Ferruccio Busoni an Hans Huber arrow_backarrow_forward

Zürich · 26. Mai 1917

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52.26 Mai 1917

Lieber, Verehrter,

indem ich Ihnen
für Ihre menschenfreundliche Mühe
danke, sende ich Ihnen das
Memorandum
des Herrn Direktor Leo Melitz
zurück. Der Passus – dass ein
Gastspiel nicht möglich waere,
weil es zahlreiche Gastspiele gibt
– ist ein Muster von Logik.
Über die sprachliche Wendung
„daran gehen“
will ich nicht streiten, da ich den
Deutschen ein Italiener bin.
Hingegen ist das Unternehmen für
Bern u. den kommenden Herbst so
gut, als abgemacht. Auch Frankfurt
u. Köln haben sich freiwillig gemeldet.

Lieber, Verehrter,

indem ich Ihnen für Ihre menschenfreundliche Mühe danke, sende ich Ihnen das Memorandum des Herrn Direktor Leo Melitz zurück. Der Passus – dass ein Gastspiel nicht möglich wäre, weil es zahlreiche Gastspiele gibt – ist ein Muster von Logik. Über die sprachliche Wendung „daran gehen“ will ich nicht streiten, da ich den Deutschen ein Italiener bin. Hingegen ist das Unternehmen für Bern und den kommenden Herbst so gut als abgemacht. Auch Frankfurt und Köln haben sich freiwillig gemeldet. Hans Pfitzner hat unter dem Hintertreppen-Titel „Futuristengefahr“ eine Broschüre gegen mich herausgegeben. Ich habe eine kurze Erwiderung verfasst, die hoffentlich in nächsten Tagen von der Zürcher Zeitung gebracht wird. Nicht in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen, stattdessen in der Vossischen Zeitung (3. Juni 1917, Morgenausgabe). Am 31. gehen meine beiden Spiele Die Opern Arlecchino und Turandot. noch einmal hier über die „Bretter“. – Die Studie über die „Kanons“ erwarte ich täglich. Ich grüße Sie verehrungsvoll

als Ihr herzlichst ergebener (zu Ihrer Symphonie sich einfindender)

F. Busoni

26. Mai 1917
                                                                
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(2) Hans Pfitzner hat unter dem
Hintertreppen-Titel „Futuristen-
Gefahr“
eine Broschüre gegen mich
herausgegeben. Ich habe eine
kurze Erwiederung verfasst, die
hoffentlich in nächsten Tagen
von der Z. Z. gebracht wird. Nicht in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen, stattdessen in der Vossischen Zeitung (3. Juni 1917, Morgenausgabe). Am
31. gehen meine beiden Spiele Die Opern Arlecchino und Turandot.
noch einmal hier über die
„Bretter“. – Die Studie über
die "Kanons" erwarte ich täglich.
Ich grüße Sie verehrungsvoll

als Ihr herzlichst ergebener
(Sie zu Ihrer Symphonie Refardt 1939 (31) gibt anstelle der beim Basler Tonkünstlerfest am 9. Juni 1917 uraufgeführten 7. Symphonie (Schweizerische) Hubers ebenfalls in d-Moll stehende 1. Symphonie (Tell-Symphonie) aus dem Jahr 1880 an. sich
einfindender)

F. Busoni

26 Mai 1917
                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Schweiz | Basel | Universitätsbibliothek | NL 30 : 22:A-H:16
Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Nur die Vorderseiten sind beschrieben.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der die Nummerierung des Briefs mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Datierung des Briefs mit Bleistift eingetragen hat.

Zusammenfassung
Busoni sendet nach gescheiterter Verhandlung zu einer Basler Aufführung von Arlecchino und Turandot das Schreiben von Leo Melitz zurück; vermeldet Aufführungsaussichten in Bern, Köln und Frankfurt; attestiert Hans Pfitzners Broschüre Futuristengefahr einen „Hintertreppen-Titel“; strebt Veröffentlichung einer Erwiderung in der Neuen Zürcher Zeitung an; erwartet Eintreffen seiner Kanonischen Variationen und Fuge über Bachs Musikalisches Opfer; plant Besuch der Uraufführung von Hubers 7. Symphonie.
Incipit
indem ich Ihnen für Ihre menschenfreundliche Mühe danke

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
14. November 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Refardt 1939, S. 30