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An Frieda Kwast-Hodapp
[Adresse:] Dr. F. Busoni
Zürich VI.
An Frau Professor
Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergstr. 1. Berlin, W.
Sehr verehrte Frau,
Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
herzlichst. – Ich danke Ihnen, u. beglückwünsche Sie zu Ihrer
schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
sein scheint, wie allein aus der dreissig maligen Wiederholung
der Chaconne
zu schliessen. Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgiltigen (wie ich
denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach
nur in der grossen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die
letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –
Darin ist auch die „F. C.“
etwas abgeaendert (zumal in den
beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet. – Immerhin ist
dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismässige Aufgabe;
während es, auf zwanzig vertheilt, leicht u. durchsichtig für
Spieler u. Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Im- provisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter frei- er Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwi- schen habe ich mich auch weniger tiefsinnig bethätigt und, u.A.,
eine kleinere „Carmen-Fantasie“ u., zu Pfingsten, ein Concert-
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An Frieda Kwast-Hodapp
[Adresse:] Dr. F. Busoni
Zürich VI.
An Frau Professor
Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergstr. 1. Berlin, W.
Sehr verehrte Frau,
Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
herzlichst. – Ich danke Ihnen, und beglückwünsche Sie zu Ihrer
schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
sein scheint, wie allein aus der dreißig maligen Wiederholung
der Chaconne
zu schließen. Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgültigen (wie ich
denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach
nur in der großen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die
letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –
Darin ist auch die „F. C.“
etwas abgeändert (zumal in den
beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet. – Immerhin ist
dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismäßige Aufgabe;
während es, auf zwanzig verteilt, leicht und durchsichtig für
Spieler und Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Improvisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter freier Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwischen habe ich mich auch weniger tiefsinnig betätigt und, u.A.,
eine kleinere „Carmen-Fantasie“ und, zu Pfingsten, ein Konzert-
stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
Ferien sieht es nicht versprechend aus: genießen Sie die Ihren
und grüßen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg von Ihrem
An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüße.
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<opener><dateline>[<placeName key="E0500132" type="automated" nymRef="Zürich">Zürich</placeName>,] <date when-iso="1920-05-26">26 Mai 1920</date></dateline>
<salute>Sehr verehrte Frau,</salute>
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<p>Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
<lb/>herzlichst. – Ich danke Ihnen, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> beglückwünsche Sie zu Ihrer
<lb/>schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
<lb/>sein scheint, wie allein aus der drei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ig maligen Wiederholung
<lb/>der <title key="E0400698">Chaconne</title> <!-- Mir unklar, ob sie seine Fassung gespielt hat. Hier erstmal die Bach-Angabe-->
zu schlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en. Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
<lb/>– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endg<choice><orig>i</orig><reg>ü</reg></choice>ltigen (wie ich
<lb/>denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um <persName key="E0300012">Bach</persName>
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<lb/>letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –</p>
<p>Darin ist auch die „F. C.“ <!-- Mir ist unklar, um welche F. C. es sich hier handelt. Im Internet steht, dass die Edizione definitiva und minore in den der Bach-Edition stehen. Jedoch wirken seine Angaben im Brief so, als ob er über die vier Hände Version spricht. -->
etwas abge<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ndert (zumal in den
<lb/>beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet. – Immerhin ist
<lb/>dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ige Aufgabe;
<lb/>während es, auf zwanzig vert<orig>h</orig>eilt, leicht <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> durchsichtig für
<lb/>Spieler <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
<lb/>bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Im
<lb break="no" type="automated"/>provisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
<lb/>und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter frei
<lb break="no" type="automated"/>er Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwi
<lb break="no" type="automated"/>schen habe ich mich auch weniger tiefsinnig bet<orig>h</orig>ätigt und, u.A.,
<lb/>eine kleinere „<title key="E0400479" type="automated" n="Busoni, Ferruccio: Sonatina super Carmen">Carmen-Fantasie</title>“ <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>, zu Pfingsten, ein <choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ert-</p>
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stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
Ferien sieht es nicht versprechend aus: geniessen Sie die Ihren
und grüssen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg von Ihrem
An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüsse.
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<p>stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
<lb/>Ferien sieht es nicht versprechend aus: genie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Sie die Ihren
<lb/>und grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg von Ihrem</p>
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