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Mus.ep. M. Wegelius 15 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5328
Hfors den 14 April 1895.
Lieber Freund!
Schönsten Dank für Deinen Brief
Nicht überliefert. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass Busoni darin auf Wegelius’ Anfrage vom 31. März antwortet und für die Nachfolge von Karl Ekman u. a. Conrad Ansorge und erneut Jacques Friedberger vorschlägt (den er schon empfohlen hatte, als Dayas das Institut verließ; siehe den Brief aus New York).
und deine Vorschläge! Es wurde
gestern beschlossen sich zuerst
an Ansorge
Der schlesische Pianist Conrad Ansorge hatte 1880–1882 in Leipzig studiert und war 1885–1886 Schüler Franz Liszts gewesen. Seit 1895 wohnte er in Berlin, wenngleich Busoni ihn möglicherweise schon 1894 kennengelernt hatte, als Ansorge für zwei Konzerte im Oktober nach Berlin gereist war (vgl. Leßmann 1894, S. 532; Leßmann 1894a, S. 562).
zu wenden, und ihm
die höchste Gage, die – ausser Dir
– jemandem bezahlt wurde:
mf 4500, anzubieten. Ich hoffe
Du hast ihm Ich bitte Dich ihm
nicht zu erzählen, dass Du
mehr hattest.
Dem Brief von Hugo Riemann, mit dem dieser Busoni auf die Stelle in Helsinki aufmerksam machte, ist zu entnehmen, dass Busoni im ersten Lehrjahr nur ein Gehalt von 4000 Finnmark erhalten hat. Entsprechend muss sein Gehalt für das zweite Lehrjahr beträchtlich erhöht worden sein, was mit Blick auf Busonis Bedeutung für das Institut und Wegelius’ wohldokumentiertes Streben nach angemessenen Gehältern der Lehrkräfte nicht verwundert (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 324 ff.).
Dass der Dayas
diess wusste, hat in seinem
Gemüth viel Unheil angerich⸗[1]
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Helsingfors, den 14. April 1895.
Lieber Freund!
Schönsten Dank für Deinen Brief
Nicht überliefert. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass Busoni darin auf Wegelius’ Anfrage vom 31. März antwortet und für die Nachfolge von Karl Ekman u. a. Conrad Ansorge und erneut Jacques Friedberger vorschlägt (den er schon empfohlen hatte, als Dayas das Institut verließ; siehe den Brief aus New York).
und deine Vorschläge! Es wurde
gestern beschlossen, sich zuerst
an Ansorge
Der schlesische Pianist Conrad Ansorge hatte 1880–1882 in Leipzig studiert und war 1885–1886 Schüler Franz Liszts gewesen. Seit 1895 wohnte er in Berlin, wenngleich Busoni ihn möglicherweise schon 1894 kennengelernt hatte, als Ansorge für zwei Konzerte im Oktober nach Berlin gereist war (vgl. Leßmann 1894, S. 532; Leßmann 1894a, S. 562).
zu wenden und ihm
die höchste Gage, die – außer Dir
– jemandem bezahlt wurde:
mf 4500, anzubieten. Ich bitte Dich, ihm
nicht zu erzählen, dass Du
mehr hattest.
Dem Brief von Hugo Riemann, mit dem dieser Busoni auf die Stelle in Helsinki aufmerksam machte, ist zu entnehmen, dass Busoni im ersten Lehrjahr nur ein Gehalt von 4000 Finnmark erhalten hat. Entsprechend muss sein Gehalt für das zweite Lehrjahr beträchtlich erhöht worden sein, was mit Blick auf Busonis Bedeutung für das Institut und Wegelius’ wohldokumentiertes Streben nach angemessenen Gehältern der Lehrkräfte nicht verwundert (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 324 ff.).
Dass der Dayas
dies wusste, hat in seinem
Gemüt viel Unheil angerichtet. Das hat er uns nie
verzeihen können!!!
Von den übrigen Vorgeschlagenen hat der Friedberger
entschieden die besten Aussichten. Wenn Ansorge nicht
die Stellung annimmt, bin
ich so ziemlich sicher, dass
ich den Auftrag erhalte, zu
ihm zu schreiben.
Ich schreibe heute an den
Ansorge und bin so frei,
ihn zu Dir zu weisen wegen näherer Aufklärungen.
Ein Briefwechsel mit Ansorge war weder im Ansorge-Nachlass der Staatsbibliothek zu Berlin noch in den verstreuten Teilnachlässen Wegelius’ in Finnland aufzufinden. Letzteres gilt auch für Briefe von Friedberger. Es ist davon auszugehen, dass Ansorge und Friedberger beide ablehnten (Letzterer war zu der Zeit Klavierlehrer an der Cornell University, vgl. N. N. 1894i). Letztendlich übernahm der russische Pianist Henryk Melcer die Stelle, den Wegelius persönlich engagierte, nachdem Melcer im August 1895 den ersten Preis für Komposition im Rubinstein-Wettbewerb in Berlin erhalten hatte, bei welchem Wegelius u. a. mit Busoni und Richard Faltin als Juror fungierte (vgl. N. N. 1895c; Flodin 1922, S. 472 f.; Couling 2005, S. 160).
Ist es denn wirklich
wahr, dass wir Dich doch noch
hier sehen und hören werden?
Siehe die Kommentierung im vorigen und im nachfolgenden Brief.
Ich wage noch nicht, daran
zu hoffen – will auch nicht
überreden. Wie willkommen
Du sein würdest, brauche ich
dir wohl nicht zu sagen!
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Dass der <persName key="E0300887">Dayas</persName>
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tet. Das hat er uns nie
verzeihen können!!!
Von den übrigen Vorgeschla⸗ genen hat der Friedberger
entschieden die besten Aus⸗ sichten. Wenn Ansorge nicht
die Stellung annimmt, bin
ich so ziemlich sicher, dass
ich den Auftrag erhalte zu
ihm zu schreiben.
Ich schreibe heute an den
Ansorge und bin sof frei
ihn zu Dir zu weisen we⸗ gen näherer Aufklärungen.
Ein Briefwechsel mit Ansorge war weder im Ansorge-Nachlass der Staatsbibliothek zu Berlin noch in den verstreuten Teilnachlässen Wegelius’ in Finnland aufzufinden. Letzteres gilt auch für Briefe von Friedberger. Es ist davon auszugehen, dass Ansorge und Friedberger beide ablehnten (Letzterer war zu der Zeit Klavierlehrer an der Cornell University, vgl. N. N. 1894i). Letztendlich übernahm der russische Pianist Henryk Melcer die Stelle, den Wegelius persönlich engagierte, nachdem Melcer im August 1895 den ersten Preis für Komposition im Rubinstein-Wettbewerb in Berlin erhalten hatte, bei welchem Wegelius u. a. mit Busoni und Richard Faltin als Juror fungierte (vgl. N. N. 1895c; Flodin 1922, S. 472 f.; Couling 2005, S. 160).
Ist es denn wirklich
wahr, dass wir Dich doch noch
hier sehen und hören werden?
Siehe die Kommentierung im vorigen und im nachfolgenden Brief.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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tet. <hi rend="underline">Das</hi> hat er uns nie
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Ich wage noch nicht daran
zu hoffen – will auch nicht
überreden. Wie willkommen
Du sein würdest, brauche ich
dir wohl nicht zu sagen!
Deutsche
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Berlin
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