Ferruccio Busoni to Frieda Kwast-Hodapp arrow_backarrow_forward

May 26, 1920

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An Frieda Kwast-Hodapp
[Adresse:] Dr. F. Busoni
Zürich VI.
An Frau Professor
Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergstr. 1. Berlin, W.
[Zürich,] 26 Mai 1920

Sehr verehrte Frau,

Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
herzlichst. – Ich danke Ihnen, u. beglückwünsche Sie zu Ihrer
schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
sein scheint, wie allein aus der dreissig maligen Wiederholung
der Chaconne zu schliessen. Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgiltigen (wie ich
denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach
nur in der grossen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die
letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –

Darin ist auch die „F. C.“ etwas abgeaendert (zumal in den
beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet. – Immerhin ist
dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismässige Aufgabe;
während es, auf zwanzig vertheilt, leicht u. durchsichtig für
Spieler u. Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Im-
provisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter frei-
er Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwi-
schen habe ich mich auch weniger tiefsinnig bethätigt und, u.A.,
eine kleinere „Carmen-Fantasie“ u., zu Pfingsten, ein Concert-

An Frieda Kwast-Hodapp [Adresse:] Dr. F. Busoni Zürich VI. An Frau Professor Frieda Kwast-Hodapp, Dörnbergstr. 1. Berlin, W.
[Zürich,] 26 Mai 1920

Sehr verehrte Frau,

Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich herzlichst. – Ich danke Ihnen, und beglückwünsche Sie zu Ihrer schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu sein scheint, wie allein aus der dreißig maligen Wiederholung der Chaconne zu schließen. Das ist recht. – Gestatten Sie mir, – nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgültigen (wie ich denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach nur in der großen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –

Darin ist auch die „F. C.“ etwas abgeändert (zumal in den beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet. – Immerhin ist dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismäßige Aufgabe; während es, auf zwanzig verteilt, leicht und durchsichtig für Spieler und Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Improvisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs), und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter freier Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwischen habe ich mich auch weniger tiefsinnig betätigt und, u.A., eine kleinere „Carmen-Fantasie“ und, zu Pfingsten, ein Konzert-

stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen Ferien sieht es nicht versprechend aus: genießen Sie die Ihren und grüßen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg von Ihrem

dankbar ergebenen F. Busoni

An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüße.

                                                                
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stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
Ferien sieht es nicht versprechend aus: geniessen Sie die Ihren
und grüssen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg von Ihrem

dankbar ergebenen
F. Busoni

An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüsse.

                                                                
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warningStatus: unfinished XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 768 | olim: Mus.ep. F. Busoni 659 |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Incipit
Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
July 5, 2025: unfinished (currently being prepared (transcription, coding))
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