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77.
Lieber verehrter,
ich gedenke Ihrer so oft
– in Liebe und Verehrung – und
bewahre Ihre Briefe sorgsam auf;
es war ja eine Zeit, wenn ich
die ehrende Freude genoss, mit
Ihnen schriftlich zu verkehren.
– Die Aenderungen in Ihrem
Leben, die böse Zeit Ihrer Krank- heit, haben es mit sich geführt,
dass Ihre Lust am Schreiben nach- liess; ich kann es erklären, wenn
ich es auch bedauern muss; doch
bleibe ich für das Empfangene dankbar.
– Denn Sie haben mir damals,
– dem Fremden, – äusserlich und inner- lich geholfen und es einzurichten
gewusst, dass ich mich rasch heimisch
fühlte in Ihrer Schweiz; und so,
dass auch die Schweizer mich so
empfanden. Diese Wohlthat verdanke
ich Ihnen.
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Lieber Verehrter,
ich gedenke Ihrer so oft
– in Liebe und Verehrung – und
bewahre Ihre Briefe sorgsam auf;
es war ja eine Zeit, wenn ich
die ehrende Freude genoss, mit
Ihnen schriftlich zu verkehren.
– Die Änderungen in Ihrem
Leben, die böse Zeit Ihrer Krankheit, haben es mit sich geführt,
dass Ihre Lust am Schreiben nachließ; ich kann es erklären, wenn
ich es auch bedauern muss; doch
bleibe ich für das Empfangene dankbar.
– Denn Sie haben mir damals
– dem Fremden – äußerlich und innerlich geholfen und es einzurichten
gewusst, dass ich mich rasch heimisch
fühlte in Ihrer Schweiz; und so,
dass auch die Schweizer mich so
empfanden. Diese Wohltat verdanke
ich Ihnen.
Ich habe Sie so wenig wiedergesehen! – Weiß nicht einmal, wo
Sie gegenwärtig sind, und riskiere
die Sendung nach Vitznau. – Sie
wissen vielleicht von mir mehr,
und dass ich nun die Schweiz verlasse. – Dieses lag zwar von Beginn
an im Plan, doch kommt es jetzt
mit einer unerwarteten Gewaltsamkeit.
– Das Abschiednehmen fällt mir
schwer, zumal von so geliebten und
tief verehrten Menschen, wie Sie
einer (unter wenigen) sind!
– Leben Sie wohl – und dies im
buchstäblichsten Sinne – und gedenken
Sie gütig meiner. Und, so Gott
will, auf Wiedersehen.
Ihrer verehrten Frau,
Ihrer lieben Elisabeth
alles Herzlich-Achtungsvolle.
– Frau Gerda ist bei mit
dem Herzen dabei.
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<p rend="indent-first">ich gedenke Ihrer so oft
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<lb/>bewahre Ihre Briefe sorgsam auf;
<lb/>es war ja eine Zeit, wenn ich
<lb/>die ehrende Freude genoss, mit
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(2)
Ich habe Sie so wenig wieder- gesehen! – Weiss nicht einmal, wo
Sie gegenwärtig sind und riskire
die Sendung nach Vitznau. – Sie
wissen vielleicht von mir mehr,
und dass ich nun die Schweiz ver- lasse. – Dieses lag zwar von Beginn
an im Plan, doch kommt es jetzt
mit einer unerwarteten Gewaltsamkeit.
– Das Abschiednehmen fällt mir
schwer, zumal von so geliebten und
tief verehrten Menschen, wie Sie
einer (unter wenigen) sind!
– Leben Sie wohl – und dies im
buchstäblichsten Sinne – und gedenken
Sie gütig meiner. Und, so Gott
will, auf Wiedersehen.
Ihrer verehrten Frau
Ihrer lieben Elisabeth
Alles Herzlich=Achtungsvolle.
– Frau Gerda ist bei mit
dem Herzen dabei.
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<p rend="indent-first">Ich habe Sie so wenig wieder
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