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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1708
Mus.ep. R. Freund 19 (Busoni-Nachl. B II)
[1]
Lieber Freund! Ich bekom̅e
äusserst selten eine Berliner
Zeitung zu Gesicht, weiss also
nicht was Schmidt geschrieben.
Meine Ken̅tniss der Berliner
Vorkomnisse
Betrifft die Uraufführung von Busonis Klavierkonzert op. 39 in Berlin
eine Woche zuvor und die unbefriedigenden Reaktionen der Kritiker darauf. Vor allem die Rezension von
Leopold Schmidt im Berliner Tageblatt hatte
Busoni in eine Art Krise gestürzt. (vgl. sein vorheriger Brief und die Anm. dazu)
Freund hatte den Bericht zwar nicht gelesen, aber knapp zwei Wochen später wurde eine
ähnlich gelagerte Kritik zu Busonis Klavierkonzert-Premiere vom selben Autor
auch in den Signalen veröffentlicht. (Schmidt 1904a, Rezension vom
23.11.1904, S. 1162 ff.)
[…]
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schöpfe ich
aus Lessman̅
Otto Leßmann war seit 1881 Schriftleiter der Allgemeinen Musikzeitung.
Die Verwendung seines Namens ist hier also als Pars pro Toto zu verstehen. AMZ und Signale waren
die beiden Zeitschriften, die Freund regelmäßig las.
u. den Signalen;
Und sSie werden doch einem
alten Practiker
Freund war selbst ein hervorragender Pianist, der in Leipzig bei
Ignaz Moscheles, bei Carl Tausig in Berlin und
in Budapest bei Franz Liszt studiert hatte. (Freund 1951,
S. 5 ff.) Neben seiner Tätigkeit als 1. Klavierlehrer am Zürcher Konservatorium
ist er im Schweizer Raum regelmäßig als Konzertpianist in Erscheinung getreten. (vgl. Isler 1932,
S. 1 ff.)
nicht zutrauen,
dass er sich durch irgend
ein kritisches Urtheil beeinflussen
lasse! Halt, ich habe
eben eine Unwahrheit gesagt:
ich lasse mich beeinflussen.
Wen̅ M. St. in den Signalen
ein neues Werk rühmt, so
weiss ich schon, dass es
mir nicht gefallen kan̅ u.
bin also ungünstig beeinflusst.
Wie langweilig sind mir
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
|
Lieber Freund!
Ich bekomme
äußerst selten eine Berliner
Zeitung zu Gesicht, weiß also
nicht, was Schmidt geschrieben.
Meine Kenntnis der Berliner
Vorkommnisse
Betrifft die Uraufführung von Busonis Klavierkonzert op. 39 in Berlin
eine Woche zuvor und die unbefriedigenden Reaktionen der Kritiker darauf. Vor allem die Rezension von
Leopold Schmidt im Berliner Tageblatt hatte
Busoni in eine Art Krise gestürzt. (vgl. sein vorheriger Brief und die Anm. dazu)
Freund hatte den Bericht zwar nicht gelesen, aber knapp zwei Wochen später wurde eine
ähnlich gelagerte Kritik zu Busonis Klavierkonzert-Premiere vom selben Autor
auch in den Signalen veröffentlicht. (Schmidt 1904a, Rezension vom
23.11.1904, S. 1162 ff.)
schöpfe ich
aus Leßmann
Otto Leßmann war seit 1881 Schriftleiter der Allgemeinen Musikzeitung.
Die Verwendung seines Namens ist hier also als Pars pro Toto zu verstehen. AMZ und Signale waren
die beiden Zeitschriften, die Freund regelmäßig las.
und den Signalen;
und Sie werden doch einem
alten Praktiker
Freund war selbst ein hervorragender Pianist, der in Leipzig bei
Ignaz Moscheles, bei Carl Tausig in Berlin und
in Budapest bei Franz Liszt studiert hatte. (Freund 1951,
S. 5 ff.) Neben seiner Tätigkeit als 1. Klavierlehrer am Zürcher Konservatorium
ist er im Schweizer Raum regelmäßig als Konzertpianist in Erscheinung getreten. (vgl. Isler 1932,
S. 1 ff.)
nicht zutrauen,
dass er sich durch irgendein kritisches Urteil beeinflussen
lasse! Halt, ich habe
eben eine Unwahrheit gesagt:
ich lasse mich beeinflussen.
Wenn M. St. in den Signalen
ein neues Werk rühmt, so
weiß ich schon, dass es
mir nicht gefallen kann und
bin also ungünstig beeinflusst.
Wie langweilig sind mir
die Werke von „meisterhafter Factur“ und
„nobler“ Erfindung!
Es konnte nicht ermittelt werden, woher die Zitate stammen. Der Briefkontext legt nahe, dass es sich um Wiedergaben aus einem oder mehreren Aufsätzen von
Max Steuer in den Signalen für die musikalische Welt handelt. Dbzgl. durchsucht wurden alle
Artikel in den Ausgaben Nr. 53 bis Nr. 62 der Signale aus dem Jahr 1904. Es wäre auch denkbar, dass
Freund nicht direkt zitiert, sondern lediglich sinngemäß den Tenor der Veröffentlichungen Steuers
wiedergibt. Eine Verwechslung des Autors kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Lassen Sie sich durch Misserfolge
nicht entmutigen! Künstlerisch empfundene und gestaltete Werke bleiben leben und mag auch zu
Anfang die ganze Musiker-, d.h. Handwerker-Zunft
dagegen Stellung nehmen.
Freund nimmt hier Bezug auf die zentrale Debatte der Musikwelt in der zweiten Hälfte des 19. Jh.:
den Parteienstreit zwischen den Anhängern der Neudeutschen Schule (den sog. „Zukunftsmusikern“) und den Konservativen (d.h. den
„Handwerkern“). Freund selbst zählte sich zu den „Zukünftlern“. (vgl. sein
Brief vom 23.06.1908, Archiv-Datierung fälschlich auf
1907) Vermutlich befördert wurde Freunds Einstellung dbzgl. durch seine Lehrer. Sowohl
Franz Liszt, als vorrangiger und sehr prominenter Vertreter, als auch Carl Tausig (ebenfalls
ein Schüler Liszts) gehörten zur Neudeutschen Schule. (vgl. Altenburg 1997, Sp. 66 ff.,
insbes. Sp. 72)
Bringen Sie doch
ja die Partitur mit.
Von Busonis Klavierkonzert op. 39.
Wegen Ihres Recitals hier spreche ich nächstens
mit den Hochmögenden
Gemeint sind Vorstand und Musikkommission der Neuen Tonhalle-Gesellschaft Zürich.
Aus der Idee für Busoni einen extra Klavier-Abend in Zürich zu arrangieren, ist sehr
wahrscheinlich nichts geworden. (vgl. dazu Anm. im folgenden Brief)
der Tonhalle-Gesellschaft
und lasse Ihnen dann deren eventuelle Anträge zukommen.
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2Diplomatic transcription
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2XML
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Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
die Werke von “meisterhafter Factur” u.
“nobler” Erfindung!
Es konnte nicht ermittelt werden, woher die Zitate stammen. Der Briefkontext legt nahe, dass es sich um Wiedergaben aus einem oder mehreren Aufsätzen von
Max Steuer in den Signalen für die musikalische Welt handelt. Dbzgl. durchsucht wurden alle
Artikel in den Ausgaben Nr. 53 bis Nr. 62 der Signale aus dem Jahr 1904. Es wäre auch denkbar, dass
Freund nicht direkt zitiert, sondern lediglich sinngemäß den Tenor der Veröffentlichungen Steuers
wiedergibt. Eine Verwechslung des Autors kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Lassen Sie sich durch Misserfolge
nicht entmuthigen! Künstlerisch empfundene u. gestal_ tete Werke bleiben leben u. mag auch zu
Anfang die ganze Musiker d.h: Handwerker-Zunft
dagegen Stellung nehmen.
Freund nimmt hier Bezug auf die zentrale Debatte der Musikwelt in der zweiten Hälfte des 19. Jh.:
den Parteienstreit zwischen den Anhängern der Neudeutschen Schule (den sog. „Zukunftsmusikern“) und den Konservativen (d.h. den
„Handwerkern“). Freund selbst zählte sich zu den „Zukünftlern“. (vgl. sein
Brief vom 23.06.1908, Archiv-Datierung fälschlich auf
1907) Vermutlich befördert wurde Freunds Einstellung dbzgl. durch seine Lehrer. Sowohl
Franz Liszt, als vorrangiger und sehr prominenter Vertreter, als auch Carl Tausig (ebenfalls
ein Schüler Liszts) gehörten zur Neudeutschen Schule. (vgl. Altenburg 1997, Sp. 66 ff.,
insbes. Sp. 72)
Bringen Sie doch
ja die Partitur mit.
Von Busonis Klavierkonzert op. 39.
Wegen Ihres recital’s hier, spreche ich nächstens
mit den hochmögenden
Gemeint sind Vorstand und Musikkommission der Neuen Tonhalle-Gesellschaft Zürich.
Aus der Idee für Busoni einen extra Klavier-Abend in Zürich zu arrangieren, ist sehr
wahrscheinlich nichts geworden. (vgl. dazu Anm. im folgenden Brief)
der Tonhalle Gesellschaft
u. lasse Ihnen dan̅ deren event. Anträge zukom̅en.
[2v]
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<persName key="E0300208">Freund</persName> nicht direkt zitiert, sondern lediglich sinngemäß den Tenor der Veröffentlichungen <persName key="E0300504">Steuers</persName>
wiedergibt. Eine Verwechslung des Autors kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
</note>
Lassen Sie sich durch Misserfolge
<lb/>nicht entmut<orig>h</orig>igen! Künstlerisch empfundene <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> gestal
<lb break="no"/>tete Werke bleiben leben <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mag auch zu
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<lb/>dagegen Stellung nehmen.
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den Parteienstreit zwischen den Anhängern der Neudeutschen Schule (den sog. <soCalled rend="dq-du">Zukunftsmusikern</soCalled>) und den Konservativen (d.h. den
<soCalled rend="dq-du">Handwerkern</soCalled>). <persName key="E0300208">Freund</persName> selbst zählte sich zu den <q>Zukünftlern</q>. (vgl. sein
<ref target="#D0100529" n="2">Brief vom <date when-iso="1908-06-23">23.06.1908</date></ref>, Archiv-Datierung fälschlich auf
<date when-iso="1907">1907</date>) Vermutlich befördert wurde <persName key="E0300208">Freunds</persName> Einstellung dbzgl. durch seine Lehrer. Sowohl
<persName key="E0300013">Franz Liszt</persName>, als vorrangiger und sehr prominenter Vertreter, als auch <persName key="E0300284">Carl Tausig</persName> (ebenfalls
ein Schüler <persName key="E0300013">Liszts</persName>) gehörten zur Neudeutschen Schule. (vgl. <bibl><ref target="#E0800261"/>, Sp. 66 ff.,
insbes. Sp. 72</bibl>)
</note>
Bringen Sie doch
<lb/>ja die Partitur mit.
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Von <persName key="E0300017">Busonis</persName> <title key="E0400014">Klavierkonzert op. 39</title>.
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<p>Wegen Ihres <choice><orig>r</orig><reg>R</reg></choice>ecital<orig>’</orig>s hier<orig>,</orig> spreche ich nächstens
<lb/>mit den <choice><orig>h</orig><reg>H</reg></choice>ochmögenden
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Gemeint sind Vorstand und Musikkommission der <orgName key="E0600024">Neuen Tonhalle-Gesellschaft <placeName key="E0500132">Zürich</placeName></orgName>.
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wahrscheinlich nichts geworden. (vgl. dazu Anm. im <ref target="#D0100518">folgenden Brief</ref>)
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</salute>
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<placeName key="E0500495">Untere Zäune 7</placeName>, <date when-iso="1904-11-18" cert="high"><choice><abbr>18 Nov.</abbr><expan>18. November</expan></choice></date>
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[Rückseite von Textseite 2] [2]
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