
             
            
            rend="align(right) space-below"> Weiden, 6. Sept. 95.  
               
               
                                                            Mein bester hochverehrtester Herr! 
            
            
            
                                                            Ihr so liebenswürdiger, mich so sehr erfreuender Brief traf 
                gestern ein. Und so soll es heute mein Erstes sein, Ihnen vor allem besten Dank dafür zusagen. Ich werde Ihren liebenswürdigen Brief genau beantworten u. fange gleich mit dem Rubinsteinpreis an. 
                Verzeihen Sie also meine Offenheit, wenn ich ganz meiner Überzeugung nach schreibe – also nicht zürnen,
                bitte, bitte. Ich habe eine unüberwindliche Abneigung gegen alle Preiskonkurrenzen;
                                                                Diese Abneigung, die er ein Leben lang beibehielt, tat Reger auch in späteren Briefen an Busoni kund. Vgl. Regers Brief an Busoni vom 21. Oktober 1895.
               
               den Grund 
                dafür sehe ich darin, daß es ganz unmöglich [ist] von mehreren Werken – u. es sind bei Preiskonkurrenzen
                doch im̅er eine ganz erkleckliche Zahl – einfach eines als das beste zu bezeichnen, besonders
                wen̅ die Kompositionen von jüngeren Tonsetzern herrühren – u. dann wird gerade durch
                Preiskonkurrenzen, weniger der Wetteifer als der Neid, die Mißgunst gefördert, welche
                zwei schönen Eigenschaften gerade unter den Dienern – „halt Rosenthal schreibt „Heroen““ –
                der edlen Musiker wieder sehr verbreitet sind. Meiner ganz u. gar unmaßgeblichen Ansicht
                nach wäre es viel besser, man nähme das Geld u. errichtete jungen Komponisten
                vor Allem Gelegenheiten  ihre Werke aufgeführt zu sehen u. zu hören – u. daraus kön̅te
                vielleicht viel Ersprießliches entspringen. Ferner mache ich gerade bei der Bewerbung
                um den Rubinsteinpreis unseren Musikzeitungen den Vorwurf, daß sie viel zu spät
               
                
                                                         
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            rend="align(right) space-below"> Weiden, 6. Sept. 95.  
               
                Mein bester hochverehrtester Herr! 
            
            
             Ihr so liebenswürdiger, mich so sehr erfreuender Brief traf 
                gestern ein. Und so soll es heute mein Erstes sein, Ihnen vor allem besten Dank dafür zusagen. Ich werde Ihren liebenswürdigen Brief genau beantworten und fange gleich mit dem Rubinsteinpreis an. 
                Verzeihen Sie also meine Offenheit, wenn ich ganz meiner Überzeugung nach schreibe – also nicht zürnen,
                bitte, bitte. Ich habe eine unüberwindliche Abneigung gegen alle Preiskonkurrenzen;
                                                                Diese Abneigung, die er ein Leben lang beibehielt, tat Reger auch in späteren Briefen an Busoni kund. Vgl. Regers Brief an Busoni vom 21. Oktober 1895.
               
               den Grund 
                dafür sehe ich darin, dass es ganz unmöglich [ist] von mehreren Werken – und es sind bei Preiskonkurrenzen
                doch immer eine ganz erkleckliche Zahl – einfach eines als das beste zu bezeichnen, besonders
                wenn die Kompositionen von jüngeren Tonsetzern herrühren – und dann wird gerade durch
                Preiskonkurrenzen, weniger der Wetteifer als der Neid, die Missgunst gefördert, welche
                zwei schönen Eigenschaften gerade unter den Dienern – „halt Rosenthal schreibt „Heroen““ –
                der edlen Musiker wieder sehr verbreitet sind. Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Ansicht
                nach wäre es viel besser, man nähme das Geld und errichtete jungen Komponisten
                vor Allem Gelegenheiten , ihre Werke aufgeführt zu sehen und zu hören – und daraus könnte
                vielleicht viel Ersprießliches entspringen. Ferner mache ich gerade bei der Bewerbung
                um den Rubinsteinpreis unseren Musikzeitungen den Vorwurf, dass sie viel zu spät
               
               
               darauf hingewiesen!
                                                                Der Anton Rubinstein-Preis für Komposition war ein mit 5.000 Mark dotierter Kompositionspreis, der zwischen 1890 und 1910 alle fünf Jahre vergeben wurde. Der Kompositionspreis war Teil des Anton-Rubinstein-Wettbewerbs mit den Kategorien Klavierspiel und Komposition. Im Jahr 1890 hatte Busoni den Preis für sein Konzertstück op. 31a erhalten. Zwar schreibt Reger in seinem Brief an Busoni, er habe nicht rechtzeitig von der Preisausschreibung erfahren und sich deshalb nicht beworben, jedoch misstraute Reger der Institution Wettbewerb im Allgemeinen. Auch Regers Vater, Joseph Reger, wollte, dass sich dieser auf den Kompositionspreis bewirbt, weshalb es bereits im Sommer 1895 zu Unstimmigkeiten zwischen Vater und Sohn gekommen war. Joseph Reger hatte diesbezüglich sogar den damaligen Lehrer von Max Reger am Konservatorium, Hugo Riemann, kontaktiert.Vgl. (Popp 2015, S. 94).
            
                mich noch ein Umstand geltend; Sie wissen, ich habe Kontrakt mit Augener; hätte ich den
                Preis nun nicht gewonnen, so wäre das nun eine entsetzliche Blamage für mich Augener
                gegenüber gewesen. Und ich hätte auch das verlangte Kammermusikwerk nicht mehr
                bis zu der Zeit fertig stellen können. Also zürnen Sie mir nicht, bitte; bitte. 
            Was Sie mir betr. meiner Erstlingswerke geschrieben, ehrt mich ja so ungemein; ich
                schrieb Ihnen ja, dass der größte Teil davon noch vor meinem 20. Lebensjahre geschrieben
                ist –  und dass man in diesem Alter noch nicht künstlerisch gereift sein kann und sich notgedrungen anlehnt, liegt auf der Hand! Glauben Sie mir, ich wünschte nichts sehnlicher,
                als manches meiner leider schon erschienen[en] Werke wäre nicht geschrieben. In den
                letzten 2 Jahren habe ich hauptsächlich studiert – und zwar alles, sogar Fr. Liszt, dem
                ja Dr. Riemann jede schöpferische Begabung abspricht, welchen Glauben und welche
                Ansicht ich nie und nie geteilt habe und auch nie teilen werde. Jetzt werde ich
                noch mehr mich in größeren Rahmen d.h. größeren Formen [ein]arbeiten. 
            Daß der Horizont der Fantasie besonders wenn man wie ich in
                Brahmsschen Geleise fährt im Anfange, also ein ziemlich eingeengter ist,
                habe ich schon länger auch empfunden - und glaube ich durch mein wirklich
                eifriges Studium der Meister in den letzten Jahren jetzt die Einflüsse 
                Brahms schon mehr zurückgedrängt zu haben. 
            Was Sie aber in Bezug auf Ihre Werke selbst schreiben, ist 
                so sehr zu bescheiden, als dass ich nicht dagegen opponieren müßte.
                Ich bin in die meisten Sachen geradezu verliebt, besonders
               
               
             
            
            
               in die Variationen über das Thema von Chopin. Oder was soll ich Ihnen
                denn über Ihr Quartett (Finale) schreiben! Oder wer wäre im
                Stande eine derartige hochgeniale Bearbeitung der Bach’schen
                   Chaconne zu schaffen wie Sie! Gerade diese Bearbeitung, welche
                für die dilettantischen Spieler, wie sie hier am Orte sind, fehlt noch
                technisch am ehesten zu bewältigen ist -( für die graziösen, huschenden Balletscenen
                fehlt den Leuten der Anschlag) werde auch hier nach
                Kräften empfehlen. 
            Und für die Widmung der Klavierstücke danke ich Ihnen herzlichst
                und aufrichtigst mit dem Versprechen , Sie mit einem größeren
                Originalwerke (2. Klavierkonzert) zu überraschen. Diese Bacharrangements sind ja doch nur Bearbeitungen und ist es also
                doppelt liebenswürdig von Ihnen dann gleich mit einem Originalwerke zu antworten. Also machen Sie sich nur gefaßt auf die 
                Widmung des 2. Klavierkonzertes.
                                                                Die Veröffentlichung eines zweiten Klavierkonzertes blieb aus und somit auch die versprochene Widmung. Max Reger veröffentlichte zeitlebens nur ein Klavierkonzert, namentlich das Klavierkonzert in F-Moll, op. 114, welches er der Pianistin der Uraufführung, Frieda Kwast-Hopapp, widmete.
               
               Dann habe ich auch eine
                große Bitte an Sie, senden Sie mir auch Ihr Bild; es würde
                mich unendlich freuen. 
            Nun zürnen Sie mir nicht wegen meiner Offenheit betr. der 
                Rubinsteinpreisbewerbung und haben Sie für Alles und besonders
                für die Widmung nochmals herzlichsten Dank. 
            
            
            Sie werden nächsten Winter doch in Wiesbadenoder Frankfurt a/M
                spielen, bitte mich dann nur mit Postkarte benachrichtigen zu
                wollen und ich freue mich schon sehr darauf , Sie persönlich kennenzu
                lernen. 
            
               Ihnen beste Erholung von den Anstrengungen der letzten 3 Wochen
                   wünschend , mit ganz vorzüglichster Hochachtung und Dankbarkeit
                   Ihr
                   stets aufrichtigst und freundschaftlichst
                   ergebenster, 
               Max Reger, 
               
               
                Weiden  bayerische  Oberpfalz.
               
                rend="rotate(45)Vom 17. Sept. ab
                 Wiesbaden
                   Bleichstr. 39 II
               
             
            
          
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
            <note type="foliation" place="top-right" rend="space-below" resp="#archive">[1]</note>
            <note type="shelfmark" place="top" resp="#archive">
            <subst><del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus. ep. <persName key="E0300097">Max Reger</persName> 89 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><lb/><add xml:id="add_sig">Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4053</add></subst>
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            <opener><dateline>rend="align(right) space-below"><placeName key="E0501086">Weiden</placeName>, <date when-iso="1895-09-06">6. Sept. 95.</date></dateline>
               
               <lb/><salute>Mein bester hochverehrtester Herr!</salute></opener>
            
            
            <lb/><p type="pre-split">Ihr so liebenswürdiger, mich so sehr erfreuender Brief traf 
               <lb/>gestern ein. Und so soll es heute mein Erstes sein, Ihnen vor allem besten Dank dafür zusagen. Ich werde Ihren liebenswürdigen Brief genau beantworten <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> fange gleich mit dem <orgName key="E0600283">Rubinsteinpreis</orgName> an. 
               <lb/><hi rend="underline">Verzeihen Sie also meine Offenheit</hi>, wenn ich ganz meiner Überzeugung nach schreibe – <hi rend="underline">also nicht zürnen</hi>,
               <lb/>bitte, bitte. Ich habe eine unüberwindliche Abneigung gegen alle Preiskonkurrenzen; 
               
               <note type="commentary" resp="#E0301036">Diese Abneigung, die er ein Leben lang beibehielt, tat Reger auch in späteren Briefen an Busoni kund. Vgl. <ref target="#D0102180">Regers Brief an Busoni vom <date when-iso="1895-10-21">21. Oktober 1895</date></ref>.</note>
               
               den Grund 
               <lb/>dafür sehe ich darin, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> es ganz unmöglich [ist] von mehreren Werken – <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> es sind bei Preiskonkurrenzen
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               <lb/>Preiskonkurrenzen, <hi rend="underline">weniger</hi> der Wetteifer als <hi rend="underline">der Neid, die Mi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>gunst</hi> gefördert, welche
               <lb/>zwei schönen Eigenschaften gerade unter den Dienern – „halt <persName key="E0300254">Rosenthal</persName> schreibt „Heroen““ –
               <lb/>der edlen Musiker wieder sehr verbreitet sind. Meiner ganz <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> gar unmaßgeblichen Ansicht
               <lb/>nach wäre es viel besser, man nähme das Geld <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> errichtete jungen Komponisten
               <lb/>vor Allem Gelegenheiten <reg>,</reg> ihre Werke aufgeführt zu sehen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> zu hören – <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> daraus kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>te
               <lb/>vielleicht viel Ersprießliches entspringen. Ferner mache ich gerade bei der Bewerbung
               <lb/>um den <orgName key="E0600283">Rubinsteinpreis</orgName> unseren Musikzeitungen den Vorwurf, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> sie <hi rend="underline">viel zu spät</hi>
               
               </p></div> 
                                                             | 
                                                
                                                
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               darauf hingewiesen!
                                                                Der Anton Rubinstein-Preis für Komposition war ein mit 5.000 Mark dotierter Kompositionspreis, der zwischen 1890 und 1910 alle fünf Jahre vergeben wurde. Der Kompositionspreis war Teil des Anton-Rubinstein-Wettbewerbs mit den Kategorien Klavierspiel und Komposition. Im Jahr 1890 hatte Busoni den Preis für sein Konzertstück op. 31a erhalten. Zwar schreibt Reger in seinem Brief an Busoni, er habe nicht rechtzeitig von der Preisausschreibung erfahren und sich deshalb nicht beworben, jedoch misstraute Reger der Institution Wettbewerb im Allgemeinen. Auch Regers Vater, Joseph Reger, wollte, dass sich dieser auf den Kompositionspreis bewirbt, weshalb es bereits im Sommer 1895 zu Unstimmigkeiten zwischen Vater und Sohn gekommen war. Joseph Reger hatte diesbezüglich sogar den damaligen Lehrer von Max Reger am Konservatorium, Hugo Riemann, kontaktiert.Vgl. (Popp 2015, S. 94).
            
                mich noch ein Umstand geltend; Sie wissen, ich habe Kontrakt mit Augener; hätte ich den
                Preis nun nicht gewon̅en, so wäre das nun eine entsetzliche Blamage für mich Augener
                gegenüber gewesen. Und ich hätte auch das verlangte Kam̅ermusikwerk nicht mehr
                bis zu der Zeit fertig stellen kön̅en. Also zürnen Sie mir nicht, bitte; bitte. 
            Was Sie mir betr. meiner Erstlingswerke geschrieben, ehrt mich ja so ungemein; ich
                schrieb Ihnen ja, daß der größte Teil davon noch vor meinem 20. Lebensjahre geschrieben
                ist –  u. daß man in diesem Alter noch nicht künstlerisch gereift sein kann u. sich notge- drungen anlehnt, liegt auf der Hand! Glauben Sie mir, ich wünschte nichts sehnlicher,
                als manches meiner leider schon erschienen[en] Werke wäre nicht geschrieben. In den
                letzten 2 Jahren habe ich hauptsächlich studiert – u. zwar alles, sogar Fr. Liszt, dem
                ja Dr. Riemann jede schöpferische Begabung abspricht, welchen Glauben u. welche
                Ansicht ich nie u. nie geteilt habe u. auch nie teilen werde. Jetzt werde ich
                noch mehr mich in größeren Rahmen d.h. größeren Formen [ein]arbeiten. 
            Daß der Horizont der Fantasie besonders wenn man wie ich in
                Brahmsschen Geleise fährt im Anfange, also ein ziemlich eingeengter ist,
                habe ich schon länger auch empfunden - u. glaube ich durch mein wirklich
                eifriges Studium der Meister in den letzten Jahren jetzt die Einflüsse 
                Brahms schon mehr zurückgedrängt zu haben. 
            Was Sie aber in Bezug auf Ihre Werke selbst schreiben, ist 
                so sehr zu bescheiden, als daß ich nicht dagegen opponieren müßte.
                Ich bin in die meisten Sachen geradezu verliebt, besonders
               
               
             
             
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
               darauf hingewiesen! 
               
               <note type="commentary" resp="#E0301036">Der <orgName key="E0600283">Anton Rubinstein-Preis für Komposition</orgName> war ein mit 5.000 Mark dotierter Kompositionspreis, der zwischen 1890 und 1910 alle fünf Jahre vergeben wurde. Der Kompositionspreis war Teil des Anton-Rubinstein-Wettbewerbs mit den Kategorien Klavierspiel und Komposition. Im Jahr 1890 hatte Busoni den Preis für sein <title key="E0400585">Konzertstück op. 31a</title> erhalten. Zwar schreibt Reger in seinem Brief an Busoni, er habe nicht rechtzeitig von der Preisausschreibung erfahren und sich deshalb nicht beworben, jedoch misstraute Reger der Institution Wettbewerb im Allgemeinen. Auch Regers Vater, <persName key="E0301098">Joseph Reger</persName>, wollte, dass sich dieser auf den Kompositionspreis bewirbt, weshalb es bereits im Sommer 1895 zu Unstimmigkeiten zwischen Vater und Sohn gekommen war. <persName key="E0301098">Joseph Reger</persName> hatte diesbezüglich sogar den damaligen Lehrer von Max Reger am Konservatorium, <persName key="E0300088">Hugo Riemann</persName>, kontaktiert.Vgl. <bibl>(<ref target="#E0800426"/>, S. 94)</bibl>.</note>
            
               <lb/>mich noch ein Umstand geltend; Sie wissen, ich habe Kontrakt mit <persName key="E0301043">Augener</persName>; hätte ich den
               <lb/>Preis nun <hi rend="underline">nicht</hi> gewo<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en, so wäre das nun eine entsetzliche Blamage für mich <persName key="E0301043">Augener</persName>
               <lb/>gegenüber gewesen. Und ich hätte auch das verlangte <title>Ka<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>ermusikwerk</title> nicht mehr
               <lb/>bis zu der Zeit fertig stellen kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en. Also zürnen Sie mir nicht, bitte; bitte.</p>
            <p>Was Sie mir betr. meiner Erstlingswerke geschrieben, ehrt mich ja so ungemein; ich
               <lb/>schrieb Ihnen ja, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> der größte Teil davon noch vor meinem 20. Lebensjahre geschrieben
               <lb/>ist –  <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> man in diesem Alter noch nicht künstlerisch gereift sein kann <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> sich notge
               <lb break="no"/>drungen anlehnt, liegt auf der Hand! Glauben Sie mir, ich wünschte nichts sehnlicher,
               <lb/>als manches meiner leider schon erschienen[en] Werke wäre <hi rend="underline">nicht</hi> geschrieben. In den
               <lb/>letzten 2 Jahren habe ich hauptsächlich studiert – <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> zwar alles, sogar Fr. <persName key="E0300013">Liszt</persName>, dem
               <lb/>ja <persName key="E0300088">Dr. Riemann</persName> jede schöpferische Begabung abspricht, welchen Glauben <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> welche
               <lb/>Ansicht ich nie <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nie geteilt habe <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auch nie teilen werde. Jetzt werde ich
               <lb/>noch mehr mich in größeren Rahmen d.h. größeren Formen [ein]arbeiten.</p>
            <p>Daß der Horizont der Fantasie besonders wenn man wie ich in
               <lb/><persName key="E0300009">Brahms</persName>schen Geleise fährt im Anfange, also ein ziemlich eingeengter ist,
               <lb/>habe ich schon länger auch empfunden - <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> glaube ich durch mein wirklich
               <lb/>eifriges Studium der Meister in den letzten Jahren jetzt die Einflüsse 
               <lb/><persName key="E0300009">Brahms</persName> schon mehr zurückgedrängt zu haben.</p>
            <p>Was Sie aber in Bezug auf Ihre Werke selbst schreiben, ist 
               <lb/><hi rend="underline2">so sehr zu bescheiden</hi>, als da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich nicht dagegen opponieren müßte.
               <lb/>Ich bin in die meisten Sachen geradezu verliebt, besonders
               
               
            </p>
            </div> 
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               in die Variationen über das Thema von Chopin. Oder was soll ich Ihnen
                denn über Ihr Quartett (Finale) schreiben! Oder wer wäre im
                Stande eine derartige hochgeniale Bearbeitung der Bach’schen
                   Chaconne zu schaffen wie Sie! Gerade diese Bearbeitung, welche
                für die dilettantischen Spieler, wie sie hier am Orte sind, fehlt noch
                technisch am ehesten zu bewältigen ist -( für die graziösen, huschenden Balletscenen
                fehlt den Leuten der Anschlag) werde auch hier nach
                Kräften empfehlen. 
            Und für die Widmung der Klavierstücke danke ich Ihnen herzlichst
                u. aufrichtigst mit dem Versprechen  Sie mit einem größeren
                Originalwerke (2. Klavierconcert) zu überraschen. Diese Bach- arrangements sind ja doch nur Bearbeitungen u. ist es also
                doppelt liebenswürdig von Ihnen dann gleich mit einem Original- werke zu antworten. Also machen Sie sich nur gefaßt auf die 
                Widmung des 2. Klavierkonzertes.
                                                                Die Veröffentlichung eines zweiten Klavierkonzertes blieb aus und somit auch die versprochene Widmung. Max Reger veröffentlichte zeitlebens nur ein Klavierkonzert, namentlich das Klavierkonzert in F-Moll, op. 114, welches er der Pianistin der Uraufführung, Frieda Kwast-Hopapp, widmete.
               
               Dann habe ich auch eine
                große Bitte an Sie, senden Sie mir auch Ihr Bild; es würde
                mich unendlich freuen. 
            Nun zürnen Sie mir nicht wegen meiner Offenheit betr. der 
                Rubinsteinpreisbewerbung u. haben Sie für Alles u. besonders
                für die Widmung nochmals herzlichsten Dank. 
            
             
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
            <p>
               in die Variationen über das Thema von <persName key="E0300137">Chopin</persName>. Oder was soll ich Ihnen
               <lb/>denn über Ihr <title key="E0400380">Quartett</title> (Finale) schreiben! Oder wer wäre im
               <lb/>Stande eine derartige hochgeniale <title key="E0400699">Bearbeitung der Bach’schen
                  <lb/>Chaconne</title> zu schaffen wie Sie! Gerade diese Bearbeitung, welche
               <lb/>für die dilettantischen Spieler, wie sie hier am Orte sind, <hi rend="underline">fehlt</hi> noch
               <lb/>technisch am ehesten zu bewältigen ist -( für die graziösen, huschenden Balletscenen
               <lb/>fehlt den Leuten der Anschlag) werde auch hier nach
               <lb/>Kräften empfehlen.</p>
            <p>Und für die Widmung der <title key="E0400374">Klavierstücke</title> danke ich Ihnen herzlichst
               <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> aufrichtigst mit dem Versprechen <reg>,</reg> Sie mit einem größeren
               <lb/>Originalwerke (2. Klavier<choice><orig>conc</orig><reg>konz</reg></choice>ert) zu überraschen. Diese Bach
               <lb break="no" type="automated"/>arrangements sind ja doch nur Bearbeitungen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ist es also
               <lb/>doppelt liebenswürdig von Ihnen dann gleich mit einem Original
               <lb break="no" type="automated"/>werke zu antworten. Also machen Sie sich nur gefaßt auf die 
               <lb/>Widmung des <title>2. Klavierkonzertes</title>. 
               
               <note type="commentary" resp="#E0301036">Die Veröffentlichung eines zweiten Klavierkonzertes blieb aus und somit auch die versprochene Widmung. Max Reger veröffentlichte zeitlebens nur ein Klavierkonzert, namentlich das <title key="E0400804">Klavierkonzert in F-Moll, op. 114</title>, welches er der Pianistin der Uraufführung, <persName key="E0300701">Frieda Kwast-Hopapp</persName>, widmete.</note>
               
               Dann habe ich auch eine
               <lb/>große Bitte an Sie, senden Sie mir auch Ihr Bild; es würde
               <lb/>mich unendlich freuen.</p>
            <p>Nun zürnen Sie mir nicht wegen meiner Offenheit betr. der 
               <lb/><orgName key="E0600283">Rubinsteinpreis</orgName>bewerbung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> haben Sie für Alles <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> besonders
               <lb/>für die Widmung nochmals herzlichsten Dank.</p>
            
            </div> 
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            Sie werden nächsten Winter doch in Wiesbadenod. Frankfurt a/M
                spielen, bitte mich dann nur mit Postkarte benachrichtigen zu
                wollen u. ich freue mich schon sehr darauf  Sie persönlich ken̅enzu
                lernen. 
            
               Ihnen beste Erholung von den Anstrengungen der letzten 3 Wochen
                   wünschend  mit ganz vorzüglichster Hochachtung u. Dankbarkeit
                   Ihr
                   stets aufrichtigst u. freundschaftlichst
                   ergebenster, 
               Max Reger, 
               
               
               Weiden  bayerische  Oberpfalz.
               
                rend="rotate(45)Vom 17. Sept. ab
                Wiesbaden
                   Bleichstr. 39 II.
                                                                
                                                                    
                  Deutsche
                      Staatsbibliothek
                     
                      
                        Berlin
                     
                  
                
                                                                 
                                                                
               
             
            
          
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
            <p>Sie werden nächsten Winter doch in <placeName key="E0500061">Wiesbaden</placeName><choice><abbr>od.</abbr><expan>oder</expan></choice> <placeName key="E0500153">Frankfurt</placeName> a/M
               <lb/>spielen, bitte mich dann nur mit Postkarte benachrichtigen zu
               <lb/>wollen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ich freue mich schon sehr darauf <reg>,</reg> Sie persönlich ke<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>enzu
               <lb/>lernen.</p>
            <closer>
               <salute>Ihnen beste Erholung von den Anstrengungen der letzten 3 Wochen
                  <lb/>wünschend <reg>,</reg> mit ganz vorzüglichster Hochachtung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Dankbarkeit
                  <lb/>Ihr
                  <lb/>stets aufrichtigst <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> freundschaftlichst
                  <lb/>ergebenster,</salute>
               <signed><persName key="E0300097">Max Reger</persName>,</signed>
               
               
               <lb/>Weiden <placeName key="E0500068">bayer</placeName>ische <placeName key="E0501139">Oberpfalz</placeName>.
               
               <lb/><add>rend="rotate(45)Vom 17. Sept. ab
               <lb/><placeName key="E0500061">Wiesbaden</placeName>
                  <lb/><placeName key="E0501081">Bleichstr. 39 II</placeName><orig>.</orig></add>
               
               <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
                  <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
                     <lb/>Staatsbibliothek
                     <lb/>
                     <placeName key="E0500029">
                        <hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
                     </placeName>
                  </stamp>
               </note>
               <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_blue">
                  <stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
               </note>
               
            </closer>
            
         </div> 
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                              […]
                                                                        unknown : Papier fehlt.                   
            
                           
                        
                         Herrn Benv.Ferruccio Busoni
                         Tonkünstler, Komponist
                         7.)
                         
                                                                 
                        Tauenzienstr. 10
                     
                                                         
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                                                                <p xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
                        <note type="stamp" place="top-right" resp="#post">
                           <stamp rend="round border">
                              <gap reason="paper-missing" extent="unknown"/>
                           </stamp>
                        </note>
                        <lb/><hi rend="underline">Herrn Benv.<persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></hi>
                        <lb/><seg rend="indent-2 space-below">Tonkünstler, Komponist</seg>
                        <lb/><note place="align(right)" resp="#archive">7.)</note>
                        <lb/><hi rend="underline indent-4"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName> W.</hi>
                        <lb/><hi rend="underline"><placeName key="E0500359" rend="indent-4">Tauenzienstr. 10</placeName></hi>
                     </p> 
                                                             | 
                                                
                                                
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                        M. Reger, Weiden, Oberpfalz, Bayern
                                                                 
                         Bestellt  vom  Postamte 50
                            7/9.95
                            91/4-10V2V 
                     
                                                                
                        rend="rotate(-90) align(center)">Mus. Nachl. F. Busoni
                              
 Mus.ep. M. Reger 89  B II 4053 - Beil.
                              
 Nachlaß Busoni B II
                            
                              6. Sept. 1895
                               o. Marke 
                      
                     
                    [Bleistiftzeichnung einer gothischen Kirche.]
                     
                     
                                                         
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                                                                <p xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
                        <seg rend="top-center indent 2">M. Reger, <placeName key="E0501086">Weiden</placeName>, <placeName key="E0501139">Oberpfalz</placeName>, <placeName key="E0500068">Bayern</placeName></seg>
                     <note type="shelfmark" place="top-center" resp="#archive">Mus.Nachl. <persName key="E0300017">F. Busoni</persName> B II, 4047-Beil.</note>
                     <note type="stamp" place="center indent" rend="small" resp="#post_B">
                        <stamp rend="round border align(center)"> Bestellt <lb/>vom <lb/>Postamte 50
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                        <subst><add>rend="rotate(-90) align(center)">Mus. Nachl. <persName key="E0300017">F. Busoni</persName>
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                              <lb/>o. Marke </add></add></subst>
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                        <figDesc>Bleistiftzeichnung einer gothischen Kirche.</figDesc>
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