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Mus.ep. M. Wegelius 28 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5341
Lieber Freund Ferruccio!
Es ist ein halbwegs freier Sonntagsvor⸗ mittag mit Sonne über dem Meer, glänzenden
Wolken und mildem Wind – da muss ich
immer an Alles schöne im Leben denken,
und so gehen denn meine Gedanken ohne
aller Absicht, aus innerem Zwang, an die
schönen Tage deines Hierseins zurück, und
ich erinnere mich plötzlich dass ich noch
nicht deinen lieben herzlichen Brief be⸗ antwortet habe. Verzeihe mir, lieber Freund,
dass die Feder meinem Gedanke so selten
willig folgt; sie ist eben ein zu unge⸗ nügendes Werkzeug, sogar die mit “Kugel⸗ spitze” geht in meiner Hand nicht leicht
genug „los“. Aber herzlichsten Dank
für deinen Brief! Wie wohltuend war[1]
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Lieber Freund Ferruccio!
Es ist ein halbwegs freier Sonntagsvormittag mit Sonne über dem Meer, glänzenden
Wolken und mildem Wind – da muss ich
immer an alles Schöne im Leben denken,
und so gehen denn meine Gedanken ohne
aller Absicht, aus innerem Zwang, an die
schönen Tage deines Hierseins zurück, und
ich erinnere mich plötzlich, dass ich noch
nicht deinen lieben, herzlichen Brief beantwortet habe. Verzeihe mir, lieber Freund,
dass die Feder meinem Gedanken so selten
willig folgt; sie ist eben ein zu ungenügendes Werkzeug, sogar die mit „Kugelspitze“ geht in meiner Hand nicht leicht
genug „los“. Aber herzlichsten Dank
für deinen Brief! Wie wohltuend war
es für uns zu wissen, dass die Freude,
die Du uns bereitetest, auch an Dich
zurückstrahlte (– das war wohl ein wenig klassischer Ausdruck, die Feder gehorcht
wieder nicht! –). Vor allem haben uns
deine Worte, dass Du dich hier wie zu Hause
fühltest, glücklich gemacht.
Der erste glänzende Musikabend
hat einen rechten Segen ausgeübt, denn
die folgenden sind auch gut gewesen,
besser als seit vielen Jahren. Ekman,
Novacek und Aloïz haben ausgezeichnetes im Ensemble geleistet:
Schuberts Es-Dur-Trio, Tschaikowskys großes
Trio und die Kreutzersonate haben
das Publikum beinahe elektrisiert. Den
Aloiz haben wir jetzt wieder hier, leider nur auf kurze Zeit. Für den
Novácek danke ich dir herzlich, das
ist wirklich der Mann, den wir brauchen. Mögen wir ihn nur so lange
wie möglich behalten können. Wenn
nur die Geschäfte besser gingen! –
Das letzte Jahr zeigt ein Defizit von
1900 mf – was nicht gerade eine Verbesserung der Gagen hoffen lässt, die doch
sehr nötig und zeitgemäß wäre.
Meine Gesundheit ist wieder viel besser
geworden und die Arbeit hat mich bis jetzt
nicht ermüdet. Doch denke ich, Finnländischer Faulenzer, mit einer gewissen Befriedigung daran, dass ich nach zwei Wochen frei bin, und dass wir vielleicht
schon heute über 14 Tage auf dem Wege
zu unserem Tusculum sind. Ganz
besonders, weil wir diesmal unsere
silberne Hochzeit da feiern werden.
Dass Ihr doch gar so weit von uns sind!
Da hat man nicht einmal die allerwinzigste Hoffnung, so liebe Gäste
zu sehen! Das wäre eben zu schön. Gedenket uns aber in Freundschaft an dem
Tage (den 29. Dec.), so wie wir es tun werden.
Den 5. Dez. Gestern ging der 6te Musikabend von statten – wieder recht gut. Jetzt
noch ein Konzert und der Schülerabend
– dann ist die Herbstarbeit abgetan.
Du hast ja auch jetzt deine größte
diesjährige Tat hinter dir. Ich wünsche
Dir herzlichst Glück dazu. Denn auch
a. m. z. muss ja zugeben, dass der Erfolg
kolossal gewesen ist. Woher aber dieser
kalte Wind? Was steckt dahinter –
Bechstein, Klindworth oder mangelndes
Trinkgeld?
Der arme Schneevoigt – der ist nun
wieder eingefallen mit seinem sehr übertrefflichen Treff. Es tut mir sehr leid
um ihn. Leider erfahre ich, dass die Sissi
auch wieder schlimmer ist – armes Kind!
Jetzt muss ich aber schließen, um
die neue Suite von Sibelius anzuhören.
Die herzlichsten Grüße an Deine
Frau und Dich selbst, sowie an Benni,
von uns Beiden.
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es für uns zu wissen, dass die Freude,
die Du uns bereitetest, auch an Dich
zurückstrahlte (– das war wohl ein we⸗ nig klassischer Ausdruck, die Feder gehorcht
wieder nicht! –). Vor allem haben uns
deine Worte, dass Du dich hier wie zu Hause
fühltest, glücklich gemacht.
Der erste glänzende Musikabend
hat einen rechten Segen ausgeübt, denn
die folgenden sind auch gut gewesen,
besser als seit vielen Jahren. Ekman,
Novacek und Aloïz haben ausgezeich⸗ netes im Enseb Ensemble geleistet:
Schuberts Essdurtrio, Tschaikowskys grosses
Trio und die Kreutzersonate haben
das Publicum beinahe electrisirt. Den
Aloiz haben wir jetzt wieder hier, b lei⸗ der nur auf kurze Zeit. Für den
Novácek danke ich dir herzlich, das
ist wirklich der Mann, den wir brau⸗ chen. Mögen wir ihn nur so lange
wie möglich behalten können. Wenn
nur die Geschäfte besser gingen! –
das letzte Jahr zeigt ein Deficit von
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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1900 mf – was nicht gerade eine Verbes⸗ serung der Gagen hoffen lässt, die doch
sehr nöthig und zeitgemäss wäre.
Meine Gesundheit ist wieder viel besser
geworden und die Arbeit hat mich bis jetzt
nicht ermüdet. Doch denke ich, Finländi⸗ scher Faulenzer, mit einer gewissen Befrie⸗ digung daran, dass ich nach zwei Wo⸗ chen frei bin, und dass wir vielleicht
schon heute über 14 Tage auf dem Wege
zu unserem Tusch Tusculum sind. Ganz
besonders, weil wir diessmal unsere
silberne Hochzeit da feiern werden.
Dass Ihr doch gar so weit von uns sind!
Da hat man nicht einmal die aller⸗ winzigste Hoffnung so liebe Gäste
zu sehen! Das wäre eben zu schön. Geden⸗ ket uns aber in Freundschaft an dem
Tage (d. 29 Dec.), so wie wir es thun werden.
D. 5 Dez. Gestern ging der 6te Musik⸗ abend von statten – wieder recht gut. Jetzt
noch ein Concert und der Schülerabend
– dann ist die Herbstarbeit abgethan.
Du hast ja auch jetzt deine grösste
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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diesjährige That hinter dir. Ich wünsche
Dir herzlichst Glück dazu. Denn auch
a. m. z. muss ja zugeben, dass der Erfolg
kolossal gewesen ist. Woher aber dieser
kalte Wind? Was steckt dahinter –
Bechstein, Klindworth oder mangelndes
Trinkgeld?
Der arme Schneevoigt – der ist nun
wieder eingefallen mit seinem sehr über⸗ trefflichen Treff. Es thut mir sehr Leid
um ihn. Leider erfahre ich dass die Sissi
auch wieder schlimmer ist – armes Kind!
Jetzt muss ich aber schliessen, um
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von uns Beiden.
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6Diplomatic transcription
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Wegelius
Bestellt
vom
Postamte 50
9 [1]2. 98
71/4–81/2V
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5341-Beil.
B II
Mus.ep. M. Wegelius
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