Robert Freund an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Zürich · 23. April 1907

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Mus.ep. R. Freund 22 (Busoni-Nachl. B II)
Mus. Nachl. F. Busoni B II, 1711
[1]

Lieber Freund! Herzlichen Dank
für Ihre Sendung. Diese enthält
des Anregenden, theilweise
auch des Bedeutenden so viel,
dass es nicht möglich
ist in einem simplen
Brief sich einigermassen
eingehend darüber zu unterhal_
ten.

Zuerst dzu den Operndichtungen.
No 1 scheint für Musik
wie geschaffen u. ich hörte
sie manches mal “klingen”.
Die Brautwahl gefiel mir
weniger (ich meine als
musikalischer Vorwurf). Äussert
gespan̅t bin ich auf den
Styl (leggiero e grazioso)
in dem Sie den Text wohl

Lieber Freund!

Herzlichen Dank für Ihre Sendung. Diese enthält des Anregenden, teilweise auch des Bedeutenden so viel, dass es nicht möglich ist, in einem simplen Brief sich einigermaßen eingehend darüber zu unterhalten.

Zuerst zu den Operndichtungen. Nr. 1 scheint für Musik wie geschaffen, und ich hörte sie manches Mal „klingen“. Die Brautwahl gefiel mir weniger (ich meine als musikalischer Vorwurf). Äußert gespannt bin ich auf den Stil (leggiero e grazioso), in dem Sie den Text wohl „vertonen“ werden. Etwas störend ist mir aber die Zerlegung der beiden mittleren Akte in je zwei Hälften: für mich ein Zeugnis der Ungeschicklichkeit des Dramatikers. Es kommt dadurch etwas Kleinlich-Zerrissenes in den Gang der Handlung. Sie nehmen mir doch meine Aufrichtigkeit nicht übel? Ich versprach Ihnen vor Jahren, immer offen zu reden, und Sie sehen, ich halte Wort.

Die Aphorismen sind für mich der bedeutendste Teil des Buches und viele derselben von großer sprachlicher Schönheit. Sind es die kurzen Sätze, oder hielten Sie hie und da mit Ihrer Meinung etwas zurück, kurz, ich hatte häufig den Eindruck des Dunklen, Unbestimmten. Wenn ich Sie nicht missverstanden habe, so halten Sie Bach und Beethoven nur als relativ Große, denn das eigentliche Reich der Musik wird erst kommen. Mir sind diese Beiden (und auch einige Kleinere) allerdings absolute Größen, und die schönsten Prophezeiungen über die herrliche kommende Kunst können mir nicht die Ergriffenheit geben, die mir unsere „Großen“ bisher gaben.

Auch verstehe ich nicht recht Ihren Eifer über „Form“. Ich habe den Eindruck, als ob Sie „Form“ und „Schema“ verwechselten. Brahms pflegte zu sagen: Ein Stück in „Sonatenform“ ist noch lange keine „Sonate“. „Form“ ist doch kein Gesetz, das keine Ausnahme duldet, ist sie doch nur das In-die-Erscheinung-(Wahrnehmung-)Treten der Idee. Und gerade ein so formvollendeter Künstler wie Sie kann doch auf straffe, konzise Architektur nicht mit Verachtung herabsehen. Von der praktischen Seite (der Erziehung der Jungen zum „Können“) schweige ich, denn da ist zuerst das „Schema“ wohl notwendig. Aber das hat doch nichts mit dem Schaffen des „Künstlers“ zu tun. „Ihr stellt die Regel und folgt ihr dann“, und kein Künstler hat wohl anders produziert. Haben Sie die Briefe von Friedrich Hebbel angesehen? (Briefe und Tagebücher.) Für mich das Beste und Tiefste, was je über „Form“ gesagt wurde.

Das Interessanteste ist aber doch der Schluss mit seinem Ausblick auf neue Tonarten und Harmonien. Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, S. 42. Ich werde wohl den Meister nicht mehr erleben, der mit diesem Material schaffen wird, ja mir ist es ganz unmöglich, in Drittel-Tönen zu denken, Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, S. 43. ja auch nur „innerlich“ zu singen. Aber was den Alten unmöglich, könnte doch einer künftigen Generation natürlich werden. Doch zum Schluss; denn Klarheit könnten Sie mir doch nur in mündlicher Unterhaltung über verschiedene Punkte geben.

Von Andreae erhalten Sie wohl schon nächstens definitive Nachricht. Suter ist seit einiger Zeit leidend. Als ich ihn zum letzten Mal sah, hatte ich den Eindruck, als ob die Konzertkommission nicht auf seinen Vorschlag eingehen wollte. Tant pis pour eux.

Grüßen Sie bitte Ihre Frau recht herzlich, und seien Sie stets gut

Ihrem alt ergebenen

R. Freund

23.4.

Gehen Sie wirklich nach Wien? Mir eine sehr angenehme Perspektive, denn ich hätte dann Hoffnung, Sie häufiger zu sehen.

                                                                
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kom̅t dadurch etwas Kleinlich-Zerrissenes
in den Gang der Handlung. Sie nehmen
mir doch meine Aufrichtigkeit nicht übel?
Ich versprach Ihnen vor Jahren im̅er
offen zu reden u. Sie sehen, ich halte
Wort. –

Die Aphorismen sind für mich der bedeu_
tendste Theil des Buches u. viele derselben
von grosser sprachlicher Schönheit. IstSind es
die kurzen Sätze oder hielten Sie manhie u. da

                                                                
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mit Ihrer Meinung etwas
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häufig den Eindruck aldes
Dunklen, Unbestim̅ten.
Wen̅ ich Sie nicht missver_
standen habe, so halten
Sie Bach u. Beethoven nur
als relativ–Grosse, den̅
das eigentlich[e] Reich der
Musik wird erst kom̅en.
Mir sind diese Beiden (u. auch
einige Kleinere) allerdings
absolute Grössen u. die schönsten
Prophezeiungen über die herrliche
kom̅ende Kunst, kön̅en mir
nicht die Ergriffenheit geben,
die mir unsere “Grossen” bisher
gaben.

Auch verstehe ich nicht recht
Ihren Eifer über “Form”. Ich Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin []

                                                                
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[2] habe den Eindruck als ob Sie
“Form” u. “Schema” verwechsel_
ten. Brahms pflegte zu
sagen: ein Stück imn “Sonaten_
form”
ist noch lange keine
“Sonate”. “Form” ist doch kein
Gesetz das keine Ausnahme
duldet, ist sie doch nur das
in die Erscheinung-(Warhrnemung)
Treten der Idee. Und
gerade iein so formvollendeter
Künstler wie Sie, kan̅ doch
auf straffe, concise Architectur
nicht mit Verachtung herab_
sehen. Von der praktischen
Seite (der Erziehung der Jungen
zum “Kön̅en”) schweige ich,
den̅ da ist zuerst das “Schema”
wohl nothwendig. Aber das
hat doch nichts mit dem Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin []

                                                                
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[4]2, Schaffen des “Künstlers”
zu thun. “Ihr stellt die
Regel u. folgt ihr
dan̅”
u. kein Künstler
hat wohl anders producirt.
Haben Sie die Briefe von
Friedrich Hebbel angesehen?
(Briefe u. Tagebücher)
Für mich das Beste u.
Tiefste was je über
“Form” gesagt wurde. _

Das Interessanteste ist aber
doch der Schluss mit
seinem Ausblick auf neue
Tonarten u. Harmonien. Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, S. 42.
Ich werde wohl den Meister
nicht mehr erleben der
mit diesem Material schaffen
wird, ja mir ist es ganz Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin []

                                                                
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Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin []
unmöglich in Drittel-Tönen zu denken Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst, S. 43.
ja auch nur “in̅erlich” zu singen. Aber
was den Alten unmöglich, kön̅te doch
einer künftigen Generation natürlich werden.
Doch zum Schluss; den̅ Klarheit kön̅ten
Sie mir doch nur in einer mündlichenr
Unterhaltung über verschiedene Punkte geben.

– Von Andreae erhalten Sie wohl
schon nächstens definitive Nachricht. Suter
ist schon seit einiger Zeit leidend. Als
ich ihn zum letztenmal sah, hatte
ich den Eindruck als ob die Concertcomission
nicht auf seinen Vorschlag eingehen wollte.
Tant pis pour eux. –

                                                                
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Grüssen Sie bitte Ihre Frau
recht herzlich u. seien
Sie stets gut

Ihrem alt ergebenen

R. Freund

23/4
[1907]

Gehen Sie wirklich nach
Wien? Mir eine sehr
angenehme Perspective
den̅ ich hätte dann Hoffnung
Sie häufiger zu sehen.

                                                                
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B II, 1711
[3]
ep. 22

[1907]
                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1711 | olim: Mus.ep. R. Freund 22 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
4 Bogen, 7 beschriebene Seiten
Kollation
Seitenfolge 1, 4, 2, 3, 7, 6, 8 (4, 6 im Querformat)
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12345678

Zusammenfassung
Freund äußert sich umfangreich zum von Busoni erhaltenen Sammeldruck; hält Busonis Kritik am Begriff der „Form“ für eine Verwechslung mit „Schema“; empfiehlt hierzu Hebbel-Lektüre; erkundigt sich nach Busonis möglichem Engagement in Wien.
Incipit
Herzlichen Dank für Ihre Sendung

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
6. April 2018: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition