Mus. Nachl. F. Busoni B I, 890
Mus. ep. F. Busoni 743 (Busoni-Nachl. B I)
[1]
Liebe verehrte
Freundin, ich wünschte
sehr stark von Ihnen [etwas]
zu erfahren. Im Ganzen
fühlt man hier augen- blicklich – (Gott gebe: nicht
vorübergehend) – eine
Heiterung der Athmosphäre.
Die Arbeiten, die wie
bestürzt gestockt, beginnen
ihren alten Gang zu gehen,
wenn auch langsamen
Schrittes
u.
auf kürzere Strecken.
Der Erbauer des Hauses
in welchems eine Wohnung
nach meinen Wünschen
sollte eingefügt werden,
hat sich mit Plaenen gemeldet.In der erhaltenen Korrespondenz mit Oppenheimer finden Wohnungspläne keine weitere Erwähnung. Allerdings beschreibt er in einem Brief an seine Frau vom 10. Oktober 1913 ein besichtigtes Haus als mögliche Ferienresidenz für die Wintermonate, nur wenige Tage nachdem Oppenheimer ihn in Bologna besuchte. In diesem Falle könnte es sich beim „Erbauer des Hauses“ um einen gewissen Marquis Marsigli handeln. (Busoni/Weindel 2015, S. 628-629)
ich wünschte
sehr stark, von Ihnen etwas
zu erfahren. Im Ganzen
fühlt man hier augenblicklich – (Gott gebe: nicht
vorübergehend) – eine
Heiterung der Atmosphäre.
Die Arbeiten, die wie
bestürzt gestockt, beginnen
ihren alten Gang zu gehen,
wenn auch langsamen
Schrittes
und
auf kürzere Strecken.
Der Erbauer des Hauses,
in welches eine Wohnung
nach meinen Wünschen
sollte eingefügt werden,
hat sich mit Plänen gemeldet.In der erhaltenen Korrespondenz mit Oppenheimer finden Wohnungspläne keine weitere Erwähnung. Allerdings beschreibt er in einem Brief an seine Frau vom 10. Oktober 1913 ein besichtigtes Haus als mögliche Ferienresidenz für die Wintermonate, nur wenige Tage nachdem Oppenheimer ihn in Bologna besuchte. In diesem Falle könnte es sich beim „Erbauer des Hauses“ um einen gewissen Marquis Marsigli handeln. (Busoni/Weindel 2015, S. 628-629)
Die Verleger stehen nicht
ganz stille und selbst
meine Amerikafahrt
wird sich erfüllen müssen!Wie einem späteren Brief Oppenheimers zu entnehmen ist, wurde die Reise zwischenzeitlich abgesagt, ehe sie schließlich vom 3. Januar bis 28. August 1915 stattfand (Roberge 1995, S. 323).
Mit anderen Gefühlen,
als zur Zeit, als ich den
Vertrag unterzeichnete,
werde ich diese Reise
antreten;Während Busoni 1894 vereinbarte, neue Originalkompositionen und Transkriptionen bei Breitkopf & Härtel zu veröffentlichen, könnte er hier möglicherweise auch einen Vertrag eigens für die Amerika-Tournee mit Steinway meinen, die ihn zu dieser Zeit vertraten (Roberge 1995, S. 323).meine Kinder
nehme ich mit,Während der jüngere Sohn, Rafaello, auch wieder mit Busoni zurück nach Europa reiste, blieb Benvenuto, in Bosten geboren und mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, in New York (Beaumont 1987, S. 213). und es
bleibt die bange Frage:
Wie werde ich das Land,
das ich verlasse, wiederfinden? Wen werde ich
missen? Wann werde ich
die gerade Linie meines
Weges wieder aufnehmen?
Wie, endlich, wird Europa
(und auf wie lange) an der
Rekonvaleszenz zu tragen
haben?
Ich fürchte, dass wir
den neuen Höhepunkt
nicht mehr mit-schauen.
Schreiben Sie, wenn
Sie können;
grüßen Sie
den Sohn und Ihre Freunde,
seien Sie selbst gegrüßt
und
von allen Segenswünschen
begleitet.
Ihres treu ergebenen
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2Facsimile
2Diplomatic transcription
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B I, 890
[2]
Die Verleger stehen nicht
ganz stille und selbst
meine Americafahrt
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Mit anderen Gefühlen,
als zur Zeit als ich den
Vertrag unterzeichnete,
werde ich diese Reise
antreten;Während Busoni 1894 vereinbarte, neue Originalkompositionen und Transkriptionen bei Breitkopf & Härtel zu veröffentlichen, könnte er hier möglicherweise auch einen Vertrag eigens für die Amerika-Tournee mit Steinway meinen, die ihn zu dieser Zeit vertraten (Roberge 1995, S. 323).meine Kinder nehme ich mit,Während der jüngere Sohn, Rafaello, auch wieder mit Busoni zurück nach Europa reiste, blieb Benvenuto, in Bosten geboren und mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, in New York (Beaumont 1987, S. 213). und es
bleibt die bange Frage:
wie werde ich das Land,
das ich verlaße, wieder- finden? Wen werde ich
mißen? Wann werde ich
die gerade Linie meines
Weges wieder aufnehmen?
Wie, endlich, wird Europa
(und auf wie lange) an der
Renkonvaleszenz zu tragen
Deutsche
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Berlinhaben?
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3Diplomatic transcription
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B I, 890
[3]
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nicht mehr mit-schauen.
Schreiben Sie, wenn
Sie können;
grüßen Sie
den Sohn und dieIhre Freunde,
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u.
von allen Segenswünschen
begleitet
Ihres treu ergebenen
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 890+890a+890b | olim:
Mus.ep. F. Busoni 743+743a.b
|
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Extent
3 Blatt, 3 beschriebene Seiten
Collation
Nur die Recto-Seiten sind beschrieben; demnach die Seitenfolge: 1, 3, 5, 2, 4, 6.
Hands/Stamps
Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Hand Gerda Busonis, die mit Bleistift auf der letzten Seite (verso) fälschlich auf
1919
hat.
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6
Busoni berichtet Oppenheimer von Wiederaufnahme seiner Arbeit, den Plänen eines Wohnungsbaus und einer bevorstehenden Amerikareise; teilt seine Sorgen in Bezug auf den Ersten Weltkrieg; bittet um Rückmeldung.
Letter by Ferruccio Busoni to Jella Oppenheimer (Berlin, 11 September 1914), prepared by Paula Marx, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, May 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102102 (October 17, 2023: proposed)
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<lb/>antreten; <note type="commentary" resp="#E0300830">Während <persName key="E0300017">Busoni</persName> <date when-iso="1894">1894</date> vereinbarte, neue Originalkompositionen und Transkriptionen bei <orgName key="E0600002">Breitkopf & Härtel</orgName> zu veröffentlichen, könnte er hier möglicherweise auch einen Vertrag eigens für die <placeName key="E0500093">Amerika</placeName>-Tournee mit Steinway meinen, die ihn zu dieser Zeit vertraten (<bibl><ref target="#E0800414"/>, S. 323</bibl>).</note> <rs type="persons" key="E0300060 E0300153">meine Kinder</rs>
<lb/>nehme ich mit, <note type="commentary" resp="#E0300830">Während der jüngere Sohn, <persName key="E0300153">Rafaello</persName>, auch wieder mit <persName key="E0300017">Busoni</persName> zurück nach <placeName key="E0500943">Europa</placeName> reiste, blieb <persName key="E0300060">Benvenuto</persName>, in <placeName key="E0500018">Bosten</placeName> geboren und mit <placeName key="E0500093">amerikanischer</placeName> Staatsbürgerschaft, in <placeName key="E0500031">New York</placeName> (<bibl><ref target="#E0800060"/>, S. 213</bibl>).</note> und es
<lb/>bleibt die bange Frage:
<lb/><choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ie werde ich <rs key="E0500015">das Land</rs>,
<lb/>das ich verla<choice>
<orig>ß</orig>
<reg>ss</reg>
</choice>e, wieder
<lb break="no"/>finden? Wen werde ich
<lb/>mi<choice>
<orig>ß</orig>
<reg>ss</reg>
</choice>en? Wann werde ich
<lb/>die gerade Linie meines
<lb/>Weges wieder aufnehmen?
</p>
<p rend="indent-first">Wie, endlich, wird Europa
<lb/>(und auf wie lange) an der
<lb/>Re<subst>
<del rend="overwritten">n</del>
<add place="across">k</add>
</subst>onvaleszenz zu tragen
<lb/><note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"><stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp></note> <seg rend="align(right)">haben?</seg>
<pb n="3"/>
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">B I, 890</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[3]</note>
Ich fürchte, dass wir
<lb/>den neuen Höhepunkt
<lb/>nicht mehr mit-schauen.
</p>
<p rend="indent-first">
Schreiben Sie, wenn
<lb/>Sie können;
<seg type="closer" subtype="salute">grüßen Sie
<lb/>den <rs key="E0300859">Sohn</rs> und <subst>
<del rend="strikethrough">die</del>
<add place="below">Ihre</add>
</subst> Freunde,
<lb/>seien Sie selbst gegrü<choice>
<orig>ss</orig>
<reg>ß</reg>
</choice>t
<choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice>
<lb/>von allen Segenswünschen
<lb/>begleitet<reg>.</reg>
<lb/><seg rend="indent-2">Ihres treu ergebenen</seg></seg>
<lb/><note type="stamp" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp></note><seg type="closer" subtype="signed" rend="indent-2"><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></seg></p>
<dateline><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, <date when-iso="1914-09-11">11. September 1914</date>.</dateline>
<pb n="4"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300830">[Rückseite von Textseite 1, vacat]</note>
<pb n="5"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300830">[Rückseite von Textseite 2, vacat]</note>
<pb n="6"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300830">[Rückseite von Textseite 3]</note>
<note type="shelfmark" place="center" resp="#gerda.busoni">1919</note>
</div>
</body>
</text>
</TEI>