Martin Wegelius to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Helsinki · September 12, 1894

Facsimile
Diplomatic transcription
Reading version
XML
Mus.ep. M. Wegelius 12 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni
B II, 5325

Helsingfors d. 12 Sept. 94.

Lieber Freund!

Herzlichsten Dank für deinen
Brief
, den ich für diessmal
unbeantwortet lassen muss.
Nur in aller Eile möchte
ich Dich – streng unter uns
– fragen, ob Du überhaupt
und unter irgend einer Be⸗
dingung Schüler oder Schü⸗
lerinnen annim̅st? Es sind
zweie bei uns flügge ge⸗
worden – ich möchte besonders
die kleine Sissi Sundgren Sigrid Sundgren war seit 1892 Klavierschülerin am Institut. Vom Herbst 1894 bis 1897 lernte sie bei Busoni in Berlin und kehrte anschließend wieder an das Musikinstitut nach Helsinki zurück, wo sie im August 1898 (bei N. N. 2001 fälschlich auf 1907 datiert) den Lehrer für Cello Georg Schnéevoigt heiratete. 1899 übernahm sie vertretungsweise eine Lehrstelle für Klavier am Institut und unterrichtete seit 1904 mit Pausen regulär (vgl. Dahlström 1982, S. 468, 328; N. N. 2001; N. N. 1898f; zur Ehe siehe auch den Brief vom 16. April 1900). kei⸗
nem andern als dir in der
[left border, lengthwise:]
ich unbescheidenes verlangt habe! Hanna grüsst
euch beide Dein M Wegelius[1]

Helsingfors, den 12. September 94.

Lieber Freund!

Herzlichsten Dank für deinen Brief, den ich für diesmal unbeantwortet lassen muss. Nur in aller Eile möchte ich Dich – streng unter uns – fragen, ob Du überhaupt und unter irgendeiner Bedingung Schüler oder Schülerinnen annimmst? Es sind zweie bei uns flügge geworden – ich möchte besonders die kleine Sissi Sundgren Sigrid Sundgren war seit 1892 Klavierschülerin am Institut. Vom Herbst 1894 bis 1897 lernte sie bei Busoni in Berlin und kehrte anschließend wieder an das Musikinstitut nach Helsinki zurück, wo sie im August 1898 (bei N. N. 2001 fälschlich auf 1907 datiert) den Lehrer für Cello Georg Schnéevoigt heiratete. 1899 übernahm sie vertretungsweise eine Lehrstelle für Klavier am Institut und unterrichtete seit 1904 mit Pausen regulär (vgl. Dahlström 1982, S. 468, 328; N. N. 2001; N. N. 1898f; zur Ehe siehe auch den Brief vom 16. April 1900). keinem andern als dir in der Welt anvertrauen. Die ist wirklich ein geniales Kind und kann sogar nach deinen Anforderungen ein Pianist werden. Kräfte, gute Nerven und guten Mut hat sie auch – sogar der Dayas hat sie mit seinen Verrücktheiten nicht brechen können; von der würdest Du Freude haben können, wirkliche, echte Künstlerfreude. Ob Du sie für ein paar Monate im Stich lassen musst – das macht nichts, sie wird doch bei dir besser lernen als bei einem andern. Die Aspelin Edith Aspelin studierte schon seit 1888 am Konservatorium und war entsprechend zwei Jahre Schülerin von Busoni gewesen. In einer undatierten handschriftlichen Evaluation seiner Student*innen, die Busoni während seiner Lehrzeit in Helsinki angelegt haben muss, bewertet er sie als nur durchschnittliche Schülerin (die Liste ist Bestandteil des Nachlass Andersson, Otto 58 (I:4-5) der Åbo Akademi). Aspelin wurde ebenfalls von Busoni als Schülerin aufgenommen, blieb jedoch nur bis 1896 in Berlin und kehrte anschließend als Vertretungslehrerin zurück an das Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 397, 326; Päiv 1896; N. N. 1895h; N. N. 1897d). Dem Briefwechsel zwischen William Dayas und Busoni ist zu entnehmen, dass Aspelin 1898 erneut zu Busoni nach Berlin in die Lehre kam und im Februar 1899 zu Dayas nach Manchester ging, um dort zu arbeiten (vgl. die Briefe vom 25. Januar bis 6. März 1899 in der Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1403–1406). möchte auch kolossal gern bei dir spielen – sie hat in der letzten Prüfung, zwar etwas angestrengt, das Es-Dur-Konzert von Beethoven und deine D-Dur-Fuge bewältigt. Die öffentliche Prüfung fand am 29. Mai 1894 statt. Neben dem 5. Klavierkonzert von Beethoven spielte Aspelin Busonis Transkription von J. S. Bachs Präludium und Fuge D-Dur (vgl. N. N. 1894j). Die hat einen ganz seltenen Charakter und kolossale Energie – Talent nicht in demselben Maß – aber doch nicht ohne. Dayas wollte sie natürlich alle beide zu Klindworth haben – der wird nun aber alt, und als ich ihnen von dir sprach, waren sie gleich freudigst bereit. Besonders bitte ich für die Sissi, die ist eine Perle, die kannst Du zu allem erziehen, was Du nur magst. Am aller schönsten wäre es, wenn Du oder Deine Frau sie ganz zu euch nehmen könntet. Ob Du jetzt eine Reise machst oder nicht, bedeutet meiner Ansicht nach wenig für die Sache. Sie ist ja noch kolossal jung – sie kann schon ein paar Monate warten. Sie ist jetzt auch arm geworden – der Vater hat Zession gemacht – wird aber jedenfalls unterstützt.

Ich sagte „streng unter uns“ für den Fall, dass Du sie absolut nicht nimmst und sie zu Klindworth müssten. Aber auch wenn Du sie annimmst, wäre es am besten, wenigstens den Dayas nichts davon wissen zu lassen, ehe sie beide bei dir sind und angefangen haben. Kannst Du mir bald antworten, wäre ich dir außerordentlich dankbar. Verzeihe mir diesen saunachlässigen Brief – ich habe nur einige Minuten; herzlichen Dank für die Partitur Siehe die Kommentierung im vorigen Brief. und das erste Heft vom Wohltemperierten Klavier. Die Busoni-Edition wird natürlich bei uns offiziell. Wie bald ist sie fertig? Anders als bei Dent 1974 (S. 103) , Kindermann 1980 (S. 417 f.) oder Couling 2005 (S. 151) zu lesen ist, wurde der erste Band von Busonis Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers nicht gesammelt 1894 gedruckt, sondern in drei Etappen 1894 (Nr. 1–8), 1895 (Nr. 9–16) und 1897 (zwei Hefte: Nr. 17–24 und Anhang), wie aus der Korrespondenz mit Breitkopf & Härtel hervorgeht (Briefe vom 20. Dezember 1894 und 12. Juli 1896, in: Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 1, Br. 39, S. 31 bzw. Br. 50, S. 38). Grüße deine Frau schönstens und sei mir nicht böse, wenn ich Unbescheidenes verlangt habe! Hanna grüßt euch beide

Dein M Wegelius

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive"> <subst><del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 12 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add xml:id="add_sig" place="margin-right" rend="rotate(90) align(center)">Mus.Nachl. F. Busoni<lb/>B II, 5325</add></subst> </note> <lb/> <opener> <dateline rend="align(right) space-below"><placeName key="E0500270">Helsingfors</placeName><reg>,</reg> <choice><abbr>d.</abbr><expan>den</expan></choice> <date when-iso="1894-09-12">12<reg>.</reg> <choice><abbr>Sept.</abbr><expan>September</expan></choice> 94</date>.</dateline> <salute rend="align(center) space-above space-below">Lieber <rs key="E0300017">Freund</rs>!</salute> </opener> <p type="pre-split">Herzlichsten Dank für <ref target="#D0102018">deinen <lb/>Brief</ref>, den ich für dies<orig>s</orig>mal <lb/>unbeantwortet lassen muss. <lb/>Nur in aller Eile möchte <lb/>ich Dich – streng unter uns <lb/>– fragen, ob Du überhaupt <lb/>und unter irgend<orig> </orig>einer Be <lb break="no"/>dingung Schüler oder Schü <lb break="no"/>lerinnen anni<choice><orig>m̅</orig><reg>mm</reg></choice>st? Es sind <lb/>zweie bei uns flügge ge <lb break="no"/>worden – ich möchte besonders <lb/>die kleine <persName key="E0300943">Sissi Sundgren</persName> <note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300943">Sigrid Sundgren</persName> war seit <date when-iso="1892">1892</date> Klavierschülerin am <rs key="E0600031">Institut</rs>. <date when-iso="1894/1897">Vom Herbst 1894 bis 1897</date> lernte sie bei <persName key="E0300017">Busoni</persName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> und kehrte anschließend wieder an das <rs key="E0600031">Musikinstitut</rs> nach <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> zurück, wo sie <date when-iso="1898-08">im August 1898</date> (bei <bibl><ref target="#E0800547"/></bibl> fälschlich auf <date when-iso="1907">1907</date> datiert) den Lehrer für Cello <persName key="E0300940">Georg Schnéevoigt</persName> heiratete. <date when-iso="1899">1899</date> übernahm sie vertretungsweise eine Lehrstelle für Klavier am <rs key="E0600031">Institut</rs> und unterrichtete <date from-iso="1904">seit 1904</date> mit Pausen regulär (vgl. <bibl><ref target="#E0800437"/>, S. 468, 328</bibl>; <bibl><ref target="#E0800547"/></bibl>; <bibl><ref target="#E0800507"/></bibl>; zur Ehe siehe auch den <ref target="#D0102046" n="7">Brief vom <date when-iso="1900-04-16">16. April 1900</date></ref>).</note> kei <lb break="no"/>nem andern als dir in der <seg xml:id="leftBorder_page1" rend="small"> <cb type="margin-left" rend="rotate(90)"/> ich <choice><orig>u</orig><reg>U</reg></choice>nbescheidenes verlangt habe! <persName key="E0300895">Hanna</persName> grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t <lb/><rs type="persons" key="E0300017 E0300059">euch beide</rs> <seg type="closer" subtype="signed" rend="align(center)">Dein <seg rend="align(right)"><persName key="E0300207">M Wegelius</persName></seg></seg></seg> <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[1]</note> </p></div>
2Facsimile
2Diplomatic transcription
2XML

Welt anvertrauen. Die ist wirk⸗
lich ein geniales Kind und
kann sogar nach deinen An⸗
forderungen ein Pianist wer⸗
den. Kräfte, gute Nerven und
guten Muth hat sie auch –
sogar der Dayas hat sie
mit seinen Verrücktheiten
nicht brechen können; von
der würdest Du Freude ha⸗
ben können, wirkliche, echte
Künstlerfreude. Ob Du sie
für ein Paar Monaten im
Stich lassen musst – das
macht nichts, sie wird doch
bei dir besser lernen
als bei einem Andern.
Die Aspelin Edith Aspelin studierte schon seit 1888 am Konservatorium und war entsprechend zwei Jahre Schülerin von Busoni gewesen. In einer undatierten handschriftlichen Evaluation seiner Student*innen, die Busoni während seiner Lehrzeit in Helsinki angelegt haben muss, bewertet er sie als nur durchschnittliche Schülerin (die Liste ist Bestandteil des Nachlass Andersson, Otto 58 (I:4-5) der Åbo Akademi). Aspelin wurde ebenfalls von Busoni als Schülerin aufgenommen, blieb jedoch nur bis 1896 in Berlin und kehrte anschließend als Vertretungslehrerin zurück an das Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 397, 326; Päiv 1896; N. N. 1895h; N. N. 1897d). Dem Briefwechsel zwischen William Dayas und Busoni ist zu entnehmen, dass Aspelin 1898 erneut zu Busoni nach Berlin in die Lehre kam und im Februar 1899 zu Dayas nach Manchester ging, um dort zu arbeiten (vgl. die Briefe vom 25. Januar bis 6. März 1899 in der Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1403–1406). möchte auch
kolossal gern bei dir Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

[left border, lengthwise:]
uns officiell. Wie bald ist sie fertig? Anders als bei Dent 1974 (S. 103) , Kindermann 1980 (S. 417 f.) oder Couling 2005 (S. 151) zu lesen ist, wurde der erste Band von Busonis Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers nicht gesammelt 1894 gedruckt, sondern in drei Etappen 1894 (Nr. 1–8), 1895 (Nr. 9–16) und 1897 (zwei Hefte: Nr. 17–24 und Anhang), wie aus der Korrespondenz mit Breitkopf & Härtel hervorgeht (Briefe vom 20. Dezember 1894 und 12. Juli 1896, in: Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 1, Br. 39, S. 31 bzw. Br. 50, S. 38). Grüsse dei⸗
ne Frau
schönstens und sei mir nicht böse, wenn

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> Welt anvertrauen. Die ist wirk <lb break="no"/>lich ein geniales Kind und <lb/>kann sogar nach deinen An <lb break="no"/>forderungen ein Pianist wer <lb break="no"/>den. Kräfte, gute Nerven und <lb/>guten Mut<orig>h</orig> hat sie auch – <lb/>sogar der <persName key="E0300887">Dayas</persName> hat sie <lb/>mit seinen Verrück<add rend="inline">t</add>heiten <lb/>nicht brechen können; von <lb/>der würdest Du Freude ha <lb break="no"/>ben können, wirkliche, echte <lb/>Künstlerfreude. Ob Du sie <lb/>für ein <choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Monate<sic>n</sic> im <lb/>Stich lassen musst – das <lb/>macht nichts, sie wird doch <lb/>bei dir besser lernen <lb/>als bei einem <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>ndern. <lb/>Die <persName key="E0300972">Aspelin</persName> <note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300972">Edith Aspelin</persName> studierte schon <date from-iso="1888">seit 1888</date> am <rs key="E0600031">Konservatorium</rs> und war entsprechend zwei Jahre Schülerin von <persName key="E0300017">Busoni</persName> gewesen. In einer undatierten handschriftlichen Evaluation seiner Student*innen, die <persName key="E0300017">Busoni</persName> während seiner Lehrzeit in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> angelegt haben muss, bewertet er sie als nur durchschnittliche Schülerin (die Liste ist Bestandteil des Nachlass <idno>Andersson, Otto 58 (I:4-5)</idno> der <orgName key="E0600252"><placeName key="E0500959">Åbo</placeName> Akademi</orgName>). <persName key="E0300972">Aspelin</persName> wurde ebenfalls von <persName key="E0300017">Busoni</persName> als Schülerin aufgenommen, blieb jedoch nur <date to-iso="1896">bis 1896</date> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> und kehrte anschließend als Vertretungslehrerin zurück an das <rs key="E0600031">Musikinstitut</rs> (vgl. <bibl><ref target="#E0800437"/>, S. 397, 326</bibl>; <bibl><ref target="#E0800529"/></bibl>; <bibl><ref target="#E0800508"/></bibl>; <bibl><ref target="#E0800509"/></bibl>). Dem Briefwechsel zwischen <persName key="E0300887">William Dayas</persName> und <persName key="E0300017">Busoni</persName> ist zu entnehmen, dass <persName key="E0300972">Aspelin</persName> <date when-iso="1898">1898</date> erneut zu <persName key="E0300017">Busoni</persName> nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> in die Lehre kam und im <date when-iso="1899-02">Februar 1899</date> zu <persName key="E0300887">Dayas</persName> nach <placeName key="E0500367">Manchester</placeName> ging, um dort zu arbeiten (vgl. die Briefe <date when-iso="1899-01-25/1899-03-06">vom <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-585108">25. Januar</ref> bis <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-585111">6. März 1899</ref></date> in der <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1403–1406).</note> möchte auch <lb/>kolossal gern bei dir <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> <seg xml:id="leftBorder_page2" rend="small"> <cb type="margin-left" rend="rotate(90)"/> uns offi<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>iell. Wie bald ist sie fertig? <note type="commentary" resp="#E0300616">Anders als bei <bibl><ref target="#E0800218"/> (S. 103) </bibl>, <bibl><ref target="#E0800121"/> (S. 417 f.)</bibl> oder <bibl><ref target="#E0800196"/> (S. 151)</bibl> zu lesen ist, wurde der <rs key="E0400396">erste Band</rs> von <persName key="E0300017">Busonis</persName> <rs key="E0400438">Ausgabe</rs> des <title key="E0400433">Wohltemperierten Klaviers</title> nicht gesammelt <date when-iso="1894">1894</date> gedruckt, sondern in drei Etappen <date when-iso="1894">1894</date> (Nr. 1–8), <date when-iso="1895">1895</date> (Nr. 9–16) und <date when-iso="1897">1897</date> (zwei Hefte: Nr. 17–24 und Anhang), wie aus der Korrespondenz mit <orgName key="E0600002">Breitkopf &amp; Härtel</orgName> hervorgeht (Briefe vom <date when-iso="1894-12-20">20. Dezember 1894</date> und <date when-iso="1896-07-12">12. Juli 1896</date>, in: <bibl><ref target="#E0800050"/>, Bd. 1, Br. 39, S. 31 bzw. Br. 50, S. 38</bibl>).</note> Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e <rs key="E0300059">dei <lb break="no"/>ne Frau</rs> schönstens und sei mir nicht böse, wenn</seg> </p></div>
3Facsimile
3Diplomatic transcription
3XML

spielen – sie hat in der letz⸗
ten Prüfung, zwar etwas an⸗
gestrengt, das Essdurkonsert
von B. und deine Ddurfuge
bewältigt. Die öffentliche Prüfung fand am 29. Mai 1894 statt. Neben dem 5. Klavierkonzert von Beethoven spielte Aspelin Busonis Transkription von J. S. Bachs Präludium und Fuge D-Dur (vgl. N. N. 1894j). Die hat einen
ganz seltenen Charakter
und kolossale Energie –
Talent nicht in demselben
Maass – aber doch nicht ohne.
Dayas wollte sie natürlich
alle beide zu Klindworth
haben – der wird nun aber
alt, und als ich ihnen von
dir sprach, waren sie gleich
freudigst bereit. Besonders
bitte ich für die Sissi, die
ist eine Perle, die kannst
Du zu allem erziehen was
Du nur magst. Am aller[2]
[left border, lengthwise:]
herzlichen Dank für die Partitur Siehe die Kommentierung im vorigen Brief. und das erste Heft
von Wohlt. Clavier. Die Busoniedition wird natürlich bei

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> spielen – sie hat in der letz <lb break="no"/>ten Prüfung, zwar etwas an <lb break="no"/>gestrengt, das <rs key="E0400108">Es<choice><orig>sd</orig><reg>-D</reg></choice>ur<choice><orig>kons</orig><reg>-Konz</reg></choice>ert</rs> <lb/>von <persName key="E0300001"><choice><abbr>B.</abbr><expan>Beethoven</expan></choice></persName> und <rs key="E0400723">deine <choice><orig>Ddurf</orig><reg>D-Dur-F</reg></choice>uge</rs> <lb/>bewältigt. <note type="commentary" resp="#E0300616">Die öffentliche Prüfung fand am <date when-iso="1894-05-29">29. Mai 1894</date> statt. Neben dem <rs key="E0400108">5. Klavierkonzert</rs> von <persName key="E0300001">Beethoven</persName> spielte <persName key="E0300972">Aspelin</persName> <persName key="E0300017">Busonis</persName> <rs key="E0400723">Transkription</rs> von <persName key="E0300012">J. S. Bachs</persName> <title key="E0400722">Präludium und Fuge D-Dur</title> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800506"/>)</bibl>.</note> Die hat einen <lb/>ganz seltenen Charakter <lb/>und kolossale Energie – <lb/>Talent nicht in demselben <lb/>Ma<choice><orig>ass</orig><reg>ß</reg></choice> – aber doch nicht ohne. <lb/><persName key="E0300887">Dayas</persName> wollte sie natürlich <lb/>alle beide zu <persName key="E0300911">Klindworth</persName> <lb/>haben – der wird nun aber <lb/>alt, und als ich ihnen von <lb/>dir sprach, waren sie gleich <lb/>freudigst bereit. Besonders <lb/>bitte ich für die <persName key="E0300943">Sissi</persName>, die <lb/>ist eine Perle, die kannst <lb/>Du <add place="above">zu</add> allem erziehen<reg>,</reg> was <lb/>Du nur magst. Am aller <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note> <seg xml:id="leftBorder_page3" rend="small"> <cb type="margin-left" rend="rotate(90)"/> herzlichen Dank für <rs key="E0400663">die Partitur</rs> <note type="commentary" resp="#E0300616">Siehe die <ref target="#D0102018" n="8">Kommentierung im vorigen Brief</ref>.</note> und das erste Heft <lb/>vo<choice><sic>n</sic><corr>m</corr></choice> <title key="E0400438"><choice><abbr>Wohlt.</abbr><expan>Wohltemperierten</expan></choice> <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier</title>. Die <rs key="E0400438">Busoni<choice><orig>e</orig><reg>-E</reg></choice>dition</rs> wird natürlich bei</seg> </p></div>
4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML

schönsten wäre es, wenn Du oder Deine Frau
sie ganz zu euch nehmen
könntet. […] at least 1, at most 3 char: overwritten. Ob Du jetzt eine Rei⸗
se machst oder nicht, be⸗
deutet meiner Ansicht nach
wenig für die Sache. Sie ist
ja noch colossal jung – sie
kann schon ein Paar Mona⸗
te warten. Sie ist jetzt auch
arm geworden – der Vater
ist hat Cession gemacht –
wird aber jedenfalls unterstützt.

Ich sagte “streng unter uns”,
für den Fall dass Du sie
absolut nicht nimmst und
sie zu Klindworth müssten.
Aber auch wenn Du sie zu an⸗
nim̅st wäre es am besten, we⸗
nigstens den Dayas nichts davon
wissen zu lassen, ehe sie beide
bei dir sind und angefangen
haben. Kannst Du mir bald
antworten, wäre ich dir aus=
[left border, lengthwise:]
serordentlich dankbar. Verzeihe mir diesen sau-
nachlässigen Brief – ich habe nur einige Minuten;

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> schönsten wäre es, wenn Du <add place="above">oder <rs key="E0300059">Deine Frau</rs></add> <lb/>sie ganz zu euch nehmen <lb/>könntet. <subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" atLeast="1" atMost="3" unit="char"/></del><add place="across">Ob</add></subst> Du jetzt eine Rei <lb break="no"/>se machst oder nicht, be <lb break="no"/>deutet meiner Ansicht nach <lb/>wenig für die Sache. Sie ist <lb/>ja noch <choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>olossal jung – sie <lb/>kann schon ein <choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Mona <lb break="no"/>te warten. Sie ist jetzt auch <lb/>arm geworden – der Vater <lb/><del rend="strikethrough">ist</del> hat <choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ession gemacht – <lb/>wird aber jedenfalls unterstützt.</p> <p rend="indent-first">Ich sagte <q rend="dq-uu">streng unter uns</q><orig>,</orig> <lb/>für den Fall<reg>,</reg> dass Du sie <lb/>absolut nicht nimmst und <lb/>sie zu <persName key="E0300911">Klindworth</persName> müssten. <lb/>Aber auch wenn <add place="above">Du</add> sie <del rend="strikethrough">zu</del> an <lb break="no"/>ni<choice><orig>m̅</orig><reg>mm</reg></choice>st<reg>,</reg> wäre es am besten, we <lb break="no"/>nigstens den <persName key="E0300887">Dayas</persName> nichts davon <lb/>wissen zu lassen, ehe sie beide <lb/>bei dir sind und angefangen <lb/>haben. Kannst Du mir bald <lb/>antworten, wäre ich dir au<choice><orig>s<pc>=</pc> <cb type="margin-left" rend="rotate(90)" break="no"/>s</orig><reg>ß</reg></choice>erordentlich dankbar. Verzeihe mir diesen sau <lb break="no" rend="sh"/>nachlässigen Brief – ich habe nur einige Minuten; <listTranspose> <transpose> <ptr target="#leftBorder_page3"/> <ptr target="#leftBorder_page2"/> <ptr target="#leftBorder_page1"/> </transpose> </listTranspose> </p> </div>
5Facsimile
5Diplomatic transcription
5XML
83
Rek.
[Helsingf]ors * Helsinki
1 transcription uncertain: paper missing. 4. IX. 94
* [Гель]сингфорсь *
[…] at least 2, at most 4 char: illegible.
R
Herrn Professor F. B. Busoni.
Berlin-Charlottenburg
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Kantstrasse 153.
13639
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#unknown_1" place="top-left" rend="rotate(-45)">8</note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#unknown_2" place="margin-right">3</note>
                                                                <lb xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#post_rek" place="margin-right"><hi rend="underline">Rek.</hi></note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post_fi" place="top-center" xml:id="post_abs">
                        <stamp rend="round border majuscule">
                           <placeName key="E0500270"><supplied reason="paper-missing">Helsingf</supplied>ors</placeName> * <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName>
                           <lb/><date when-iso="1894-09-16" cert="high"><unclear reason="paper-missing" cert="high">1</unclear>4. IX. 94</date>
                           <lb/>* <placeName key="E0500270"><supplied reason="paper-missing">Гель</supplied>сингфорсь</placeName> *
                        </stamp>
                     </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post" place="left">
                        <stamp rend="border tiny align(center) majuscule">
                           <seg rend="indent-2"><placeName key="E0500323" xml:lang="fi">Suomi</placeName></seg> <seg rend="large indent-2 italic">N<hi rend="sup underline tiny">o</hi></seg>
                           <lb/><seg rend="rotate(-90)"><placeName key="E0500323" xml:lang="sv">Finland</placeName></seg><seg rend="huge">R</seg><seg rend="rotate(90)"><placeName key="E0500323" xml:lang="ru">Финляндія</placeName></seg> <seg rend="large">1018</seg>
                        </stamp>
                     </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#unnown_blue" place="center" rend="huge blue"><gap reason="illegible" atLeast="2" atMost="4" unit="char"/></note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post_rek" place="inline">
                        <stamp rend="border round rotate(-45) huge">R</stamp>
                     </note>
                                                                
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <addrLine>Herrn Professor <persName key="E0300017">F. B. Busoni</persName>.</addrLine> <addrLine><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>-<seg rend="underline"><placeName key="E0500017">Charlottenburg</placeName></seg></addrLine> <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> <addrLine rend="align(right) underline-wave"><placeName key="E0501019">Kantstrasse 153</placeName>.</addrLine> </address>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#unknown_3" place="bottom-left">1<subst><del rend="overwritten">3</del><add place="across">6</add></subst>39</note>
6Facsimile
6Diplomatic transcription
6XML
Wegelius
С. Петербургъ
4
12 16 transcription uncertain: low ink. 9 transcription uncertain: low ink. 4 12
IX
5. Эксп
Bestellt
vom
Postamte 2
18 9. 94
8-9 ½V.




Mus.Nachl.
F. Busoni B II, 5325-
Beil.
Charlotten
Nachlaß Busoni
B II
Mus.ep. M. Wegelius 12
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#gerda.busoni" place="top-center" rend="huge">Wegelius</note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="margin-left" resp="#post_stpet" xml:lang="ru" xml:id="post_for">
                        <stamp rend="round border align(center) majuscule small rotate(225)">
                           <placeName key="E0500116">С. Петербургъ</placeName>
                           <lb/><seg rend="tiny">4</seg>
                           <lb/>12 <date when-iso="1894-09-16" cert="high"><seg rend="tiny"><unclear reason="low-ink" cert="high">16</unclear><seg rend="indent"/><unclear reason="low-ink" cert="high">9</unclear>4</seg></date> 12
                           <lb/><date when-iso="1894-09-16" cert="high"><seg rend="tiny">IX</seg></date>
                           <lb/>5. Эксп
                        </stamp>
                     </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="margin-right" resp="#post_de" xml:id="post_rec">
                        <stamp rend="round border align(center) small rotate(90)">
                           Bestellt
                           <lb/><seg rend="tiny">vom</seg>
                           <lb/>Postamte 2
                           <lb/><date when-iso="1894-09-18">18 9. 94</date>
                           <lb/>8-9	½V.
                        </stamp>
                     </note>
                                                                <lb xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/>
                                                                <lb xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/>
                                                                <lb xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/>
                                                                <lb xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"/>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" resp="#archive">
                        Mus.Nachl.
                        <lb/>F. Busoni B II, 5325-<add place="below" rend="align(right)">Beil.</add>
                     </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#?" place="center" rend="rotate(180)"><placeName key="E0500017">Charlotten</placeName></note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="center" rend="strikethrough" resp="#sbb_st_black">
                        <stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
                     </note>
                                                                <del xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" rend="strikethrough">
                        <note type="shelfmark" place="inline" resp="#archive_red">
                           B II
                           <handShift new="#archive"/><lb/><seg rend="align(center)">Mus.ep. M. Wegelius 12</seg>
                        </note>
                     </del>
                                                            

Document

buildStatus: proposed XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5325 | olim: Mus.ep. M. Wegelius 12 |

proof Kalliope

Condition
Brief ist gut erhalten. Beim Umschlag wurde ein Teil der Vorderseite rausgeschnitten.
Extent
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Collation
Seitenfolge: 1–4, Brieftext geht dann am linken Seitenrand weiter, angefangen mit Seite 4 bis Seite 1
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (schwarze Tinte)
  • Helsinkier Poststempel (schwarze Tinte)
  • Sankt Petersburger Poststempel (schwarze Tinte)
  • Poststempel des Zustellbezirks (schwarze Tinte)
  • Poststempel Einschreiben (schwarze Tinte)
  • Hand eines Postbeamten, der die Notiz
  • Rek.
  • auf dem Briefumschlag vermerkt hat
  • Unbekannte Hand, die den Zustellort auf der Rückseite des Briefumschlags ergänzt hat
  • Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit blauem Stift eine unleserliche Kennzeichnung eingetragen hat
  • Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit Bleistift die Zahl
  • 8
  • notiert hat
  • Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit schwarzer Tinte die Zahl
  • 3
  • eingetragen hat
  • Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit schwarzer Tinte die Zahl
  • 1639
  • eingetragen hat
  • Hand Gerda Busonis, die auf der Rückseite des Umschlags den Absendernamen vermerkt hat
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Summary
Wegelius bittet Busoni, die beiden Schülerinnen Sigrid Sundgren und Edith Aspelin zu sich aufzunehmen, um sie zu unterrichten; dankt für den Erhalt des Sinfonischen Tongedichts und des ersten Hefts von Busonis Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers.
Incipit
Herzlichsten Dank, für deinen Brief, den ich für diesmal

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
March 19, 2024: proposed (transcription and coding done, awaiting proofreading)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition