Ferruccio Busoni an Wilhelm Kienzl arrow_backarrow_forward

Klagenfurt · 25. April 1879

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I. N. 178.460

Allgeehrtester Herr Dr. Wilhelm Kienzl!

Die innigste Danksprüche
für ihren allzuliebenswürdigen Brief,
sowie für Ihre beide Empfhehlungskar⸗
ten. – Letztere habe ich an Ihre
Adresse geschickt, und eingene Zeilen
hinzugefügt, mit der Frage, über
di Möglichkeit eines Concertes in
Cilli. Busoni zieht im Juni 1879 von Klagenfurt nach Celje, wo er mehrere Konzerte spielte. Hier begann sich die finanzielle Situation der Familie etwas zu stabilisierten. (siehe folgenden Kommentar.) (Dent 1974, S. 35–36) – Ich erwarte noch immer
Antwort, obgleich diese, schon längst
hätte eintreffen können. –

Unsere Lage ist aufrichtig nicht
die allzubeste, sie könnte besser
sein – – genug – – ich will Sie
weiter mit solche Gespräche nicht
belästigen. Ferdinando Busoni verschuldete sich regelmäßig. Unter anderem deswegen vermarktete er das musikalische Talent seines Sohnes, so dass dieser die Familie finanziell unterstützen konnte und musste, was dem jungen Busoni damals bereits selbst bewusst war. Im Dezember 1878 begann eine vorerst erfolgreiche Konzertreise mit 2 Konzerten in Klagenfurt. Bei der Rückkehr im März 1879 stellte das dritte Konzert aber einen finanziellen Misserfolg dar, welcher die Schulden der Familie weiter vergrößerte. Zudem verschlechterte sich in dieser Zeit auch der Gesundheitszustand Busonis. Busoni blieb bis Juni 1879 in Klagenfurt. (vgl. Dent 1974, S. 25–26 und 29–34) – Wollen Sie mir die
Güte haben, das wenige was Sie
für uns mit so lobenswerther
Mühe eingesammelt, uns sogleich
– was es auch sei – zu schicken, jede
Kleinigkeit nutzt uns in diesen
schweren Augenblicke zu etwas. Kienzl hatte dafür gesorgt, dass Busoni (damals 12) als Pianist und Komponist in Graz bekannt wurde, noch bevor die Busonis im November 1878 dorthin kamen. Neben Bewerbung und Unterstützung bei der Ausbildung Busonis sammelte Kienzl über die folgenden Jahre auch finanzielle Unterstützung für die Familie. (siehe die vorangehenden Briefe) (vgl. Dent 1974, S. 27, 33 und 36)

Allgeehrtester Herr Dr. Wilhelm Kienzl!

Die innigste Danksprüche für Ihren allzuliebenswürdigen Brief sowie für Ihre beide Empfehlungskarten. Letztere habe ich an Ihre Adresse geschickt und eigene Zeilen hinzugefügt mit der Frage über die Möglichkeit eines Konzertes in Cilli. Busoni zieht im Juni 1879 von Klagenfurt nach Celje, wo er mehrere Konzerte spielte. Hier begann sich die finanzielle Situation der Familie etwas zu stabilisierten. (siehe folgenden Kommentar.) (Dent 1974, S. 35–36) Ich erwarte noch immer Antwort, obgleich diese schon längst hätte eintreffen können.

Unsere Lage ist aufrichtig nicht die allzubeste, sie könnte besser sein – genug – ich will Sie weiter mit solchen Gesprächen nicht belästigen. Ferdinando Busoni verschuldete sich regelmäßig. Unter anderem deswegen vermarktete er das musikalische Talent seines Sohnes, so dass dieser die Familie finanziell unterstützen konnte und musste, was dem jungen Busoni damals bereits selbst bewusst war. Im Dezember 1878 begann eine vorerst erfolgreiche Konzertreise mit 2 Konzerten in Klagenfurt. Bei der Rückkehr im März 1879 stellte das dritte Konzert aber einen finanziellen Misserfolg dar, welcher die Schulden der Familie weiter vergrößerte. Zudem verschlechterte sich in dieser Zeit auch der Gesundheitszustand Busonis. Busoni blieb bis Juni 1879 in Klagenfurt. (vgl. Dent 1974, S. 25–26 und 29–34) Wollen Sie mir die Güte haben, das Wenige was Sie für uns mit so lobenswerter Mühe eingesammelt, uns sogleich – was es auch sei – zu schicken, jede Kleinigkeit nutzt uns in diesen schweren Augenblicken zu etwas. Kienzl hatte dafür gesorgt, dass Busoni (damals 12) als Pianist und Komponist in Graz bekannt wurde, noch bevor die Busonis im November 1878 dorthin kamen. Neben Bewerbung und Unterstützung bei der Ausbildung Busonis sammelte Kienzl über die folgenden Jahre auch finanzielle Unterstützung für die Familie. (siehe die vorangehenden Briefe) (vgl. Dent 1974, S. 27, 33 und 36)

Danke ebenfalls für Ihre wohlgemeinte Ratschläge, Papa wird sie aufs Möglichste befolgen.

Empfange Sie indessen vom Letzteren, so wie von der Mutter, die besten Empfehlungen und übertragen Sie dieselben Ihrer hochgeehrten Frau Mutter. Von mir noch einen herzlichen Dank für all Ihr Bemühen und gleichzeitig die Versicherung meiner Hochachtung. Glauben Sie mich somit Ihr Ergebenster

FerrBenBusoni

25. April 1879, Klagenfurt, Hotel Europa
                                                                
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Danke ebenfalls für Ihre
wohlgemeinte Rathschläge, Papa
wird sie auf’s moglichste befolgen.

– Empfange Sie indessen vom
letzteren, so wie von der Mutter,
die besten Empfhehlungen, und
übertragen Sie dieselben Ihrer
hochgeehrten Frau Mutter.
– Von mir noch einen herzlichen
Dank für all Ihr Bemühen,
und gleichzeitig die
Versicherung meiner Hochachtung.
Glauben Sie mich somit
Ihr Ergebenster

FerrBenBusoni

Wiener Stadtbibliothek * 3 *

25/4/7 89 ./ Klagenfurt, Hotel Europa. –
                                                                
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Überlieferung
Österreich | Wien | Wienbibliothek im Rathaus | Musiksammlung | Nachlass Wilhelm Kienzl | AC16004763
Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Seitenfolge: 1, 2
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • unbekannte Hand, welche eine Korrektur an der Datumsangabe eingetragen hat
  • Hand des Archivars, der der die Zuordnung innerhalb des Kienzl-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
Bildquelle
Wienbibliothek im Rathaus: 12

Zusammenfassung
Busoni bedankt sich für Brief und Empfehlungskarten; erwartet Antwort bezüglich eines möglichen Konzerts in Celje; beschreibt seine aktuell finanziell schwierige Lage; bittet um Zusenden der bisher eingesammelten (finanziellen) Mittel; dankt für Ratschläge; richtet Grüße von Vater und Mutter aus.
Incipit
Die innigste Danksprüche

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
30. September 2025: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition