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Mus. Nachl. F. Busoni B II, 2687
Berlin W.
Dörnbergstr. I
28/12.1917.
Verehrter Meister,
Erstaunen Sie sich nicht über meine Zeilen, aber
in Gedanken war ich so oft bei Ihnen, daß ich das
alte Jahr nicht vorüber gehen lassen will, ohne Ihnen
einen Gruß zu senden. Eigentlich habe ich nach
Ihrem Spiel heimweh und es beschäftigt mich, was
Sie wohl thun und arbeiten. Wenn Sie einmal
einen Moment übrige Zeit haben schicken Sie
mir doch einmal ein Telegramm, damit ich sehen
kann was Sie spielen und schaffen. –
Uns geht es soweit gut. Mein Mann wird viel
mit Stunden gepflegt und ich habe sehr, sehr viel
und glaube, mache gute Fortschritte. Letzte
Woche spielte ich bei Nikisch G-Dur Beethoven und
ich war zum ersten Male einigermaßen zufrieden.
So verbringt man sein Leben und braucht 30 Jahre
um zu wissen wie und was man zu thun hat.
Aber nicht von mir wollte ich reden, sondern
nur wissen, wie es Ihnen und Ihrer Gattin geht.
Ich sende Ihnen mit meinem Manne die herz-
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Berlin W.
Dörnbergstr. 1
28.12.1917
Verehrter Meister,
Erstaunen Sie sich nicht über meine Zeilen, aber
in Gedanken war ich so oft bei Ihnen, daß ich das
alte Jahr nicht vorüber gehen lassen will, ohne Ihnen
einen Gruß zu senden. Eigentlich habe ich nach
Ihrem Spiel heimweh und es beschäftigt mich, was
Sie wohl thun und arbeiten. Wenn Sie einmal
einen Moment übrige Zeit haben schicken Sie
mir doch einmal ein Telegramm, damit ich sehen
kann was Sie spielen und schaffen. –
Uns geht es soweit gut. Mein Mann wird viel
mit Stunden gepflegt und ich habe sehr, sehr viel
und glaube, mache gute Fortschritte. Letzte
Woche spielte ich bei Nikisch G-Dur Beethoven und
ich war zum ersten Male einigermaßen zufrieden.
So verbringt man sein Leben und braucht 30 Jahre
,
um zu wissen, wie und was man zu tun hat.
Aber nicht von mir wollte ich reden, sondern
nur wissen, wie es Ihnen und Ihrer Gattin geht.
Ich sende Ihnen mit meinem Manne die herz-
lichsten Wünsche zum neuen Jahre
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<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">Mus. Nachl. F. Busoni B II, 2687</note>
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<seg rend="align(right) space-below"><placeName key="E0501083">Dörnbergstr. <choice><orig>I</orig><reg>1</reg></choice></placeName>
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<salute rend="indent"><rs key="E0300017">Verehrter Meister</rs>,</salute>
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<p>Erstaunen Sie sich nicht über meine Zeilen, aber

<lb/>in Gedanken war ich so oft bei Ihnen, daß ich das

<lb/>alte Jahr nicht vorüber gehen lassen will, ohne Ihnen

<lb/>einen Gruß zu senden. Eigentlich habe ich nach

<lb/>Ihrem Spiel<!--Welches Spiel???--> heimweh und es beschäftigt mich, was

<lb/>Sie wohl thun und arbeiten. Wenn Sie einmal

<lb/>einen Moment übrige Zeit haben schicken Sie

<lb/>mir doch einmal ein Telegramm, damit ich sehen

<lb/>kann was Sie spielen und schaffen. –

</p>
<p>Uns geht es soweit gut. <rs key="E0300536">Mein Mann</rs> wird viel

<lb/>mit Stunden gepflegt und ich habe sehr, sehr viel

<lb/><!--???-->und glaube, mache gute Fortschritte. Letzte

<lb/>Woche spielte ich bei <persName key="E0300025">Nikisch</persName> <title key="E0400407">G-Dur Beethoven</title> <!--Zeitungsbericht?--> und

<lb/>ich war zum ersten Male einigermaßen zufrieden.

<lb/>So verbringt man sein Leben und braucht 30 Jahre
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<lb/>um zu wissen<choice><orig/><reg>,</reg></choice> wie und was man zu <choice><orig>thun</orig><reg>tun</reg></choice> hat.
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<p type="pre-split">Aber nicht von mir wollte ich reden, sondern

<lb/>nur wissen, wie es Ihnen und <rs key="E0300059">Ihrer Gattin</rs> geht.

<lb/>Ich sende Ihnen mit <rs key="E0300536">meinem Manne</rs> die herz-
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lichsten Wünsche zum neuen Jahre
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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lichsten Wünsche zum neuen Jahre
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<closer>und bin in getreuer Anhänglichkeit
Ihre
<persName key="E0300701">Frieda Kwast-Hodapp</persName>.</closer>
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