Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward

Zürich · 4. März 1918

Faksimile
Diplomatische Umschrift
Lesefassung
XML
N.Mus.Nachl. 30, 34
1

L J Ihr Brief ist gut
und männlich und
flösst mir Achtung ein.
An dem Abend habe ich
aber selber derart gelitten,
dass ich meine Erkrankung
z. Th. darauf zurückführe.
Ich freue mich, dass Sie das
empfanden und sich
nachträglich mir gegenüber be-
haupteten. – Es hat mir aber
nie an Vertrauen zu Ihnen
gefehlt, soweit Ihr Charakter
hierbei betheiligt war; ich
fürchtete nur manchmal,
dass Ihr zu klarer Verstand

L J

Ihr Brief ist gut und männlich und flößt mir Achtung ein. An dem Abend habe ich aber selber derart gelitten, dass ich meine Erkrankung z. T. darauf zurückführe. Ich freue mich, dass Sie das empfanden und sich nachträglich mir gegenüber behaupteten. – Es hat mir aber nie an Vertrauen zu Ihnen gefehlt, soweit Ihr Charakter hierbei beteiligt war; ich fürchtete nur manchmal, dass Ihr zu klarer Verstand Ihnen den Weg zum Künstlerischen behinderte. Ihretwegen machte ich mir Sorgen; und da ich kein Recht fühlte, einem zielbewussten Manne Vorschriften zu machen, so äußerte sich mein künstlerischer Unmut in kleinen Sarkasmen. (Ich bin kein Heiliger.) Ich bin auch noch nicht gesund (und Gerda ist recht stark leidend!), werde mich aber freuen, Sie zu jeder Zeit zu sehen.

Mit lieben Grüßen an Frau Barbara

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni

4. März 1918.
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30, 34</note> <note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">1</note> <p type="pre-split" rend="space-above"> <seg type="opener" subtype="salute" rend="huge"><abbr>L <persName key="E0300376">J</persName></abbr> </seg> <ref target="#D0101734">Ihr Brief</ref> ist gut <lb/><seg rend="indent-2">und männlich und</seg> <lb/>flö<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t mir Achtung ein. <lb/>An dem Abend habe ich <lb/>aber selber derart gelitten, <lb/>dass ich meine Erkrankung <lb/><abbr>z. T<orig>h</orig>.</abbr> darauf zurückführe. <lb/>Ich freue mich, dass Sie das <lb/>empfanden und sich <lb/>nachträglich mir gegenüber be <lb break="no"/>haupteten. – Es hat mir aber <lb/><hi rend="underline">nie</hi> an Vertrauen zu Ihnen <lb/>gefehlt, soweit Ihr Charakter <lb/>hierbei bet<orig>h</orig>eiligt war; ich <lb/>fürchtete nur manchmal, <lb/>dass Ihr zu klarer Verstand </p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML

N.Mus.Nachl. 30, 34
2 Ihnen den Weg zum
Künstlerischen behinderte.
Ihretwegen machte ich mir
Sorgen; u. da ich kein Recht
fühlte, einem zielbewussten
Manne Vorschriften zu machen,
so äusserte sich mein künstler-
ischer Unmuth in kleinen
Sarkasmen. (Ich bin kein Heiliger.)
Ich bin auch noch nicht gesund
(u. Gerda ist recht stark
leidend!), werde mich aber
freuen, Sie zu jeder Zeit zu
sehen.

Mit lieben Grüßen an Frau
Barbara

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni

4 · März 1918.
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split"> <note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30, 34</note> <note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">2</note> Ihnen den Weg zum <lb/>Künstlerischen behinderte. <lb/><hi rend="underline">Ihret</hi>wegen machte ich mir <lb/>Sorgen; <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> da ich kein Recht <lb/>fühlte, einem zielbewussten <lb/>Manne Vorschriften zu machen, <lb/>so äu<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>erte sich mein künstler <lb break="no"/>ischer Unmut<orig>h</orig> in kleinen <lb/>Sarkasmen. (Ich bin kein Heiliger.) <lb/>Ich bin auch noch nicht gesund <lb/>(<choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <persName key="E0300059">Gerda</persName> ist recht stark <lb/>leidend!), werde mich aber <lb/>freuen, Sie zu jeder Zeit zu <lb/>sehen. </p> <closer> <salute rend="indent-first">Mit lieben Grüßen an <persName key="E0300664">Frau <lb/>Barbara</persName></salute> <signed rend="align(right)">Ihr herzlich ergebener</signed> <signed rend="align(right)"><persName key="E0300017">F. Busoni</persName></signed> <dateline><date when-iso="1918-03-04">4<choice><orig> · </orig><reg>. </reg></choice>März 1918</date>.</dateline> </closer> </div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
[Rückseite von Textseite 1]
Preußischer
Staats-
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="objdesc" resp="#E0300741">[Rückseite von Textseite 1]</note> <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preußischer <lb/>Staats <lb break="no"/>bibliothek <lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> <lb/>Kulturbesitz </stamp> </note> </div>
4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
[Rückseite von Textseite 2]
4 März 18
Preußischer
Staats-
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="objdesc" resp="#E0300741">[Rückseite von Textseite 2]</note> <note type="dating" resp="#gerda.busoni" place="top" xml:id="gerda_date"><date when-iso="1918-03-04">4 März 18</date></note> <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preußischer <lb/>Staats <lb break="no"/>bibliothek <lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> <lb/>Kulturbesitz </stamp> </note> </div>

Dokument

doneStatus: zur Freigabe vorgeschlagen XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,34 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Nur die Vorderseiten sind beschrieben.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Hand Gerda Busonis, die auf der Rückseite von Blatt 2 mit Bleistift das Datum notiert hat
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Busoni lobt Jarnach für dessen Selbsthauptung gegenüber seiner Kritik; versichert ihn seines Vertrauens; nennt einen „zu klare[n] Verstand“ als Hindernis zum „Künstlerischen“; ist trotz Erkrankung bereit, Jarnach zu empfangen.
Incipit
Ihr Brief ist gut und männlich

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
12. Februar 2022: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition