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N.Mus.Nachl. 30, 67 1
L PH J Ihr trefflicher Brief
hat meinen Frühstücks -Tisch erhellt; er hat den seltenen
Fehler, dass er zu viel von mir, zu
wenig von Ihnen selbst spricht! —
Über die beschriebenen Zeichen
von Anhänglichkeit in Z. habe ich
mich gefreut, wie auch über die
erfolgreichen Gesänge.
Zur Aufführung von vier
Gesangsstücken Busonis in Zürich – „Zwei Lieder op. 15“, „Lied des Unmuts“ und „Flohlied (Lied des Mephistopheles)“ vgl. den vorherigen Brief. Das Konzert fand
vermutlich im Oktober 1920 statt.
Unvergleich- lich mehr ergriff mich der schöne
Ton, in dem Ihre eigene Empfind- ung sich kundgiebt. – Wie gerne
hätte ich Sie hier, – ich wiederhole es
immer – aber könnte ich’s verant- -worten, Sie herzulocken?
Im Oktober 1921 schließlich
verließ auch Jarnach
Zürich und folgte Busoni, der im September 1920 nach
Berlin zurückgekehrt war
(vgl. Weiss 1996, S. 137).
– Doch, Sie
haben Recht, erst mein Verhält- -nis zur Oeffentlichkeit wird, als
es hergestellt sein wird, das Bild
erst deutlicher zeigen: als wie das
Bad bei der photographischen Platte
wirkt. (Unter meinen Büchern
fand ich die erste Mittheilung
Daguerre’s über seine Erfindung.)
Louis Daguerre
stellte 1839 sein „Daguerreotypie“ genanntes proto-photographisches Verfahren vor.
Andreae schlug ich vor,
seine Symphonie hier – womöglich! –
einzuführen.
Brief an Andreae vom 3. Oktober 1920 (Willimann 1994, S. 132–134, hier S. 133).
Darauf aber ant- wortete er nicht. Gerne würde
ich Ihr Quintett u. Laquai’s
Sonate bekannt geben
Gemeint ist vermutlich Laquais 2. Sonate für Klarinette und Klavier, da Jarnach
im vorherigen Brief über die Aufführung einer Sonate Laquais durch den Klarinettisten Edmondo Allegra spricht.
Tatsächlich empfahl Busoni u. a. Jarnachs „Streichquintett op. 10“ und ein Werk Laquais für die ersten Donaueschinger Musiktage 1921
(damals noch „Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“); angenommen wurde jedoch nur das Streichquintett, das dank Busonis Fürsprache bereits am 20. April 1921
in Berlin aufgeführt wurde (vgl. Weiss 1996, S. 131).
(die
Zusammenstellung der Namen
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L PH J,
Ihr trefflicher Brief
hat meinen Frühstückstisch erhellt; er hat den seltenen
Fehler, dass er zu viel von mir, zu
wenig von Ihnen selbst spricht! —
Über die beschriebenen Zeichen
von Anhänglichkeit in Zürich habe ich
mich gefreut, wie auch über die
erfolgreichen Gesänge.
Zur Aufführung von vier
Gesangsstücken Busonis in Zürich – „Zwei Lieder op. 15“, „Lied des Unmuts“ und „Flohlied (Lied des Mephistopheles)“ vgl. den vorherigen Brief. Das Konzert fand
vermutlich im Oktober 1920 statt.
Unvergleichlich mehr ergriff mich der schöne
Ton, in dem Ihre eigene Empfindung sich kundgibt. – Wie gerne
hätte ich Sie hier – ich wiederhole es
immer –, aber könnte ich’s verantworten, Sie herzulocken?
Im Oktober 1921 schließlich
verließ auch Jarnach
Zürich und folgte Busoni, der im September 1920 nach
Berlin zurückgekehrt war
(vgl. Weiss 1996, S. 137).
Doch, Sie
haben Recht, erst mein Verhältnis zur Öffentlichkeit wird, als
es hergestellt sein wird, das Bild
deutlicher zeigen: als wie das
Bad bei der photographischen Platte
wirkt. (Unter meinen Büchern
fand ich die erste Mitteilung
Daguerres über seine Erfindung.)
Louis Daguerre
stellte 1839 sein „Daguerreotypie“ genanntes proto-photographisches Verfahren vor.
Andreae schlug ich vor,
seine Symphonie hier – womöglich! –
einzuführen.
Brief an Andreae vom 3. Oktober 1920 (Willimann 1994, S. 132–134, hier S. 133).
Darauf aber antwortete er nicht. Gerne würde
ich Ihr Quintett und Laquais
Sonate bekanntgeben
Gemeint ist vermutlich Laquais 2. Sonate für Klarinette und Klavier, da Jarnach
im vorherigen Brief über die Aufführung einer Sonate Laquais durch den Klarinettisten Edmondo Allegra spricht.
Tatsächlich empfahl Busoni u. a. Jarnachs „Streichquintett op. 10“ und ein Werk Laquais für die ersten Donaueschinger Musiktage 1921
(damals noch „Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“); angenommen wurde jedoch nur das Streichquintett, das dank Busonis Fürsprache bereits am 20. April 1921
in Berlin aufgeführt wurde (vgl. Weiss 1996, S. 131).
(die
Zusammenstellung der Namen
ist zufällig!). – Schreiben Sie
jedenfalls dem Lienau, dass
er mir die Partitur schicke: die
Widmung allein gibt mir ein
Anrecht darauf; abgesehen von
meiner hohen Schätzung des Werkes
und dem Wunsche, es wieder zu lesen.
Geistig geht es mir weiter gut.
Ich habe mit erneuter Entschlossenheit an den Doktor Faust wieder
angeknüpft.
Busoni begann bereits 1916 mit der Komposition des Doktor Faust, unterbrach seine Arbeit allerdings mehrmals und verstarb am 27. Juli 1924 vor der Vollendung, die schließlich Jarnach übernahm (vgl. Ermen 1996, S. 108).
Selbst das Klavierspiel gibt mir noch Vergnügen.
Aber Sie müssten mehr von
Ihnen berichten. Ohne mich in der
Rolle des Schicksals im Mindesten
aufdrängen zu wollen (Sie wissen
sehr wohl, was Sie tun) – liegt es
mir doch sehr nahe zu wissen,
was Sie unternehmen und ob
das Unternommene Sie befriedigt und fördert.
Im Äußeren und im Inneren.
Leider schwiegen Sie auch über
Benni. Was mag in ihm vorgehen,
was will er beginnen? – Dieses
merkwürdige Gemisch von philosophischem
Un-Ehrgeiz und Bequemlichkeits-Liebhaber
gibt mir oft zu denken. Auch sein
Geschlechtsleben ist mir ein Problem.
Biolley, dem ich eines der ersten Exemplare
des Doktor-Faust-Buches sandte, an den
ich schrieb, hat noch nicht reagiert. –
Busoni hatte das Textbuch zu seiner Oper Doktor Faust bereits 1918 vorab als Zeitschriftenbeitrag veröffentlicht, 1920 folgte die Veröffentlichung als Separatdruck.
Tun Sie selbst es bald wieder, wofür
Ihnen sehr freudig dankbar sein wird
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<lb/>haben Recht, erst mein Verhält
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<lb/>einzuführen.
<note type="commentary" resp="#E0300615">Brief an <persName key="E0300129">Andreae</persName> vom <date when-iso="1920-10-03">3. Oktober 1920</date> <bibl>(<ref target="#E0800058"/>, S. 132–134, hier S. 133)</bibl>.</note>
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<lb/>Zusammenstellung der Namen
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N.Mus.Nachl. 30, 67 2
ist zufällig!). – Schreiben Sie
jedenfalls dem Lienau, dass
er mir die Partitur schicke: die
Widmung allein gibt mir ein
Anrecht darauf; abgesehen von
meiner hohen Schätzung des Werkes
u. dem Wunsche, es wieder zu lesen.
– Geistig geht es mir weiter gut.
Ich habe mich mit erneuter Ent- -schlossenheit an den Dr F. wieder
angeknüpft.
Busoni begann bereits 1916 mit der Komposition des Doktor Faust, unterbrach seine Arbeit allerdings mehrmals und verstarb am 27. Juli 1924 vor der Vollendung, die schließlich Jarnach übernahm (vgl. Ermen 1996, S. 108).
Selbst das Klavier- spiel gibt mir nochwieder Vergnügen.
– Aber Sie müssten mehr von
Ihnen berichten. Ohne mich in der
Rolle des Schicksals im Mindesten
aufdrängen zu wollen (Sie wissen
sehr wohl was Sie thun) – liegt es
mir doch sehr nahe zu wissen,
was Sie unternehmen, und ob
das Unternommene Sie befriedigt. u. fördert.
Im Äusseren und im Inneren. –
– Leider schwiegen Sie auch über
Benni. Was mag in ihm vorgehen,
was will er beginnen? – Dieses
merkwürdige Gemisch von philosophischem
Un-Ehrgeiz u. Bequemlichkeits-Liebhaber
gibt mir oft zu denken. Auch sein
Geschlechtsleben ist mir ein Problem.
Biolley, dem ich eines der ersten Ex.
des Doktor-Faust-Buches sandte, an den
ich schrieb, hat noch nicht reagiert. –
Busoni hatte das Textbuch zu seiner Oper Doktor Faust bereits 1918 vorab als Zeitschriftenbeitrag veröffentlicht, 1920 folgte die Veröffentlichung als Separatdruck.
Thun Sie selbst es bald wieder, wofür
Ihnen sehr freudig dankbar sein wird
[am linken Rand, längs:]
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[Rückseite von Textseite 1]
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
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[Rückseite von Textseite 2] 23 Okt 20
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
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