Jella Oppenheimer to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Wien · March 13, 1908 at the earliest

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Mus.ep. J. Oppenheimer 31 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3462
[1]
[Wien, 1908?] March 13, 1908Freitag

Lieber, verehrter Freund

Innigst willkommen!
Sie haben groß und vornehm
gehandelt wie es Ihrem innersten
Wesen entspricht. Es hat mich nicht
überrascht, aber aus ganzer Seele
gefreut, wie überhaupt jedes Wort
in Ihrem letzten Brief an die Preße. Busoni hatte in einem Brief an die Neue Freie Presse (11.3.1908, Abendblatt, S. 5) erklärt, nach der Kündigung durch das Wiener Konservatorium seine Meisterklasse vom 21. April bis zum 15. Juli privat fortführen zu wollen. Seine Schüler bat er für den 15. März zu einer Besprechung ins Hotel Bristol.
Wie nahe ich von der ganzen
Angelegenheit, von dem schmählichen
Vorgehen hier ergriffen bin, bedarf

March 13, 1908Freitag

Lieber, verehrter Freund

Innigst willkommen! Sie haben groß und vornehm gehandelt, wie es Ihrem innersten Wesen entspricht. Es hat mich nicht überrascht, aber aus ganzer Seele gefreut, wie überhaupt jedes Wort in Ihrem letzten Brief an die Presse. Busoni hatte in einem Brief an die Neue Freie Presse (11.3.1908, Abendblatt, S. 5) erklärt, nach der Kündigung durch das Wiener Konservatorium seine Meisterklasse vom 21. April bis zum 15. Juli privat fortführen zu wollen. Seine Schüler bat er für den 15. März zu einer Besprechung ins Hotel Bristol. Wie nahe ich von der ganzen Angelegenheit, von dem schmählichen Vorgehen hier ergriffen bin, bedarf keiner Worte, das lässt sich nur fühlen.

Ich ahne nicht, wie lange Sie bleiben, weiß nicht, über welche Zeit Sie verfügen und wann ich Sie sehen kann. Bitte schreiben Sie mir ein Wort, wann ich Sie bei mir erwarten darf oder ob es Ihnen bequemer ist, wenn ich zu Ihnen komme. Ich bin March 15, 1908Sonntag Mittag, Nachmittag frei und richte mich nach Ihnen, nur am Abend bin ich leider versagt. Elise hofft, dass Sie bei ihr speisen, will selbst mich um diesen Preis in den Kauf nehmen! und hat mich ersucht, ihr nicht zuvorzukommen! Passt es Ihnen Nachmittag zu einer Tasse Tee, oder soll ich mittags bei Gomperz annehmen?

Falls sich Ihr Plan realisiert und Sie wirklich von April bis Juli nach Wien kommen, dann bitte ich Sie, einige Zimmer im 1. Stock in unserm Haus zu bewohnen, über die ich durch einen Zufall verfügen kann und die ich glücklich sein würde, möglichst wohnlich für Sie herzurichten. Alles Nähere bleibt auf mündlich.

Von ganzem Herzen, in warmer Freundschaft

Jella Oppenheimer

March 14, 1908Samstag Abend

Nachschrift

Ich bin recht erkältet und werde morgen schwerlich ausgehen können, ich frage daher nur, ob und wann am Nachmittag ich Sie erwarten darf und ob es Ihnen bequemer ist, March 16, 1908Montag Mittag bei mir zu speisen. In jedem Fall auf baldig, lieber Freund.

Von Herzen

                                                                
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keiner Worte, das läßt sich nur
fühlen.

Ich ahne nicht wie lange Sie bleiben,
weiß nicht über welche Zeit Sie verfügen
und wann ich Sie sehen kann.
Bitte schreiben Sie mir ein Wort
wann ich Sie bei mir erwarten darf
oder ob es Ihnen bequemer ist,
wenn ich zu Ihnen komme. Ich bin
March 15, 1908Sonntag Mittag, Nachmittag frei und

                                                                
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[2] richte mich nach Ihnen, nur am Abend
bin ich leider versagt.
Elise hofft, dass Sie bei ihr speisen, will
selbst mich um diesen Preis in
den Kauf nehmen! und hat mich ersucht
ihr nicht zuvor zu kommen!
Paßt es Ihnen Nachmittag zu einer
Taße Thee oder soll ich Mittags bei
Gomperz annehmen?

Falls sich Ihr Plan realisiert und Sie

                                                                
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wirklich von April bis Juli nach Wien
kommen, dann bitte ich Sie über
einige Zimmer im 1 Stock in unserm
Haus
zu bewohnen, über die ich durch
einen Zufall verfügen kann und
die ich glücklich sein wurde möglichst
wohnlich für Sie herzurichten. Alles
Nähere bleibt auf mündlich.

Von ganzem Herzen, in warmer
Freundschaft

Jella Oppenheimer
                                                                
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B II, 3462
[3]
March 14, 1908Samstag Abend

Nachschrift

Ich bin recht erkältet und werde
morgen schwerlich ausgehen konnen,
ich frage daher nur ob und wann
am Nachmittag ich Sie erwarten
darf und ob es Ihnen bequemer
ist March 16, 1908Montag Mittag bei mir zu
speisen. In jedem Fall auf
baldig, lieber Freund. Von Herzen

                                                                
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[2. Seite des 2. Bogens]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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[4]
[3. Seite des 2. Bogens]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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[4. Seite des 2. Bogens, vacat]
                                                                
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Hse.
Bösendorfer.
Hochwohlg
Herrn Ferruccio Busoni
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Hotel Bristol
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10Facsimile
10Diplomatic transcription
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Oppenheimer
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3462-Beil.
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. J. Oppenheimer 31
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Document

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Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3462 | olim: Mus.ep. J. Oppenheimer 31 |

proof Kalliope

Condition
Brief und Umschlag sind gut erhalten.
Extent
2 Bogen, 5 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in violetter Tinte, in deutscher Kurrentschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Unbekannte Hand, die auf dem Umschlag eine Adressänderung notiert hat
  • Hand Gerda Busonis, die auf der Umschlagrückseite mit Bleistift den Absendernahmen notiert hat
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12345678910

Summary
Oppenheimer lobt Busonis Reaktion auf die Kündigung durch das Wiener Konservatorium; bietet für den Zeitraum der privat fortgesetzten Meisterklasse Wohnraum im Palais Todesco an; unterbreitet Termine für mögliche Treffen.
Incipit
Innigst willkommen! Sie haben groß und vornehm

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
August 22, 2025: proposed (transcription and coding done, awaiting proofreading)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition