Lieber Freund Wegelius.
Du erschwerst mir die ohnehin so
schwere Aufgabe, indem Du
von den möglichen Kandidaten für
deine Vakanz ausschließest:
- 1. Juden
- 2. Newfoundländer
- 3. Wahrscheinlich Russen
- 4. Weiber ohne Zweifel.
Gib zu, dass diese vier die größten
Nationen an Zahl sind und somit die
meisten Probabilitäten bieten.
Die Deutschen, die jetztigen jungen
Deutschen dürften dir schwer gefallen.
Immerhin könntest Du nochmals
(oder einmal) bei Lamond
Es ist nicht sicher, ob Busoni den schottischen Pianisten Frederic Lamond persönlich kannte – möglich wäre, dass er ihn 1889 bei einer Konzertreise nach Frankfurt kennengelernt hatte, dem damaligen Wohnsitz Lamonds (vgl. Dent 1974, S. 87; Montfort 2003, Sp. 1105). Vielleicht war auch Wegelius aelbst auf den Liszt-Schüler aufmerksam geworden.
(Frederic
Lamond, Frankfurt) anfragen, der
ein sehr tüchtiger Kerl ist – aber
ein Brummbär. Derselbe ist übrigens
ein Schotte von Geburt.
Erst mit deiner Erlaubnis
würde ich bei Rubinstein,
der in Dresden weilt, schriftlich
oder vielleicht persönlich um
Auskunft oder Rat bitten.
Also schreibe darüber.
Riemann ist „au fait“
Frz.: im Bilde
mit
allem, was entsteht, und
dürfte was sagen können.
Ich selbst bin außerhalb
der jungen Kreise für drei Jahre
gerückt und tappe ins Leere.
Die jungen Belgier sollen
viel leisten, und Gevaert
François-Auguste Gevaert war seit 1871 Direktor des Königlichen Konservatoriums Brüssel (vgl. Dufour 2002, Sp. 853 f.). Wegelius hatte ihn bei einer Studienreise 1889 getroffen und bei ihm vor allem neue Ansätze für Gehörbildungsunterricht kennengelernt, was die Grundlage seiner 1893 angefangenen Lehrbücher für Gehörbildung bildete (vgl. Flodin 1922, S. 428).
könnte
darin helfen.
Ich habe mir den Kopf
zerbrochen – werde ihn aber
zusammenflicken, um ihn
nochmals in deiner Angelegenheit
zu zerbrechen.
Halt, jetzt fällt mir ein, dss
ich in New York einen feinen,
gebildeten, jungen Portugiesen
kennen lernte, da Motta, der
mir sehr gut gefiel.
Busoni hatte José Vianna da Motta bereits im Februar 1891 in Berlin spielen gehört. Persönlich hatten sie sich während da Mottas erster Konzertreise in den Vereinigten Staaten im Dezember 1892 in New York kennengelernt (vgl. Busoni / Vianna da Motta / Wassermann Beirão 2004, S. 7). Edward Dent den ersten Kontakt auf 1891 und gemeinsames Spielen von Liszts Les Préludes (Bearbeitung für zwei Klaviere, vgl. Dent 1974, S. 325); dies muss jedoch eine Verwechslung sein, denn da Mottas Konzertreise begann erst 1892 (vgl. Cascudo 2004), und Busoni spielte das Werk am 8. November 1891 zusammen mit seinem Konservatoriums-Kollegen Carl Stasny in Boston (vgl. N. N. 1891; Roberge 1995, S. 298).
Er hat
große Erfolge in Spanien gehabt,
ist sehr korrekt und Konzertspieler.
Der wäre nicht ohne.
Jose Vianna da Motta ist
sein ausführlicher Name.
Seine Adresse weiß ich leider
nicht. Briefe aber erreichen ihn,
wenn sie rekommandiert an
Steinway & Sons New York
adressiert werden.
Vorläufig grüßt in
alter Treue dein sehr
geschmeichelter und ergebener Freund