|
Mus.ep. L. Rubiner 5 (Busoni-Nachl.
B II)
Lieber Herr Busoni!
Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische
Menschenscheu einen Streich gespielt. Als ich
neulich in der Tonhalle
Nach den von Busoni dirigierten Konzerten am 17./18. April 1916 und seinem Klavierabend vom 27. April 1916 sind keine weitere Auftritte Busonis in der Zürcher Tonhalle bezeugt (vgl. Jelmoli 1929, S. 24–27).
zu Ihnen ins Künst- lerzimmer wollte, sah ich eine Menge von
Schweizer Gesichtern, die sich grinsend
hineinwälzten, wie auf einen ungeheuer
feinen Bissen. Trotzdem war es falsch von
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264
mir, dass ich floh!
Erlauben Sie mir jedoch, in diesen Tagen
auf einige Minuten zu Ihnen herauf zu
kommen? Ich war nämlich unterdessen am
Bodensee, und Herr René Schickele und ich
haben Ihnen, durch meinen Mund, eine sehr
wichtige Idee für die „Weissen Blätter“
vorzuschlagen, bei der Sie die Hauptsache sind.
Rubiner hatte in den Weißen Blättern bereits im Mai 1916 einen Text über Busoni mit dem Titel Tröster publiziert; als Beiträge Busonis erschienen dort Das Wandbild und das Libretto zur Oper Doktor Faust erst im Jahr 1918.
Ich werde also an einem dieser Nachmittage,
wenn Sie nichts dagegen haben, vorsprechen.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
|
Lieber Herr Busoni!
Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische
Menschenscheu einen Streich gespielt. Als ich
neulich in der Tonhalle
Nach den von Busoni dirigierten Konzerten am 17./18. April 1916 und seinem Klavierabend vom 27. April 1916 sind keine weitere Auftritte Busonis in der Zürcher Tonhalle bezeugt (vgl. Jelmoli 1929, S. 24–27).
zu Ihnen ins Künstlerzimmer wollte, sah ich eine Menge von
Schweizer Gesichtern, die sich grinsend
hineinwälzten, wie auf einen ungeheuer
feinen Bissen. Trotzdem war es falsch von
mir, dass ich floh!
Erlauben Sie mir jedoch, in diesen Tagen
auf einige Minuten zu Ihnen heraufzukommen? Ich war nämlich unterdessen am
Bodensee, und Herr René Schickele und ich
haben Ihnen, durch meinen Mund, eine sehr
wichtige Idee für die „Weißen Blätter“
vorzuschlagen, bei der Sie die Hauptsache sind.
Rubiner hatte in den Weißen Blättern bereits im Mai 1916 einen Text über Busoni mit dem Titel Tröster publiziert; als Beiträge Busonis erschienen dort Das Wandbild und das Libretto zur Oper Doktor Faust erst im Jahr 1918.
Ich werde also an einem dieser Nachmittage,
wenn Sie nichts dagegen haben, vorsprechen.
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="margin-left" rend="rotate(-90)">
<del rend="strikethrough" xml:id="delSig">Mus.ep. L. Rubiner 5 (Busoni-Nachl.
<handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del>
</note>
<opener>
<dateline>
<address>
<addrLine><placeName key="E0500132">Zürich</placeName> VI.<reg>,</reg>
<placeName key="E0500408">Hadlaubstr. 11</placeName>.</addrLine>
</address>
<seg rend="align(right)"><date when-iso="1916-10-09">9.X.1916</date>.</seg>
</dateline>
<salute rend="indent space-above">Lieber <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>!</salute>
</opener>
<p>Wieder einmal hat mir meine so unschweizerische
<lb/>Menschenscheu einen Streich gespielt. Als ich
<lb/>neulich in der <placeName key="E0500320">Tonhalle</placeName>
<note type="commentary" resp="#E0300314">Nach den von <persName key="E0300017">Busoni</persName> dirigierten Konzerten am <date when-iso="1916-04-17/1916-04-18">17./18. April 1916</date> und seinem Klavierabend vom <date when-iso="1916-04-27">27. April 1916</date> sind keine weitere Auftritte <persName key="E0300017">Busonis</persName> in der <placeName key="E0500132">Zürcher</placeName> <placeName key="E0500320">Tonhalle</placeName> bezeugt <bibl>(vgl. <ref target="#E0800022"/>, S. 24–27)</bibl>.</note>
zu Ihnen ins Künst
<lb break="no"/>lerzimmer wollte, sah ich eine Menge von
<lb/>Schweizer Gesichtern, die sich grinsend
<lb/>hineinwälzten, wie auf einen ungeheuer
<lb/>feinen Bissen. Trotzdem war es falsch von
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="margin-left" rend="rotate(-90)">
<add xml:id="addSig">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264</add>
</note>
<substJoin target="#delSig #addSig"/>
<lb/>mir, dass ich floh!</p>
<p rend="indent-first">Erlauben Sie mir jedoch, in diesen Tagen
<lb/>auf einige Minuten zu Ihnen herauf<choice><orig> zu
<lb/></orig><reg>zu<lb break="no"/></reg></choice>kommen? Ich war nämlich unterdessen am
<lb/><placeName key="E0500406">Bodensee</placeName>, und Herr <persName key="E0300338">René Schickele</persName> und ich
<lb/>haben Ihnen, durch meinen Mund, eine sehr
<lb/>wichtige Idee für die <orgName key="E0600069" rend="dq-du">Wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Blätter</orgName>
<lb/>vorzuschlagen, bei der Sie die Hauptsache sind.
<note type="commentary" resp="#E0300314"><persName key="E0300126">Rubiner</persName> hatte in den <orgName key="E0600069">Weißen Blättern</orgName> bereits im <date when-iso="1916-05">Mai 1916</date> einen Text über <persName key="E0300017">Busoni</persName> mit dem Titel <title key="E0800134">Tröster</title> publiziert; als Beiträge <persName key="E0300017">Busonis</persName> erschienen dort <title key="E0800135">Das Wandbild</title> und das <rs key="E0800136">Libretto</rs> zur Oper <title key="E0400218">Doktor Faust</title> erst im Jahr <date when-iso="1918">1918</date>.</note>
<lb/>Ich werde also an einem dieser Nachmittage,
<lb/>wenn Sie nichts dagegen haben, vorsprechen.</p>
<closer rend="align(center)">
<salute>Mit den herzlichsten Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en</salute>
<signed>Ihr ergebener <persName key="E0300126">Ludwig Rubiner</persName>.</signed>
</closer>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
</stamp>
</note>
</div>
|
2Facsimile
|
2Diplomatic transcription
|
2XML
|
|
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite, vacat]</note>
</div>
|
3Facsimile
|
3Diplomatic transcription
|
3XML
|
|
|
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="top-right" resp="#post">
<stamp xml:id="post_abs" rend="round border majuscule align(center)">
<placeName key="E0500132">Zürich</placeName> 3
<lb/>–<date when-iso="1916-10-09">9 X 16</date>.–10
<lb/>Bahnhof
</stamp>
</note>
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
<addrLine>Herrn</addrLine>
<addrLine>Prof. <persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></addrLine>
<addrLine rend="underline align(right)"><placeName key="E0500132">Zürich</placeName> VI</addrLine>
<addrLine rend="align(right)"><placeName key="E0500189">Scheuchzerstr. 36</placeName>.</addrLine>
</address>
|
4Facsimile
|
4Diplomatic transcription
|
4XML
|
|
Rubiner
Nachlaß Busoni B II Mus.ep. L. Rubiner 5
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264- Beil.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
9 Okt 1916
|
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="left" rend="large" resp="#recipient">Rubiner</note>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="right-of" resp="#post">
<stamp xml:id="post_rec" rend="round border majuscule align(center) rotate(180)">
<placeName key="E0500132"><supplied reason="low-ink">Zü</supplied>rich</placeName> 1
<lb/>–<date when-iso="1916-10-09">9. X. 16</date>.–11
<lb/>Briefträger II </stamp>
</note>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="center" resp="#archive">
<subst><del rend="strikethrough">
<stamp resp="#sbb_st_blue">Nachlaß Busoni <handShift new="#archive_red"/>B II</stamp> Mus.ep. L. Rubiner 5
</del><add place="below" rend="align(right)">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4264-<lb/>Beil.</add></subst>
</note>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
</stamp>
</note>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="center" rend="large" resp="#recipient" xml:id="rec_date"><date when-iso="1916-10-09">9 Okt 1916</date></note>
|