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Mus.ep. M. Wegelius 11 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5324
Lieber Freund!
Ich sandte deinen Brief,
Der schon im vorigen Brief erwähnte, nicht überlieferte Brief Busonis mit seinem Kommentar zu Kurt Müller.
Klind⸗ worths Brief und die gedruckten
Recensionen
Neben einigen kurzen Konzerterwähnungen im Berliner Tageblatt gibt es zwei ausführlichere Rezensionen von Otto Leßmann in der Allgemeinen Musikzeitung, die Wegelius möglicherweise von Busoni als Briefanhang erhalten hatte. In der ersten, kürzeren Rezension über ein Rezital von Kurt Müller im Saal Bechstein vom 13. Oktober 1892 kam Leßmann erst zum letzten Teil des Programms, „in welchem der Konzertgeber offenbar schon ermüdet war“ (Leßmann 1892, S. 517). In der zweiten Rezension aus dem gleichen Jahr äußert sich Leßmann etwas positiver über Müller, der das Programm diesmal „ganz brav gespielt“ habe (Leßmann 1892a).
nach Helsingfors zu
der Direction. Da ich glaubte, dass
die Sache nicht so bald erledigt
würde, schrieb ich beigelegten
Brief an dich; der mag jetzt
mitfolgen und meinen Stand⸗ punkt klarstellen. Die Direction
aber hat sich schnell entschlos⸗ sen, und gab mir den Auftrag
an Dich das Telegram
Nicht überliefert.
abzusen⸗ den. Streng unter uns: es[1]
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Lieber Freund!
Ich sandte deinen Brief,
Der schon im vorigen Brief erwähnte, nicht überlieferte Brief Busonis mit seinem Kommentar zu Kurt Müller.
Klindworths Brief und die gedruckten
Rezensionen
Neben einigen kurzen Konzerterwähnungen im Berliner Tageblatt gibt es zwei ausführlichere Rezensionen von Otto Leßmann in der Allgemeinen Musikzeitung, die Wegelius möglicherweise von Busoni als Briefanhang erhalten hatte. In der ersten, kürzeren Rezension über ein Rezital von Kurt Müller im Saal Bechstein vom 13. Oktober 1892 kam Leßmann erst zum letzten Teil des Programms, „in welchem der Konzertgeber offenbar schon ermüdet war“ (Leßmann 1892, S. 517). In der zweiten Rezension aus dem gleichen Jahr äußert sich Leßmann etwas positiver über Müller, der das Programm diesmal „ganz brav gespielt“ habe (Leßmann 1892a).
nach Helsingfors zu
der Direktion. Da ich glaubte, dass
die Sache nicht so bald erledigt
würde, schrieb ich beigelegten
Brief an dich; der mag jetzt
mitfolgen und meinen Standpunkt klarstellen. Die Direktion
aber hat sich schnell entschlossen und gab mir den Auftrag,
an Dich das Telegramm
Nicht überliefert.
abzusenden. Streng unter uns: es
war aus Cholerafurcht – d. h.
man hat gefürchtet, dass die
Furcht vor der Cholera jedes Engagement in Deutschland schwer
machen würde.
Wenngleich das Telegramm an Busoni nicht überliefert ist, kann der Inhalt erschlossen werden. Vermutlich bittet Wegelius Busoni darin, einen Vertrag für Müller aufzusetzen oder zu übergeben. In einem Brief an Wegelius vom 17. Juli schreibt Müller, er habe den von Busoni erhaltenen Vertrag am Vortag verschickt (vgl. Brief von Kurt Müller an Martin Wegelius, Berlin, 17. Juli 1894, im Archiv der Universität der Künste Helsinki). Nachdem der schlimmste deutsche Choleraausbruch von 1892 noch im selben Jahr erfolgreich eingedämmt worden war, war 1893 eine weitere Infektionswelle ausgebrochen (Kohn 2001, S. 15). Obwohl die Fallzahlen zur Zeit dieser Korrespondenz noch vergleichsweise niedrig waren – hauptsächlich in Ostpreußen, in Berlin war im Juli 1894 nur eine einzige Infektion berichtet worden (Irwin et al. 1894, S. 877 f.) –, erinnerte man sich in Finnland sicherlich noch an die rapide und unkontrollierte Ausbreitung nach Europa und Amerika 1892, nachdem konsequent Fälle verschwiegen worden waren, um den Hamburger Hafen nicht schließen zu müssen (vgl. Kohn 2001a).
So ist die Sache,
soll aber nicht so scheinen. Sollen wir jetzt so trivial sein,
zu sagen: kleine Ursachen
haben oft große Wirkungen –
oder sagen wir vielleicht in
diesem Fall lieber: große
Ursachen haben oft kleine
Wirkungen?
Nun hoffe ich nur, dass
der junge Mensch wenigstens
nicht gleich im ersten Jahr
heiratet. Mache ihn drauf
aufmerksam, dass schon das
Heiraten und noch mehr das
Kinderzeugen bei uns ein
recht kostbarer, teurer Spaß ist. Will
er gleich mit viel Privatstunden anfangen, bleibt ja keine
Zeit für das Spielen übrig.
Dann soll er ja auch erst
selbst sehen, wie
viel man bei uns nötig
hat, um anständig zu leben.
Jetzt lebe wohl wieder, lieber alter Kumpan
– ich fürchte, eine schlimme Busoni-Krankheit zu bekommen, wenn ich Dich nicht bald
wieder sehen und hören kann;
das klingt vielleicht wie
Spaß, ist aber Ernst. Große
Sehnsucht ist in der
Jugend leicht verwischt; im
47. Lebensjahre greift sie
aber an.
Die schönsten Grüße
von und an!
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war aus Cholerafurcht – d. h.
man hat gefürchtet, dass die
Furcht vor die Ch. ijedes Enga⸗ gement in Deutschland schwer
machen würde.
Wenngleich das Telegramm an Busoni nicht überliefert ist, kann der Inhalt erschlossen werden. Vermutlich bittet Wegelius Busoni darin, einen Vertrag für Müller aufzusetzen oder zu übergeben. In einem Brief an Wegelius vom 17. Juli schreibt Müller, er habe den von Busoni erhaltenen Vertrag am Vortag verschickt (vgl. Brief von Kurt Müller an Martin Wegelius, Berlin, 17. Juli 1894, im Archiv der Universität der Künste Helsinki). Nachdem der schlimmste deutsche Choleraausbruch von 1892 noch im selben Jahr erfolgreich eingedämmt worden war, war 1893 eine weitere Infektionswelle ausgebrochen (Kohn 2001, S. 15). Obwohl die Fallzahlen zur Zeit dieser Korrespondenz noch vergleichsweise niedrig waren – hauptsächlich in Ostpreußen, in Berlin war im Juli 1894 nur eine einzige Infektion berichtet worden (Irwin et al. 1894, S. 877 f.) –, erinnerte man sich in Finnland sicherlich noch an die rapide und unkontrollierte Ausbreitung nach Europa und Amerika 1892, nachdem konsequent Fälle verschwiegen worden waren, um den Hamburger Hafen nicht schließen zu müssen (vgl. Kohn 2001a).
So ist die Sache,
soll aber nicht so scheinen. Sol⸗ len wir jetzt so trivial sein
zu sagen: kleine Ursachen
haben oft grosse Wirkungen –
oder sagen wir vielleicht in
diesem Fall lieber: grosse
Ursachen haben oft kleine
Wirkungen?
Nun hoffe ich nochnur, dass
der junge Mensch wenigstens
nicht gleich im ersten Jahr
heirathet. Mache ihn drauf
aufmerksam, dass schon das
Heirathen und noch mehr das
Kinderzeugen bei uns ein
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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er gleich mit viel Privatstun⸗ den anfangen, bleibt ja keine
Zeit für das Spielen übrig.
Dann soll er ja auch erst
selbst zuerst sehen, wie
viel man bei uns nöthig
hat um anständig zu leben.
Jetzt lebe wohl wide wie⸗ der, lieber alter Kumpan
– ich fürchte eine schlim⸗ me Busonikrankheit zu be⸗ kommen, wenn ich Dich nicht bald
wieder sehen und hören kann;
das klingt vielleicht wie
Spass, ist aber Ernst. Grosse
Senh
Transkription unsicher:
unvollständig.
Sehnsucht ist in der
Jugend leicht verwischt; im
47sten Lebensjahre greift sie
aber an. Die schönsten Grüsse
von und an!
[2]
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<p rend="indent-first">Jetzt lebe wohl <del rend="strikethrough">wide</del> wie
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<lb/>– ich fürchte<reg>,</reg> eine schlim
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<lb/>wieder sehen und hören kann;
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[Seite 4 des Bogens, vacat]
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