Lieber, Verehrter, da ich Ihnen
einige gute Nachrichten zu geben vermag
(vergl. die Besprechung des letzten
Abonnementkonzertes in der heutigen
N.Z.Z.) so wage ich mich wieder an
Sie heran, an Den ich oft und immer
herzlich gedacht. – Ihre letzte Karte
(sie liegt schon weit zurück in der
Zeit!) versprach einen “bald folgenden
ausführlichen Brief”, auf den ich
vergeblich gewartet. Aus dem Erwarten
entstand ein Zögern, und ein
vorübergehendes Fallenlassen des
epistolarischen Fadens. – Rubiner
mahnte mich, und ich nahm
mir die Mahnung zu Herzen; da
häufte sich Arbeit auf Arbeit, und
meine sämtliche Korrespondenz
gerieth in Rückstand. – Ich sitze
beim Rothwein, in mannigfaltige
Betrachtungen versunken, nachdem
dieser erste April recht beweglich
und auch bewegend gefeiert wurde.
Ferruccio Busoni to Hans Huber arrow_backarrow_forward
Zürich · April 4, 1919
Facsimile
|
Diplomatic transcription
|
Reading version
|
XML
|
---|---|---|---|
73.
4. April 1919
|
Zürich, 4. April 1919
Lieber, Verehrter, da ich Ihnen einige gute Nachrichten zu geben vermag (vergl. die Besprechung des letzten Abonnementkonzertes in der heutigen N.Z.Z.), so wage ich mich wieder an Sie heran, an den ich oft und immer herzlich gedacht. – Ihre letzte Karte (sie liegt schon weit zurück in der Zeit!) versprach einen „bald folgenden ausführlichen Brief“, auf den ich vergeblich gewartet. Aus dem Erwarten entstand ein Zögern, und ein vorübergehendes Fallenlassen des epistolarischen Fadens. – Rubiner mahnte mich, und ich nahm mir die Mahnung zu Herzen; da häufte sich Arbeit auf Arbeit, und meine sämtliche Korrespondenz gerieth in Rückstand. – Ich sitze beim Rotwein, in mannigfaltige Betrachtungen versunken, nachdem dieser 1. April recht beweglich und auch bewegend gefeiert wurde. Nun scheint „der Berg erstiegen“, was – nach Rückert – schon mit dem 40. Jahre sich einzustellen pflegt. Vielleicht besser so, für mich. Und Ihre Nähe vermisse ich sehr. Sie widmen sich – so schrieben Sie selbst – dem otio cum dignitate. An das „cum dignitate“ zweifle ich keinen Augenblick, doch an das „otium“ will ich nicht glauben. Wir hörten und trugen Ihre Symphonie (Concerto grosso), die schön zur Geltung kam; und freuten uns der gereiften Blüte aus Ihrem Sommer. – Mir selbst schwebte darüber das Bild, das alle Jahreszeiten umspannen soll, „Mors et vita“, und das ich noch erleben will. – Viel Freude zur Arbeit, und berichten Sie, wenn es Ihnen nach dem Herzen ist, darüber Ihrem getreuen |
|
|
2Facsimile
|
2Diplomatic transcription
|
2XML
|
|
Nun scheint „der Berg erstiegen“,
Wir hörten und trugen Ihre
|
|
Document
Display options
Source
- Provenance
- Schweiz | Basel | Universitätsbibliothek | NL 30 : 22:A-H:16
- Condition
- Der Brief ist gut erhalten.
- Extent
- 1 Blatt, 2 beschriebene Seiten
- Hands/Stamps
-
- Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
- Hand des Archivars, der die Nummerierung innerhalb des Briefwechsels mit Bleistift eingetragen hat.
Content
- Incipit
- “da ich Ihnen einige gute Nachrichten zu geben vermag”
Edition
- Editors in charge
- Christian Schaper Ullrich Scheideler
- prepared by
- in collaboration with
- Revision
- August 24, 2017: unfinished (currently being prepared (transcription, coding))
- Direct context
-
Preceding
Following
- April 13, 1919: to Hans Huber
- April 10, 1919: from Hans Huber
- Near in this edition
-
Preceding Following
- April 13, 1919: to Hans Huber
- April 10, 1919: from Hans Huber
- Previous editions
- Refardt 1939, S. 42
Mentioned entities
- People
- Organizations
- Works
- Places