Hans Huber to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Engelberg · December 1909

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Engelberg Winterstation Ende
December 1909.

Mein lieber Herr Busoni!

In allererster Linie erlauben Sie mir
Ihnen meine große Freude auszusprechen
über Ihre Mittheilung, daß Sie den
dießjährigen Meistercurs übernehmen
wollen. Für die florirende Zukunft
unserer Schule hoffe ich aus diesem Kontakte
das Allerschönste! –

Man nen̅t Basel die goldene
Pforte Italiens, aber damit ist leider nicht
gesagt, daß der Geldregen in verschwenderischem
Maße auf die Kunstinstitute herniederfallt, –
im Gegentheil s[…] at most 2 char: overwritten. ie – (namentlich die musikalischen) –
sind ein wenig die Stiefkinder der baslerischen
culturellen Bildung. Deßhalb muß auch
unsere Leitung im Arrangement des
Meisterkurses vorsichtig ans Werk
gehen & ehe sie mit dem Prospektus –
verzeichnet in den vulgären

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2242, 1

Engelberg Winterstation, Ende Dezember 1909.

Mein lieber Herr Busoni!

In allererster Linie erlauben Sie mir Ihnen meine große Freude auszusprechen über Ihre Mitteilung, dass Sie den diesjährigen Meisterkurs übernehmen wollen. Für die florierende Zukunft unserer Schule hoffe ich aus diesem Kontakte das Allerschönste! –

Man nennt Basel die goldene Pforte Italiens, aber damit ist leider nicht gesagt, dass der Geldregen in verschwenderischem Maße auf die Kunstinstitute herniederfallt, – im Gegenteil, sie – (namentlich die musikalischen) – sind ein wenig die Stiefkinder der baslerischen kulturellen Bildung. Deshalb muss auch unsere Leitung im Arrangement des Meisterkurses vorsichtig ans Werk gehen und, ehe sie mit dem Prospektus – verzeichnet in den vulgären Handels-terminus technicus – an die Öffentlichkeit tritt, genau wissen, was wir den kommenden Schülern und dem Publikum bieten können. Denn Reklame müssen wir machen, wenn wir auf die Kosten kommen wollen. –

Bei Herrn Petri ergab sich in der Folge der Erfahrung als bestes Arrangement folgende Einrichtung: Er saß an den drei ersten Wochentagen von 9 bis 12 und nachmittags von 4 bis 6 an der Arbeit. Durch die drei folgenden Ferientage hatten die Schüler Zeit, die Aufgaben wieder zu repetieren oder neue zu beginnen. An einem dieser drei Feriennachmittage spielte Herr Petri dann seine Beethoven-Sonaten. Wie stellen Sie sich nun den Verlauf des Kurses vor? Wünschen Sie eine andere Arbeitsentwicklung? Auf alle Fälle müssen wir von Ihnen verlangen, dass Sie sich wöchentlich einmal selbst ans Klavier setzen und so den Leuten in des Wortes bester Bedeutung den Meister zeigen. – Damit wird natürlich das Ganze als wirklich bedeutungsvolle Zeit in die Annalen unseres öffentlichen Musiklebens hineingetragen. Sie selbst haben ja ein so großes Riesenrepertoire, dass Sie kaum viel Zeit durch das Memorieren verlieren müssen.

Als das „finis coronat opus“ käme die Aufführung Ihres Klavierkonzertes. Der hiesige Männerchor (Liedertafel) unter Leitung Kapellmeister Suters gehört zu den besten choralen Vereinigungen Deutschlands, und dass Suter sich eine Ehre daraus machen wird, Ihr Werk auf das Vollendetste herauszubringen, dafür bürgt der männliche Künstlercharakter unseres Freundes. Aber alle Beteiligten werden verlangen, dass Sie den Solopart übernehmen, und auch meine Wenigkeit schließt sich dieser Bitte an. – Zum Klavierkonzert könnte man das Programm mit Ihrer Orchestersuite oder Ouvertüre etc. Unklar bleibt, ob Huber hier an die Turandot-Suite op. 41 oder an die Zweite Orchester-Suite („Geharnischte Suite“) op. 34a denkt und ob er sich mit „Ouvertüre“ auf ein anderes, eigenständiges Werk (dann die Lustspiel-Ouvertüre op. 38) bezieht. – oder was Sie wünschen – in interessanter Weise erweitern.

Nun schreiben Sie mir baldmöglichst auf einer Ihrer weiten Bahnfahrten über die Hauptsache: Programmordnung des Kurses! Seien Sie mit den herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlergehen und für Ihre Erfolge in Amerika aufs freundschaftlichste begrüßt von

Ihrem ergebensten

Hans Huber

                                                                
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Handels-terminus technicus – an die
Öffentlichkeit tritt, genau wißen,
was wir den kom̅enden Schülern &
dem Publikum bieten kön̅en. Denn
Reclame müssen wir machen, wenn wir
auf die Kosten kom̅en wollen. –

Bei Herrn Petri ergab sich in der Folge
der Erfahrung als bestes Arrangement
folgd. Einrichtung: er saß an den 3
ersten Wochentagen von 9–12 & Nachmittags
von 4–6 an der Arbeit. Durch die 3 folgenden
Ferientage hatten die Schüler Zeit, die Aufgaben
wieder zu repetiren oder neue zu begin̅en.
An einem dieser 3 Feriennachmittage
spielte Herr Petri dan̅ seine Beethovensonaten.
Wie stellen Sie sich nun den Verlauf
des Kurses vor? Wünschen Sie eine
andere Arbeitsentwicklung?
Auf alle Fälle müßen wir von Ihnen
verlangen, daß Sie sich wöchentlich
einmal selbst ans Klavier setzen &
so den Leuten in des Wortes bester

                                                                
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Bedeutung den Meister zeigen. – Damit
wird natürlich das Ganze als wirklich bedeutungs⸗
volle Zeit in die Annalen unseres öffentlichen
Musiklebens hineingetragen. Sie selbst
haben ja ein so großes Riesenrepertoir[e],
daß Sie kaum viel Zeit durch das Memoriren
verlieren müßen.

Als das „finis coronat opus“ käme
die Aufführung Ihres Klavierkonzertes.
Der hiesige Män̅erchor (Liedertafel)
unter Leitung Kapellmeister Suters
gehört zu den besten choralen Vereinigungen
Deutschlands & daß Suter sich eine Ehre
daraus machen wird, Ihr Werk auf das
Vollendetste herauszubringen, dafür bürgt
der män̅liche Künstlercharakter unseres
Freundes. Aber alle Betheiligten werden
verlangen, daß Sie den Solopart
übernehmen & auch meine Wenigkeit
schließt sich dieser Bitte an. – Zum
Klavierkonzert kön̅te man das Program̅ nochmit Ihrer Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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Orchestersuite od. Ouverture etc. Unklar bleibt, ob Huber hier an die Turandot-Suite op. 41 oder an die Zweite Orchester-Suite („Geharnischte Suite“) op. 34a denkt und ob er sich mit „Ouvertüre“ auf ein anderes, eigenständiges Werk (dann die Lustspiel-Ouvertüre op. 38) bezieht.
– od. was Sie wünschen – in intereßanter
Weise erweitern.

Nun schreiben Sie mir
baldmöglichst auf einer Ihrer weiten
Bahnfahrten über die Hauptsache:
Program̅ordnung des Kurses!
Seien Sie mit den herzlichsten
Wünschen für Ihr Wohlergehen & für
Ihre Erfolge in Amerika aufs
freundschaftlichste begrüßt von

Ihrem ergebensten

Hans Huber

                                                                
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Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2242, 1-Beil.
Huber
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Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2242, 1 |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten; Umschlag offenbar nicht Versand-Original.
Extent
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung
  • Huber
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen hat.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Summary
Huber freut sich über Busonis Bereitschaft, den Meisterkurs 1910 am Basler Konservatorium zu übernehmen; legt Übernahme von Egon Petris Vorgehen nahe; schlägt Abschluss mit Klavierkonzert und weiteren Orchesterwerken Busonis vor.
Incipit
In allererster Linie erlauben Sie mir

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
in collaboration with
Revision
November 5, 2017: proposed (transcription and coding done, awaiting proofreading)
Direct context
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