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Lieber Freund! Mit Ihrer
Sendung haben Sie mir
eine grosse Freude bereitet
u. ich danke Ihnen wärm_ stens dafür. Eben im
Begriff nach B[uda]pest zu
reisen, erlauben Sie, dass ich
Ihnen meinen Eindruck
nach nur einmaligen Spielen
u. Lesen sage?
Berceuse u. Fantasie, meine
Lieblinge, einfach herrlich!
Paganini u. namentlich die
e moll Caprice, genial
übertragen. Bei der C dur
merke ich eher die »Übertra_ gung«; ich wette aber,
dass Jemand der Paganini nicht
ken̅t die e moll Caprice
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Lieber Freund!
Mit Ihrer
Sendung haben Sie mir
eine große Freude bereitet
und ich danke Ihnen wärmstens dafür. Eben im
Begriff nach B[uda]pest zu
reisen, erlauben Sie, dass ich
Ihnen meinen Eindruck
nach nur einmaligen Spielen
und Lesen sage?
Berceuse und Fantasie, meine
Lieblinge, einfach herrlich!
Paganini und namentlich die
e moll Caprice, genial
übertragen. Bei der C dur
merke ich eher die »Übertragung«; ich wette aber,
dass Jemand der Paganini nicht
kennt die e moll Caprice
für ein Klavierstück halten
wird. –
Bach famos! Das ist phantasievolle Figuration. Und
Mozart steht nicht weit
nach. – Im ersten Heft
sagte mir, nach wie gesagt
einmaligem Lesen, blos die
Fughette zu, in das Preludietto,
sowie in den Epilog im
vierten Heft, kann ich mich
noch nicht finden. Offen
gestanden fürchte ich aber, dass
auch für mich die Zeit gekommen ist, wo ich nicht mehr
»mit« kann. Ich weiß nicht
wie Sie z.B. über Bartók’s
Bagatellen denken. Einige
finde ich voller Talent,
andere geradezu hässlich,
eine Folge von Scheußlichkeiten,
und gerade weil ich sein
Talent hoch stelle, so frage
ich mich ob nicht der Fehler
an mir liegt, wenn ich mich
in manche seiner Stücke
nicht mehr finden kann.
Erinnere ich mich doch genau
welches Entsetzen noch vor 40
Jahren das e moll und B dur
in der Sonate v. Liszt
bei der ungeheuren Majorität
der Musiker hervorrief!
U. so ist also mein Misstrauen
gegen mich selbst ein berechtigtes und ich sage meine
Einwände offen, aber in aller
Bescheidenheit. – So wie ich
aber zurück bin, will ich mir
beide Stücke einigemal vorspielen
um zu sehen ob mir noch
zu helfen ist. –
Ich freue mich sehr Sie
schon nächstens in Basel
zu sehen und zu hören. Wie
steht es mit Zürich? Hat
hier kein Lebenszeichen
gegeben?
Von meiner Frau herzliche Grüße
an Sie und Ihre l. Frau u.
ich bin in alter Anhänglichkeit
Ihr treu ergebener
R. Freund
Zürich 8 Oct. 09
Untere Zäune 7
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wird. –
Bach famos! Das ist phan_ tasievolle Figuration. Und
Mozart steht nicht weit
nach. – Im ersten Heft
sagte mir, nach wie gesagt
einmaligem Lesen, blos die
Fughette zu, in das Preludietto,
sowie in den Epilog im
vierten Heft, kan̅ ich mich
noch nicht finden. Offen
gestanden fürchte ich aber, dass
auch für mich die Zeit gekom_ men ist, wo ich nicht mehr
»mit« kan̅. Ich weiss nicht
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eine Folge von Scheusslichkeiten,
u. gerade weil ich sein
Talent hoch stelle, so frage
ich mich ob nicht der Fehler
an mir liegt, wen̅ ich mich
in manche seiner Stücke
nicht mehr finden kan̅.
Erin̅ere ich mich doch genau
welches Entsetzen noch vor 40
Jahren das e moll u. B dur
in der Sonate v. Liszt
bei der ungeheuren Majorität
der Musiker hervorrief!
U. so ist also mein Misstrauen
gegen mich selbst ein berech_ tigtes u. ich sage meine
Einwände offen, aber in aller
Bescheidenheit. – So wie ich
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um zu sehen ob mir noch
zu helfen ist. –
Ich freue mich sehr Sie
schon nächstens in Basel
zu sehen u. zu hören. Wie
steht es mit Zürich? Hat
hier kein Lebenszeichen
gegeben?
Von meiner Frau herzliche Grüsse
an Sie u. Ihre l. Frau u.
ich bin in alter Anhänglichkeit
Ihr treu ergebener
R. Freund
Zürich 8 Oct. 09
Untere Zäune 7
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