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Mus.ep.F.Busoni 659 (Busoni-Nachl.BI) Mus. Nachl. F.Busoni B I, 768 [1]
[Adresse:] Dr. F. Busoni
Zürich VI.
An Frau Professor
Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergstr. 1. Berlin, W.
Sehr verehrte Frau,
Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
herzlichst. – Ich danke Ihnen, u. beglückwünsche Sie zu Ihrer
schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
sein scheint, wie allein aus der dreissig maligen Wiederholung
der Chaconne
zu schliessen.
Im vorherigen Brief schrieb Frieda Kwast-Hodapp, dass die Chaconne im vergangenen Winter 30 Mal im Programm war (vgl. Brief vom 12. Mai 1920). Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgiltigen (wie ich
denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach
nur in der grossen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die
letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –
Darin ist auch die „F. C.“
etwas abgeaendert (zumal in den
beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet.
Die folgenden Aussagen Busonis weisen auf die Fantasia contrappuntistica für zwei Pianoforte hin. Diese ist jedoch nicht in der gesammelten Ausgaben erschienen. – Immerhin ist
dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismässige Aufgabe;
während es, auf zwanzig vertheilt, leicht u. durchsichtig für
Spieler u. Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Im- provisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter frei- er Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwi- schen habe ich mich auch weniger tiefsinnig bethätigt und, u.A.,
eine kleinere „Carmen-Fantasie“ u., zu Pfingsten, ein Concert-
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Sehr verehrte Frau,
Ihr ganz besonders lieb empfundenes Schreiben erfreute mich
herzlichst. – Ich danke Ihnen, und beglückwünsche Sie zu Ihrer
schönen künstlerischen Wirksamkeit, die nun weit ausgedehnt zu
sein scheint, wie allein aus der dreißig maligen Wiederholung
der Chaconne
zu schließen.
Im vorherigen Brief schrieb Frieda Kwast-Hodapp, dass die Chaconne im vergangenen Winter 30 Mal im Programm war (vgl. Brief vom 12. Mai 1920). Das ist recht. – Gestatten Sie mir,
– nebenbei – darauf hinzuweisen, dass die endgültigen (wie ich
denke: verbesserten) Fassungen meiner Arbeiten über und um Bach
nur in der großen „gesammelten“ Ausgabe abgedruckt stehen, die
letzthin mit dem 7. Bande beschlossen wurde. –
Darin ist auch die „F. C.“
etwas abgeändert (zumal in den
beiden letzten Seiten), pianistischer gestaltet.
Die folgenden Aussagen Busonis weisen auf die Fantasia contrappuntistica für zwei Pianoforte hin. Diese ist jedoch nicht in der gesammelten Ausgaben erschienen. – Immerhin ist
dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismäßige Aufgabe;
während es, auf zwanzig verteilt, leicht und durchsichtig für
Spieler und Hörer würde. Allein eine solche Umsetzung bedeutet
bei meiner Art zu arbeiten immer ein Nachschaffen, (wie die „Improvisation“ aus den Variationen der Violin-Sonate herauswuchs),
und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter freier Wochen vor mir. – Das kommt zuweilen unversehens. – Inzwischen habe ich mich auch weniger tiefsinnig betätigt und, u.A.,
eine kleinere „Carmen-Fantasie“ und, zu Pfingsten, ein Konzert-
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stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
Ferien sieht es nicht versprechend aus: genießen Sie die Ihren
und grüßen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg
Frieda Kwast-Hodapp schrieb im vorherigen Brief, dass sie am genannten Datum in Freiburg seine Improvisation und Chaconne spielen wird (vgl. Brief vom 12. Mai 1920). von Ihrem
An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüße.
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<lb/>dieses Stück für zehn Finger eine unverhältnismä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ige Aufgabe;
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<lb/>und dazu bedarf ich des Anstosses, und einiger gesammelter frei
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<lb/>eine kleinere „<title key="E0400479" type="automated" n="Busoni, Ferruccio: Sonatina super Carmen">Carmen-Fantasie</title>“ <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>, zu Pfingsten, ein <rs type="pre-split" key="E0400476"><choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ert-
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B I, 768 [2]
stückchen für Flöte und Orchester geschrieben. – Mit meinen
Ferien sieht es nicht versprechend aus: geniessen Sie die Ihren
und grüssen Sie am 7. Juni das köstliche Freiburg
Frieda Kwast-Hodapp schrieb im vorherigen Brief, dass sie am genannten Datum in Freiburg seine Improvisation und Chaconne spielen wird (vgl. Brief vom 12. Mai 1920). von Ihrem
An Prof. Kwast und von Frau Gerda freundschaftliche Grüsse.
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stückchen für Flöte und Orchester</rs> geschrieben. – Mit meinen
<lb/>Ferien sieht es nicht versprechend aus: genie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Sie die Ihren
<lb/>und grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Sie am 7. Juni das köstliche <placeName key="E0500304">Freiburg</placeName><note type="commentary" resp="#E0301032"><persName key="E0300701">Frieda Kwast-Hodapp</persName> schrieb im vorherigen Brief, dass sie am genannten Datum in <placeName key="E0500304">Freiburg</placeName> seine <rs key="E0400286">Improvisation</rs> und <title key="E0400699">Chaconne</title> spielen wird (vgl. <ref target="#D0102206">Brief vom <date when-iso="1920-05-12">12. Mai 1920</date></ref>).</note> von Ihrem</p>
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