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                    Mus.ep. H. Huber 18(Busoni-Nachl. B II)
 
                    Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2245
                [1] 
                    Musikschule und Konservatorium Basel.
                     – Mein lieber Freund! 
                    „There are more things in heaven and earth, Horatio,Than are dreamt of in your philosophy. –“
 Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
 als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.
                        
                        (William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel).
 Ja diese deutsche Schulweisheit!
                    
                    Der Lehrer
                    dieses Skribenten in den 
                    B.
 MN. 
                    heißt Professor Kret[z]schmearin Berlin, der sich mit seinem zweiten Thema in der
 Brahm[s]’schen Passacaglia (e moll Symph.) unsterblich blamirt
 hat.
                                                                In Hermann Kretzschmars Führer durch den Konzertsaal wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von Brahms’ 4. Sinfonie die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum „Hauptthema“ hypostasiert (Kretzschmar 1898, S. 650).
                    
                    Es kom̅t im̅er darauf heraus, daß derjenige, der
 Profession von der Sache macht, nicht die Sache liebt
 sondern den Erwerb. Da fällt mir die reizende franz.
 Anekdote ein, die Schopenhauer irgendwo erzählt
                                                                Eristische Dialektik („Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners“). Bereits der vorherige Gedanke um „Profession“ und „Erwerb“ ist demselben Zusammenhang entnommen.
                    
                    von
 einem französischen curé,
                                                                Frz.: Pfarrer.
                    
                    der, um nicht wie die anderen
 Bürger mußten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern,
 den biblischen Spruch anführte: paveant illi, –
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                    Mein lieber Freund! 
                    „There are more things in heaven and earth, Horatio,Than are dreamt of in your philosophy.“
  –
                                                                 „Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
 als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“
                        
                        (William Shakespeare, Hamlet, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel).
 Ja, diese deutsche Schulweisheit!
                    
                    Der Lehrer
                     dieses Skribenten in den 
                    Basler Nachrichten 
                    heißt Professor Kretzschmar
                     in Berlin, der sich mit seinem zweiten Thema in der
                     Brahms’schen Passacaglia (e-Moll-Symphonie) unsterblich blamiert
                     hat.
                                                                In Hermann Kretzschmars Führer durch den Konzertsaal wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von Brahms’ 4. Sinfonie die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum „Hauptthema“ hypostasiert (Kretzschmar 1898, S. 650).
                    
                    Es kommt immer darauf heraus, dass derjenige, der
                     Profession von der Sache macht, nicht die Sache liebt,
                     sondern den Erwerb. Da fällt mir die reizende französische
                     Anekdote ein, die Schopenhauer irgendwo erzählt
                                                                Eristische Dialektik („Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners“). Bereits der vorherige Gedanke um „Profession“ und „Erwerb“ ist demselben Zusammenhang entnommen.
                    
                    von
                     einem französischen curé,
                                                                Frz.: Pfarrer.
                    
                    der, um nicht, wie die anderen 
                     Bürger mussten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern,
                     den biblischen Spruch anführte: „paveant illi, –
                        
                        
                        
                        ego non pavebo“!
                                                                Lat.: „Mögen jene beben, ich werde nicht beben“ (Jeremia 17,18). Text lt. Vulgata allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: „paveant illi et non paveam ego“ (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (paver = pflastern). Vgl. Schopenhauer 1923, S. 838 f.)
                    
                    Das überzeugte den ungelehrten
                     sindaco! –
                                                                Ital.: Bürgermeister.
                    
                    Nur mit der deutschen Kritik steht es
                     um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen. Jedenfalls stehen Sie mir mit Ihrer
                     vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen
                     mit oder ohne Tiefe – tausendmal höher da wie die
                     Herren, die als erstes Wort „Klassizität“ und als zweites
                     „Tradition“ im Munde führen. Was hat uns nur die
                     Tradition schon für Unheil gebracht! – Die Angelegenheit mit Dr. Nef
                                                                Karl Nef ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des vorherigen Briefs.
                    
                    hat
                     unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich
                     mit solcher Unart dem Urteile unseres Präsidiums
                     entgegenstellte, dass Herr His die Sache nicht auf sich
                     beruhen lassen will. Nef ist unser angestellter Lehrer,
                     der überdies dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein
                     soll. – Noch überall tönt der Name Busoni,
                    
                    
                    
                    
                    
                    und als ich gestern Abend im Kreise gescheiter
                     Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde
                     manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut, und man
                     fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu
                     dem dreidimensionalen Deutschland
                                                                Gemeint sind Busonis Ausführungen zur „deutschen Tiefe“ in der Musik aus dem vorhergehenden Brief (Tiefe hier als dritte Dimension).
                    
                    gescheit und
                     mutig. – Im Innersten danke ich Gott, dass ich
                     in Bescheidenheit diesseits des Rheins meine
                     weniger tiefen Erzeugnisse schreiben darf! – Das Konzert hat immer noch keinen Abschluss!
                     Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube
                     ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! – Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion.
                     Im Hofe hört man nur noch Baslerditsch und die
                     Theegöttin Frau Stehelin 
                    
                    denkt mit Wehmut
                     an die „goldenen“ Zeiten des Meisterkurses! –
                                                                Ein Meisterkurs, den Busoni im Herbst 1910 am Basler Konservatorium gab.
                 Und nun Addio!
                                                                Ital.: auf Wiedersehen.
                    
                    Schreiben Sie wieder
                     einmal, und wenn es Ihnen möglich ist, so
                     kommen Sie nach Mülhausen. 
                    In herzlichster Freundschaft
                     und mit vielen Grüßen an Sie und Ihre liebe
                         Frau 
                        bin ich Ihr treu ergebener
                     Huber | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive_sig" xml:id="delSignature">
                    <del rend="strikethrough">Mus.ep. H. Huber 18</del>
                    <lb/>(Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II)
                </note>
                
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                    <add>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2245</add>
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                        <addrLine><placeName key="E0500097">Basel</placeName>, <placeName key="E0500204">Angensteinerstr. 30</placeName>.</addrLine>
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                    <orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Basel</placeName></orgName>.
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                <opener>
                    <salute>Mein lieber Freund!</salute>
                </opener>
                
                <quote xml:lang="en" rend="latin dq-du">
                    <l>There are more things in heaven and earth, Horatio,</l>
                    <l>Than are dreamt of in your philosophy.<orig> –</orig></l><reg> –</reg>
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327"><cit>
                        <quote>
                            <l>Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,</l>
                            <l>als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.</l>
                        </quote>
                        <bibl>(<persName key="E0300166">William Shakespeare</persName>, <title key="E0400247">Hamlet</title>, 1. Akt, 5. Szene, in der Übersetzung von <persName key="E0300216">August Wilhelm Schlegel</persName>)</bibl></cit>.</note>
                    
                </quote>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Ja<reg>,</reg> diese deutsche Schulweisheit!
                    
                    Der Lehrer
                    <lb/><rs key="E0300144">dieses Skribenten</rs> in den 
                    <orgName key="E0600019"><choice><abbr>B. <subst><del rend="overwritten">M</del><add place="across">N</add></subst>.</abbr><expan><placeName key="E0500097">Basler</placeName> Nachrichten</expan></choice></orgName> 
                    heißt Professor <persName key="E0300152">Kret<supplied reason="omitted">z</supplied>schm<del rend="strikethrough">e</del>ar</persName>
                    <lb/>in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, der sich mit seinem zweiten Thema in der
                    <lb/><rs key="E0300009">Brahm<supplied reason="omitted">s</supplied></rs>’schen Passacaglia (<title key="E0400208">e<choice><orig> moll </orig><reg>-Moll-</reg></choice><choice><abbr>Symph.</abbr><expan>Symphonie</expan></choice></title>) unsterblich blami<reg>e</reg>rt
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                    <note type="commentary" resp="#E0300314">In <persName key="E0300152">Hermann Kretzschmars</persName> <title key="E0800073">Führer durch den Konzertsaal</title> wird (unverändert über die zahlreichen Auflagen hinweg) bei der Erläuterung des Schlusssatzes von <persName key="E0300009">Brahms’</persName> <title key="E0400208">4. Sinfonie</title> die erste zum thematischen Grundbass hinzutretende, eher periphere Melodie zum <q>Hauptthema</q> hypostasiert <bibl>(<ref target="#E0800073"/>, <ref type="ext" target="https://archive.org/stream/fhrerdurchdenco09kretgoog#page/n663/mode/2up">S. 650</ref>)</bibl>.</note>
                    
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                    <lb/>sondern den <hi rend="underline">Erwerb</hi>. Da fällt mir die reizende <choice><abbr>franz.</abbr><expan>französische</expan></choice>
                    <lb/>Anekdote ein, die <persName key="E0300167">Schopenhauer</persName> irgendwo erzählt
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327"><title key="E0400248">Eristische Dialektik</title> (<q>Kunstgriff 30. Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maaßgabe der Kenntnisse des Gegners</q>). Bereits der vorherige Gedanke um <q>Profession</q> und <q>Erwerb</q> ist <ref type="ext" target="https://archive.org/stream/smtlichewerke06scho#page/420/mode/2up">demselben Zusammenhang</ref> entnommen.</note>
                    
                    von
                    <lb/>einem französischen <foreign xml:lang="fr" rend="latin">curé</foreign>,
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327">Frz.: Pfarrer.</note>
                    
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                    <lb/>den biblischen Spruch anführte: <q type="pre-split" xml:lang="la" rend="latin">paveant illi, –
                        
                        </q></p></div> | 
                                                
                                                    |  2Facsimile |  2Diplomatic transcription |  2XML | 
                                                
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                        ego non pavebo!
                                                                Lat.: „Mögen jene beben, ich werde nicht beben“ (Jeremia 17,18). Text lt. Vulgata allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: „paveant illi et non paveam ego“ (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (paver = pflastern). Vgl. Schopenhauer 1923, S. 838 f.)
                    
                    Das überzeugte den ungelehrten
                    syndaco
                                                                transcription uncertain:
                    illegible.
                ! –
                                                                Ital.: Bürgermeister.
                    
                    Nur mit der deutschen Kritik steht es
 um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen.
 Jedenfalls stehen Sie mir mit Ihrer
                    vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen
 mit o
 hder ohne Tiefe – tausendmal höher da, wie dieHerren, die als erstes Wort „Classizität“ & als zweites
 „Tradition“ im Munde führen. Was hat uns nur die
 Tradition schon für Unheil gebracht! –
 Die Angelegenheit mit Dr. Nef
                                                                Karl Nef ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des vorherigen Briefs.
                    
                    hat
                    unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich
 mit solcher Unart dem Urtheile unseres Präsidiums
 entgegenstellte, daß Herr His die Sache nicht auf sich
 beruhen lassen will. N. ist unser angestellter Lehrer,
 der überdieß dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein
 soll. –
 
                                                                
                    
                        Deutsche
                         Staatsbibliothek
                        Berlin Noch überall tönt der Name Busoni,
                    
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split" rend="indent-first"><q xml:lang="la" rend="latin" type="split">
                        
                        ego non pavebo</q>!
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300314">Lat.: <cit><q>Mögen jene beben, ich werde nicht beben</q> <bibl>(Jeremia 17,18)</bibl></cit>. Text lt. <title key="E0400249">Vulgata</title> allerdings am Ende mit Konjunktiv Präsens: <q xml:lang="la">paveant illi et non paveam ego</q> (lass sie beben [erschrecken], und nicht mich). Das Wortspiel funktioniert nur im Französischen (<foreign xml:lang="fr">paver</foreign> = pflastern). <bibl>Vgl. <ref target="#E0800048"/>, S. 838 f.)</bibl></note>
                    
                    Das überzeugte den ungelehrten
                    <lb/><unclear reason="illegible" cert="high"><foreign xml:lang="it"><choice><orig>syndaco</orig><reg>sindaco</reg></choice></foreign></unclear>! –
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327">Ital.: Bürgermeister.</note>
                    
                    Nur mit der deutschen Kritik steht es
                    <lb/>um kein Haar besser – mit sehr wenig Ausnahmen.</p>
                <p rend="indent-first">Jedenfalls stehen <hi rend="underline">Sie</hi> mir mit Ihrer
                    <lb/>vollständig ausgebildeten Individualität – meinetwegen
                    <lb/>mit o<subst><del rend="overwritten">h</del><add place="across">d</add></subst>er ohne Tiefe – tausendmal höher da<orig>,</orig> wie die
                    <lb/>Herren, die als erstes Wort <mentioned rend="dq-du"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lassizität</mentioned> <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> als zweites
                    <lb/><mentioned rend="dq-du">Tradition</mentioned> im Munde führen. Was hat uns nur die
                    <lb/>Tradition schon für Unheil gebracht! –</p>
                <p rend="indent-first">Die Angelegenheit mit <persName key="E0300144">Dr. Nef</persName>
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300314"><persName key="E0300144">Karl Nef</persName> ist der Autor der in Rede stehenden Konzertrezension; vgl. die Kommentierung des <ref target="#D0100105">vorherigen Briefs</ref>.</note>
                    
                    hat
                    <lb/>unter Umständen ein Nachspiel, da Letzterer sich
                    <lb/>mit solcher Unart dem Urt<orig>h</orig>eile unseres Präsidiums
                    <lb/>entgegenstellte, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> <persName key="E0300264">Herr His</persName> die Sache nicht auf sich
                    <lb/>beruhen lassen will. <persName key="E0300144"><choice><abbr>N.</abbr><expan>Nef</expan></choice></persName> ist unser angestellter Lehrer,
                    <lb/>der <add place="above">überdie<choice><orig>ß</orig><reg>s</reg></choice></add> dem Institute zu allem Danke verpflichtet sein
                    <lb/>soll. –</p>
                
                
                
                <note type="stamp" place="bottom-left" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">
                        Deutsche
                        <lb/>Staatsbibliothek
                        <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                </note>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Noch überall tönt der Name <persName key="E0300017">Busoni</persName>,
                    
                    </p></div> | 
                                                
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                        [2]ep. 18B II, 2245 
                        Musikschule und Konservatorium Basel.
                         – 
                    
                    & als ich gestern abend im Kreise gescheidter
                     Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde
                     manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut & man
                     fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu
                     dem dreidimensionalen Deutschland
                                                                Gemeint sind Busonis Ausführungen zur „deutschen Tiefe“ in der Musik aus dem vorhergehenden Brief (Tiefe hier als dritte Dimension). 
                    
                    gescheidt &
                     muthig. – Im In̅ersten danke ich Gott, daß ich
                     in Bescheidenheit dießseits  des Rheins meine
                     wenigertiefen Erzeugniße schreiben darf! –
                 Das Konzert hat im̅er noch keinen Abschluß!
                    Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube
 ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! –
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive_sig">
                        <subst><del rend="strikethrough">ep. 18</del><add place="inline"> B II, 2245</add></subst>
                    </note>
                    
                    <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive_fol">[2]</note>
                    
                    <fw place="center">
                        <orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Basel</placeName></orgName>.
                        <milestone unit="section" style="–"/>
                    </fw>
                    
                    <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> als ich gestern <choice><orig>a</orig><reg>A</reg></choice>bend im Kreise geschei<orig>d</orig>ter
                    <lb/>Menschen dem edlen Veltliner zusprach, wurde
                    <lb/>manch’ erfreuliches (für Sie!) Wort laut<reg>,</reg> <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> man
                    <lb/>fand allgemein Ihre Briefbemerkungen zu
                    <lb/>dem dreidimensionalen <placeName key="E0500015">Deutschland</placeName> 
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327">Gemeint sind <persName key="E0300017">Busonis</persName> Ausführungen zur <soCalled>deutschen Tiefe</soCalled> in der Musik aus dem <ref target="#D0100105">vorhergehenden Brief</ref> (Tiefe hier als dritte Dimension).</note>
                    
                    geschei<orig>d</orig>t <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice>
                    <lb/>mut<orig>h</orig>ig. – Im I<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>ersten danke ich Gott, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich
                    <lb/>in Bescheidenheit <hi rend="underline">die<choice><orig>ß</orig><reg>s</reg></choice>seits</hi> des Rheins meine
                    <lb/>weniger<reg> </reg>tiefen Erzeugni<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>e schreiben darf! –</p>
                <p><rs key="E0400206">Das Konzert</rs> hat i<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>er noch keinen Abschlu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>!
                    <lb/>Sobald der letzte Strich etwas Gutes bedeutet, so erlaube
                    <lb/>ich mir, Ihnen die Partitur zuzusenden! –</p>
                
                </div> | 
                                                
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                Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion.
                    Im Hofe hört man nur noch Baslerditsch & die
 Theegöttin
                                                                transcription uncertain:
                    illegible.
                 Frau Stehelin 
                    
                    denkt mit Wehmuth
 an die „goldenen“ Zeiten des Meisterkurses! –
                                                                Ein Meisterkurs, den Busoni im Herbst 1910 am Basler Konservatorium gab.
 Und nun Addio!
                                                                Ital.: auf Wiedersehen.
                    
                    Schreiben Sie wieder
                    einmal & wen̅ es Ihnen möglich ist, so
 kom̅en Sie nach Mülhausen.
 
                    In herzlichster Freundschaft
                     & mit vielen Grüßen an Sie & Ihre liebe Frau
 
                        bin [ich] Ihr treu ergebener
                     Huber
                                                                
                    
                        Deutsche
                         Staatsbibliothek
                        Berlin | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <p rend="indent-first">Wir sind nun wieder in ruhiger Aktion.
                    <lb/>Im Hofe hört man nur noch <placeName key="E0500097">Basler</placeName>ditsch <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> die
                    <lb/><unclear reason="illegible" cert="medium">Theegöttin</unclear> Frau Stehelin 
                    <!-- Frau Stehelin nicht identifiziert. 
                        In der Familienchronik der Basler Familie Stehelin 
                        (https://archive.org/details/bub_gb_73VAAAAAYAAJ)
                        sind nur die Söhne hinreichend detailliert aufgeführt. -->
                    denkt mit Wehmut<orig>h</orig>
                    <lb/>an die <soCalled rend="dq-du">goldenen</soCalled> Zeiten des Meisterkurses! –
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327">Ein Meisterkurs, den <persName key="E0300017">Busoni</persName> im Herbst <date when-iso="1910">1910</date> am <orgName key="E0600020"><placeName key="E0500097">Basler</placeName> Konservatorium</orgName> gab.</note>
                </p>
                <p rend="indent-first">Und nun <foreign xml:lang="it">Addio</foreign>!
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300327">Ital.: auf Wiedersehen.</note>
                    
                    Schreiben Sie wieder
                    <lb/>einmal<reg>,</reg> <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> we<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice> es Ihnen möglich ist, so
                    <lb/>ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en Sie nach <placeName key="E0500241">Mülhausen</placeName>.</p>
                
                <closer rend="indent-first">
                    In herzlichster Freundschaft
                    <lb/><choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> mit vielen Grüßen an Sie <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> <rs key="E0300059">Ihre liebe
                        <lb/>Frau</rs>
                    <salute rend="align(right)">
                        bin <supplied reason="omitted">ich</supplied> Ihr treu ergebener
                    </salute>
                    <signed rend="align(right)"><persName key="E0300125">Huber</persName></signed>
                </closer>
                
                <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">
                        Deutsche
                        <lb/>Staatsbibliothek
                        <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                </note>
                
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                                                    |  5Facsimile |  5Diplomatic transcription |  5XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                                Musikschule und Konservatorium Ba[sel]
                             
                                                                
                                
                                    Basel 20
                                     15. X 10.–6
                                     Äussere St Alban
                                
                             
                                                                
                                
                                    Basel [20]
                                     15. X 10.[–6]
                                     Äussere [St Alban]
                                
                             
                                                                
                                Deutsche
                                     Staatsbibliothek
                                    Berlin 
                                                                
                                Deutsche
                                     Staatsbibliothek
                                    Berlin | 
                                                            
                                                                <fw xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" place="top-center">
                                <hi rend="underline"><orgName key="E0600020">Musikschule und Konservatorium <placeName key="E0500097">Ba<supplied reason="paper-missing">sel</supplied></placeName></orgName></hi>
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                                    <lb/>Äussere St Alban
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                                    <lb/>Äussere <supplied reason="paper-missing">St Alban</supplied>
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                                <addrLine>Herr <persName key="E0300017">Ferruccio Buson<supplied reason="paper-missing">i</supplied></persName></addrLine>
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                                    <lb/>Staatsbibliothek
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                                    <lb/>Staatsbibliothek
                                    <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
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                                                    |  6Facsimile |  6Diplomatic transcription |  6XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                Huber
                            
                                                            
                                
                                        
                                        Mus.Nachl. F. Busoni B II,Mus.ep. H. Huber 18
2245-Beil.
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                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="top-center" resp="#recipient">
                                Huber
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                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" rend="align(left)" resp="#archive_sig">
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                                        <lb/>Mus.ep. H. Huber 18</del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II,
                                        <lb/><seg rend="align(right)">2245-Beil.</seg></add></subst>
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