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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4555
Mus.ep. A. Schönberg 16 (Busoni-Nachl.B II)
29/8.1911
Verehrte[r]
Theurich 1977 (186) und Theurich 1979 (185): „Verehrter“. Herr Busoni, ich erfuhr, daß Sie sich für die Ueber⸗ siedlung nach Berlin, die man mit mir vor hat, interessieren.
Schönbergs wirtschaftliche Situation in in Wien war trotz eines Zuwachses an Schülern und wachsender Bekanntheit alles andere als gesichert; die erhoffte Professur an der Wiener Akademie bliebt ihm (vermutlich aus antisemitischen Gründen) zunächst verwehrt (Stuckenschmidt 1974, S. 128 ff.). Von Berlin erhoffte er sich eine wesentliche pekuniäre Verbesserung und besonders die Möglichkeit, Anerkennung (vgl. Zemlinsky/Weber 1995, S. 60) sowie neue Wege zur künstlerischen Entwicklung zu finden (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 60 ff.). Die Bekanntschaft mit Kandinsky und Reinhardt sowie der Tod Mahlers mögen die Entscheidung ebenfalls beeinflusst haben (Stuckenschmidt 1974, S. 133 f.). Dabei scheint Schönberg lange fest mit einer Rückkehr nach Wien gerechnet zu haben (Brief von Schönberg an Bopp vom 22. August). Die endgültige Entscheidung für Berlin fiel erst aufgrund des erfolgreichen Aufrufs im Pan (vgl. Kommentierung des Briefes vom 16. September sowie Theurich 1979, S. 105). Dass Schönberg hier eine passivische Formulierung wählt, mag auf die vorangegangenen Bemühungen seiner Berliner Unterstützer anspielen (vgl. Brief von Clark an Schönberg vom 9. Juni 1911).
Da jetzt durch ein unglückseliges Ereignis zu diese[r] Angelegenheit
ein beschleunigendes Element hinzugetreten ist, das eine
Situation erzeugt hat, zu deren Entwirrung eine starke Hand
nötig ist, wende ich mich an Sie.
Ich kann Ihnen die ganze Geschichte nicht erzählen; sie
ist zu lang und zu unglaublich. Ich sage morgen alles
Fried, der Ihnen Bberichten wird.
Fried, der mit Schönberg und Busoni bekannt war und sich stark für eine Förderung der Werke beider einsetzte (Schmidt 2002, Sp. 130), stand bereits im Juli und August mit Schönberg bezüglich einer möglichen Übersiedlung nach Berlin in Kontakt (vgl. Frieds Briefe an Schönberg vom 6., 11. und 26. Juli sowie vom 23. August). Am 31. August traf Fried Schönberg in München, wo dieser Reinhardt kennenlernte (Stuckenschmidt 1974, S. 130). Fried scheint direkt im Anschluss nach Berlin zurückgekehrt zu sein; mit Busoni stand er gewiss aufgrund der bevorstehenden Aufführung der Turandot-Musik (Stuckenschmidt 1967, S. 37) in enger Verbindung (vgl. hierzu Kommentierung des Briefes vom 19. September 1911).
Die Hauptsache ist
folgendes: Ein mit mir im selben Hause in Wien wohnender
Unmensch, der zweifellos wahnsinnig ist (was sich aber
vorderhand ärztlich nicht konstatieren läßt) bildet sich
ein, daß er mich umbringen muß. Was er als Grund
für seine Wut angiebt sind Lügen, aber se[l]bst
Theurich 1977 (186) und Theurich 1979 (186): „selbst“.
als solche
so belanglos, daß sie diese Wut, die mir nach
dem Leben trachtet, nicht zu rechtfertigen geeignet
ist. Der Gefahr entweder selbst umgebracht, zu werden
oder wegen Ueberschreitung der Notwehr eingesperrt
zu werden und den damit verbundenen Aufregungen,
mußte ich, nach verschiedenen vergeblichen Versuchen mir
durch die Behörden, oder sogar durch den Revolver,
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[1]
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29.8.1911
Verehrter Herr Busoni,
ich erfuhr, dass Sie sich für die Übersiedlung nach Berlin, die man mit mir vorhat, interessieren.
Schönbergs wirtschaftliche Situation in in Wien war trotz eines Zuwachses an Schülern und wachsender Bekanntheit alles andere als gesichert; die erhoffte Professur an der Wiener Akademie bliebt ihm (vermutlich aus antisemitischen Gründen) zunächst verwehrt (Stuckenschmidt 1974, S. 128 ff.). Von Berlin erhoffte er sich eine wesentliche pekuniäre Verbesserung und besonders die Möglichkeit, Anerkennung (vgl. Zemlinsky/Weber 1995, S. 60) sowie neue Wege zur künstlerischen Entwicklung zu finden (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 60 ff.). Die Bekanntschaft mit Kandinsky und Reinhardt sowie der Tod Mahlers mögen die Entscheidung ebenfalls beeinflusst haben (Stuckenschmidt 1974, S. 133 f.). Dabei scheint Schönberg lange fest mit einer Rückkehr nach Wien gerechnet zu haben (Brief von Schönberg an Bopp vom 22. August). Die endgültige Entscheidung für Berlin fiel erst aufgrund des erfolgreichen Aufrufs im Pan (vgl. Kommentierung des Briefes vom 16. September sowie Theurich 1979, S. 105). Dass Schönberg hier eine passivische Formulierung wählt, mag auf die vorangegangenen Bemühungen seiner Berliner Unterstützer anspielen (vgl. Brief von Clark an Schönberg vom 9. Juni 1911).
Da jetzt durch ein unglückseliges Ereignis zu dieser Angelegenheit
ein beschleunigendes Element hinzugetreten ist, das eine
Situation erzeugt hat, zu deren Entwirrung eine starke Hand
nötig ist, wende ich mich an Sie.
Ich kann Ihnen die ganze Geschichte nicht erzählen; sie
ist zu lang und zu unglaublich. Ich sage morgen alles
Fried, der Ihnen berichten wird.
Fried, der mit Schönberg und Busoni bekannt war und sich stark für eine Förderung der Werke beider einsetzte (Schmidt 2002, Sp. 130), stand bereits im Juli und August mit Schönberg bezüglich einer möglichen Übersiedlung nach Berlin in Kontakt (vgl. Frieds Briefe an Schönberg vom 6., 11. und 26. Juli sowie vom 23. August). Am 31. August traf Fried Schönberg in München, wo dieser Reinhardt kennenlernte (Stuckenschmidt 1974, S. 130). Fried scheint direkt im Anschluss nach Berlin zurückgekehrt zu sein; mit Busoni stand er gewiss aufgrund der bevorstehenden Aufführung der Turandot-Musik (Stuckenschmidt 1967, S. 37) in enger Verbindung (vgl. hierzu Kommentierung des Briefes vom 19. September 1911).
Die Hauptsache ist
Folgendes: Ein mit mir im selben Hause in Wien wohnender
Unmensch, der zweifellos wahnsinnig ist (was sich aber
vorderhand ärztlich nicht konstatieren lässt), bildet sich
ein, dass er mich umbringen muss. Was er als Grund
für seine Wut angibt, sind Lügen, aber selbst
als solche
so belanglos, dass sie diese Wut, die mir nach
dem Leben trachtet, nicht zu rechtfertigen geeignet
sind. Der Gefahr, entweder selbst umgebracht
oder wegen Überschreitung der Notwehr eingesperrt
zu werden, und den damit verbundenen Aufregungen
musste ich, nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, mir
durch die Behörden, oder sogar durch den Revolver,
Ruhe und Sicherheit zu verschaffen, am 4. August
mich durch eine Flucht mit meiner Familie vorläufig entziehen. Deshalb kam ich hieher.
In den Wochen vor Schönbergs Abreise war es mehrfach zu hitzigen Auseinandersetzungen mit dem Ingenieur van Wouvermans gekommen; Gegenstand der Auseinandersetzung war dessen Behauptung, die damals neunjährige Gertrude Schönberg habe einen schlechten Einfluss auf dessen Kinder. Nach zahlreichen Beschwerden gegen Wouvermans wurde dessen Mietvertrag am 4. August 1911 gekündigt, woraufhin der Streit eskalierte und Schönberg mithilfe einer von Polnauer besorgten Pistole den Ingenieur davon abhalten musste, in seine Wohnung einzudringen (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 57). Daraufhin reiste Schönberg zunächst alleine nach Berg ab – Mathilde sowie die Kinder Gertrude und Georg konnten erst einige Tage später nachkommen (Stuckenschmidt 1974, S. 129 f.).
Nun aber hoffte ich, die Angelegenheit durch den
Advokaten inzwischen in Ordnung zu bringen, sehe
aber nach mehreren Hin-und-Her-Schreibereien, dass
ich keine Aussicht habe, mir den zweifellos Tobsüchtigen, der einstweilen noch weiter tobt!!!,
vom Hals
zu schaffen.
So kann ich also nicht nach Wien
zurück!! So ist die Frage meiner
Übersiedlung durch diesen Unglücksfall, der
die „force majeure“
Frz.: „höhere Gewalt“.
spielt, nicht mehr von meinem
Willen abhängig, sondern ich stehe unter einem
Zwang.
Trotzdem könnte ich nicht ohne weiteres einen
so tollkühnen Streich, wie es diese Übersiedlung mit meiner Familie wäre, unternehmen,
ohne dass ich eine Sicherheit habe, dass ich
wenigstens eine Saison, solange bis ich mich
eingearbeitet habe, in Berlin zuschauen kann.
Lieber Herr Busoni, missverstehen Sie mich nicht:
das ist kein „genialer“ Streich; kein Versuch, auf
fremde Kosten schmarotzen zu wollen! keine Absicht,
nicht arbeiten zu wollen und dergleichen mehr. Im Gegenteil: ich bin wohl einer der arbeitsamsten Menschen, die es heute gibt! Wenn ich also so etwas
fordern muss, was die Öffentlichkeit mir
wegen meiner Leistungen wohl bewilligen sollte,
ohne dass ich darum bitte, so tue ich es mit größtem
Widerstreben! Trotzdem ich ein Anrecht darauf
fühle!!
Nun aber steht die Sache so: Mein Geld
geht zu Ende.
Schönbergs finanzielle Situation hatte sich in den vergangenen Jahren zwar u. a. durch einen Zuwachs von Schülern verbessert, die wirtschaftliche Sicherung der Familie reichte dennoch gerade für die nächsten Monate aus. Im Sommer 1911 verschlimmerte sich die Lage durch die niedrigen Verkaufszahlen der Werke Schönbergs beim Verlag Dreililien; auch das für die musiktheoretischen Kurse an der Wiener Akademie gewährte Gehalt in Höhe von 400 Kronen reichte für eine finanzielle Stabilisierung nicht aus. Der ungeplante Aufenthalt der gesamten Familie in Berg erforderte das Eingreifen von Unterstützern (Stuckenschmidt 1974, S. 119 ff.).
Ich hatte diese
hohen Kosten, die
mich sonst ruiniert hätten, durch Freunde aufgebracht, und nur so war es mir möglich,
vom 4. August bis jetzt hier zu leben.
Kurzfristig hatte Webern eine Summe von 1000 Kronen organisiert, zu denen er selbst, Berg, Jalowetz, Horwitz und Stein jeweils 200 Kronen beigetragen hatten. Schönberg hatte die Summe am 18. August erhalten (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 46). Außerdem hatte sich Schönberg an Hertzka mit der dringenden Bitte gewandt, ihm kurzfristig 1500 Kronen zur Verfügung zu stellen (Brief von Schönberg an Hertzka vom 23. Juli 1911). Dieser versprach unter Auflagen, 1000 Kronen auszuhändigen (Brief von Hertzka an Schönberg vom 25. Juli 1911); Cassirer versprach dieselbe Summe, Schönberg hatte 2000 gefordert (Stuckenschmidt 1974, S. 130). Des weiteren ging ein Gesuch an Bahr, mithilfe von Mäzenen 6000 Kronen im Jahr bereitzustellen (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 56).
Anfangs September müsste ich in Wien
sein; aber ich kann nicht. Und in 14
Tagen werde ich nicht mehr das Geld zur
Rückfahrt haben.
Bitte, missverstehen Sie mich nicht:
Ich pumpe Sie nicht an; im Gegenteil,
ich wünsche sogar, dass Sie sich selbst an
der Geldbeschaffung nur durch Ihren Einfluss
beteiligen und sonst durch nichts!!!!
Busoni setzte sich in seinem weitläufigen Bekannten- und Freundeskreis stark für Schönberg ein (Stuckenschmidt 1974, S. 143, 204), neben Kerr, Cassirer (ibid., S. 136) u. a. auch bei van Dieren und Petri. Steuermann vermittelte er als Schüler an Schönberg (ibid., S. 143). Der wichtigste Kontakt dürfte jedoch derjenige zur damaligen Leiterin der Konzertagentur Wolff, Frau Luise Wolff, gewesen sein, die sich sofort zur Unterstützung Schönbergs bereiterklärte. Durch ihre Vermittlung führten in den kommenden Jahren u. a. Nikisch, Siloti, Mysz-Gmeiner oder das Rosé-Quartett Werke von Schönberg auf bzw. vermittelten weitere Aufführungsmöglichkeiten (ibid., S. 136 f.).
Aber um das
bitte ich Sie: Ich habe keine
Woche mehr Zeit,
aber schreckliche Sorgen um
die Zukunft. Schließlich, wir sind vier Personen; das ist nicht so einfach! Und warum
soll ich, der Werte schafft, im Dreck leben!
Ich bitte Sie also um eines: Tun Sie
das Äußerste bei Ihren Freunden und Bekannten für mich, aber vor allem:
tun Sie es rasch!!
Es tut mir furchtbar leid, dass ich Ihnen
mit solchen Sachen kommen muss. Aber
ich meine: einem Künstler, das ist einer, der
ein Vollmensch ist, kann man mit allem
kommen. Und ich soll mich doch hoffentlich nicht
an die Feinde wenden.
Es ist unklar, ob Schönberg hiermit auf konkrete Personen anspielt oder lediglich eine mögliche Abkehr von seinen Umzugsplänen andeuten möchte.
Ich hoffe, bald Nachricht von Ihnen zu
haben, und bin
mit vielen herzlichen Grüßen
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<lb/>Da jetzt durch ein unglückseliges Ereignis zu diese<supplied reason="incomplete">r</supplied> Angelegenheit
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Ruhe und Sicherheit zu verschaffen, am 4. August
mich durch eine Flucht mit meiner Familie vor⸗ läufig z entziehen. Deshalb kam ich hieher.
Theurich 1977 (186) und Theurich 1979 (186): „hierher“.
In den Wochen vor Schönbergs Abreise war es mehrfach zu hitzigen Auseinandersetzungen mit dem Ingenieur van Wouvermans gekommen; Gegenstand der Auseinandersetzung war dessen Behauptung, die damals neunjährige Gertrude Schönberg habe einen schlechten Einfluss auf dessen Kinder. Nach zahlreichen Beschwerden gegen Wouvermans wurde dessen Mietvertrag am 4. August 1911 gekündigt, woraufhin der Streit eskalierte und Schönberg mithilfe einer von Polnauer besorgten Pistole den Ingenieur davon abhalten musste, in seine Wohnung einzudringen (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 57). Daraufhin reiste Schönberg zunächst alleine nach Berg ab – Mathilde sowie die Kinder Gertrude und Georg konnten erst einige Tage später nachkommen (Stuckenschmidt 1974, S. 129 f.).
Nun aber hoffte ich, die Angelegenheit durch den
Advokaten inzwischen in Ordnung zu bringen, sehe
aber nach mehreren hin und her=Schreibereien, daß
ich keine Aussicht habe mir den zweifellos Tob⸗ süchtigen, der einstweilen noch weiter tobt!!!
vom Hals
Theurich 1977 (186) und Theurich 1979 (186): „Halse“.
zu schaffen.
So kann ich also nicht nach Wien
zurück!! Und deshalbSo ist die Frage meiner
Uebersiedlung durch diesen Unglücksfall, der
die „force majeur“
Frz.: „höhere Gewalt“.
spielt nicht mehr von meinem
Willen abhängig, sondern ich stehe unter einem
Zwang.
Trotzdem könnte ich nicht ohne weiteres einen
so tollkühnen Streich, wie es diese Ueber⸗ siedlung mit meiner Familie wäre unternehmen,
ohne daß ich eine Sicherheit habe, daß ich
wenigstens eine Saison, solange bis ich mich
eingearbeitet habe, in Berlin zuschauen kann.
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Lieber Herr Busoni, mißverstehen Sie mich nicht:
das ist kein „genialer“ Streich; kein Versuch auf
fremde Kosten schmarotzen zu wollen! keine Absicht
nicht arbeiten zu wollen und dgl mehr. Im Gegen⸗ teil: ich bin wohl einer der arbeitsamsten Men⸗ schen, die es heute giebt! Wenn ich also so etwas
fordern muß, was die Oeffentlichkeit mir
wegen meiner Leistungen wohl bewilligen sollte
ohne daß ich darum bitte, so tue ich es mit größtem
Widerstreben! Trotzdem ich ein Anrecht darauf
fühle!!
Theurich 1977 (186), Theurich 1979 (186) und Beaumont 1987 (410) fälschlich: „hätte“ (bzw. „should have“).
Nun aber steht die Sache so: Mein Geld
geht zu Ende.
Schönbergs finanzielle Situation hatte sich in den vergangenen Jahren zwar u. a. durch einen Zuwachs von Schülern verbessert, die wirtschaftliche Sicherung der Familie reichte dennoch gerade für die nächsten Monate aus. Im Sommer 1911 verschlimmerte sich die Lage durch die niedrigen Verkaufszahlen der Werke Schönbergs beim Verlag Dreililien; auch das für die musiktheoretischen Kurse an der Wiener Akademie gewährte Gehalt in Höhe von 400 Kronen reichte für eine finanzielle Stabilisierung nicht aus. Der ungeplante Aufenthalt der gesamten Familie in Berg erforderte das Eingreifen von Unterstützern (Stuckenschmidt 1974, S. 119 ff.).
Ich hatte diese
Theurich 1977 (186), Theurich 1979 (186) und Beaumont 1987 (410) fälschlich: „die“ (bzw. „the high costs“).
hohen Kosten, die
mich sonst ruiniert hätten durch Freunde auf⸗ gebracht und nur so war es mir möglich
vom 4. August bis jetzt hier zu leben.
Kurzfristig hatte Webern eine Summe von 1000 Kronen organisiert, zu denen er selbst, Berg, Jalowetz, Horwitz und Stein jeweils 200 Kronen beigetragen hatten. Schönberg hatte die Summe am 18. August erhalten (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 46). Außerdem hatte sich Schönberg an Hertzka mit der dringenden Bitte gewandt, ihm kurzfristig 1500 Kronen zur Verfügung zu stellen (Brief von Schönberg an Hertzka vom 23. Juli 1911). Dieser versprach unter Auflagen, 1000 Kronen auszuhändigen (Brief von Hertzka an Schönberg vom 25. Juli 1911); Cassirer versprach dieselbe Summe, Schönberg hatte 2000 gefordert (Stuckenschmidt 1974, S. 130). Des weiteren ging ein Gesuch an Bahr, mithilfe von Mäzenen 6000 Kronen im Jahr bereitzustellen (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 56).
Anfangs September müßte ich in Wien
sein; Aber ich kann nicht. Und d in 14
Tagen werde ich nicht mehr das Geld zur
Rückfahrt haben.
Bitte:, mißverstehen Sie mich nicht:
Ich pumpe Sie nicht an; im Gegenteil,[2]
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<p rend="indent-first">Lieber <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>, mi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>verstehen Sie mich nicht:
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ich wünsche sogar, daß Sie sich selbst an
der Geldbeschaffung nur durch Ihren Einfluß
beteiligen und sonst durch nichts!!!!
Busoni setzte sich in seinem weitläufigen Bekannten- und Freundeskreis stark für Schönberg ein (Stuckenschmidt 1974, S. 143, 204), neben Kerr, Cassirer (ibid., S. 136) u. a. auch bei van Dieren und Petri. Steuermann vermittelte er als Schüler an Schönberg (ibid., S. 143). Der wichtigste Kontakt dürfte jedoch derjenige zur damaligen Leiterin der Konzertagentur Wolff, Frau Luise Wolff, gewesen sein, die sich sofort zur Unterstützung Schönbergs bereiterklärte. Durch ihre Vermittlung führten in den kommenden Jahren u. a. Nikisch, Siloti, Mysz-Gmeiner oder das Rosé-Quartett Werke von Schönberg auf bzw. vermittelten weitere Aufführungsmöglichkeiten (ibid., S. 136 f.).
Aber um daß
Theurich 1977 (187) und Theurich 1979 (187): „das“.
bitte ich Sie: Ich habe keine
Woche mehr Zeit
Theurich 1977 (187) und Theurich 1979 (187) mit Komma.
[a]ber schreckliche Sorgen um
die Zukunft. Schließlich, wir sind vier Per⸗ sonen; das ist nicht so einfach! Und warum
soll ich, der Werte schafft, im Dreck leben!
Ich bitte Sie also um Eines: tun Sie
das Äußerste bei Ihren Freunden und Be⸗ kannten für mich, aber vor Allem:
tun Sie es rasch!!
Es tut mir furchtbar leid, daß ich Ihnen
mit solchen Sachen kommen muß. Aber
ich meine: einem Künstler, das ist einer der
ein Vollmensch ist, kann man mit Allem
kommen. Und ich soll mich doch hoffentlich nicht
an die Feinde wenden.
Es ist unklar, ob Schönberg hiermit auf konkrete Personen anspielt oder lediglich eine mögliche Abkehr von seinen Umzugsplänen andeuten möchte.
Ich hoffe bald Nachricht von Ihnen zu
haben und bin mit vielen herzlichen Grüßen
Deutsche Staatsbibliothek Berlin
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