Ferruccio Busoni to Hugo Leichtentritt arrow_backarrow_forward

Berlin · August 6, 1912

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6. Aug. 1912.

Verehrter Doktor, indem
ich Sie zu der Vollendung
der so wohl begonnenen
Symphonia
herzlich beglückwünsche, Laut Leichtentritt/DeVoto 2014 (S. 343) hatte Leichtentritt 1911 mit der Komposition der Symphonie begonnen, stellte sie aber erst zwei Jahre später fertig und arbeitete sie später teilweise um.
stelle ich – nach Ihrem
Wunsche – die Partitur
wieder in des Schöpfers
Hände. Der Verbleib der Manuskript gebliebenen Symphonie A-Dur op. 10 (vgl. Müller 1929, Sp. 823, Digitalisat) ist ungeklärt; das Nachlassverzeichnis erwähnt lediglich eine unvollendete „Symphonische Suite“, aber keine Symphonie (vgl. The Leichtentritt Papers, S. 8).

Es war ein ungün-
stiger Zufall, der mich
gerade an dem Tage
außer Hause speisen liess,
an welchem Sie mich besuchten.
(Freund Middelschulte aus
Chicago ging mit mir zu
Petris.) Busoni war am 4. August 1912 bei Egon Petri zu Gast (vgl. Busonis Brief an seine Frau, Berlin, 5.8.1912, in: Busoni/Weindel 2015, Bd. 1, S. 566f.)

Ich habe dieser Tage eine
Konzertsuite aus der Braut⸗
wahl
-Musik fertig gemacht, * The * Library * of * Congress *

Verehrter Doktor,

indem ich Sie zu der Vollendung der so wohl begonnenen Symphonia herzlich beglückwünsche, Laut Leichtentritt/DeVoto 2014 (S. 343) hatte Leichtentritt 1911 mit der Komposition der Symphonie begonnen, stellte sie aber erst zwei Jahre später fertig und arbeitete sie später teilweise um. stelle ich – nach Ihrem Wunsche – die Partitur wieder in des Schöpfers Hände. Der Verbleib der Manuskript gebliebenen Symphonie A-Dur op. 10 (vgl. Müller 1929, Sp. 823, Digitalisat) ist ungeklärt; das Nachlassverzeichnis erwähnt lediglich eine unvollendete „Symphonische Suite“, aber keine Symphonie (vgl. The Leichtentritt Papers, S. 8).

Es war ein ungünstiger Zufall, der mich gerade an dem Tage außer Hause speisen ließ, an welchem Sie mich besuchten. (Freund Middelschulte aus Chicago ging mit mir zu Petris.) Busoni war am 4. August 1912 bei Egon Petri zu Gast (vgl. Busonis Brief an seine Frau, Berlin, 5.8.1912, in: Busoni/Weindel 2015, Bd. 1, S. 566f.)

Ich habe dieser Tage eine Konzertsuite aus der Brautwahl-Musik fertig gemacht, eine zweite Sonatina, eine verkleinerte Ausgabe der Fantasia contrappuntistica (mit ganz neuem Vorspiel) und die Ergänzung der Figaro-Fantasie. Daraufhin erhielt ich endlich mein neues Libretto, welches mein Komponieren von allen anderen Aufgaben abwendet. Es bleibt mir nur die Umarbeitung der ersten Oper für Mannheim. Die überarbeitete Fassung der Oper Die Brautwahl wurde am 24. Mai 1913 unter der Leitung von Arthur Bodansky in Mannheim aufgeführt. Inzwischen nehme ich mir karge acht Tage für eine Zerstreuung.

Dank für die Rigaer Nachricht – und auf schönes Wiedersehen. Mit besten Wünschen und Grüßen

Ihr sehr ergebener

Ferruccio Busoni

am 6. August 1912.
                                                                
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eine zweite Sonatina,
eine verkleinerte Aus-
gabe
der Fantasia con-
trappuntistica
(mit ganz
neuem Vorspiel) und die
Ergänzung
der Figaro Fantasie.
Daraufhin erhielt ich endlich
mein neues Libretto, wel-
ches mein Komponieren
von allen anderen Auf-
gaben abwendet. Es bleibt
mir nur die Umarbeitung
der I. Oper für Mannheim. Die überarbeitete Fassung der Oper Die Brautwahl wurde am 24. Mai 1913 unter der Leitung von Arthur Bodansky in Mannheim aufgeführt.
Inzwischen nehme ich
mir karge acht Tage
für eine Zerstreuung. –

Dank für die Rigaer
Nachricht – und auf
schönes Wiedersehen. Mit
besten Wünschen und
Grüssen Ihr sehr ergebener

Ferruccio Busoni

am 6.
August,
– 1912.
                                                                
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Provenance
USA | Washington, D.C. | Library of Congress | Ferruccio Busoni Papers Additions, 1866–1924 | ML95 .B94
Condition
Papier rechts mittig eingerissen (offenbar ohne Textverlust); Brief und Umschlag links gelocht; sonst gut erhalten.
Extent
1 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift das Briefdatum ergänzt hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)

Summary
Busoni beglückwünscht Leichtentritt zu einer „Symphonia“, retourniert deren Partitur; hat Leichtentritts Besuch wegen eines Treffens mit Wilhelm Middelschulte bei Egon Petri verpasst; meldet den Abschluss von Brautwahl-Orchestersuite, Sonatina seconda, der Edizione minore der Fantasia contrappuntistica und seiner Ergänzung von Liszts Figaro-Fantasie; hat ein neues Projekt („endlich mein neues Libretto“); muss noch Die Brautwahl für Mannheim umarbeiten; dankt für eine Nachricht aus Riga.
Incipit
indem ich Sie zu der Vollendung

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
August 31, 2025: candidate (coding checked, proofread)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition
Previous editions
Beaumont 1987, S. 150