Ferruccio Busoni an Robert Freund arrow_back

Berlin · 27. August 1923

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Mus.Nachl. F. Busoni B I, 551
Mus.ep. F. Busoni 53
(Busoni-Nachl. B I)

Werthester Freund,

dieser neue Brief von
Ihrer Hand soll nicht wieder
unbeantwortet bleiben. Durch
Frau Ethel hatten wir von
Ihnen Befriedigendes erfahren,
worüber wir uns freuen; ebenso
sehr, als wie wir uns über Ethels
Wiedersehen u. die nähere
Bekanntschaft ihres trefflichen
Mannes freuen konnten.

Es scheint, gottlob, dass
bei Ihnen alles zum Besten be-
stellt ist; u. so soll es weiter bleiben.

Ich trage noch an
meiner Konvaleszenz einer
bald ganzjährigen Erkrankung.
Derartiges traf mich im
Leben zum ersten Male, als
wie der Krieg uns traf, nach
einem lebenslangen Frieden.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Wertester Freund,

dieser neue Brief von Ihrer Hand soll nicht wieder unbeantwortet bleiben. Durch Frau Ethel hatten wir von Ihnen Befriedigendes erfahren, worüber wir uns freuen; ebenso sehr, als wie wir uns über Ethels Wiedersehen und die nähere Bekanntschaft ihres trefflichen Mannes freuen konnten.

Es scheint, gottlob, dass bei Ihnen alles zum Besten bestellt ist; und so soll es weiter bleiben.

Ich trage noch an meiner Konvaleszenz einer bald ganzjährigen Erkrankung. Derartiges traf mich im Leben zum ersten Male, als wie der Krieg uns traf, nach einem lebenslangen Frieden.

Beides erscheint mir noch jetzt unwahrscheinlich; doch an den hinterlassenen Spuren erleben wir bewusster das unheilvolle Geschehnis. Namentlich Deutschland hat daran zu tragen, wie kein anderes; und meine Erkrankung hängt zum Teil mit dem infolge des Krieges aufgeriebenen Gemüte zusammen.

Trotzdem war ich fast fortwährend tätig geblieben, eine halbjährige Unterbrechung abgerechnet: mir eine Demütigung und moralische Tortur. –

Jetzt bin ich dabei, den Faust seiner Vollendung entgegen zu führen und eine „Klavierübung“ von etwa 250 Druckseiten endgiltig zu redigieren.

Dies ist des langen Leidens kurzgefasste Chronik: Dazwischen fallen die mannigfaltigsten Details. Schreiben Sie doch gelegentlich wieder! Ihre Briefe waren mir stets eine willkommene Post.

Es drückt Ihnen die Hand

Ihr affectueusement dévoué

· Busoni ·

27. August 1923
                                                                
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Beides erscheint mir noch
jetzt unwahrscheinlich;
doch an den hinterlassenen Spuren
erleben wir bewusster das
unheilvolle Geschehnis. Na-
mentlich Deutschland hat daran
zu tragen, wie kein Anderes;
u. meine Erkrankung hängt zum
Theil mit dem durchinfolge dens Krieges
aufgeriebenen Gemüthe zusammen.

Trotzdem war ich fast
fortwährend thätig geblieben,
eine halbjährige Unterbrechung
abg[e]rechnet: Mir eine Demüthigung
u. moralische Tortur. –

Jetzt bin ich dabei, den
Faust seiner Vollendung ent-
gegen zu führen u. eine
“Klavierübung” von etwa 250
Druckseiten endgiltig zu redigieren.

Dies ist des langen Leidens
kurzgefasste Chronik: Dazwischen
fallen die mannigfaltigsten Details.
Schreiben Sie doch gelegentlich Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

wieder! Ihre Briefe waren
mir stets eine willkommene Post.

Es drückt Ihnen die Hand
Ihr affectueusement dévoué

· Busoni ·

27 Aug 1923
                                                                
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B I, 551
                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 551 | olim: Mus.ep. F. Busoni 53 (Busoni-Nachl. B I) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Incipit
dieser neue Brief von Ihrer Hand

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
13. November 2019: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Beaumont 1987, S. 370 f.