Hans Huber an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Basel · 17. Oktober 1915

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Diplomatische Umschrift
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Mus.ep. H. Huber 21 (Busoni-Nachl. B II)
[1]
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2248

Mein lieber Maestro – das „caro“
bedeutet in der Umwertung „verehrtester“
& hat das Vorrecht des Aelteren!“ –

Mögen meine Zeilen auch als sin̅iger
Gruß – quasi als glückliches Omen –
zu den ersten gehören, die Sie & Ihre
Familie im neuem Heim empfangen!
Hoffentlich übernim̅t Sie auch noch später
ein „mal du pays“, wen̅ Sie an den
Zürcher-Aufenthalt & an das poetische
Ergebniß desselben denken! –

Wäre ich das Publikum,
so würde ich von dem berufensten Liszt
Iinterpreten geradezu vier Liszt-Abende verlangen;
aber in dem conservativen Basel geht
das nicht. Ich habe auch mit His-Schlumberger
darüber gesprochen, der auchebenfalls meiner
Ansicht ist – & der – nebenbei gesagt – sich Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Basel, Angensteinerstr. 30 17. Oktober 1915.

Mein lieber Maestro – das „caro“ bedeutet in der Umwertung „verehrtester“ und hat das Vorrecht des Älteren! –

Mögen meine Zeilen auch als sinniger Gruß – quasi als glückliches Omen – zu den ersten gehören, die Sie und Ihre Familie im neuem Heim empfangen! Hoffentlich übernimmt Sie auch noch später ein „mal du pays“, wenn Sie an den Zürcher Aufenthalt und an das poetische Ergebnis desselben denken! –

Wäre ich das Publikum, so würde ich von dem berufensten Liszt-Interpreten geradezu vier Liszt-Abende verlangen; aber in dem konservativen Basel geht das nicht. Ich habe auch mit His-Schlumberger darüber gesprochen, der ebenfalls meiner Ansicht ist – und der – nebenbei gesagt – sich enorm auf Sie freut! Bleiben wir also bei Ihrem Vorschlage:

Ihrer Prometheus-Kritik kann ich gut nachfühlen; man muss entschieden noch etwas von der Unschuld der Lebensanschauungen in sich spüren oder dann nichts von Multatuli wissen – mit anderen Worten „jünger“ sein. – Mehr Freude werden Ihnen die Briefe von Stauffer bereiten, die ich Ihnen in den nächsten Tagen zusenden werde! – Und nun ins neue Haus und zur schönen Arbeit den Wahlspruch Rousseaus: „Vitam impendere vero!“

Mit herzlichsten Grüßen und warmer Verehrung

Ihr treu ergebener

Hans Huber

                                                                
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2Diplomatische Umschrift
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enorm auf Sie freut! Bleiben
wir also bei Ihrem Vorschlage:

Ihrer Prometheuskritik
kan̅ ich gut nachfühlen; man muß
entschieden noch etwas von der Unschuld
der Lebensanschauungen in sich spüren
oder dann nichts von Multatuli wißen –
mit anderen Worten „jünger“ sein. –
Mehr Freude werden Ihnen die Briefe
von Stauffer bereiten, die ich Ihnen
in den nächsten Tagen zusenden werde! –
Und nun ins neue Haus & zur
schönen Arbeit den Wahlspruch
Rousseau’s: Vitam impendere
vero!

Mit herzlichsten Grüßen
& warmer Verehrung

Ihr treu ergebener

Hans Huber

                                                                
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4Diplomatische Umschrift
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5Diplomatische Umschrift
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Basel 1
17.X.15.–1
Briefaufgabe
Maestro F. Busoni
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Basel 1
17.X.15.–1
Briefaufgabe
Zürich
Rigistraße 42.
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6Diplomatische Umschrift
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Huber
Zürich
17.X.15.–9
Brf. Exp.
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. H. Huber 21

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2248-Beil.
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2248 | olim: Mus.ep. H. Huber 21 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Brief und Umschlag sind gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 2 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf dem Umschlag die Zuordnung
  • Huber
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und die Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Huber heißt Busoni in Zürich willkommen; bestätigt das Programm des Liszt-Abends; zeigt Verständnis für Busonis Schwierigkeiten mit der Spitteler-Lektüre; kündigt Übersendung von Briefen Karl Stauffer-Berns an.
Incipit
das „caro“ bedeutet in der Umwertung

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
unter Mitarbeit von
Stand
8. November 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition