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Mus. ep. F. Busoni 660 (Busoni-Nachl. B I)Mus. Nachl. F. Busoni B I, 769
key="E0500029"[Berlin],31 Mai 1921
Sehr verehrte Frau,
Ich danke für Ihre so sehr freundlichen Absichten mit Bedacht auf
das Winter-Programm.
Frieda Kwast-Hodapp spielte im Winter desselben Jahres, am 26. November 1921, im Musikverein zu Gotha Busonis Violinsonate. Pläne dieses Werk in ihr Programm der folgenden Konzertsaison aufzunehmen standen wohl im Sommer bereits fest. Vgl. Konzertprogramm von Frieda Kwast-Hodapp in: Busoni-Nachl. E1921,18
– Dieser Tage habe ich mich damit befasst,
eine Umgestaltung (nicht trockene Bearbeitung) meiner Fantasia
Contrappuntistica zu unternehmen; und habe diese Arbeit im Geiste
„dem Künstler und Freundes Paar Kwast-Hodapp“ zugedacht: es frägt
sich, ob Sie mir die freundliche Genehmigung ertheilen, diese
Dankesschuld auf dem Titel zu quittieren.
Das befreundete Paar Kwast-Hodapp muss dieser Widmung zugestimmt haben, denn tatsächlich widmete Busoni dem Künstlerpaar seine Fantasia contrappuntistica für zwei Pianoforte. Es handelt sich bei dieser Komposition um eine Erweiterung und Umarbeitung für zwei Klaviere der kürzeren Fantasia contrappuntistica.
Es sind kaum 10 Seiten vorhanden von den 50, die muthmaasslich zu
erwarten stehen…!
Gerne werde ich die Antwort von Ihnen mündlich anhören; allein,
Sie vor ungebetenen Besuchern zu schützen, wird schwer fallen;
wenngleich es zuweilen bei mir auch still sein kann.
Von 3-4, und Abends – wenn das Wetter nicht zu sehr hinaus lockend,
– wenn das Theater mich nicht ruft, – bin ich stets zu Haus. Am
Vormittag arbeite ich; am späteren Nachmittag gönne ich mir etwas
Zeit im Freien, oder flüchte vor der immer schellenden Klingel.
„La Campanella!“
La Campanella ist ursprünglich eine Kompositon von Franz Liszt, von der Busoni in dieser Zeit eine Bearbeitung komponierte. "La Campanella" bedeutet auf italienisch übersetzt aber gleichzeitig auch "die Glocke" und ist somit eine Anspielung auf die eigene schellende Türglocke, vor der Busoni mit seinen Nachmittagsspaziergängen oft flüchtete.
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key-"E0500029"[Berlin],31 Mai 1921
Sehr verehrte Frau,
Ich danke für Ihre so sehr freundlichen Absichten mit Bedacht auf
das Winter-Programm.
Frieda Kwast-Hodapp spielte im Winter desselben Jahres, am 26. November 1921, im Musikverein zu Gotha Busonis Violinsonate. Pläne dieses Werk in ihr Programm der folgenden Konzertsaison aufzunehmen standen wohl im Sommer bereits fest. Vgl. Konzertprogramm von Frieda Kwast-Hodapp in: Busoni-Nachl. E1921,18
– Dieser Tage habe ich mich damit befasst,
eine Umgestaltung (nicht trockene Bearbeitung) meiner Fantasia
Contrappuntistica zu unternehmen; und habe diese Arbeit im Geiste
„dem Künstler und Freundes Paar Kwast-Hodapp“ zugedacht: es frägt
sich, ob Sie mir die freundliche Genehmigung erteilen, diese
Dankesschuld auf dem Titel zu quittieren.
Das befreundete Paar Kwast-Hodapp muss dieser Widmung zugestimmt haben, denn tatsächlich widmete Busoni dem Künstlerpaar seine Fantasia contrappuntistica für zwei Pianoforte. Es handelt sich bei dieser Komposition um eine Erweiterung und Umarbeitung für zwei Klaviere der kürzeren Fantasia contrappuntistica.
Es sind kaum 10 Seiten vorhanden von den 50, die mutmaßlich zu
erwarten stehen…!
Gerne werde ich die Antwort von Ihnen mündlich anhören; allein,
Sie vor ungebetenen Besuchern zu schützen, wird schwer fallen;
wenngleich es zuweilen bei mir auch still sein kann.
Von 3-4, und Abends – wenn das Wetter nicht zu sehr hinaus lockend,
– wenn das Theater mich nicht ruft, – bin ich stets zu Haus. Am
Vormittag arbeite ich; am späteren Nachmittag gönne ich mir etwas
Zeit im Freien, oder flüchte vor der immer schellenden Klingel.
„La Campanella!“
La Campanella ist ursprünglich eine Kompositon von Franz Liszt, von der Busoni in dieser Zeit eine Bearbeitung komponierte. "La Campanella" bedeutet auf italienisch übersetzt aber gleichzeitig auch "die Glocke" und ist somit eine Anspielung auf die eigene schellende Türglocke, vor der Busoni mit seinen Nachmittagsspaziergängen oft flüchtete.
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<lb/>Frau Professor
<lb/><persName key="E0300701">Frieda Kwast-Hodapp</persName>
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<salute>An Sie und <persName key="E0300536">Professor James</persName> herzlich achtungsvolle Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e.
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