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Mus.ep. J. Oppenheimer 22 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3453
[1]
Lieber, verehrter Freund,
Ich war glücklich durch Frl. Krana
transcription uncertain.
Eine Frau Krana kommt in keinem anderen Briefwechsel vor. Auch ähnliche Schreibweisen und Namen wurden durch die unsichere Transkription geprüft.
zu hören, dass Sie alle gesund sind
und nicht nach Amerika fahren.
Damit ist mir ein Stein vom Herzen ;
die Seefahrt hätte mich jetzt sehr geängstigt.
Gerne hätte ich noch sehr viel
mehr von Ihnen gewusst und hoffe
mein Herzenswunsch wird bald durch
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Lieber, verehrter Freund,
Ich war glücklich durch Fräulein Krana
Eine Frau Krana kommt in keinem anderen Briefwechsel vor. Auch ähnliche Schreibweisen und Namen wurden durch die unsichere Transkription geprüft.
zu hören, dass Sie alle gesund sind
und nicht nach Amerika fahren.
Damit ist mir ein Stein vom Herzen gefallen;
die Seefahrt hätte mich jetzt sehr geängstigt.
Gerne hätte ich noch sehr viel
mehr von Ihnen gewusst und hoffe
mein Herzenswunsch wird bald durch
Sie selbst erfüllt, liebster Freund.
Wie gerne säße ich auch in der bekannten,
gemütlichen Ecke in Ihrem Wohnzimmer
um zu plaudern; so viel Gutes aber kann
und darf man sich jetzt kaum gönnen.
Meine Freunde hier sind auch wenig
sichtbar und findet man sich zusammen,
so kommen allerlei Kriegspsychosen zum
Vorschein und bringen Gegensätze, die
wohl nur in den überreizten Nerven
ihre Ursache haben. Der Umgang mit
den einfachen Menschen aus dem Volk
ist mir hier augenblicklich der liebste
und ich pflege diesen Verkehr in
einem kleinen Spital, das ich in Baden
in einem Stiftungshaus meines Großvaters installiert habe. Wir haben circa
vierzig Kranke, deren Geduld und Dankbarkeit wahrhaft rührend ist.
Alle Nationalitäten sind vertreten
und vertragen sich brüderlich. Es sind
vielfach große Kinder, die nach allen
Leiden und Gefahren, trotz aller Sehnungen
den Moment dankbar genießen; mich
macht es glücklich für sie zu sorgen
und etwas zu ihrem Behagen, ihrer Erholung
beizutragen. Morgen rufen mich allerlei
Pflichten für eine Woche nach Wien und
Ihre lieben Nachrichten, bester Freund,
erreichen mich jederzeit, wenn Sie an
meine Stadtwohnung adressieren. Wie
verleben Sie Ihre Tage? Können Sie sich
losringen und arbeiten? Ich wünsche es
Ihnen aus tiefster Seele und muss
zugleich bekennen, dass ich gänzlich
unfähig bin, etwas geistig aufzunehmen.
Ich kann weder lesen noch Musik
hören und komme mit meinem
inneren Menschen nur halbwegs zurecht,
wenn ich rastlos tätig bin, wie in diesen
letzten Wochen, wo es galt das Spital einzurichten, für alles zu sorgen und so weiter.
Es ist das einzige Opiat, das ich augenblicklich vertrage. Meine Enkel sind
für den ganzen Winter mit ihrer Mutter
in Aussee, ich fühle aber, dass ich dort
nicht sein kann, ohne meine
Gesundheit schwer zu schädigen und
gemütskrank zu werden. Gebirgsluft
im Winter ist für meine Neuralgien
Gift und die vollständige Abgeschlossenheit
und Untätigkeit könnte ich nicht ertragen.
Gebe Gott, dass es nicht in Frage kommt und wir unser Heim hier
nicht verlassen müssen.
Das Stadtbild lässt nichts vom Krieg
ahnen, ich habe die Straßen nie so belebt
gesehen; auch Theater und Konzerte sind,
wie ich höre, sehr besucht, meist ausverkauft. Die vielen Bedrückten, die um
ihre Nächsten trauern oder stündlich
bangen, verschwinden in der großen Menge,
die auf der Oberfläche schwimmt.
Wann wird Frieden ins Land ziehen?!
All mein Sehnen und all mein heißes
Verlangen drängt sich in das eine
Wort, es umfasst den Segen, den ich vom
Himmel erflehe!
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Sie selbst erfüllt, liebster Freund.
Wie gerne sässe ich auch in der bekannten,
gemütlichen Ecke in Ihrem Wohnzimmer
um zu plaudern; so viel Gutes aber kann
und darf man sich jetzt kaum gönnen.
Meine Freunde hier sind auch wenig
sichtbar und findet man sich zusammen,
so kommen allerlei Kriegspsychosen zum
Vorschein und bringen Gegensätze, die
wohl nur in den überreizten Nerven
Deutsche
Staatsbibliothek
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lihre Ursache haben. Der Umgang mit
den einfachen Menschen aus dem Volk
ist mir hier augenblicklich der liebste
und ich pflege diesen Verkehr lu in
einem kleinen Spital, das ich in Baden
in einem Stiftungshaus meines Gross- vaters installiert habe. Wir haben circa
40 Kranke, deren Geduld und Dank- barkeit wahrhaft rührend ist.
Alle Nationalitäten sind vertreten
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und vertragen sich brüderlich. Es sind
vielfach grosse Kinder, die nach allen
Leiden und Gefahren, trotz aller Sehnungen
den Moment dankbar geniessen; mich
macht es glücklich für sie zu sorgen
und etwas zu ihrem Behagen, ihrer Erholung
beizutragen. Morgen rufen mich allerlei
Pflichten für eine Woche nach Wien und
Ihre lieben Nachrichten, bester Freund,
erreichen mich jederzeit, wenn Sie an
meine Stadtwohnung adressieren. Wie
verleben Sie Ihre Tage? Können Sie sich
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<lb/>und etwas zu ihrem Behagen, ihrer Erholung
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<lb/>verleben Sie Ihre Tage? Können Sie sich
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B II, 3453[3]
losringen und arbeiten? Ich wünsche es
Ihnen aus tiefster Seele und muss
zugleich bekennen, dass ich gänzlich
unfähig bin etwas geistig aufzunehmen.
Ich kann weder lesen noch Musik
hören und komme mit meinem
inneren Menschen nur halbwegs zurecht,
wenn ich rastlos tätig bin, wie in diesen
letzten Wochen, wo es galt das Spital einzu- richten, für alles zu sorgen u.s.w..
Es ist das einzige Opiat, das ich augen- blicklich vertrage. Meine Enkeln sind
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<lb/>Ich kann weder lesen noch Musik
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<lb/>wenn ich rastlos tätig bin, wie in diesen
<lb/>letzten Wochen, wo es galt das Spital einzu
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für den ganzen Winter mit ihrer Mutter
in Aussee, ich fühle aber, dass ich dort
nicht sein kann, ohne meine
Gesundheit schwer zu schädigen und
gemütskrank zu werden. Gebirgsluft
im Winter ist für meine Neuralgien
Gift und die vollständige Abgeschlossenheit
und Untätigkeit könnte ich nicht ertragen.
Gebe Gott, dass es nicht in Frage kommt und wir unser Heim hier
nicht verlassen müssen.
Das Stadtbild lässt d nichts vom Krieg
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<lb/>Gesundheit schwer zu schädigen und
<lb/>gemütskrank zu werden. Gebirgsluft
<lb/>im Winter ist für meine Neuralgien
<lb/>Gift und die vollständige Abgeschlossenheit
<lb/>und Untätigkeit könnte ich nicht ertragen.
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<lb/>nicht verlassen müssen.
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ahnen, ich habe die Strassen nie so belebt
gesehen; auch Theater und Concerte sind,
wie ich höre, sehr besucht, meist aus- verkauft. Die vielen Bedrückten, die um
ihre Nächsten trauern oder stündlich
bangen, verschwinden in der grossen Menge,
die auf der Oberfläche schwimmen.
Wann wird Frieden ins Land ziehen?!
All mein Sehnen und all mein heisses
Verlangen drängt sich in das eine
Wort, es umfasst den Segen, den ich vom
Himmel erflehe!
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<lb/>Wort, es umfasst den Segen, den ich vom
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<lb/>mir. <salute>Immer von Herzen</salute>
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