Jella Oppenheimer to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Wien · September 17, 1914

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Mus. ep. J. Oppenheimer 21 (Busoni-Nachl. B II)
Donnerstag
[18.9.1914] Die nachträgliche Datierung des/der Archivar/in passt nicht zur Angabe „Donnerstag“ (17.09.1914).
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Liebster Freund,
Unsere Briefe haben sich gekreuzt und ich
war glücklich endlich Nachricht zu erhalten. Bei den Briefen handelt es sich wohl um die vom 11. und 13. September 1914.
So beruhigend mir der Gedanke ist, Sie und Ihre
Lieben
fern von all dem Jammer zu wissen,
von dem ganz Europa heute erfüllt ist, so bang
wird mir, wenn ich an die Gefahren der Seefahrt
denke. Es scheint mir furchtbar gewagt und
ich bitte Sie innigst noch reiflich zu erwägen,

Mus. Nachl. F. Busoni B II, 3452

Donnerstag
Die nachträgliche Datierung des/der Archivar/in passt nicht zur Angabe „Donnerstag“ (17.09.1914).

Liebster Freund,

Unsere Briefe haben sich gekreuzt und ich war glücklich, endlich Nachricht zu erhalten. Bei den Briefen handelt es sich wohl um die vom 11. und 13. September 1914. So beruhigend mir der Gedanke ist, Sie und Ihre Lieben fern von all dem Jammer zu wissen, von dem ganz Europa heute erfüllt ist, so bang wird mir, wenn ich an die Gefahren der Seefahrt denke. Es scheint mir furchtbar gewagt, und ich bitte Sie innigst noch reiflich zu erwägen, ob ein Aufschub nicht geboten ist. Wie einem späteren Brief Oppenheimers zu entnehmen ist, wurde die Reise sogar zwischenzeitlich abgesagt, ehe sie schließlich vom 3. Januar bis 28. August 1915 andauerte (Roberge 1995, S. 323). Wann werden wir uns wiedersehen und wie wird sich bis dahin alles gestaltet haben?! Das Herz ist in diesen Tagen schwer beklommen, das furchtbare Ringen im Osten und Westen lähmt jeden Gedanken. Man wartet und bangt, bangt und wartet, kann keinen anderen Gedanken fassen. Gott helfe und erlöse die arme Menschheit aus all dem Leid. „Die Segnungen des Friedens“, die Worte waren uns geläufig, aber der Inhalt so wenig bewusst, wie der immer Gesunde gedankenlos vom „Wohlsein“ spricht.

Jetzt wüsste man das Glück zu schätzen, alles Kleinliche ist abgestreift.

Schenken Sie mir bald wieder einen Gruß, liebster Freund, einen Gruß aus besseren Welten! Sie helfen mir, mit meinem inneren Menschen zurecht zu kommen.

Viel Liebes Ihnen allen von

Ihrer Jella Oppenheimer

                                                                
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ob ein Aufschub nicht geboten ist. Wie einem späteren Brief Oppenheimers zu entnehmen ist, wurde die Reise sogar zwischenzeitlich abgesagt, ehe sie schließlich vom 3. Januar bis 28. August 1915 andauerte (Roberge 1995, S. 323). Wann werden
wir uns wiedersehen und wie wird sich bis
dahin alles gestaltet haben?! Das Herz ist in diesen
Tagen schwer beklommen, das furchtbare Ringen
im Osten und Westen lähmt jeden Gedanken.
Man wartet und bangt, bangt und wartet,
kann keinen anderen Gedanken fassen. Gott helfe!
und erlöse die arme Menschheit aus all dem
Leid. Die Segnungen des Friedens DasDie Worte waren
uns geläufig, aber der Inhalt so wenig bewusst, wie
der immer Gesunde gedankenlos vom Wohlsein
spricht.

                                                                
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II
B II, 3452
ep. 21

Jetzt wüsste man das Glück zu schätzen,
alles Kleinliche ist abgestreift.

S transcription uncertain: overwritten. L transcription uncertain: overwritten. […] at most 2 char: overwritten. el Schenken Sie mir bald wieder einen Gruss,
liebster Freund, ein Gruss aus besseren
Welten! Sie helfen mir mit meinem
inneren Menschen zurecht zu kommen.

Viel Liebes Ihnen allen von
Ihrer Jella Oppenheimer

                                                                
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[Rückseite von Textseite 2]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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1/1 [Wien 15]
18.IX.14.X-
4b
S. H
Herrn Ferruccio Busoni
Viktoria Louisen Platz 11
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
W. 30
Berlin
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="margin-right" resp="#post">
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6Diplomatic transcription
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Huber & Lerner
I Kohlmarkt 9. Vienne
Nachlaß Busoni
B II
Mus. ep. J. Oppenheimer 21

Mus. Nachl. F. Busoni B II, 3452-Beil.
Bin: Jella Oppenheimer
Kärntnerstrasse 51
Wien Wien Einziger Brief Oppenheimers mit Angabe sowohl der Statutarstadt, als auch des Bundeslandes Wien.
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Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3452 | olim: Mus.ep. J. Oppenheimer 21 |

proof Kalliope

Condition
Briefkarten und Umschlag sind gut erhalten.
Extent
2 Briefkarten, 3 beschriebene Seiten
Collation
Seitenfolge: 1, 2, 3, 4, 6, 5 (bis auf die Verso-Seite des Umschlags alle im Querformat).
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in lilafarbener Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)

Summary
Nachdem sich zwei ihrer Briefe gekreuzt haben, ist Oppenheimer erleichtert, von Busoni zu hören; beschreibt die niedergeschlagene Stimmung aufgrund des Krieges und ihre Sorgen bezüglich Busonis geplanter Amerikareise.
Incipit
Unsere Briefe haben sich gekreuzt und ich war glücklich endlich Nachricht zu erhalten

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
December 16, 2023: proposed (transcription and coding done, awaiting proofreading)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition