Der KlindworthWegelius kannte den Pianisten Karl Klindworth, ehemaliger Liszt-Schüler und Mitgründer des Klindworth-Scharwenka-Konservatoriums in Berlin, wahrscheinlich spätestens seit 1889, als er durch mehrere europäische Städte gereist war – darunter Berlin –, um den Unterricht an anderen Konservatorien kennenzulernen (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 363). Dem folgenden Brief ist zu entnehmen, dass er sich an Klindworth gewandt hatte, nachdem Empfehlungen von Busoni und Riemann zu keinem Ergebnis geführt hatten. Der Briefwechsel zwischen Wegelius und Klindworth konnte nicht ermittelt werden.
hat uns
einen jungen Mann, Kurt MullerMüllerDer 1873 oder 1874 geborene Pianist Kurt Müller war bis 1892 Karl Klindworths Schüler gewesen und unterrichtete seitdem am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium (vgl. N. N. 1892b; N. N. 1892c). Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Helsinki (siehe die folgenden Briefe) emigrierte er 1895 für eine Lehrstelle in die USA.
empfohlen,
und zwar sehr warm in mu⸗ sikalischer und persönlicher
Beziehung. Er wünscht aber
dass ich selbst hinkommen
soll um ihn zu hören und kennen lernen, denn er möchte nicht
dass er seine Stellung am
Conservatorium aufgiebt um[1]
Der KlindworthWegelius kannte den Pianisten Karl Klindworth, ehemaliger Liszt-Schüler und Mitgründer des Klindworth-Scharwenka-Konservatoriums in Berlin, wahrscheinlich spätestens seit 1889, als er durch mehrere europäische Städte gereist war – darunter Berlin –, um den Unterricht an anderen Konservatorien kennenzulernen (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 363). Dem folgenden Brief ist zu entnehmen, dass er sich an Klindworth gewandt hatte, nachdem Empfehlungen von Busoni und Riemann zu keinem Ergebnis geführt hatten. Der Briefwechsel zwischen Wegelius und Klindworth konnte nicht ermittelt werden.
hat uns
einen jungen Mann, KurtMüller,Der 1873 oder 1874 geborene Pianist Kurt Müller war bis 1892 Karl Klindworths Schüler gewesen und unterrichtete seitdem am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium (vgl. N. N. 1892b; N. N. 1892c). Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Helsinki (siehe die folgenden Briefe) emigrierte er 1895 für eine Lehrstelle in die USA.
empfohlen
und zwar sehr warm in musikalischer und persönlicher
Beziehung. Er wünscht aber,
dass ich selbst hinkommen
soll, um ihn zu hören und kennenzulernen, denn er möchte nicht,
dass er seine Stellung am
Konservatorium aufgibt, um
hieher zu kommen und dann
vielleicht doch „nicht zu gefallen“
(nämlich dem Publikum).
Ich schreibe ihm heute, dass
ich nicht kommen kann,
dass ich aber in Berlin„ein
zweites, besseres Ich“ habe, nämlich dich, und dass die Verständigung am besten durch
dich zu vermitteln wäre. Also, sei so lieb, liebes Busöneken, und suche den jungen
Mann auf – Berlin, Körnerstraße 1, III – (und zwar sogleich,
wenn’s dir möglich ist), grüße
ihn von mir und – tue
alles, was Du für nötig
hältst, um dir einen bestimmten Eindruck zu verschaffen!
Teile mir dann diesen Eindruck mit, wenn’s geht telegraphisch, jedenfalls aber auch
brieflich. Meine Telegraphadresse ist von übermorgen an:
Fiskars, Briefadresse Karis,
Pojo.Wahrscheinlich verbrachten Wegelius und seine Frau den Sommer im Ferienhaus seiner verstorbenen Eltern in Pohja/Pojo, wie schon die Sommer davor (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 400).Klindworth schreibt:
„er ist sehr kleiner Gestalt, es
ist ihm versagt, sogleich einen
imponierenden, günstigen Eindruck zu machen. Wäre dies
Geschenk ihm von der Natur
gegeben, so würde ich keinen
Moment gezögert haben, denn
1) ist er ein vortrefflicher Virtuos, der die schwersten
Sachen nicht allein technisch
vollständig beherrscht, sondern alles mit Geist erfasst
und eine prächtige Anlage für
Formschönheit hat. Sein Repertoire ist umfassend, er hat
hier verschiedentlich konzertiert.
2) ist er ein vortrefflich gewissenhafter Lehrer, unermüdlich, fleißig und geduldig. Versteht einen guten Anschlag zu bilden, hört scharf und korrekt. Ist
tüchtiger, gebildeter Musiker.“
Das klingt ja alles sehr
gut – nicht wahr? Er ist wohl
doch nicht so verdammt hässlich, dass er abstoßend wirkt?
Lieber Freund, verzeihe mir
nun diese Mühe, und tue
mir diesen Dienst! Nenne mir
dann deine Auslagen für diese Sache, damit ich sie dir
ersetzen kann.
Er weiß durch Klindworth, dass wir 4200 mf bieten.
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hat uns
<lb/>einen jungen Mann, <persName key="E0300983"><hi rend="underline">Kurt</hi>
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empfohlen<orig>,</orig>
<lb/>und zwar sehr warm in mu
<lb break="no"/>sikalischer und persönlicher
<lb/>Beziehung. Er wünscht aber<reg>,</reg>
<lb/>dass ich selbst hinkommen
<lb/>soll<add place="above"><reg>,</reg> um ihn zu <hi rend="underline">hören</hi> und kennen<choice><sic> </sic><corr>zu</corr></choice>lernen</add>, denn er möchte nicht<reg>,</reg>
<lb/>dass er seine Stellung am
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
hieher zu kommen, und dann
vielleicht doch “nicht gefallen” hier (nämlich dem Publicum).
Ic[…]1 Zeichen: überschrieben.
h schreibe ihm heute, dass
ich nicht kommen kann,
dass ich aber in Berlin“ein
zweites, besseres ich” habe, näm⸗ lich dich, und dass diese Ver⸗ ständigung am besten durch
dich zu vermitteln wäre. Al⸗ so, sei so lieb, liebes Busö⸗ neken, und suche den jungen
Mann auf – Berlin, Körnerstras⸗ se 1, III – [und zwar sogleich,
wenn’s dir möglich ist,] grüsse
ihn von mir und – thue
alles was Du für nöthig
hältst, um dir einen bestimm⸗ ten Eindruck zu verschaffen!
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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hieher zu kommen<orig>,</orig> und dann
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<lb break="no"/>lich dich, und dass die<del rend="strikethrough">se</del> Ver
<lb break="no"/>ständigung am besten durch
<lb/>dich zu vermitteln wäre. Al
<lb break="no"/>so, sei so lieb, liebes <persName key="E0300017">Busö
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
Theile mir dann diesen Ein⸗ druck mit, wenn’s geht telegra⸗ phisch, jedenfalls aber auch
brieflich. Meine telegraphadres⸗ se ist vom übermorgen an:
Fiskars, Briefadresse Karis,
Pojo.Wahrscheinlich verbrachten Wegelius und seine Frau den Sommer im Ferienhaus seiner verstorbenen Eltern in Pohja/Pojo, wie schon die Sommer davor (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 400).Klindworth schreibt:
Er weiss durch Kl., dass wir 4200 mf bieten.
“er ist sehr kleiner Gestalt, es
ist ihm versagt sogleich einen
imponirenden, günstigen Ein⸗ druck zu machen.“ Wäre diess
Geschenk ihm von der Natur
gegeben, so würde ich keinen
Moment gezögert haben, denn
1) ist er ein vortrefflicher Vir⸗ tuos, der die tech schwersten
Sachen nicht allein technisch
vollständig beherrscht, son⸗ dern Alles mit Geist erfasst
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T<orig>h</orig>eile mir dann diesen Ein
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<lb/>brieflich. Meine <choice><orig>t</orig><reg>T</reg></choice>elegraphadres
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<lb/>Geschenk ihm von der Natur
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4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
und eine prächtige Anlage für
Form-Schönheit hat. Sein Re⸗ pertoire ist umfassend, er hat
hier verschiedentlich concertirt.
2) ist er ein vortreffl. gewissen⸗ hafter Lehrer, unermüdlig, fleis⸗ sig und geduldig. Versteht ei⸗ nen guten Anschlag zu bil⸗ den, hört scharf und correct. Ist
tüchtiger, gebildeter Musiker.” –
Dass klingt ja alles se[e]h sehr
gut – nicht wahr? Er ist wohl
doch nicht so verdammt häss⸗ lich, dass er abstossend wirkt?
Lieber Freund, verzeihe mir
nun diese Mühe, und thue
mir diesen Dienst! Nenne mir
dann deine Auslagen für die⸗ se Sache, damit ich sie dir
ersetzen kann. In grösster
[am linken Rand, längs:] Eile dein ergebensterM Wegelius
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<lb/>dann deine Auslagen für die
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5321 | olim:
Mus.ep. M. Wegelius 8
|
Brief von Martin Wegelius an Ferruccio Busoni (Helsingfors, 24. Juni 1894), bearbeitet von Steffen Astheimer, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102014 (19. März 2024: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Martin Wegelius an Ferruccio Busoni (Helsingfors, 24. Juni 1894)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Martin Wegelius to Ferruccio Busoni (Helsingfors, 24 June 1894)</title>
<author key="E0300207">Martin Wegelius</author>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010013">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
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<summary><persName key="E0300207">Wegelius</persName> bittet <persName key="E0300017">Busoni</persName>, sich den ehemaligen <persName key="E0300911">Klindworth</persName>-Schüler <persName key="E0300983">Kurt Müller</persName> anzuhören und zu entscheiden, ob er als Lehrer für das <rs key="E0600031">Institut</rs> in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> geeignet sei; zitiert umfangreich aus <persName key="E0300911">Klindworths</persName> Empfehlungsschreiben für <persName key="E0300983">Müller</persName>.</summary>
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<incipit>Der <persName key="E0300911">Klindworth</persName> hat uns einen jungen Mann</incipit>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300207">Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_black" scope="minor" medium="black_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_fi" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Helsinkier Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_ru" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Russischer Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_stpet" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Sankt Petersburger Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_de" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Poststempel des Zustellbezirks (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_rek" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Poststempel Einschreiben (schwarze Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post_rek_pen" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Hand eines Postbeamten, der die Notiz <q><hi rend="underline">Rek.</hi></q> auf dem Briefumschlag vermerkt hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_addr" scope="minor" medium="purple_ink" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die den Straßennamen auf dem Briefumschlag ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_blue" scope="minor" medium="blue_pencil" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit blauem Stift die Zahl <q>2517</q> eingetragen hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_1" scope="minor" medium="pencil" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit Bleistift die Zahl <q>8</q> hinter der Notiz <q>2517</q> ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_2" scope="minor" medium="black_ink" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit schwarzer Tinte die Notiz <q>2148/7g</q> eingetragen hat</handNote>
<handNote xml:id="unknown_3" scope="minor" medium="black_ink" scribe="unknown">Unbekannte Hand, die auf dem Briefumschlag mit schwarzer Tinte die Zahl <q>2327</q> eingetragen hat</handNote>
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<note type="annotation" resp="#post_rek_pen" place="top-right"><hi rend="underline">Rek.</hi></note>
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<placeName key="E0500270">Helsingfors</placeName>. B. * <placeName key="E0500270">He<supplied reason="stamp-missing">lsinki</supplied></placeName>
<lb/><date when-iso="1894-06-24">24 VI 94</date> 8.
<lb/>* <placeName key="E0500270">Гельсингфорсь</placeName> *
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<addrLine>Herrn Professor <persName key="E0300017">F. B. Busoni</persName>,</addrLine>
<addrLine>Tonkünstler.</addrLine>
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<addrLine rend="align(right)"><placeName key="E0500017"><hi rend="underline">Charlottenburg</hi></placeName></addrLine>
<addrLine rend="align(center)"><placeName key="E0500029"><hi rend="underline">(Berlin)</hi></placeName>.</addrLine>
<addrLine rend="align(center)"><handShift new="#unknown_addr"/><hi rend="underline"><placeName key="E0501019">Kantstrasse 153</placeName>.</hi></addrLine>
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<seg rend="indent-2"><placeName key="E0500323" xml:lang="fi">Suomi</placeName></seg> <seg rend="large indent-2 italic">N<hi rend="sup underline tiny">o</hi></seg>
<lb/><seg rend="rotate(-90)"><placeName key="E0500323" xml:lang="sv">Finland</placeName></seg><seg rend="huge">R</seg><seg rend="rotate(90)"><placeName key="E0500323" xml:lang="ru">Финляндія</placeName></seg>
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<addrLine>Absender: <persName key="E0300207">M. Wegelius</persName></addrLine>
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Bestellt
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<lb/>Postamte 2
<lb/><date when-iso="1894-06-27">27. 6. 94</date>
<lb/>8–9½V.
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<placeName key="E0500116">C.Петербург</placeName>
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<lb/>VI
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K.P.X.P.N<hi rend="sup underline2 tiny">o</hi>11
<lb/>* <date when-iso="1894-04-24">24. IV. 94</date> *
<lb/>О. ВагонъN<hi rend="sup underline2 tiny">o</hi>11
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<lb/>Mus.Nachl. F. Busoni B II,<add place="above">5321</add>
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<stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
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B II
<handShift new="#archive"/><lb/><seg rend="align(center)">Mus.ep. M. Wegelius 8</seg>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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<persName ref="http://d-nb.info/gnd/130841153" key="E0300207">Wegelius, Martin</persName>
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<del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 8 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del>
<add xml:id="add_sig" place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5321</add>
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<dateline rend="align(right) space-below"><placeName key="E0500270"><choice><abbr>Hfors</abbr><expan>Helsingfors</expan></choice></placeName><reg>,</reg> <choice><abbr>d.</abbr><expan>den</expan></choice> <date when-iso="1894-06-24">24<reg>.</reg> Juni 1894</date>.</dateline>
<salute rend="indent space-above space-below">Liebster <rs key="E0300017">Freund</rs>!</salute>
</opener>
<p rend="space-above">Der <persName key="E0300911">Klindworth</persName>
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300207">Wegelius</persName> kannte den Pianisten <persName key="E0300911">Karl Klindworth</persName>, ehemaliger <persName key="E0300013">Liszt</persName>-Schüler und Mitgründer des <orgName key="E0600159"><persName key="E0300911">Klindworth</persName>-<persName key="E0300885">Scharwenka</persName>-Konservatoriums</orgName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, wahrscheinlich spätestens seit <date when-iso="1889">1889</date>, als er durch mehrere <placeName key="E0500943">europäische</placeName> Städte gereist war – darunter <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> –, um den Unterricht an anderen Konservatorien kennenzulernen <bibl>(vgl. <ref target="#E0800452"/>, S. 363)</bibl>. Dem <ref target="#D0102015">folgenden Brief</ref> ist zu entnehmen, dass er sich an <persName key="E0300911">Klindworth</persName> gewandt hatte, nachdem Empfehlungen von <persName key="E0300017">Busoni</persName> und <persName key="E0300088">Riemann</persName> zu keinem Ergebnis geführt hatten. Der Briefwechsel zwischen <persName key="E0300017">Wegelius</persName> und <persName key="E0300911">Klindworth</persName> konnte nicht ermittelt werden.</note>
hat uns
<lb/>einen jungen Mann, <persName key="E0300983"><hi rend="underline">Kurt</hi>
<lb/><del rend="strikethrough"><hi rend="underline">Muller</hi></del> <hi rend="underline">Müller</hi></persName><reg>,</reg>
<note type="commentary" resp="#E0300616">Der <date when-iso="1873">1873</date> oder <date when-iso="1874">1874</date> geborene Pianist <persName key="E0300983">Kurt Müller</persName> war bis <date when-iso="1892">1892</date> <persName key="E0300911">Karl Klindworths</persName> Schüler gewesen und unterrichtete seitdem am <orgName key="E0600159"><persName key="E0300911">Klindworth</persName>-<persName key="E0300885">Scharwenka</persName>-Konservatorium</orgName> (vgl. <bibl><ref target="#E0800523"/></bibl>; <bibl><ref target="#E0800524"/></bibl>). Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> (siehe die folgenden Briefe) emigrierte er <date when-iso="1895">1895</date> für eine Lehrstelle in die <placeName key="E0500093">USA</placeName>.</note>
empfohlen<orig>,</orig>
<lb/>und zwar sehr warm in mu
<lb break="no"/>sikalischer und persönlicher
<lb/>Beziehung. Er wünscht aber<reg>,</reg>
<lb/>dass ich selbst hinkommen
<lb/>soll<add place="above"><reg>,</reg> um ihn zu <hi rend="underline">hören</hi> und kennen<choice><sic> </sic><corr>zu</corr></choice>lernen</add>, denn er möchte nicht<reg>,</reg>
<lb/>dass er seine Stellung am
<lb/><rs key="E0600159"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>onservatorium</rs> aufgi<orig>e</orig>bt<reg>,</reg> um
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[1]</note>
<pb n="2"/>
hieher zu kommen<orig>,</orig> und dann
<lb/>vielleicht doch <q rend="dq-uu">nicht <corr>zu </corr>gefallen</q>
<lb/><del rend="strikethrough">hier</del> (nämlich dem Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um).
<lb/>Ic<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">h</add></subst> schreibe ihm heute, dass
<lb/>ich nicht kommen kann,
<lb/>dass ich aber in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> <soCalled rend="dq-uu">ein
<lb/>zweites, besseres <choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>ch</soCalled> habe, näm
<lb break="no"/>lich dich, und dass die<del rend="strikethrough">se</del> Ver
<lb break="no"/>ständigung am besten durch
<lb/>dich zu vermitteln wäre. Al
<lb break="no"/>so, sei so lieb, liebes <persName key="E0300017">Busö
<lb break="no"/>neken</persName>, und suche den <rs key="E0300983">jungen
<lb/>Mann</rs> auf – <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, <placeName key="E0500952">Körnerstra<choice><orig>s
<lb break="no"/>s</orig><reg>ß</reg></choice>e 1, III</placeName> – <choice><orig>[</orig><reg>(</reg></choice>und zwar sogleich,
<lb/>wenn’s dir möglich ist<subst><del rend="overwritten">,</del><add place="across"><choice><orig>]</orig><reg>),</reg></choice></add></subst> grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e
<lb/>ihn von mir und – t<orig>h</orig>ue
<lb/>alles<reg>,</reg> was Du für nöt<orig>h</orig>ig
<lb/>hältst, um dir einen bestimm
<lb break="no"/>ten Eindruck zu verschaffen!
<note type="stamp" place="margin-right" resp="#dsb_st_red" xml:id="stamp1">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<pb n="3"/>
T<orig>h</orig>eile mir dann diesen Ein
<lb break="no"/>druck mit, wenn’s geht telegra
<lb break="no"/>phisch, jedenfalls aber auch
<lb/>brieflich. Meine <choice><orig>t</orig><reg>T</reg></choice>elegraphadres
<lb break="no"/>se ist vo<choice><sic>m</sic><corr>n</corr></choice> übermorgen an:
<lb/><placeName key="E0500955">Fiskars</placeName>, Briefadresse <placeName key="E0500953">Karis</placeName>,
<lb/><placeName key="E0500954">Pojo</placeName>.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Wahrscheinlich verbrachten <persName key="E0300207">Wegelius</persName> und <rs key="E0300895">seine Frau</rs> den Sommer im Ferienhaus seiner <rs type="persons" key="E0300999 E0301000">verstorbenen Eltern</rs> in <placeName key="E0500954">Pohja/Pojo</placeName>, wie schon die Sommer davor <bibl>(vgl. <ref target="#E0800452"/>, S. 400)</bibl>.</note>
<persName key="E0300911">Klindworth</persName> schreibt:</p></div>
<div xml:id="postscript"><p rend="rotate(90) margin-left">Er wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> durch <persName key="E0300911"><choice><abbr>Kl.</abbr><expan>Klindworth</expan></choice></persName>, dass wir 4200 mf bieten.</p></div>
<div xml:id="letter_body_2"><p><q rend="dq-uu">er ist sehr kleiner Gestalt, es
<lb/>ist ihm versagt<reg>,</reg> sogleich einen
<lb/>imponi<reg>e</reg>renden, günstigen Ein
<lb break="no"/>druck zu machen.<del rend="strikethrough">“</del> Wäre dies<orig>s</orig>
<lb/>Geschenk ihm von der Natur
<lb/>gegeben, so würde ich keinen
<lb/>Moment gezögert haben, denn
<lb/>1) ist er ein vortrefflicher Vir
<lb break="no"/>tuos, der die <del rend="strikethrough">tech</del> schwersten
<lb/>Sachen nicht allein technisch
<lb/>vollständig beherrscht, son
<lb break="no"/>dern <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles mit Geist erfasst
<lb/><note type="stamp" place="margin-left" resp="#dsb_st_red" sameAs="stamp1">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note>
<pb n="4"/>
und eine prächtige Anlage für
<lb/>Form<choice><orig>-S</orig><reg>s</reg></choice>chönheit hat. Sein Re
<lb break="no"/>pertoire ist umfassend, er hat
<lb/>hier verschiedentlich <choice><orig>conc</orig><reg>konz</reg></choice>erti<reg>e</reg>rt.
<lb/>2) ist er ein vortreffl<choice><abbr>.</abbr><expan>ich</expan></choice> gewissen
<lb break="no"/>hafter Lehrer, unermüdli<choice><orig>g</orig><reg>ch</reg></choice>, flei<choice><orig>s
<lb break="no"/>s</orig><reg>ß</reg></choice>ig und geduldig. Versteht ei
<lb break="no"/>nen guten Anschlag zu bil
<lb break="no"/>den, hört scharf und <choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>orre<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>t. Ist
<lb/>tüchtiger, gebildeter Musiker.</q><orig> –</orig></p>
<p rend="indent-first">Das<sic>s</sic> klingt ja alles <del rend="strikethrough">se<supplied reason="strikethrough" cert="high">e</supplied>h</del> sehr
<lb/>gut – nicht wahr? Er ist wohl
<lb/>doch nicht so verdammt häss
<lb break="no"/>lich, dass er <hi rend="underline">absto<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>end</hi> wirkt?</p>
<p rend="indent-first">Lieber Freund, verzeihe mir
<lb/>nun diese Mühe, und t<orig>h</orig>ue
<lb/>mir diesen Dienst! Nenne mir
<lb/>dann deine Auslagen für die
<lb break="no"/>se Sache, damit ich sie dir
<lb/>ersetzen kann. <seg type="closer" subtype="salute">In grö<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ter
<cb type="margin-left"/>Eile dein ergebenster</seg> <seg type="closer" subtype="signed"><persName key="E0300207">M Wegelius</persName></seg></p></div>
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