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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4560Mus.ep. A. Schönberg 21 (Busoni-Nachl. B II)
zz. Ostseebad Carlshagen auf Usedom
Villa Concordia
9/7. 1912
Sehr verehrter Herr Busoni, Herr Clark sagte mir,
Sie hätten die Absicht für mich und Ihren Freund
Petri ein Konservatorium zustande zu bringen,
an dem Sie selbst Meisterkurse halten wollten, während
ich die Gesamtleitung innehaben sollte. Ich freute
mich sehr über diese Idee und über die Absicht
und wäre gerne zu Ihnen gekommen um
Näheres zu besprechen. Einerseits aber war ich so
sehr in Anspruch genommen (durch Proben
Theurich 1977 (191), Theurich 1979 (194) und Beaumont 1987 (415) fälschlich: „Packen“ (bzw. „packing“).
Die Proben zu Pierrot lunaire mit Albertine Zehme fanden am 10., 18., 19. und 21. Juni 1912 in Berlin statt (vgl. Schönberg/Brinkmann 1995, S. 230 u. 234).
und
durch einen zu Besuch wohnenden Freund),
Gemeint ist wahrscheinlich Anton Webern, der von Anfang Juni 1912 bis zu seiner Abreise am 21. Juni 1912 bei Schönberg in Berlin wohnte (vgl. Stuckenschmidt 1974, S. 161).
anderer⸗ seits ließen Sie mir keine Zeit sagen, zu
der ich Sie bestimmt zu Hause treffe. Das hindert
aber nicht, dass ich trotzdem der Sache nachgehen
kann; denn sobald Sie es für nötig finden,
unterbreche ich meine Arbeit hier
Schönberg war Anfang Juli 1912 nach Carlshagen gereist und hielt sich dort bis zum 10. August auf. Er arbeitete u. a. an der Komposition der Glücklichen Hand sowie an einem „Vervielfältigungsverfahren für autographenähnliche Noten und Zeichnungen“ (Stuckenschmidt 1974, S. 161 f.).
um Sie
zu besuchen. Allerdings bäte
Theurich 1977 (191) und Theurich 1979 (194): „bitte“.
ich Sie sehr, soviel
wie möglich mündlich oder brieflich zu erledigen.
Deutsche Staatsbibliothek Berlin
[1]
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zz. Ostseebad Carlshagen auf Usedom
Villa Concordia
9/7. 1912
Sehr verehrter Herr Busoni,
Herr Clark sagte mir,
Sie hätten die Absicht für mich und Ihren Freund
Petri ein Konservatorium zustande zu bringen,
an dem Sie selbst Meisterkurse halten wollten, während
ich die Gesamtleitung innehaben sollte. Ich freute
mich sehr über diese Idee und über die Absicht
und wäre gerne zu Ihnen gekommen, um
Näheres zu besprechen. Einerseits aber war ich so
sehr in Anspruch genommen (durch Proben
Die Proben zu Pierrot lunaire mit Albertine Zehme fanden am 10., 18., 19. und 21. Juni 1912 in Berlin statt (vgl. Schönberg/Brinkmann 1995, S. 230 u. 234).
und
durch einen zu Besuch wohnenden Freund),
Gemeint ist wahrscheinlich Anton Webern, der von Anfang Juni 1912 bis zu seiner Abreise am 21. Juni 1912 bei Schönberg in Berlin wohnte (vgl. Stuckenschmidt 1974, S. 161).
andererseits ließen Sie mir keine Zeit sagen, zu
der ich Sie bestimmt zu Hause treffe. Das hindert
aber nicht, dass ich trotzdem der Sache nachgehen
kann; denn sobald Sie es für nötig finden,
unterbreche ich meine Arbeit hier,
Schönberg war Anfang Juli 1912 nach Carlshagen gereist und hielt sich dort bis zum 10. August auf. Er arbeitete u. a. an der Komposition der Glücklichen Hand sowie an einem „Vervielfältigungsverfahren für autographenähnliche Noten und Zeichnungen“ (Stuckenschmidt 1974, S. 161 f.).
um Sie
zu besuchen. Allerdings bäte
ich Sie sehr, soviel
wie möglich mündlich oder brieflich zu erledigen.
Vielleicht können Sie, soweit es sich um
die Vorfragen handelt, alles Herr[n] Clark (der
ja doch ein sehr netter und kluger Mensch ist)
sagen, der es dann mir schreibt; und ich antworte Ihnen dann direkt — wenn Sie
mir schon nicht selbst ein paar Zeilen widmen wollen (Warum übrigens – früher
schrieben Sie mir doch!)
Nun muss ich sie um Eines bitten:
Lassen Sie mich so bald wie möglich
wissen, ob Sie die Sache fördern wollen
und ob Gewissheit besteht, dass etwas
daraus wird!
Denn meine Situation ist die:
Ich habe (ohne Zusammenhang mit diesem
Unternehmen, sondern bloß, weil ich es für ungünstig halte,
dass ich jetzt nach Wien gehe)
der Akademie in Wien abgesagt,
Schönberg hatte Anfang Juni 1912 einen Ruf an die Wiener Akademie als Professor für Komposition erhalten. Am 29. Juni 1912 sagte er jedoch ab, weil er nicht nach Wien zurückkehren wollte und weil er neben Komposition auch Kontrapunkt und Harmonielehre hätte unterrichten müssen.
bleibe also
in Berlin!
Ich muss also unbedingt etwas für die
nächste Saison unternehmen und da denke
ich in erster Linie daran, wieder die
Kurse anzukündigen.
Im Winter 1911/12 hatte Schönberg in Berlin am Stern’schen Konservatorium Vorträge über „Ästhetik und Kompositionslehre“ gehalten.
Käme also Ihre Idee nicht zur Verwirklichung,
so müsste ich das möglichst bald wissen, um
sofort die Kurse anzukündigen.
Die „Idee“ kam nicht zur Verwirklichung, wie aus Busonis Antwort im folgenden Brief hervorgeht. Es gibt dennoch keine Hinweise darauf, dass Schönberg noch einmal Kurse angekündigt bzw. gehalten hätte. Vermutlich ist es nie dazu gekommen, da bereits die Vortragsreihe im Winter 1911/12 keine großen Erfolge verzeichnen konnte (vgl. Schenk 2001, S. 83).
Deshalb bitte ich um Beschleunigung!
Ich bedaure sehr, dass wir uns so selten
gesehen haben. Ich hatte mir das anders
vorgestellt. Aber glauben Sie mir: es ist
nicht meine Schuld, sondern Ihre.
Ich hoffe bald von Ihnen Bescheid zu haben
und bin einstweilen
mit herzlichsten Empfehlungen
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<lb/>an dem Sie selbst Meisterkurse halten wollten, während
<lb/>ich die Gesamtleitung innehaben sollte. Ich freute
<lb/>mich sehr über diese Idee und über die Absicht
<lb/>und wäre gerne zu Ihnen gekommen<reg>,</reg> um
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<note type="commentary" resp="#E0300372">Gemeint ist wahrscheinlich <persName key="E0300033">Anton Webern</persName>, der von Anfang <date when-iso="1912-06">Juni 1912</date> bis zu seiner Abreise am <date when-iso="1912-06-21">21. Juni 1912</date> bei <persName key="E0300023">Schönberg</persName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> wohnte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800001"/>, S. 161)</bibl>.</note>
anderer
<lb break="no"/>seits ließen Sie mir keine Zeit sagen, zu
<lb/>der ich Sie bestimmt zu Hause treffe. Das hindert
<lb/>aber nicht, dass ich trotzdem der Sache nachgehen
<lb/>kann; denn sobald Sie es für nötig finden,
<lb/>unterbreche ich meine Arbeit hier<reg>,</reg>
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<lb/>zu besuchen. Allerdings bäte
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Vielleicht können Sie, soweit es sich um
die Vorfragen handelt alles Herr[n] Clark (der
ja doch ein sehr netter und kluger Mensch ist)
sagen, der es dann mir schreibt; und ich ant⸗ worte dIhnen dann direkt — wenn Sie
mir schon nicht selbst ein paar Zeilen wid⸗ men wollen (Warum übrigens – früher
schrieben Sie mir doch!)
Nun muss ich sie um Eines bitten:
Lassen Sie mich so bald wie möglich
wissen, ob Sie die Sache fördern wollen
und ob Gewissheit besteht, dass etwas
daraus wird!
Denn meine Situation ist die:
Ich habe (ohne Zusammenhang mit diesem
Unternehmen, sondern bloß, weil ich es für un⸗ günstig gehaltene hätte
[…]
at most 1 char: overwritten.
dass ich jetzt nach Wien gehe)
der Akademie in Wien abgesagt,
Schönberg hatte Anfang Juni 1912 einen Ruf an die Wiener Akademie als Professor für Komposition erhalten. Am 29. Juni 1912 sagte er jedoch ab, weil er nicht nach Wien zurückkehren wollte und weil er neben Komposition auch Kontrapunkt und Harmonielehre hätte unterrichten müssen.
bleibe also
in Berlin!
Ich muss also unbedingt etwas für die
nächste Saison unternehmen und da denke
ich in erster Linie daran, wieder die
Kurse zu anzukündigen.
Im Winter 1911/12 hatte Schönberg in Berlin am Stern’schen Konservatorium Vorträge über „Ästhetik und Kompositionslehre“ gehalten.
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<lb/>Vielleicht können Sie, soweit es sich um
<lb/>die Vorfragen handelt<reg>,</reg> alles Herr[n] <persName key="E0300028">Clark</persName> (der
<lb/>ja doch ein sehr netter und kluger Mensch ist)
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<lb break="no"/>worte <subst><del rend="overwritten">d</del><add place="across">I</add></subst>hnen dann direkt — wenn Sie
<lb/>mir schon nicht selbst ein paar Zeilen wid
<lb break="no"/>men wollen (Warum übrigens – früher
<lb/>schrieben Sie mir doch!)
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<p rend="indent-first">Nun muss ich sie um Eines bitten:
<lb/>Lassen Sie mich <hi rend="underline">so bald wie möglich</hi>
<lb/>wissen, ob Sie die Sache fördern wollen
<lb/>und ob <hi rend="underline">Gewissheit besteht, dass etwas
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<p rend="indent-first">Denn meine Situation ist die:</p>
<p rend="indent-first">Ich habe (ohne Zusammenhang mit diesem
<lb/>Unternehmen, sondern bloß, weil ich es für un
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bleibe also
<lb/>in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>!</p>
<p rend="indent-first">Ich muss also unbedingt etwas für die
<lb/>nächste Saison unternehmen und da denke
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3Facsimile
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3Diplomatic transcription
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[…]
at most 2 char: overwritten.
Käme also Ihre Idee nicht zur Verwirklichung,
so müsste ich das möglichst bald wissen, undm
sofort die Kurse anzukündigen.
Die „Idee“ kam nicht zur Verwirklichung, wie aus Busonis Antwort im folgenden Brief hervorgeht. Es gibt dennoch keine Hinweise darauf, dass Schönberg noch einmal Kurse angekündigt bzw. gehalten hätte. Vermutlich ist es nie dazu gekommen, da bereits die Vortragsreihe im Winter 1911/12 keine großen Erfolge verzeichnen konnte (vgl. Schenk 2001, S. 83).
Deshalb bitte ich um Beschleunigung!
Ich bedaure sehr, dass wir uns so selten
gesehen haben. Ich hatte mir das anders
vorgestellt. Aber glauben Sie mir: es ist
nicht meine Schuld, sondern Ihre.
Ich hoffe bald von Ihnen Bescheid zu haben
und bin einstweilen mit herzlichsten Empfehlungen
Deutsche Staatsbibliothek Berlin
[2]
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<note type="commentary" resp="#E0300372">Die <q>Idee</q> kam nicht zur Verwirklichung, wie aus <persName key="E0300017">Busonis</persName> Antwort im folgenden <ref target="#D0100031">Brief</ref> hervorgeht. Es gibt dennoch keine Hinweise darauf, dass <persName key="E0300023">Schönberg</persName> noch einmal Kurse angekündigt bzw. gehalten hätte. Vermutlich ist es nie dazu gekommen, da bereits die Vortragsreihe im Winter <date when-iso="1911/1912">1911/12</date> keine großen Erfolge verzeichnen konnte (vgl. <bibl><ref target="#E0800026"/></bibl>, S. 83).</note>
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<p rend="indent-first">Deshalb bitte ich um Beschleunigung!</p>
<p rend="indent-first">Ich bedaure sehr, dass wir uns so selten
<lb/>gesehen haben. Ich hatte mir das anders
<lb/>vorgestellt. Aber glauben Sie mir: es ist
<lb/>nicht <hi rend="underline">meine</hi> Schuld, sondern Ihre.</p>
<p rend="indent-first">Ich hoffe bald von Ihnen Bescheid zu haben
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6Facsimile
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zz. Ostseebad Carlshagen auf Usedom
Villa Concordia
Nachlaß Busoni B II Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4560-Beil.Mus.ep. A. Schönberg 21
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