So lange (u. lange warte ich nun schon auf
einen Brief von Ihnen! Beinahe muß ich glauben, daß Sie
mir zürnen! Weshalb den¯? Haben Sie mir vielleicht meine
so allerdings etwas burschikos klingende Rede wegen der Preise
Übel genom¯en? Ich schrieb Ihnen ja, dass ich Ihnen gegenüber ganz
frei u offen schreibe (u. daß Sie mir wegen meiner Ansicht in dieser
Sache nicht zürnen möchten! Geben Sie doch endlich einmal ein
Lebenszeichen von Sich! Sehen Sie, gerade ich, was ich hier in
Den unglaublichsten unkünstlerischen Verhältnissen zu thun habe –
aber dabei mich doch zu ganzem Herzen Musiker sein will, ich
freue mich stets so, wen¯ ein Brief von Ihnen kom¯t; sehe ich doch
So lange und lange warte ich nun schon auf
einen Brief von Ihnen! Beinahe muss ich glauben, dass Sie
mir zürnen! Weshalb denn? Haben Sie mir vielleicht meine
so allerdings etwas burschikos klingende Rede wegen der Preise
übel genommen? Ich schrieb Ihnen ja, dass ich Ihnen gegenüber ganz
frei und offen schreibe und dass Sie mir wegen meiner Ansicht in dieser
Sache nicht zürnen möchten! Geben Sie doch endlich einmal ein
Lebenszeichen von sich! Sehen Sie, gerade ich, was ich hier in
den unglaublichsten unkünstlerischen Verhältnissen zu thun habe –
aber dabei mich doch zu ganzem Herzen Musiker sein will, ich
freue mich stets so, wenn ein Brief von Ihnen kommt; sehe ich doch
daraus, dass ich hier nicht außerhalb alles musikalischen Verkehrs bin,
denn hier ist es triste!
Nun habe ich noch eine Bitte; Sie spielen diesen Winter in Frankfurt a/M.
(Museum). Wollten Sie nicht die große Güte haben, mich
vorher zu benachrichtigen, damit ich weiß wann ich Sie in
Frankfurt besuchen darf. Ich stehe jederzeit zur Verfügung.
Bezeichnen Sie nur Ihr Hostel, und ich werde ganz Ihrem
Befehl gehorchen wie ein Rekrut.
Entschuldigen Sie nur meine Schrift, allein ich habe in
den letzten Tagen soviel Noten geklärt, dass ich gar
nicht mehr weiß, wie man die Feder zum Schreiben
halten soll. Wollten Sie nicht so gütig sein, mir ein
Exemplar Ihrer Violinsonate (e-Moll) zu senden; ich
will sehen, ob ich Sie nicht nächstens mit einer
Aufführung davon überraschen könnte; es steht zwar
mein Trio op. 2 auf der Liste; allein das will ich gerne
weglassen, wenn ich Ihre Sonate spielen kann. Entschuldigen
Sie nur meine Bettelei; allein meine Mittel erlauben es mir
nicht; denn ich muss noch ein Jahr dienen beim Militär, und
dieses Jahr kostet 2500 M und selbe muss ich mir
ersparen und abhungern bis in anderthalb Jahren; sonst muss ich als
gemeiner Soldat dienen, denn meine Eltern
können mir keinen
Zuschuss geben. Es ist eine gar trübe Zukunft; kein Mensch
will etwas von meinen Sachen wissen, was ich sehr gut begreifen
kann und so geht es eben weiter.
Nun, nicht wahr, Sie schreiben mir recht balde und haben
Sie nochmals herzlichsten, herzlichsten Dank
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
daraus, dass ich hier nicht ausserhalb alles musikalischen Verkehrs bin
Den¯ hier ist es triste!
Nun habe ich noch eine Bitte; Sie spielen diesen Winter in Frankfurt a/M. (Museum). Wollten Sie nicht die grosse Güte haben, mich
vorher zu benachrichtigen, damit ich weiß wan¯ ich Sie in
Frankfurt besuchen darf. Ich stehe jederzeit zur Verfügung.
Bezeichnen Sie nur Ihr Hostel, (u. ich werde ganz Ihrem
Befehl gehorchen wie ein Rekrut.
Entschuldigen Sie nur meine Schrift, allein ich habe in
den letzten Tagen soviel Noten geklart, dass ich gar
nicht mehr weiß, wie man die Feder zum Schreiben
halten soll. Wollten Sie nicht so gütig sein mir ein
Exemplar Ihrer Violinsonate (Emoll) zu senden; ich
will sehen ob ich Sie nicht nächstens mit einer
Aufführung davon überraschen könnte; es steht zwar
mein Trio op 2 auf der Liste; allein das will ich gerne
weglassen, wenn ich Ihre Sonate spielen kan¯. Entschuldigen
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
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Sie nur meine Bettelei; allein meine Mittel erlauben es mir
nicht; den¯ ich muss noch 1 Jahr dienen beim Militär, (u.
dieses Jahr kostet 2500 M (u. selbe muss ich mir
ersparen (u. abhungern bis in 1 ½ Jahren; sonst muss ich als
gemeiner Soldat dienen, den¯ meine Eltern
kön¯en mir keinen
Zuschuss geben. Es ist eine gar trübe Zukunft; kein Mensch
will etwas von meinen Sachen wissen, was ich sehr gut begreifen
kan¯ (u. so geht es eben weiter.
Nun, nicht wahr Sie schreiben mir recht balde (u. haben
Sie nochmals herzlichsten, herzlichsten Dank
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Sie nur meine Bettelei; allein meine Mittel erlauben es mir
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4054+4054a | olim:
Mus.ep. M. Reger 96+96a
|
Reger fragt, warum Busoni ihm lange nicht mehr geschrieben habe;
bittet um Treffen in Frankfurt a. M.
und Zusendung von Busonis e-Moll-Violinsonate, um diese aufführen zu können;
beklagt geringe finanzielle Mittel während des Militärdienstes.
Brief von Max Reger an Ferruccio Busoni (Wiesbaden, 21. Oktober 1895), bearbeitet von Silja Bartz, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Max Reger, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2025: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102180 (5. Mai 2025: in Bearbeitung)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Max Reger an Ferruccio Busoni (Wiesbaden, 21. Oktober 1895)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Max Reger to Ferruccio Busoni (Wiesbaden, 21 October 1895)</title>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<!--ggf. auch Empfangsortstempel (sonst löschen):-->
<docDate resp="#post" sameAs="#post_rec"><!--<date when-iso="YYYY-MM-DD"/>--></docDate>
<!--ggf. auch vom Archiv eingetragenes Datum (sonst löschen):-->
<docDate resp="#archive" sameAs="#arch_date"><!--<date when-iso="1912" cert="unknown"/>[1912?]--></docDate>
<incipit>So lange und lange warte ich nun schon auf</incipit>
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<condition>Brief und Umschlag sind gut erhalten.</condition>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300097">Hand des Absenders Max Reger, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote><!-- oder in anderer Farbe? oder in deutscher Kurrentschrift? -->
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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