Martin Wegelius an Ferruccio Busoni arrow_back

Vikan · 29. August 1903

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Mus.ep. M. Wegelius 39 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5352

Vikan den 29 Aug. 1903.

Lieber, verehrter Freund!

Zuerst schönsten Dank für
die angenehmen Stunden in Ber⸗
lin
d. 28 Juli!

Es scheint dass der Cajanus
(unser Schüler, von dem die Rede
war) doch nichts zu fürchten
hat in Deutschland; so mei⸗
nen wenigstens jetzt seine Ver⸗
wandten und er selbst. Er
möchte also nach Berlin und
zu Dir. Ich liess ihn soeben
benachrichtigen, dass das leider
nicht geht und dass Du erst
im Sommer Schüler annim̅st.[1]

Vikan, den 29. August 1903.

Lieber, verehrter Freund!

Zuerst schönsten Dank für die angenehmen Stunden in Berlin den 28. Juli!

Es scheint, dass der Cajanus (unser Schüler, von dem die Rede war) doch nichts zu fürchten hat in Deutschland; so meinen wenigstens jetzt seine Verwandten und er selbst. Er möchte also nach Berlin und zu Dir. Ich ließ ihn soeben benachrichtigen, dass das leider nicht geht und dass Du erst im Sommer Schüler annimmst. Weiter, dass Du ihm rätst, zu Paderewsky zu gehen. Jedenfalls aber möchte ich, dass er Dir etwas vorspielt, so dass Du ihn kennen lernst. Er wird also so frei sein, bei seiner Ankunft in Berlin Dich zu besuchen – sei so lieb und leihe ihm ein williges Öhrchen! Wenn sein Talent Dir echt vorkommt, gibst Du ihm dann vielleicht eine Empfehlung an Paderewsky, wenn Du meinst, dass das am Besten ist. Da – in der Schweiz – ist er jedenfalls sicherer als in Berlin; ich habe kein rechtes Zutrauen zu… seinem Zutrauen. Weiß der Teufel. Als Mensch ist er immer noch etwas kindlich und linkisch in seinem Benehmen; am Klavier aber ist er ein ganz Anderer.

Er befindet sich irgendwo in Schweden – ich weiß nicht, wann er abreisen will und schreibe deshalb direkt an Dich. – In aller Eile.

Grüße die Gerda und sei selbst am herzlichsten gegrüßt von uns Beiden durch

Deinen getreuen M Wegelius

Die Emi, die jetzt bei uns weilt, lässt Euch schönstens grüßen und küssen.

Emi d.l.C.

                                                                
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Weiter dass Du ihm räthst zu
Paderewsky zu gehen. Jeden⸗
falls aber möchte ich, dass er
Dir etwas vorspiellt, so dass
Du ihn kennen lernst. Er
wird also so frei sein, bei
seiner Ankunft in Berlin Dich
zu besuchen – sei so lieb und
leihe ihm ein williges Öhrchen!
Wenn sein Talent Dir gefällt
echt vorkommt, giebst Du ihm
dann vielleicht eine Empfeh⸗
lung an Paderewsky, wenn
Du meinst, dass das am
Besten ist. Da – in der
Schweitz – ist er jedenfalls
sicherer als in Berlin; ich
habe kein rechtes Zutrauen
zu – – seinem Zutrauen. Weiss
der Teufel. Als Mensch ist er Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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immer noch etwas kindlich und
linkisch in seinem Benehmen;
am Clavier aber ist er andul Transkription unsicher. er
ein ganz Anderer.

Er befindet sich irgendwo
in Schweden – ich weiss nicht
wann er abreisen will, und
schreibe desshalb direkt an Dich.
– in aller Eile.

Grüsse die Gerda und sei
selbst am herzlichsten ge⸗
grüsst von uns Beiden durch

Deinen getreuen
M Wegelius

Die Emi, die jetzt bei uns
weilt, lässt Euch schönstens
grüssen. und küssen.

Emi d.l.C.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[2]
                                                                
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[Seite 4 des Bogens, vacat]
                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5352 | olim: Mus.ep. M. Wegelius 39 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 3 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
16. Oktober 2023: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend
Benachbart in der Gesamtedition