Paul Bekker an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Hofheim am Taunus · 21. Mai 1921

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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 256
Mus.ep.P.Bekker 8 (Busoni-Nachl. B II)
Vertraulich

Sehr verehrter Herr Dr. Busoni,

durch Ihre freundliche Vermittlung erhielt ich einen Teil Ihrer
Bach-Ausgabe vom Verlag. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen,
bin gegenwärtig sehr interessiert am Studieren u. hoffe mich
sobald wie möglich darüber vernehmen lassen zu können.

Heut schreibe ich aus einem anderen Anlaß. der Drei=
Masken=Verlag
wünscht eine Monographie über Sie u fragt
deswegen – wie er sagt auf Ihren Vorschlag – bei mir an. Ich
werde das Anerbieten ablehnen, mir liegt aber daran,
dass Sie meine Gründe dafür kennen. Sie haben nichts
mit Ihrer Person u Kunst zu tun, selbstverständlich nicht.
Was ich aber bisher von dieser Monographien=Sam̅lung
kennen gelernt habe, ist in der Auswahl der Themen
so wenig charaktervoll, in der Behandlungsart z.T.
so positiv schlicht, unkritisch, lobhudelnd, dass ich mich
nicht in diese Gesellschaft begeben möchte. Außerdem liegt
es mir nicht, auf Auftrag zu schreiben.

Da Sie den Verlag auf mich verwiesen haben, lege ich
Wert darauf, daß Sie den Grund meiner Absage kennen.

In steter aufrichtiger Sympathie u Verehrung
für Ihre Kunst
Ihr sehr ergebener

Paul Bekker

Hofheim i. T. 21/V/21
Kapellenstr
?
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Sehr verehrter Herr Dr. Busoni,

durch Ihre freundliche Vermittlung erhielt ich einen Teil Ihrer Bach-Ausgabe vom Verlag. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen, bin gegenwärtig sehr interessiert am Studieren und hoffe, mich so bald wie möglich darüber vernehmen lassen zu können.

Heut schreibe ich aus einem anderen Anlass. Der Drei-Masken-Verlag wünscht eine Monographie über Sie und fragt deswegen – wie er sagt auf Ihren Vorschlag – bei mir an. Ich werde das Anerbieten ablehnen, mir liegt aber daran, dass Sie meine Gründe dafür kennen. Sie haben nichts mit Ihrer Person und Kunst zu tun, selbstverständlich nicht. Was ich aber bisher von dieser Monographien-Sammlung kennengelernt habe, ist in der Auswahl der Themen so wenig charaktervoll, in der Behandlungsart zum Teil so positiv schlicht, unkritisch, lobhudelnd, dass ich mich nicht in diese Gesellschaft begeben möchte. Außerdem liegt es mir nicht, auf Auftrag zu schreiben.

Da Sie den Verlag auf mich verwiesen haben, lege ich Wert darauf, daß Sie den Grund meiner Absage kennen.

In steter aufrichtiger Sympathie und Verehrung für Ihre Kunst Ihr sehr ergebener

Paul Bekker

Hofheim im Taunus 21.5.1921 Kapellenstraße
                                                                
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Nachlaß Busoni
                                                                
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3Diplomatische Umschrift
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Société d’Editions littéraires et dramatiques S.A. Zürich (Seledsa)
Succursale Berlin W 30
Nollendorfstraße 13/14
                                                                <fw xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" place="top-center" xml:lang="fr" rend="align(center)">
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                                    <addrLine>Société d’Editions littéraires et dramatiques S.A. Zürich (Seledsa)</addrLine><!-- Hier fehlen noch wichtige Informationen: Über diesen Verlag ist wenig bis nichts herauszubekommen. Möglicherweise ist der Verlag eine Art Sammelstelle für an Busoni gerichtete Briefe in Zürich nach seinem Umzug nach Berlin gewesen. Bekker hätte dann im Glauben, Busoni wohne noch in Zürich, den Brief dorthin geschickt und der Verlag hat diesen dann mit der Hauspost zur Zweigstelle nach Berlin geschickt. Das würde erklären, warum kein Postzeichen auf dem Briefumschlag zu finden ist. Die räumliche Nähe der Nollendorffstraße (in Schöneberg, auch heute noch Nr. 13/14) zu Busonis Wohnung am Viktoria-Luise-Platz kommt hinzu. Interessanterweise ist auch der Drei-Masken-Verlag um 1916 in dem Haus ansässig, vielleicht handelt es sich um ein Haus mit mehreren Theaterverlagen (https://books.google.de/books?id=aXAiAAAAQBAJ&pg=PA346&lpg=PA346&dq=nollendorfstra%C3%9Fe+13,+berlin&source=bl&ots=0YurDPbOKD&sig=HN2r19pgn1rACO1OewavfG3-AmQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj39bDisPvZAhUOSJoKHSepCsE4HhDoAQhAMAU#v=onepage&q=nollendorfstra%C3%9Fe%2013%2C%20berlin&f=false). Ich habe die Straße erst einmal als Sitz des Verlags codiert.-->
                                    <addrLine>Succursale <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> W 30</addrLine>
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Paul Bekker

[N]achlaß Busoni B II

21.5.21

Mus.ep. P. Bekker 8
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 256-Beil.
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 256 | olim: Mus.ep. P. Bekker 8 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Paul Bekker, Brieftext in violetter Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der im Brieftext mit Bleistift Anmerkungen hinterlassen hat.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung
  • Bekker
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Bekker dankt Busoni für die an ihn gesendeten Bände der Bach-Ausgabe; lehnt eine angeblich von diesem selbst beauftragte Busoni-Biographie vom Drei Masken Verlag ab.
Incipit
durch ihre freundliche Vermittlung erhielt ich einen Teil ihrer Bach-Ausgabe

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
6. September 2020: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition