Ich bin nicht ganz ruhig, bis ich
von Ihnen nicht Etwas erfahre.
Es ist schon lange her, dasseit es nichtzuletzt geschah, und inzwischen hat sich
Ausserordentliches vollzogen. – Ich
erhoffte von Woche zu Woche Ihre
Nachrichten: nun bitte ich Sie
instaendig, mir einmal schreiben
zu wollen.
Meine Söhne haben den kritischen
Augenblick überstanden, nun darf
ich es ziemlich sicher glauben!
Das ist ein reiner Trost, mitten im
Untröstlichen. Ich selbst habe mich
– auch dieses darf ich sagen – tapfer
gehalten. Allerdings bin ich dafür
jetzt erschöpft: – und zwar nach
mancher Richtung! –
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Ich bin nicht ganz ruhig, bis ich
von Ihnen nicht etwas erfahre.
Es ist schon lange her, seit es zuletzt
geschah, und inzwischen hat sich
Außerordentliches vollzogen. – Ich
erhoffte von Woche zu Woche Ihre
Nachrichten: Nun bitte ich Sie
inständig, mir einmal schreiben
zu wollen.
Meine Söhne haben den kritischen
Augenblick überstanden, nun darf
ich es ziemlich sicher glauben!
Das ist ein reiner Trost, mitten im
Untröstlichen. Ich selbst habe mich
– auch dieses darf ich sagen – tapfer
gehalten. Allerdings bin ich dafür
jetzt erschöpft: und zwar nach
mancher Richtung!
Meine letzte gute Tat war
die Veröffentlichung meines „Doktor
Faust“ in den „Weißen Blättern“ vom
Oktober. – Sobald ich von Ihnen weiß,
werde ich mir die Freude verschaffen,
Ihnen das Heft zuzuschicken.
Was ich nun beschließen werde,
ist noch nicht klar. Die Enge dieses
Landes beginnt schwer zu drücken,
und überdies muss ich (mit 53
Jahren) wirtschaftlich von vorne
anfangen. Mittlerweile ist die
Komposition des Faust nahehin zur
Hälfte gediehen, sie stockt aber seit
mehreren Wochen.
Im Ganzen dürfte das Schlimmste
überwunden – dafür aber auch das
Beste vorbei sein!
Mein lieber Kapff leidet nicht
mehr. Ich danke Ihnen von Herzen,
dass Sie so gütig für ihn gesorgt haben.
Ich danke Ihnen überhaupt und stets.
Frau Gerda ist gottlob wohl und von
prächtiger Haltung. – Ich küsse Ihre Hände.
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[2]
Meine letzte gute That war
die Veröffentlichung meines “Doktor
Faust” in den „Weissen Blättern“ vom
Oktober. – Sobald ich von Ihnen weiss,
werde ich mir die Freude verschaffen,
Ihnen das Heft zuzuschicken.
Was ich nun beschliessen werde,
ist noch nicht klar. Die Enge dieses
Landes beginnt schwer zu drücken,
und überdies muss ich (mit 53
Jahren) wirthschaftlich von vorne
anfangen. Mittlerweile ist die
Komposition des Faust nahehin zur
Hälfte gediehen, sie stockt aber seit
mehreren Wochen. –
Im Ganzen dürfte das Schlimmste
überwunden – dafür aber auch das
Beste vorbei sein! –
Mein lieber Kapff leidet nicht
mehr. Ich danke Ihnen von Herzen,
dass Sie so gütig für ihn gesorgt haben.
Ich danke Ihnen überhaupt u. stets.
Frau Gerda ist gottlob wohl und von
prächtiger Haltung. – Ich küsse Ihre Hände.
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 901 | olim:
Mus.ep. F. Busoni 754
|
Busoni erhofft Nachricht Oppenheimers zur Nachkriegssituation; glaubt seine Söhne nun in Sicherheit; hat das Libretto zu Doktor Faust veröffentlicht, ist mit der Komposition „nahehin zur Hälfte“ gelangt; bedauert, „mit 53 Jahren“ nun „wirtschaftlich von vorne anfangen“ zu müssen; dankt für die Unterstützung des inzwischen verstorbenen Otto von Kapff.
Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (Zürich, 5. Dezember 1918), bearbeitet von Christian Schaper, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102113 (8. Oktober 2025: in Korrekturphase)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (Zürich, 5. Dezember 1918)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Jella Oppenheimer (Zürich, 5 December 1918)</title>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
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<collation>Nur die Recto-Seiten sind beschrieben.</collation>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="gerda.busoni" scope="minor" medium="pencil" scribe="relative" scribeRef="#E0300059" cert="high">Vmtl. Hand Gerda Busonis, die mit Bleistift eine Jahresangabe und (versehentlich von überlagerndem Papier aus?) einen Buchstaben notiert hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_hand" scope="minor" medium="pencil" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Umschlag mit Bleistift ein Kürzel notiert hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_hand2" scope="minor" medium="pencil" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Umschlag mit Bleistift die Durchsicht 1927 vermerkt hat</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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