Philipp Jarnach an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Zürich · 19. Oktober 1920

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N.Mus.Nachl. 30, 121

Zürich, den 19. Okt. 1920.

Verehrter, grosser Freund!

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren
schönen, lieben Brief
. Zum dritten Male
las ich ihn heute, – um mich zu über⸗
zeugen, dass ich auf dessen wichtigen Inhalt
vorderhand noch nicht eingehen soll: denn
erst das Entscheidende, – Ihr Verhältnis
zu der neuen Öffentlichkeit – wird hierin
Klärung bringen. – Einstweilen ist der
reaktive Niederschlag des „Tanzwalzers“ – zu
dessem Zustandekommen mitten in diesem
lebhaften Wechsel ich Sie herzlich beglück⸗
wünsche, – ein höchst erfreuliches Zeichen
Ihrer, wie mir scheint stets zunehmenden,
geistigen Spann= und Widerstandskraft.
Auch die „Toccata“.

Wir hören viel von Ihnen, direkt und in-
direkt; sogar Ihren Brief an Herrn Kastner
und dessen Antwort habe ich gelesen, und
Andreae erzählte mir von Ihrem Schreiben
und Vorschlag, seine Symphonie betreffend;

Zürich, den 19. Okt. 1920.

Verehrter, großer Freund!

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren schönen, lieben Brief. Zum dritten Male las ich ihn heute – um mich zu überzeugen, dass ich auf dessen wichtigen Inhalt vorderhand noch nicht eingehen soll: Denn erst das Entscheidende – Ihr Verhältnis zu der neuen Öffentlichkeit – wird hierin Klärung bringen. – Einstweilen ist der reaktive Niederschlag des „Tanzwalzers“ – zu dessen Zustandekommen mitten in diesem lebhaften Wechsel ich Sie herzlich beglückwünsche – ein höchst erfreuliches Zeichen Ihrer, wie mir scheint stets zunehmenden, geistigen Spann- und Widerstandskraft. Auch die „Toccata“.

Wir hören viel von Ihnen, direkt und indirekt; sogar Ihren Brief an Herrn Kastner und dessen Antwort habe ich gelesen, und Andreae erzählte mir von Ihrem Schreiben und Vorschlag, seine Symphonie betreffend; aber das alles ersetzt mir doch nicht Ihre Gegenwart; ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie öde es uns hier, ohne Sie, vorkommt. Von Zürich gibt es, wie gewöhnlich, nichts Gescheutes zu berichten. Im Theater spielte man gestern ein Öperle Der Zwerg vom Haslithal von Gustave Doret (Uraufführung am 17. Oktober 1920 im Stadttheater Zürich) von Ihrem Bewunderer Herrn Gustave Doret, nachdem am Nachmittag Frau Schwarzenbach eine kleine Portion schweizerischer Tonkünstler in Rüschlikon empfangen hatte, bei welcher Gelegenheit Allegra die Sonate Laquais und Nada meine Sonatine exquisit bliesen. Diese zwei können sich nicht riechen und müssen immer zusammenkommen. Was Dorets Partitur anbelangt, so ist dieselbe nicht einmal als Klosettmaterial verwendbar.

Ein junger Geiger (Daeniker) hat es unternommen, 54 (!) Abende moderner Sonaten in der Schweiz allein zu geben. Demnach wird er Ihre (2.) Sonate wohl ein Dutzend Mal spielen, wie, weiß ich nicht. Schön ist jedenfalls die Absicht. Auch P. O. Möckel spielt unversehens moderne Musik und kündigt Ihre Fantasie nach Bach an. Sie sehen, jetzt, da Sie fort sind, wird man Sie vergöttern. Wenn die guten Leute wenigstens zur Einsicht kämen, wie viel versäumt wurde, als Sie noch hier waren! Busoni war Anfang September 1920 nach fünf Jahren in Zürich wieder nach Berlin zurückgekehrt. Aber bewahre, schläfrig sind sie alle, und so zufrieden. Die Zufriedenheit ist der Nabelpunkt bürgerlicher Welterkenntnis.

Unser patentierter Milner, die schönstgedüngte Blume im Gemüsebeet Covent Gardens, gab, mit meinem Beistand, ein schlecht besuchtes Konzert. Er sang mit jener umständlichen Sentimentalität, die wir an ihm schätzen. Am erträglichsten gelangen ihm Ihre vier Gesänge – weil ich da dem armen Kerl in grausamster Weise zugesetzt hatte – aber Berlioz war fürchterlich. Doch hier muss ich Ihnen von einem kleinen Phänomen berichten. Während die Hebräischen Gesänge, auf deren Publikumswirkung ich mehr rechnete, zwar mit Behagen angehört, in normaler Weise beklatscht wurden, löste das darauffolgende „Lied des Unmuts“ donnernden Applaus, der mit so heftiger Spontaneität einsetzte, dass ich, der ohnehin diesem scharfleuchtenden Meisterstück ohne innerliche Ergriffenheit nicht zulauschen kann (und wenn ein noch so großer Esel es vorträgt), fast aus der Fassung geriet. – Sehen Sie, das ist das Geheimnis des genial Getroffenen; es wirkt auf den Gleichgültigen, den Lahmen, auf jeden wie ein elektrischer Schlag. Ja, man darf vertrauen; in solchen Augenblicken flammt der „einsam Geweihte“ im Herzen aller.

Stürmische Da-capo-Rufe wurden nicht berücksichtigt. Der Sänger war froh, über das gefährliche Stück glücklich hinweg zu sein. Beim Flohlied wiederholte sich das Schauspiel.

Die Kritiker lobten die Lieder, verschwiegen aber den eklatanten Erfolg.

Auf Wiedersehen, mein lieber Meister; vergessen Sie nicht Ihren Getreuen in der Provinz, und empfangen Sie, sowie Frau Busoni, der Barbara und meine allerherzlichsten Grüße.

                                                                
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N.Mus.Nachl. 30, 121

aber das alles ersetzt mir doch nicht
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zu sagen wie öde es uns hier, ohne Sie,
vorkommt. Von Zürich gibt es, wie ge⸗
wöhlichwöhnlich, nichts Gescheutes zu be⸗
richten. Im Theater spielte man gestern
ein Öperle Der Zwerg vom Haslithal von Gustave Doret (Uraufführung am 17. Oktober 1920 im Stadttheater Zürich) von Ihrem Bewunderer
Herrn Gustave Doret, nachdem am
Nachmittag Frau Schwarzenbach eine
kleine Portion schweizerischer Tonkünstler
in Rüschlikon empfangen hatte, bei
welcher Gelegenheit Allegra die Sonate
Laquais und Nada meine Sonatine
exquisit bliesen. Diese zwei können sich
nicht riechen und müssen immer
zusammenkommen. Was Dorets Par-
titur anbelangt, so ist dieselbe nicht
einmal als Klosettmaterial verwendbar.

Ein junger Geiger (Daeniker) hat es
unternommen, 54 (!) Abende moderner
Sonaten in der Schweiz allein zu geben.
Demnach wird er Ihre (2te) Sonate
wohl ein dutzend Mal spielen, wie,
weiss ich nicht. Schön ist jedenfalls die

                                                                
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N.Mus.Nachl. 30, 121

Absicht. Auch P. O. Möckel spielt unversehens
moderne Musik und kündigt Ihre Fantasie
nach Bach
an. Sie sehen, jetzt da Sie fort
sind, wird man Sie vergöttern. Wenn die
guten Leute wenigstens zur Einsicht kämen,
wie viel versäumt wurde, als Sie noch
hier waren! Busoni war Anfang September 1920 nach fünf Jahren in Zürich wieder nach Berlin zurückgekehrt. Aber bewahre, schläfrig sind
sie alle, und so zufrieden. Die Zufrieden⸗
heit ist der Nabelpunkt bürgerlicher Welt⸗
erkenntnis.

Unser patentierter Milner, die schönst⸗
gedüngte Blume im Gemüsebeet Covent-
Garden’s
gab, mit meinem Beistand, ein
schlecht besuchtes Konzert. Er sang mit
jener umständlichen Sentimentalität die
wir an ihm schätzen. Am erträglichsten
gelangen ihm Ihre vier Gesänge – weil
ich da dem armen Kerl in grausamster
Weise zugesetzt hatte, – aber Berlioz war
fürchterlich. Doch hier muss ich Ihnen
von einem kleinen Phänomen berichten.
Während die Hebräischen Gesänge, auf
dessen Publikumswirkung ich mehr rech-
nete, zwar mit Behagen angehört, in
normaler Weise beklatscht wurden, löste

                                                                
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das darauffolgende „Lied des Unmuts“
donnernden Applaus, der mit so heftiger
Spontaneität einsetzte, dass ich, der ohne-
hin diesem scharfleuchtenden Meisterstück
ohne innerliche Ergriffenheit nicht zu-
lauschen kann, [und wenn ein noch so
grosser Esel es vorträgt,] fast aus der Fassung
geriet. – Sehen Sie, das ist das Geheimnis
des genial Getroffenen; es wirkt auf den
Gleichgültigen, den Lahmen, auf jeden
wie ein elektrischer Schlag. Ja, man
darf vertrauen; in solchen Augenblicken
flammt der „einsam Geweihte“ im Herzen
aller.

Stürmische da-capo-Rufe wurden nicht
berücksichtigt. Der Sänger war froh, über
das gefährliche Stück glücklich hinweg
zu sein. Beim Flohlied wiederholte sich
das Schauspiel.

Die Kritiker lobten die Lieder, verschwiegen
aber den eklatanten Erfolg.

Auf Wiedersehen, mein lieber Meister; ver-
gessen Sie nicht Ihren Getreuen in der Provinz
und empfangen Sie, sowie Frau Busoni, der
Barbara und meine allerherzlichsten Grüsse.

Preußischer
Staats⸗
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
                                                                
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Z[ürich]
16–17
20 · X
1920
Briefversand
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,121 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss oben (mit Textverlust).
Umfang
2 Blatt, 4 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Philipp Jarnach, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)

Zusammenfassung
Jarnach klagt über das von Busoni verlassene Zürich, „wie öde es uns hier ohne Sie vorkommt“; berichtet vom aktuellen Zürcher Musikleben („wie gewöhnlich nichts Gescheutes“), insbesondere aber von Erfolgen mit Stücken Busonis („jetzt, da Sie fort sind, wird man Sie vergöttern“).
Incipit
Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren schönen, lieben Brief

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
8. Januar 2021: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition