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                        1.Mus.ep. A. Schönberg 10 (Busoni-Nachl. B II) 
                                                                
                        Deutsche StaatsbibliothekBerlin Sehr verehrter Herr Busoni, vor Allem:
                    Sie thun mir sicher
 uUnrecht. Aber es scheint,dass man einander in der einen oder der
 anderen Hinsicht Unrecht thuen
                                                                Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (155): „thun“
                    
                    muss, wenn
 man auch dazu veranlagt ist einander in
 mancher anderer Beziehung sehr gut zu erkennen.
 Es scheint als ob die Bezirke zweier Individua⸗
 litäten etwa so gelagert wären wie excentrische
                                                                Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (156): „exentrische“
 Kreise die sich theilweise decken.. Mehr oder weniger große, Flächentheile
 fallen zusamm
                                                                Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (156) interpretieren den abschließenden Aufstrich als Gedankenstrich.
                    
                    aber einander gegenüber liegen
 Segmente, die entgegengesetzt sind. Ich nehme
 das für eine natürliche Sache, die so
 sein muss, und halte es deswegen auch
 für gut.
 Und selbstverständlich ist dieses Diver⸗gieren absolut nicht imstande mein
 Vertrauen zu erschüttern. Im Gegen⸗
 theil, dieses hat sich vermehrt, seit ich
 
                        Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549
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                Sehr verehrter Herr Busoni,  vor allem:
                     Sie tun mir sicher Unrecht. Aber es scheint,
                     dass man einander in der einen oder der
                     anderen Hinsicht Unrecht tuen
                    
                    muss, wenn
                     man auch dazu veranlagt ist, einander in
                     mancher anderer Beziehung sehr gut zu erkennen.
                     Es scheint, als ob die Bezirke zweier Individualitäten etwa so gelagert wären wie exzentrische
                    
                     Kreise, die sich teilweise decken. Mehr oder weniger große Flächenteile
                     fallen zusamm,
                    
                    aber einander gegenüber liegen
                     Segmente, die entgegengesetzt sind. Ich nehme
                     das für eine natürliche Sache, die so
                     sein muss, und halte es deswegen auch
                     für gut. Und selbstverständlich ist dieses Divergieren absolut nicht imstande, mein
                     Vertrauen zu erschüttern. Im Gegenteil, dieses hat sich vermehrt, seit ich
                    
                    
                    
                    
                    
                    in persönliche Berührung mit Ihnen gekommen
                     bin. Das Gefühl, das ich von Ihrer Wesensart schon früher hatte, hat sich bestätigt.
                     Und ich bin mir jetzt darüber ziemlich klar.
                     Ich erkenne als einen mir unendlich wertvollen Zug Ihres
                    
                    Wesens: das Streben, recht
                     zu tun! Und dieses Streben setze ich
                     über das Rechttun, so wie ich das
                     Streben nach Wahrheit über die Wahrheit
                     stelle. Deshalb, wenn Sie mir auch sachlich
                     unrecht tun, menschlich könnte mir
                     Weniges mehr Freude machen, als, wie
                     Sie es tun. Aber, wie gesagt: sachlich, glaube ich,
                     haben Sie
                    
                    nicht recht. Ich hoffe, dass Sie es erkennen werden.
                     Ich bin ja allerdings kein Klavierspieler.
                                                                Schönbergs musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit Geigenspiel; wenig später kam das Cello hinzu. Bei seinem drei Jahre älteren Freund und einzig bedeutenden Lehrer Alexander Zemlinsky erhielt er Kompositionsunterricht. Zemlinsky ließ ihn zur Übung auch Klavierauszüge erstellen, womit sich Schönberg einen kleinen Verdienst erwirtschaften und die Spiel- und Funktionsweise des Klaviers studieren konnte. So erstellte er unter anderem Klavierauszüge zu Zemlinskys Sarema (1897), Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia (1903) und Franz Schuberts Rosamunde“ (1904); vgl. Krones 2005, S. 30 ff., Ringer 2002, S. 16 und Stuckenschmidt 1974, S. 10.
                    
                     Aber nichtsdestoweniger habe ich mir
                     eingebildet, in diesen Stücken und einigen Liedern
                                                                Gemeint sind wohl die Lieder op. 14 (komponiert Ende 1907 bis Anfang 1908) sowie die George-Lieder op. 15 (komponiert zwischen März 1908 und März 1909).
                    
                    den Grund
                     zu einem modernen Klavierstil gelegt
                     zu haben. Es mag das anmaßend klingen,
                    
                    
                    
                    aber, da ich es geglaubt habe, kann nichts
                     mich hindern, es auch zu sagen. Und ich
                     bin wirklich mit großer Bewusstheit
                     an diese Probleme herangegangen, habe
                     viel über den früheren Klavierstil und die
                     Bedürfnisse meiner Ausdrucksbestrebungen
                     nachgedacht, und da ist mir manches klar
                     geworden. Gewiss: auf einen Wurf
                     gelingt sowas nicht restlos. Und: wenn
                     die Vorzüge meines Klavierstils vielleicht
                     auch mehr in dem bestehen, was ich
                     nicht mache, als in dem, was ich Neues
                     bringe, so scheint mir doch, als
                     ob eines deutlich gewonnen wäre:
                     Ich glaube, von jenem Stil, den ich
                     nenne den „Klavierauszug-Stil“,
                     habe ich mich deutlich genug abgewendet. Es ist ja kein Zweifel, dass der
                     Klavierstil einer Zeit eine gewisse
                     Ähnlichkeit mit ihrem Orchesterstil hat.
                     Das sieht man sogar, finde ich, bei
                    
                    
                    
                    Mozart und Beethoven. Alle, denen
                     der Ausdruck das Wichtigste war, haben
                     für Klavier komponiert, indem sie
                     komponiert haben, unter Berücksichtigung
                     der Erfordernisse, der Bedürfnisse des
                     Instrumentes. Das Komponieren steht im
                     Vordergrund; das Instrument wird
                     berücksichtigt. Nicht umgekehrt. In diesem Sinne, meine ich, könnte
                     man Beziehungen zwischen einem modernen Orchestersatz und meinem
                    
                    modernen
                     Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem,
                     hoffe ich. Wenigstens war das
                    
                    sozusagen
                    
                     mein Programm: weg mit dem
                     Klavierauszugstil; weg mit dem Klaviersatz, der, das Ausdrucksvermögen und
                     die Bewegungsmöglichkeit des Klavieres
                     überschreitend, nichts anderes ist als
                     eine mehr oder weniger gute Übertragung
                     von Orchestermusik. Dagegen scheint mir nun auch Ihr
                    
                    
                    
                    Einwand nicht berechtigt, den Sie gegen
                     die Bezeichnung < > über liegende
                     Akkorde machen.
                                                                Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.:    Diese Bezeichnung habe ich sogar
                     erst nachträglich eingefügt und verwende
                     sie seither immer mehr
                    
                    in einem ganz
                     bestimmten Sinn. Selbstverständlich
                     habe ich mir nicht eingebildet, dass
                     man diese Akkorde an- und abschwellen
                     lassen kann. Ebenso wenig, wie ich
                      bei anderen Gelegenheiten,
                    
                    wo ich
                     
                    
                    
                        
                         geschrieben habe (das ist
                     zwar ein anderer Fall), an die Ausführbarkeit
                    
                     dieses Crescendos geglaubt habe. Die erste Bezeichnung habe ich von
                     Brahms entnommen. Es scheint, er
                     verwendet sie nicht so wie ich.
                     Ich meine in diesen Fällen immer
                    
                    
                    
                    ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr
                     weiches
                    
                    Marcato, forzato.
                    
                    Etwa
                     zu vergleichen mit dieser Portamento-Bezeichnung
                    
                    
                        
                         oder Ähnlichem. Ich verwende sie
                     in letzter Zeit immer in diesem
                     Sinne. Manchmal (bei Streichern
                     oder Bläsern) auch statt: „espress.“ Und die zweite Bezeichnung
                     ist natürlich auch nicht wirklich
                     zu nehmen. Es soll das bloß
                     ein Bild sein für die Richtung,
                     die die Linie nimmt. Oder
                     für den Intensitätsgrad. Mehr
                     eine Anregung zum Verständnis
                     der Linie als eine Vortragsbezeichnung.
                     Und dann habe ich bei diesen Bezeichnungen noch den einen Hintergedanken: Das Klavier wird sicher
                    
                    
                    
                    in nicht allzu langer Zeit imstande sein,
                     all das auszuführen, was uns an ihm heute
                     fehlt. Es ist zum Staunen, dass
                     es das heute noch nicht kann. Und
                     nur die Pietät, richtiger: der
                    
                     Konservatismus,
                    
                    noch richtiger aber:
                     die Indolenz der Musiker bringt
                     es mit sich, dass am  Klavier
                     seit mehr als hundert Jahren keine
                     nennenswerte Verbesserung geschehen
                     ist. Wäre das Klavier ein wichtiges
                     Instrument etwa der Baumwollenindustrie, so wäre es längst vollkommen.
                     Ich denke aber, das wird es doch werden. Und da sollte man doch so bezeichnen, wie man sich es heute
                     nur scheinbar hoffnungslos wünschen
                     kann, dass es eigentlich klingen
                     sollte. Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch
                     sagen, dass ich mich unendlich gefreut
                     habe, dass Ihnen das eine Stück schon
                     gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass
                     Ihnen auch das andere später gefallen wird.
                     Mir hat auch anfangs das 12/8 (das als zweites
                     komponiert ist) besser gefallen als das
                         erste. Aber neulich habe ich das erste wieder
                     angesehen: Ich glaube fast, was mir
                     an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes,
                     an ungebundener,
                    
                    durch keine „Logik“
                     verhinderter Beweglichkeit der Form
                     vorgeschwebt hat, kommt im ersten
                     noch viel mehr heraus, als im zweiten. Erreicht habe ich, was ich mir vorstelle,
                    
                     in beiden nicht. Vielleicht,
                     sogar sicher noch nicht in dem dritten,
                     das dieser Tage fertig wird. Einige
                    
                    
                    
                    Orchesterstücke, die ich in der allerletzten
                     Zeit geschrieben, haben mich in einiger
                     Hinsicht näher, in anderer aber wieder
                     weitab geführt von dem, was ich
                     schon für erreicht hielt.
                                                                Im Sommer 1909 vollendete Schönberg die Fünf Orchesterstücke op. 16. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von Schönbergs Atonalität. Schönberg nahm 1909 auch mit Richard Strauss Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der Orchesterstücke mit dem Berliner Philharmonischen Orchester gewinnen. Erst 1912 wurde das Werk schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von Schönberg an Richard Strauss vom 14. Juli 1909 und 28. Juli 1909).
                    
                 Greifbar ist es vielleicht noch
                     nicht. Vielleicht brauche ich noch
                     lange, um die Musik zu schreiben,
                     zu der es mich drängt, die mir
                     seit mehreren Jahren vorschwebt und
                     die ich vorläufig nicht fassen kann. Ich schreibe darüber so ausführlich,
                     weil ich bekennen will (angeregt durch
                     Ihre Anmerkung: meine Musik ginge
                     Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die
                     Aufgabe
                    
                    unserer nächsten Entwicklung
                     ansehen), um was es sich mir handelt. Ich strebe an: vollständige
                    
                    
                    
                    Befreiung von allen Formen.
                     Von allen Symbolen
                         des Zusammenhangs und
                         der Logik.
                     Also:
                     weg von der „motivischen Arbeit“. Weg von der Harmonie
                    
                    als
                     Zement oder Baustein einer
                     Architektur.
                     Harmonie ist Ausdruck
                         und nichts anderes als das.
                 Dann: Weg vom Pathos! Weg von den 24-pfündigen
                     Dauermusiken; von den gebauten
                     und konstruierten Türmen, Felsen
                     und sonstigem gigantischen Kram. Meine Musik muss
                     kurz sein.
                     Knapp! In zwei Noten: nicht
                    
                    
                    
                    bauen, sondern „ausdrücken“!! Und das Resultat, das ich
                     erhoffe: keine stilisierten und sterilisierten
                     Dauergefühle. Das gibt’s im Menschen nicht: Dem Menschen ist es unmöglich,
                     nur ein Gefühl gleichzeitig zu haben. Man hat tausende auf einmal.
                     Und diese tausend summieren
                     sich so wenig, als Äpfel und Birnen
                     sich summieren. Sie gehen auseinander. Und diese Buntheit, diese Vielgestaltigkeit,
                    diese Unlogik, die
                     unsere Empfindungen zeigen, diese
                     Unlogik, die die Assoziationen aufweisen,
                    die irgendeine aufsteigende
                     Blutwelle, irgendeine Sinnes- oder
                    
                    
                    
                    Nervenreaktion aufzeigt, möchte
                     ich in  meiner Musik haben. Sie soll Ausdruck der Empfindung
                     sein, so wie die Empfindung
                     wirklich ist, die uns mit unserem
                     Unbewussten in Verbindung bringt,
                     und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung
                     und „bewusster Logik“. Nun habe ich bekannt, und man
                     möge mich verbrennen. Sie werden nicht zu denen gehören, die mich verbrennen; das
                     weiß ich. 
                     Mit vielen hochachtungsvollen
                         Grüßen bin ich Ihr
                        herzlichst ergebener Arnold Schönberg 
                    
                    Der vorliegende Brief blieb aus Versehen
                         einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte
                         ich das dritte Klavierstück (vorher habe
                        
                        ich ein
                             Orchesterstück geschrieben) fertig bekommen und
                         benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen
                         zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen
                         dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig
                         noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist,
                         sehr rasch geschrieben, und da muss ich mich gewöhnlich erst selbst  an meine Musik
                         gewöhnen.
                                                                    Mit der Fertigstellung des dritten Klavierstückes beendet Schönberg eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den Klavierstücken op. 11 lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer „Gleichberechtigung aller Töne und Klänge“ (Krones 2005, S. 81) führten (Ringer 2002, S. 184 sowie Stuckenschmidt 1974, S. 40 f.).
                     Ich möchte noch eine Sache berühren.
                         Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger
                         habe, und fragten mich ein anderes Mal, ob
                         Sie etwas tun könnten.
                                                                    Vgl. die Briefe vom 16. Juli 1909 und 26. Juli 1909.
                        
                        Ja, das wäre
                         mir sehr recht; ich hätte es sehr nötig, denn
                         mit meinem bisherigen Verleger
                                                                    Schönberg war seit dem 27. Juni 1903 beim Dreililien-Verlag unter Vertrag, der von Max Marschalk geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen op. 1, op. 2, op. 3 und op. 6 sowie das Streichsextett Verklärte Nacht op. 4 und das Streichquartett Nr. 1 op. 7. Da der Verlag aufgrund „finanzieller Bedenken“ (Krämer 2015, S. 639) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung Pelleas und Melisande, war Schönberg auf der Suche nach einem neuen Verleger (ibid., S. 639 f.).
                        
                        ist ja
                         ohnehin nichts mehr für mich zu machen.
                         Dagegen häufen sich meine ungedruckten
                                                                    Neben Pelleas und Melisande gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8 und die Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9.
                        
                        
                        
                        und unaufgeführten Werke in unheimlicher
                         Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als
                         ich könnte, habe ich doch nicht weniger als
                         neun fertige ungedruckte,  größtenteils umfangreichere Werke liegen. Abgesehen von jenen,
                         die ich nicht veröffentlichen will, und einer
                         Menge solcher, die, gegenwärtig unfertig, mutmaßlich einmal vollendet werden, sind es
                         wie gesagt neun Werke im Umfang von
                         mehr als 400 Seiten.
                                                                    Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung Pelleas und Melisande op. 5 (erschienen im Oktober 1911), die Kammersymphonie op. 9 (erschienen im Januar 1913) sowie die Orchesterlieder op. 8 (erschienen im Oktober 1913).
                        
                        Da scheint mir doch,
                         als ob ich endlich wieder einmal was herausgeben müsste. Insbesondere da einiges
                         schon, im Verhältnis zu meinem jetzigen
                         Entwicklungsstandpunkte, schon geradezu
                         veraltet ist. Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar,
                         wenn Sie Ihren Einfluss bei einem
                         Verleger geltend machen wollten. Zunächst nun aber bin ich begierig auf
                         Ihr Urteil über  das neue Stück
                         und wie Sie sich zur Frage meines
                        
                        
                        
                        Klavierstils nun stellen werden. Ich empfehle mich Ihnen aufs herzlichste
                         und bin mit vollster Hochschätzung Ihr | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <opener>
                    <note type="shelfmark" place="top" resp="#archive">
                        <del rend="strikethrough" xml:id="delSig">Mus.ep. A. Schönberg 10 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del>
                    </note>
                    
                    <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">1.</hi></note>
                    
                    <byline>
                        <stamp rend="align(left) majuscule" resp="#schoenberg_addr_st1">
                            <address rend="align(center)">
                                <addrLine><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></addrLine>
                                <addrLine rend="small"><delSpan rend="strikethrough" spanTo="#delAddr02"/>– – – <placeName key="E0500002">Wien</placeName> – – –</addrLine>
                                <addrLine rend="small"><placeName key="E0500077">IX. Liechtensteinstraße 68/70</placeName><anchor xml:id="delAddr02"/></addrLine>
                            </address>
                        </stamp>
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                            <address>
                                <addrLine><placeName key="E0500040">Steinakirchen am Forst</placeName>, <placeName key="E0500081"><choice><abbr>N. Oesterr</abbr><expan>Niederösterreich</expan></choice></placeName></addrLine>
                            </address>
                        </add>
                        
                        <substJoin target="#delAddr02 #addAddr02"/>
                    </byline>
                    
                    <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red">
                        <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                    </note>
                    
                </opener>
                <p rend="indent-first"><seg type="opener" subtype="salute">Sehr verehrter <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>,</seg> vor <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>llem:
                    <lb/>Sie t<orig>h</orig>un mir sicher <subst><del rend="overwritten">u</del><add place="across">U</add></subst>nrecht. Aber es scheint,
                    <lb/>dass man einander in der einen oder der
                    <lb/>anderen Hinsicht Unrecht t<orig>h</orig>uen
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (169)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (155)</bibl>: <q>thun</q></note>
                    
                    muss, wenn
                    <lb/>man auch dazu veranlagt ist<reg>,</reg> einander in
                    <lb/>mancher anderer Beziehung sehr gut zu erkennen.
                    <lb/>Es scheint<reg>,</reg> als ob die Bezirke zweier Individua
                    <lb break="no"/>litäten etwa so gelagert wären wie ex<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>entrische
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (169)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (156)</bibl>: <q>exentrische</q></note>
                    
                    <lb/>Kreise<reg>,</reg><add place="above"> die sich t<orig>h</orig>eilweise decken.</add><orig>.</orig> Mehr oder weniger große<orig>,</orig> Flächent<orig>h</orig>eile
                    <lb/>fallen zusamm<reg>,</reg>
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (169)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (156)</bibl> interpretieren den abschließenden Aufstrich als Gedankenstrich.</note>
                    
                    aber einander gegenüber liegen
                    <lb/>Segmente, die entgegengesetzt sind. Ich nehme
                    <lb/>das für eine natürliche Sache, die so
                    <lb/>sein muss, und halte es deswegen auch
                    <lb/>für gut.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Und selbstverständlich ist dieses Diver
                    <lb break="no"/>gieren absolut nicht imstande<reg>,</reg> mein
                    <lb/>Vertrauen zu erschüttern. Im Gegen
                    <lb break="no"/>t<orig>h</orig>eil, dieses hat sich vermehrt, seit ich
                    
                    <note type="shelfmark" place="bottom" resp="#archive">
                        <add place="bottom" xml:id="addSig">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549</add>
                    </note>
                    
                    <substJoin target="#delSig #addSig"/>
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  2Facsimile |  2Diplomatic transcription |  2XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    in persönliche Berührung mit Ihnen gekommen
                    bin. Das Gefühl, das ich von Ihrer Wesens⸗
 art schon früher hatte, hat sich bestätigt.
 Und ich bin mir jetzt darüber ziemlich klar.
 Ich erkenne als einen mir unendlich wert⸗
 vollen Zug Ihres
                                                                Theurich 1977 (169): „ihres“.
                    
                    Wesens: das Streben recht
 zu thun! Und dieses Streben setze ich
 über das Recht=Thun, sowie ich das
 Streben nach Wahrheit über die Wahrheit
 stelle.
 Deshalb, wenn Sie mir auch sachlich
                    unrecht thun, menschlich könnte mir
 Weniges mehr Freude machen, als, wie
 Sie es thun.
 Aber, wie gesagt: sachlich glaube ich,
                    haben Sie
                                                                transcription uncertain.
                alternative readings:
 –
 ,
                                                                Theurich 1977 (169) und Beaumont 1987 (387) ohne Interpunktionszeichen, Theurich 1979 (156) mit Komma.
                    
                    nicht recht.
 Ich hoffe, dass Sie es erkennen werden.
                    Ich bin ja allerdings kein Klavierspieler.
                                                                Schönbergs musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit Geigenspiel; wenig später kam das Cello hinzu. Bei seinem drei Jahre älteren Freund und einzig bedeutenden Lehrer Alexander Zemlinsky erhielt er Kompositionsunterricht. Zemlinsky ließ ihn zur Übung auch Klavierauszüge erstellen, womit sich Schönberg einen kleinen Verdienst erwirtschaften und die Spiel- und Funktionsweise des Klaviers studieren konnte. So erstellte er unter anderem Klavierauszüge zu Zemlinskys Sarema (1897), Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia (1903) und Franz Schuberts Rosamunde“ (1904); vgl. Krones 2005, S. 30 ff., Ringer 2002, S. 16 und Stuckenschmidt 1974, S. 10.
 Aber nichts destoweniger habe ich mir
 eingebildet in diesen Stücken und einigen Liedern
                                                                Gemeint sind wohl die Lieder op. 14 (komponiert Ende 1907 bis Anfang 1908) sowie die George-Lieder op. 15 (komponiert zwischen März 1908 und März 1909).
                    
                    den Grund
 zu einem modernen Klavierstyl gelegt
 zu haben. Es mag das anmaßend klingen,
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    in persönliche Berührung mit Ihnen gekommen
                    <lb/>bin. Das Gefühl, das ich von Ihrer Wesens
                    <lb break="no"/>art schon früher hatte, hat sich bestätigt.
                    <lb/>Und ich bin mir jetzt darüber ziemlich klar.
                    <lb/>Ich erkenne als einen mir unendlich wert
                    <lb break="no"/>vollen Zug Ihres
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (169)</bibl>: <q>ihres</q>.</note>
                    
                    Wesens: das Streben<reg>,</reg> recht
                    <lb/>zu t<orig>h</orig>un! Und dieses Streben setze ich
                    <lb/>über das Recht<choice><orig><pc>=</pc>Th</orig><reg>t</reg></choice>un, so<reg> </reg>wie ich das
                    <lb/><hi rend="underline">Streben</hi> nach Wahrheit <hi rend="underline">über</hi> die Wahrheit
                    <lb/>stelle.</p>
                
                <p rend="indent-first">Deshalb, wenn Sie mir auch sachlich
                    <lb/>unrecht t<orig>h</orig>un, menschlich könnte mir
                    <lb/>Weniges mehr Freude machen, als, <hi rend="underline">wie</hi>
                    <lb/>Sie es t<orig>h</orig>un.</p>
                
                <p rend="indent-first">Aber, wie gesagt: sachlich<reg>,</reg> glaube ich,
                    <lb/>haben Sie<choice><unclear cert="high"/><unclear cert="low"> –</unclear><unclear cert="low">,</unclear></choice>
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (169)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (387)</bibl> ohne Interpunktionszeichen, <bibl><ref target="#E0800005"/> (156)</bibl> mit Komma.</note>
                    
                    nicht recht.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Ich hoffe, dass Sie es erkennen werden.
                    <lb/>Ich bin ja allerdings kein Klavierspieler.
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300317"><persName key="E0300023">Schönbergs</persName> musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit Geigenspiel; wenig später kam das Cello hinzu. Bei seinem drei Jahre älteren Freund und einzig bedeutenden Lehrer <persName key="E0300046">Alexander Zemlinsky</persName> erhielt er Kompositionsunterricht. <persName key="E0300046">Zemlinsky</persName> ließ ihn zur Übung auch Klavierauszüge erstellen, womit sich <persName key="E0300023">Schönberg</persName> einen kleinen Verdienst erwirtschaften und die Spiel- und Funktionsweise des Klaviers studieren konnte. So erstellte er unter anderem Klavierauszüge zu <persName key="E0300046">Zemlinskys</persName> <title key="E0400046">Sarema</title> (<date when-iso="1897">1897</date>), <persName key="E0300082">Gioachino Rossinis</persName> <title key="E0400044">Il barbiere di Siviglia</title> (<date when-iso="1903">1903</date>) und <persName key="E0300002">Franz Schuberts</persName> <title key="E0400045">Rosamunde</title>“ (<date when-iso="1904">1904</date>); vgl. <bibl><ref target="#E0800032"/>, S. 30 ff.</bibl>, <bibl><ref target="#E0800030"/>, S. 16</bibl> und <bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 10</bibl>.</note>
                    
                    <lb/>Aber nichts<orig> </orig>destoweniger habe ich mir
                    <lb/>eingebildet<reg>,</reg> in <rs type="works" key="E0400112 E0400113">diesen Stücken</rs> <add place="above">und einigen Liedern</add>
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300313">Gemeint sind wohl die <title key="E0400110">Lieder op. 14</title> (komponiert <date when-iso="1907-12/1908-02">Ende 1907 bis Anfang 1908</date>) sowie die <title key="E0400111">George-Lieder op. 15</title> (komponiert zwischen <date when-iso="1908-03/1909-03">März 1908 und März 1909</date>).</note>
                    
                    den Grund
                    <lb/>zu einem modernen Klavierst<choice><orig>y</orig><reg>i</reg></choice>l gelegt
                    <lb/>zu haben. Es mag das anmaßend klingen,
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  3Facsimile |  3Diplomatic transcription |  3XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    aber, da ich es geglaubt habe, kann nichts
                    mich hindern es auch zu sagen. Und ich
 bin wirklich mit großer Bewusstheit
 an diese Probleme herangegangen, habe
 viel über den früheren Klavierstyl und die
 Bedürfnisse meine
 sr Ausdrucksbestrebungennachgedacht und da ist mir manches klar
 geworden. Gewiss:
 inauf einemn Wurfgelingt sowas nicht restlos. Und: wenn
 die Vorzüge meines Klavierstils vielleicht
 auch mehr in dem bestehen, was ich
 nicht mache, als in dem was ich Neues
 bringe, so scheint mir doch, als
 ob eines deutlich gewonnen wäre:
 ich glaube, von jenem Stil, den ich
 nenne den „Clavierauszug=Stil“
 habe ich mich deutlich genug abgewen⸗
 det.
 Es ist ja kein Zweifel, dass der
                    Clavierstil einer Zeit eine gewisse
 Ähnlichkeit mit
 demihrem Orchesterstil hat.Das sieht man sogar, finde ich, bei
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    aber, da ich es geglaubt habe, kann nichts
                    <lb/>mich hindern<reg>,</reg> es auch zu sagen. Und ich
                    <lb/>bin wirklich mit großer Bewusstheit
                    <lb/>an diese Probleme herangegangen, habe
                    <lb/>viel über <add place="above">den</add> früheren Klavierst<choice><orig>y</orig><reg>i</reg></choice>l und die
                    <lb/>Bedürfnisse meine<subst><del rend="overwritten">s</del><add place="across">r</add></subst> Ausdrucksbestrebungen
                    <lb/>nachgedacht<reg>,</reg> und da ist mir manches klar
                    <lb/>geworden. Gewiss: <subst><del rend="overwritten">in</del><add place="across">auf</add></subst> eine<subst><del rend="overwritten">m</del><add place="across">n</add></subst> Wurf
                    <lb/>gelingt sowas nicht restlos. Und: wenn
                    <lb/>die Vorzüge meines Klavierstils vielleicht
                    <lb/>auch mehr in dem bestehen, was ich
                    <lb/><hi rend="underline">nicht</hi> mache, als in dem<reg>,</reg> was ich Neues
                    <lb/>bringe, so scheint mir doch, als
                    <lb/>ob eines deutlich gewonnen wäre:
                    <lb/><choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>ch glaube, von jenem Stil, den ich
                    <lb/>nenne den <soCalled rend="dq-du"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier<hi rend="underline">auszug</hi><pc>=</pc>Stil</soCalled><reg>,</reg>
                    <lb/>habe ich mich deutlich genug abgewen
                    <lb break="no"/>det.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Es ist ja kein Zweifel, dass der
                    <lb/><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierstil einer Zeit eine gewisse
                    <lb/>Ähnlichkeit mit <subst><del rend="strikethrough">dem</del><add place="above">ihrem</add></subst> Orchesterstil hat.
                    <lb/>Das sieht man sogar, finde ich, bei
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  4Facsimile |  4Diplomatic transcription |  4XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    Mozart und Beethoven. Alle, denen
                    der Ausdruck das wichtigste war, haben
 für Clavier komponiert, indem sie
 komponiert haben, unter Berücksichtigung
 der Erfordernisse, der Bedürfnisse des
 Instrumentes. Das Komponieren steht im
 Vordergrund; d
 ieas Instrument wirdberücksichtigt. Nicht umgekehrt.
 In diesem Sinne, meine ich, könnte
                    man Beziehungen zwischen einem moder⸗
 nen Orchestersatz und meinem
                                                                Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (157) und Beaumont 1987 (387) fälschlich: „einem“ (bzw. „modern piano writing“).
                    
                    modernen
 Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem,
 hoffe ich. Wenigstens war das,
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157) ohne Komma.
                    
                    sozusagen
 mein Programm: weg mit dem
 Clavier=auszugstil; weg mit dem Klavier⸗
 satz der, das Ausdrucksver
 […]
                                                                        1 char: overwritten.                   
            mögen unddie Bewegungsmöglichkeit des Klavieres
 überschreitend, nichts anderes ist, als
 eine mehr oder weniger gute Uebertragung
 von Orchestermusik.
 Dagegen scheint mir nun auch Ihr
                    
                     | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    <persName key="E0300010">Mozart</persName> und <persName key="E0300001">Beethoven</persName>. Alle, denen
                    <lb/>der Ausdruck das <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ichtigste war, haben
                    <lb/>für <hi rend="underline"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier</hi> <hi rend="underline">komponiert</hi>, indem sie
                    <lb/><hi rend="underline3">komponiert</hi> haben, unter Berücksichtigung
                    <lb/>der Erfordernisse, der Bedürfnisse des
                    <lb/>Instrumentes. Das Komponieren steht im
                    <lb/>Vordergrund; d<subst><del rend="overwritten">ie</del><add place="across">as</add></subst> Instrument wird
                    <lb/>berücksichtigt. Nicht umgekehrt.</p>
                
                <p rend="indent-first">In diesem Sinne, meine ich, könnte
                    <lb/>man Beziehungen zwischen einem moder
                    <lb break="no"/>nen Orchestersatz und <add place="inline">m</add>einem
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (387)</bibl> fälschlich: <q>einem</q> (bzw. <q>modern piano writing</q>).</note>
                    
                    modernen
                    <lb/>Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem,
                    <lb/>hoffe ich. Wenigstens war das<orig>,</orig>
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> ohne Komma.</note>
                    
                    sozusagen
                    
                    <lb/>mein Programm: weg mit dem
                    <lb/><choice><orig>Clavier<pc>=</pc>a</orig><reg>Klaviera</reg></choice>uszugstil; weg mit dem Klavier
                    <lb break="no"/>satz<reg>,</reg> der, das Ausdrucksver<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">m</add></subst>ögen und
                    <lb/>die Bewegungsmöglichkeit des Klavieres
                    <lb/>überschreitend, nichts anderes ist<orig>,</orig> als
                    <lb/>eine mehr oder weniger gute <choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>bertragung
                    <lb/>von Orchestermusik.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Dagegen scheint mir nun auch Ihr
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  5Facsimile |  5Diplomatic transcription |  5XML | 
                                                
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                                                                 B II, 4549 
                    
                    Einwand nicht berechtigt, den  sSie gegen
                     die Bezeichnung < > über liegende
                     Accorde machen.
                                                                Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.:   Diese Bezeichnung habe ich sogar
                    erst nachträglich eingefü
 hgt und verwendesie seither immer mehr
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157): „noch“.
                    
                    in einem ganz
 bestimmten Sinn. Selbstverständlich
 habe ich mir nicht eingebildet, dass
 man diese Accorde an= und abschwellen
 lassen kann. Ebensowenig, wie ich
 
 dasbei anderen Gelegenheiten
                                                                Theurich 1977 (170) mit folgendem Komma.
                    
                    wo ich
  geschrieben habe (das ist zwar ein anderer Fall) a
 unfdie Ausführbarkeit
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157) fälschlich: „Aufführbarkeit“.dieses cresc geglaubt habe.
 Die erste Bezeichnung habe ich von
                    Brahms entnommen. Es scheint er
 verwendet sie nicht so wie ich.
 Ich meine in diesen Fällen immer
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">2</hi></note>
                    
                    <note type="shelfmark" place="top" resp="#archive">B II, 4549</note>
                    
                    Einwand nicht berechtigt, den <subst><del rend="overwritten">s</del><add place="across">S</add></subst>ie gegen
                    <lb/>die Bezeichnung < > über liegende
                    <lb/>A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde machen.
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300317"><title key="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rs key="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.: <notatedMusic place="inline"><ptr target="nb/D0100012_13_kex_1.xml"/> <graphic width="337px" height="150px" url="D0100012_13_kex_1.png"/> <desc><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <title key="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rs key="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.</desc> </notatedMusic></note>
                    
                </p>
                
                <p rend="indent-first">Diese Bezeichnung habe ich sogar
                    <lb/>erst nachträglich eingefü<subst><del rend="overwritten">h</del><add place="across">g</add></subst>t und verwende
                    <lb/>sie seither immer mehr
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl>: <q>noch</q>.</note>
                    
                    in einem ganz
                    <lb/>bestimmten Sinn. Selbstverständlich
                    <lb/>habe ich mir nicht eingebildet, dass
                    <lb/>man diese A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde an<pc>=</pc> und abschwellen
                    <lb/>lassen kann. Ebenso<reg> </reg>wenig, wie ich
                    <lb/><del rend="strikethrough">das</del> bei anderen Gelegenheiten<reg>,</reg>
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> mit folgendem Komma.</note>
                    
                    wo ich
                    <lb/>
                    
                    <notatedMusic place="inline">
                        <ptr target="nb/1909-08-13-bs-nb1.xml"/>
                        <graphic width="101px" height="53px" url="D0100012_5_ex_1.png"/>
                        <desc><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, Ausschnitt aus einer nicht ermittelten Komposition</desc>
                    </notatedMusic>
                    
                    geschrieben habe (das ist
                    <lb/>zwar ein anderer Fall)<reg>,</reg> a<subst><del rend="none">u</del><add place="transformed">n</add><del rend="strikethrough">f</del></subst> die Ausführbarkeit
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> fälschlich: <q>Aufführbarkeit</q>.</note>
                    
                    <lb/>dieses <choice><orig>cresc</orig><reg><choice><abbr>Cresc.</abbr><expan>Crescendos</expan></choice></reg></choice> geglaubt habe.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Die erste Bezeichnung habe ich von
                    <lb/><rs key="E0300009">Brahms</rs> entnommen. Es scheint<reg>,</reg> er
                    <lb/>verwendet sie nicht so wie ich.
                    <lb/>Ich meine in diesen Fällen immer
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  6Facsimile |  6Diplomatic transcription |  6XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr
                    weiches
                                                                Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (157) und Beaumont 1987 (388) fälschlich: „aber weiches“ (bzw. „but soft“).
                    
                    Marcato, forzato
                                                                transcription uncertain.
                alternative reading:
 sforzato.
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157): „sforzato“.
                    
                    Etwa
 zu vergleichen mit dieser Porta⸗
 mento=Bezeichnung
   oder Ähnlichem. Ich verwende sie
 in letzter Zeit immer in diesem
 Sinne. Manchmal (bei Streichern
 oder Bläsern) auch statt: „espress“
 Und die zweite Bezeichnung
                    ist natürlich auch nicht wirklich
 zu nehmen. Es soll das blo
 ſsßein Bild sein für die Richtung,
 die die Linie nimmt. Oder
 für den Intensitäts=grad. Mehr
 eine Anregung zum Verständnis
 der Linie, als eine Vortragsbezeichnung.
 Und dann habe ich bei diesen Bezeich⸗
 nungen noch den einen Hinterge⸗
 danken: Das Klavier wird sicher
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr
                    <lb/>weiches
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (388)</bibl> fälschlich: <q>aber weiches</q> (bzw. <q>but soft</q>).</note>
                    
                    <hi rend="latin underline">Marcato</hi>, <choice><unclear cert="high">forzato</unclear><unclear cert="low">sforzato</unclear></choice>.
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl>: <q>sforzato</q>.</note>
                    
                    Etwa
                    <lb/>zu vergleichen mit dieser Porta
                    <lb break="no"/>mento<pc>=</pc>Bezeichnung
                    
                    <notatedMusic place="inline">
                        <ptr target="nb/1909-08-13-bs-nb2.xml"/>
                        <graphic width="62px" height="38px" url="D0100012_5_ex_2.png"/>
                        <desc>Portamentobezeichnung in Notenschrift</desc>
                    </notatedMusic>
                    
                    <lb/>oder Ähnlichem. Ich verwende sie
                    <lb/>in letzter Zeit immer in diesem
                    <lb/>Sinne. Manchmal (bei Streichern
                    <lb/>oder Bläsern) auch statt: <q rend="dq-du">espress<reg>.</reg></q>
                </p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Und die zweite Bezeichnung
                    <lb/>ist natürlich auch nicht wirklich
                    <lb/>zu nehmen. Es soll das blo<subst><del rend="overwritten">ſs</del><add place="across">ß</add></subst>
                    <lb/>ein Bild sein für die Richtung,
                    <lb/>die die Linie nimmt. Oder
                    <lb/>für den Intensitäts<orig><pc>=</pc></orig>grad. Mehr
                    <lb/>eine Anregung zum Verständnis
                    <lb/>der Linie<orig>,</orig> als eine Vortragsbezeichnung.
                    <lb/>Und dann habe ich bei diesen Bezeich
                    <lb break="no"/>nungen noch den einen Hinterge
                    <lb break="no"/>danken: Das Klavier wird sicher
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  7Facsimile |  7Diplomatic transcription |  7XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    in nicht allzu langer Zeit imstande sein
                    all das auszuführen, was uns an ihm heute
 fehlt. Es ist zum Staunen, dass
 es das heute noch nicht kann. Und
 nur die Pietät, richtiger: der
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158) fälschlich ohne „der“.
 Conservatismus,
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158) fälschlich: „Conservativismus“.
                    
                    noch richtiger aber:
 die Indolenz der Musiker bringt
 es mit sich, dass a
 nmdieKlavierseit mehr als hundert Jahren keine
 nennenswerte Verbesserung geschehen
 ist. Wäre das Klavier ein wichtiges
 Instrument etwa der Baumwollen⸗
 industrie, so wäre es längst vollkom̅en.
 Ich denke aber, das wird es doch werden.
 Und da sollte man doch so be⸗zeichnen, wie man sich es heute
 nur scheinbar hoffnungslos wünschen
 kann, dass es eigentlich klingen
 sollte.
 
                                                                
                    Deutsche StaatsbibliothekBerlin | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    in nicht allzu langer Zeit imstande sein<reg>,</reg>
                    <lb/>all das auszuführen, was <add place="above">uns an</add> ihm heute
                    <lb/>fehlt. Es ist zum Staunen, dass
                    <lb/>es das heute noch nicht kann. Und
                    <lb/>nur die Pietät, richtiger: der
                    
                    <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> fälschlich ohne <q>der</q>.</note>
                    
                    <lb/><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>onservatismus,
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> fälschlich: <q>Conservativismus</q>.</note>
                    
                    noch richtiger aber:
                    <lb/>die Indolenz der Musiker bringt
                    <lb/>es mit sich, dass a<subst><del rend="overwritten">n</del><add place="across">m</add></subst> <del rend="strikethrough">die</del> Klavier
                    <lb/>seit mehr als hundert Jahren keine
                    <lb/>nennenswerte Verbesserung geschehen
                    <lb/>ist. Wäre das Klavier ein wichtiges
                    <lb/>Instrument etwa der Baumwollen
                    <lb break="no"/>industrie, so wäre es längst vollko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en.
                    <lb/>Ich denke aber, das wird es doch werden.</p>
                
                <p rend="indent-first">Und da sollte man doch so be
                    <lb break="no"/>zeichnen, wie man sich es heute
                    <lb/>nur scheinbar hoffnungslos wünschen
                    <lb/>kann, dass es eigentlich klingen
                    <lb/>sollte.</p>
                
                <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                </note>
                
                </div> | 
                                                
                                                    |  8Facsimile |  8Diplomatic transcription |  8XML | 
                                                
                                                    |  | 
                
                Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch
                    sagen, dass ich mich unendlich gefreut
 habe, dass Ihnen das eine Stück schon
 gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass
 Ihnen auch das andere später gefallen wird.
 Mir hat auch anfangs das 12/8 (das als zweites
 komponiert ist,) besser gefallen, als das
 erste. Aber neulich habe ich das erste wieder
 angesehen: Ich glaube fast, was mir
 an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes,
 an ungebund[en]er,
                                                                Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158): „ungebundener“.
                    
                    durch keine „Logik“
 verhinderter Beweglichkeit der Form
 vorgeschwebt hat, kommt im
 […]
                                                                            1 char: cancelled.                   
            erstennoch viel mehr heraus, als im zweiten.
 Erreicht habe ich, was ich mir vor⸗stelle,
                                                                Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (158) und Beaumont 1987 (388): „vorstellte“ (bzw. „had visualized“.
 […]
                                                                        at least 2 char: cancelled.                   
            in beiden nicht. Vielleicht,sogar sicher noch nicht in dem dritten,
 das dieser Tage fertig wird. Einige
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <p rend="indent-first">Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch
                    <lb/>sagen, dass ich mich unendlich gefreut
                    <lb/>habe, dass Ihnen <rs key="E0400113">das eine Stück</rs> schon
                    <lb/>gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass
                    <lb/>Ihnen auch <rs key="E0400112">das andere</rs> später gefallen wird.
                    <lb/>Mir hat auch anfangs <rs key="E0400113">das 12/8</rs> (das als zweites
                    <lb/>komponiert ist<orig>,</orig>) besser gefallen<orig>,</orig> als <rs key="E0400111">das
                        <lb/>erste</rs>. Aber neulich habe ich <rs key="E0400112">das erste</rs> wieder
                    <lb/>angesehen: Ich glaube fast, was mir
                    <lb/>an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes,
                    <lb/>an ungebund<supplied reason="omitted">en</supplied>er,
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl>: <q>ungebundener</q>.</note>
                    
                    durch keine <soCalled rend="dq-du">Logik</soCalled>
                    <lb/>verhinderter Beweglichkeit der Form
                    <lb/>vorgeschwebt hat, kommt im <rs key="E0400112"><subst><del rend="strikethrough"><gap extent="1" unit="char" reason="strikethrough"/></del><add place="across">e</add></subst>rsten</rs>
                    <lb/>noch viel mehr heraus, als im <rs key="E0400113">zweiten</rs>.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Erreicht habe ich, was ich mir vor
                    <lb break="no"/>stelle,
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (388)</bibl>: <q>vorstellte</q> (bzw. <q>had visualized</q>.</note>
                    
                    <del rend="strikethrough"><gap atLeast="2" unit="char" reason="strikethrough"/></del> in <rs type="works" key="E0400112 E0400113">beiden</rs> nicht. Vielleicht,
                    <lb/>sogar sicher noch nicht in <rs key="E0400114">dem dritten</rs>,
                    <lb/>das dieser Tage fertig wird. Einige
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  9Facsimile |  9Diplomatic transcription |  9XML | 
                                                
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                                                                 B II, 45493
                    
                    Orchesterstücke , die ich in der allerletzten
                     Zeit geschrieben, haben mich in einiger
                     Hinsicht näher, in anderer aber wieder
                     weitab geführt, von dem was ich
                     schon für erreicht hielt.
                                                                Im Sommer 1909 vollendete Schönberg die Fünf Orchesterstücke op. 16. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von Schönbergs Atonalität. Schönberg nahm 1909 auch mit Richard Strauss Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der Orchesterstücke mit dem Berliner Philharmonischen Orchester gewinnen. Erst 1912 wurde das Werk schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von Schönberg an Richard Strauss vom 14. Juli 1909 und 28. Juli 1909). Greifbar ist es vielleicht noch
                    nicht. Vielleicht brauche ich noch
 lange, u
 ndm die Musik zu schreiben,zu der es mich drängt, die mir
 seit mehreren Jahren vorschwebt und
 die ich vorläufig nicht fassen kann.
 Ich schreibe darüber so ausführlich,
                    weil ich bekennen will (angeregt durch
 Ihre Anmerkung: meine Musik gienge
 Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die
 Aufgabe
                                                                Theurich 1977 (171) und Theurich 1979 (159): „Aufgaben“.
                    
                    unserer nächsten Entwicklung
 ansehen) um was es sich mir handelt.
 Ich strebe an: Vollständige
                    
                     | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    <note type="shelfmark" place="top" rend="align(left)" resp="#archive">B II, 4549</note>
                    
                    <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">3</hi></note>
                    
                    <rs key="E0400020" corresp="#E0400013">Orchesterstücke</rs>, die ich in der allerletzten
                    <lb/>Zeit geschrieben, haben mich in einiger
                    <lb/>Hinsicht näher, in anderer aber wieder
                    <lb/>weitab geführt<choice><orig>, von dem</orig><reg> von dem,</reg></choice> was ich
                    <lb/>schon für erreicht hielt.
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300317">Im Sommer <date when-iso="1909">1909</date> vollendete <persName key="E0300023">Schönberg</persName> die <title key="E0400013">Fünf Orchesterstücke op. 16</title>. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Atonalität. <persName key="E0300023">Schönberg</persName> nahm <date when-iso="1909">1909</date> auch mit <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der <rs key="E0400013">Orchesterstücke</rs> mit dem <orgName key="E0600007"><placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Philharmonischen Orchester</orgName> gewinnen. Erst <date when-iso="1912">1912</date> wurde das <rs key="E0400013">Werk</rs> schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von <persName key="E0300023">Schönberg</persName> an <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> vom <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#6583"><date when-iso="1909-07-14">14. Juli 1909</date></ref> und <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#6584"><date when-iso="1909-07-28">28. Juli 1909</date></ref>).</note>
                    
                </p>
                
                <p rend="indent-first">Greifbar ist es vielleicht noch
                    <lb/>nicht. Vielleicht brauche ich noch
                    <lb/>lange, u<subst><del rend="transformed">n</del><del rend="overwritten">d</del><add place="across">m</add></subst> die Musik zu schreiben,
                    <lb/>zu der es mich drängt, die mir
                    <lb/>seit mehreren Jahren vorschwebt und
                    <lb/>die ich vorläufig nicht fassen kann.</p>
                
                <p rend="indent-first">Ich schreibe darüber so ausführlich,
                    <lb/>weil ich bekennen will (angeregt durch
                    <lb/>Ihre Anmerkung: meine Musik gi<orig>e</orig>nge
                    <lb/>Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die
                    <lb/>Aufgabe
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (159)</bibl>: <q>Aufgaben</q>.</note>
                    
                    unserer nächsten Entwicklung
                    <lb/>ansehen)<reg>,</reg> um was es sich mir handelt.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Ich strebe an: <choice><orig>V</orig><reg>v</reg></choice>ollständige
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  10Facsimile |  10Diplomatic transcription |  10XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    Befreiung von allen Formen.
                    von allen
 ZSymbolendes Zusammenhangs und
 der Logik
 also:
 weg von der „motivischen Arbeit“
 Weg von der HarmonienTheurich 1977 (171) und Theurich 1979 (159) mit folgendem Komma.
                    
                    alsCement oder Baustein einer
 Architektur.
 Harmonie ist
 aAusdruckund nichts anderes als das.
 Dann: Weg vom Pathos! Weg von den 24pfündigen
                    Dauermusiken; von den gebauten
 und konstruierten Thürmen, Felsen
 und sonstigen gigantische
 nm Kram. Meine Musik muss
                    kurz sein.
 Knapp! in zwei Noten: nicht
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    Befreiung von allen Formen.
                    <lb/><seg rend="indent-2"><choice><orig>v</orig><reg>V</reg></choice>on allen <subst><del rend="overwritten">Z</del><add place="across">S</add></subst>ymbolen
                        <lb/>des Zusammenhangs und
                        <lb/>der Logik<reg>.</reg></seg>
                    <lb/><seg rend="align(center)"><choice><orig>a</orig><reg>A</reg></choice>lso:</seg>
                    <lb/><seg rend="indent-2">weg von der <soCalled rend="dq-du">motivischen Arbeit</soCalled><reg>.</reg></seg></p>
                
                <p rend="indent">Weg von der Harmonie<del rend="strikethrough">n</del>
                    
                    <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (159)</bibl> mit folgendem Komma.</note>
                    
                    als
                    <lb/><choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ement oder Baustein einer
                    <lb/>Architektur.
                    <lb/><seg rend="indent-2">Harmonie ist <hi rend="underline"><subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">A</add></subst>usdruck</hi>
                        <lb/>und nichts anderes als das.</seg>
                </p>
                
                
                
                <p rend="align(center)">Dann:</p>
                
                <p rend="indent">Weg vom Pathos!</p>
                
                <p rend="indent-first">Weg von den 24<reg>-</reg>pfündigen
                    <lb/>Dauermusiken; von den gebauten
                    <lb/>und konstruierten T<orig>h</orig>ürmen, Felsen
                    <lb/>und sonstige<choice><orig>n</orig><reg>m</reg></choice> gigantische<subst><del rend="transformed">n</del><add place="transformed"><choice><orig>m</orig><reg>n</reg></choice></add></subst> Kram.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Meine Musik muss
                    <lb/><seg rend="indent-2"><hi rend="underline">kurz</hi> sein.</seg>
                    <lb/>Knapp! <choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>n zwei Noten: nicht
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  11Facsimile |  11Diplomatic transcription |  11XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    bauen, sondern „ausdrücken“!! Und das Resultat, das ich
                    erhoffe:
 keine stylisierten und sterilisierten
                    Dauergefühle.
 Das giebts im Menschen nicht: […]
                                                                        1 char: overwritten.                   
            Dem Menschen ist es unmöglichnur ein Gefühl gleichzeitig zu haben.
 Man hat tausende auf einmal.
                    Und diese tausend summieren
 sich sowenig, als Aepfel und Birnen
 sich summieren. Sie gehen auseinander.
 Und diese Buntheit, diese Viel⸗gestaltigkeit,
                    diese Unlogik die
 unsere Empfindungen zeigen, diese
 Unlogik, die die Associationen auf⸗
 weisen,
                    die irgend eine aufsteigende
 Blutwelle, irgend eine Sinnes= oder
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    bauen, sondern <soCalled rend="dq-du"><hi rend="underline2">ausdrücken</hi></soCalled>!!</p>
                
                <p rend="indent-first">Und das Resultat, das ich
                    <lb/>erhoffe:</p>
                
                <p rend="indent-first">keine st<choice><orig>y</orig><reg>i</reg></choice>lisierten und sterilisierten
                    <lb/>Dauergefühle.</p>
                
                <p rend="indent">Das gi<orig>e</orig>bt<reg>’</reg>s im Menschen nicht:</p>
                
                <p rend="indent-first"><subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">D</add></subst>em Menschen ist es <hi rend="underline">unmöglich</hi><reg>,</reg>
                    <lb/>nur <hi rend="underline">ein</hi> Gefühl gleichzeitig zu haben.</p>
                
                
                
                <p rend="indent-first">Man hat <hi rend="underline">tausende</hi> auf einmal.
                    <lb/>Und diese tausend summieren
                    <lb/>sich so<reg> </reg>wenig, als <choice><orig>Ae</orig><reg>Ä</reg></choice>pfel und Birnen
                    <lb/>sich summieren. Sie gehen auseinander.</p>
                
                <p type="pre-split" rend="indent-first">Und diese Buntheit, diese Viel
                    <lb break="no"/>gestaltigkeit,
                    diese <hi rend="underline">Unlogik</hi><reg>,</reg> die
                    <lb/>unsere Empfindungen zeigen, diese
                    <lb/>Unlogik, die die Asso<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>iationen auf
                    <lb break="no"/>weisen,
                    die irgend<orig> </orig>eine aufsteigende
                    <lb/>Blutwelle, irgend<orig> </orig>eine Sinnes<add place="inline"><pc>=</pc></add> oder
                    
                    </p></div> | 
                                                
                                                    |  12Facsimile |  12Diplomatic transcription |  12XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                    
                    Nerven=Reaktion aufzeigt, möchte
                    ich in
 Mmeiner Musik haben. Sie soll Ausdruck der Empfindung
                    sein, so wie die Empfindung
 wirklich ist, die uns mit unserem
 Unbewussten in Verbindung bringt
 und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung
 und „bewusster Logik“.
 Nun habe ich bekannt und man
                    möge mich verbrennen.
 Sie werden nicht zu denen ge⸗hören, die mich verbrennen; das
 weiß ich.
 
                     Mit vielen hochachtungsvollen
                        Grüßen bin ich Ihr
                        herzlichst ergebener
 Arnold Schönberg 
                                                                
                    Deutsche StaatsbibliothekBerlin Poststempel: 13. od. 18.8.09 (?) | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                    
                    Nerven<choice><orig><pc>=</pc>R</orig><reg>r</reg></choice>eaktion aufzeigt, möchte
                    <lb/>ich in <del rend="strikethrough">M</del> meiner Musik haben.</p>
                
                <p rend="indent-first">Sie soll Ausdruck der Empfindung
                    <lb/>sein, so wie die Empfindung
                    <lb/>wirklich ist, die uns mit unserem
                    <lb/><hi rend="underline">Unbewussten</hi> in Verbindung bringt<reg>,</reg>
                    <lb/>und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung
                    <lb/>und <soCalled rend="dq-du">bewusster Logik</soCalled>.</p>
                
                <p rend="indent-first">Nun habe ich bekannt<reg>,</reg> und man
                    <lb/>möge mich verbrennen.</p>
                
                <p rend="indent-first">Sie werden nicht zu denen ge
                    <lb break="no"/>hören, die mich verbrennen; das
                    <lb/>weiß ich.</p>
                
                <closer>
                    <salute rend="indent-first"> Mit vielen hochachtungsvollen
                        <lb/>Grüßen bin ich Ihr
                        herzlichst ergebener</salute>
                    <signed><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></signed>
                </closer>
                
                <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                </note>
                
                <note type="shelfmark" place="bottom-left" resp="#archive">Poststempel: <handShift resp="#pencil3"/><add place="above">13. od.</add> <handShift/>18.8.09 <handShift resp="#pencil3"/>(?)</note>
                
                </div> | 
                                                
                                                    |  13Facsimile |  13Diplomatic transcription |  13XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            B II, 45494 
                    
                    Der vorliegende Brief blieb aus Versehen
                        einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte
 ich das 3te Klavierstück (vorher habe
                                                                    Theurich 1977 (171) und Theurich 1979 (160): „hatte“.
                        
                        ich ein
 Orchesterstück geschrieben) fertig bekommen, und
 benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen
 zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen
 dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig
 noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist,
 sehr rasch geschrieben und da muss ich mich ge⸗
 wöhnlich erst selbst
 michan meine Musikgewöhnen.
                                                                    Mit der Fertigstellung des dritten Klavierstückes beendet Schönberg eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den Klavierstücken op. 11 lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer „Gleichberechtigung aller Töne und Klänge“ (Krones 2005, S. 81) führten (Ringer 2002, S. 184 sowie Stuckenschmidt 1974, S. 40 f.).
 Ich möchte noch eine Sache berühren.
                        Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger
 habe und fragten mich ein anderesmal, ob
 Sie etwas thun könnten.
                                                                    Vgl. die Briefe vom 16. Juli 1909 und 26. Juli 1909.
                        
                        Ja, das wäre
 mir sehr recht; ich hätte es sehr nöthig, denn
 mit meinem bisherigen Verleger
                                                                    Schönberg war seit dem 27. Juni 1903 beim Dreililien-Verlag unter Vertrag, der von Max Marschalk geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen op. 1, op. 2, op. 3 und op. 6 sowie das Streichsextett Verklärte Nacht op. 4 und das Streichquartett Nr. 1 op. 7. Da der Verlag aufgrund „finanzieller Bedenken“ (Krämer 2015, S. 639) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung Pelleas und Melisande, war Schönberg auf der Suche nach einem neuen Verleger (ibid., S. 639 f.).
                        
                        ist ja
 ohnehin nichts mehr für mich zu machen.
 Dagegen häufen sich meine ungedruckten
                                                                    Neben Pelleas und Melisande gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8 und die Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9.
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <note type="shelfmark" place="top" rend="align(left)" resp="#archive">B II, 4549</note>
                <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">4</hi></note>
                
                <postscript type="pre-split">
                    
                    <p rend="indent-first">Der vorliegende Brief blieb aus Versehen
                        <lb/>einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte
                        <lb/>ich das <rs key="E0400114"><choice><orig>3<hi rend="sup underline">te</hi></orig><reg>dritte</reg></choice> Klavierstück</rs> (vorher habe
                        
                        <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (160)</bibl>: <q>hatte</q>.</note>
                        
                        ich <rs key="E0400115">ein
                            <lb/>Orchesterstück</rs> geschrieben) fertig bekommen<orig>,</orig> und
                        <lb/>benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen
                        <lb/>zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen
                        <lb/>dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig
                        <lb/>noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist,
                        <lb/>sehr rasch geschrieben<reg>,</reg> und da muss ich mich ge
                        <lb break="no"/>wöhnlich erst selbst <del rend="strikethrough">mich</del> an meine Musik
                        <lb/>gewöhnen.
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300317">Mit der Fertigstellung des <rs key="E0400114">dritten Klavierstückes</rs> beendet <persName key="E0300023">Schönberg</persName> eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den <title key="E0400019">Klavierstücken op. 11</title> lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer <q>Gleichberechtigung aller Töne und Klänge</q> (<bibl><ref target="#E0800032"/>, S. 81</bibl>) führten (<bibl><ref target="#E0800030"/>, S. 184</bibl> sowie <bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 40 f.</bibl>).</note>
                    </p>
                    
                    <p type="pre-split" rend="indent-first">Ich möchte noch eine Sache berühren.
                        <lb/>Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger
                        <lb/>habe<reg>,</reg> und fragten mich ein anderes<choice><orig>m</orig><reg> M</reg></choice>al, ob
                        <lb/>Sie etwas t<orig>h</orig>un könnten.
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300317">Vgl. die Briefe vom <ref target="#D0100007" n="3"><date when-iso="1909-07-16">16. Juli 1909</date></ref> und <ref target="#D0100009" n="4"><date when-iso="1909-07-26">26. Juli 1909</date></ref>.</note>
                        
                        Ja, das wäre
                        <lb/>mir sehr recht; ich hätte es sehr nöt<orig>h</orig>ig, denn
                        <lb/>mit meinem bisherigen Verleger
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300317"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> war seit dem <date when-iso="1903-06-27">27. Juni 1903</date> beim <orgName key="E0600006">Dreililien-Verlag</orgName> unter Vertrag, der von <persName key="E0300044">Max Marschalk</persName> geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen <rs key="E0400026">op. 1</rs>, <rs key="E0400027">op. 2</rs>, <rs key="E0400028">op. 3</rs> und <rs key="E0400030">op. 6</rs> sowie das Streichsextett <title key="E0400029">Verklärte Nacht op. 4</title> und das <title key="E0400031">Streichquartett Nr. 1 op. 7</title>. Da der <rs key="E0600006">Verlag</rs> aufgrund <q>finanzieller Bedenken</q> (<bibl><ref target="#E0800010"/>, S. 639</bibl>) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung <title key="E0400012">Pelleas und Melisande</title>, war <persName key="E0300023">Schönberg</persName> auf der Suche nach einem neuen Verleger (<bibl><ref target="#E0800010"/>, S. 639 f.</bibl>).</note>
                        
                        ist ja
                        <lb/>ohnehin nichts mehr für mich zu machen.
                        <lb/>Dagegen häufen sich meine ungedruckten
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300317">Neben <title key="E0400012">Pelleas und Melisande</title> gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die <title key="E0400025">Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8</title> und die <title key="E0400023">Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9</title>.</note>
                        
                        </p></postscript></div> | 
                                                
                                                    |  14Facsimile |  14Diplomatic transcription |  14XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                                                                
                        
                        und unaufgeführten Werke in unheimlicher
                        Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als
 ich könnte, habe ich doch nicht weniger als
 9 fertige ungedruckte größten theils umfang⸗
 reichere Werke liegen. Abgesehen, von jenen
 die ich nicht veröffentlichen will und einer
 Menge solcher die, gegenwärtig unfertig, mut⸗
 maßlich einmal vollendet werden, sind es
 wie gesagt 9 Werke im Umfang von
 mehr als 400 Seiten.
                                                                    Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung Pelleas und Melisande op. 5 (erschienen im Oktober 1911), die Kammersymphonie op. 9 (erschienen im Januar 1913) sowie die Orchesterlieder op. 8 (erschienen im Oktober 1913).
                        
                        Da scheint mir doch,
 als ob ich endlich wieder einmal was heraus⸗
 geben müsste. Insbesondere, da einiges
 schon, im Verhältnis zu meine
 rm jetzigenEntwicklungs Standpunkte schon geradezu
 veraltet ist.
 Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar,
                        wenn Sie Ihren Einfluss bei einem
 Verleger geltend machen wollten.
 Zunächst nun aber bin ich begierig auf
                        Ihr Urteil über über das neue Stück
 und wie Sie sich zur Frage meines
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                        
                        und unaufgeführten Werke in unheimlicher
                        <lb/>Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als
                        <lb/>ich könnte, habe ich doch nicht weniger als
                        <lb/><choice><orig>9</orig><reg>neun</reg></choice> fertige ungedruckte<choice><orig> größten th</orig><reg>,  größtent</reg></choice>eils umfang
                        <lb break="no"/>reichere Werke liegen. Abgesehen<choice><orig>, von jenen</orig><reg> von jenen,</reg></choice>
                        <lb/>die ich nicht veröffentlichen will<reg>,</reg> und einer
                        <lb/>Menge solcher<reg>,</reg> die, gegenwärtig unfertig, mut
                        <lb break="no"/>maßlich einmal vollendet werden, sind es
                        <lb/>wie gesagt <choice><orig>9</orig><reg>neun</reg></choice> Werke im Umfang von
                        <lb/>mehr als 400 Seiten.
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300313">Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung <title key="E0400012">Pelleas und Melisande op. 5</title> (erschienen im <date when-iso="1911-10">Oktober 1911</date>), die <title key="E0400023">Kammersymphonie op. 9</title> (erschienen im <date when-iso="1913-11">Januar 1913</date>) sowie die <title key="E0400025">Orchesterlieder op. 8</title> (erschienen im <date when-iso="1913-10">Oktober 1913</date>).</note>
                        
                        Da scheint mir doch,
                        <lb/>als ob ich endlich wieder einmal was heraus
                        <lb break="no"/>geben müsste. Insbesondere<orig>,</orig> da einiges
                        <lb/>schon, im Verhältnis zu meine<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">m</add></subst> jetzigen
                        <lb/>Entwicklungs<choice><orig> S</orig><reg>s</reg></choice>tandpunkte<reg>,</reg> schon geradezu
                        <lb/>veraltet ist.</p>
                    
                    <p rend="indent-first">Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar,
                        <lb/>wenn Sie Ihren Einfluss bei einem
                        <lb/>Verleger geltend machen wollten.</p>
                    
                    <p type="pre-split" rend="indent-first">Zunächst nun aber bin ich begierig auf
                        <lb/>Ihr Urteil über <sic>über</sic> das neue Stück
                        <lb/>und wie Sie sich zur Frage meines
                        
                        </p></postscript></div> | 
                                                
                                                    |  15Facsimile |  15Diplomatic transcription |  15XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
                                                                
                        
                        Klavierstils nun stellen werden. Ich empfehle mich Ihnen aufs herzlichste
                        und bin mit vollster Hochschätzung Ihr
 
                                                                
                    Deutsche StaatsbibliothekBerlin | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split">
                        
                        Klavierstils nun stellen werden.</p>
                    
                    <p rend="indent-first">Ich empfehle mich Ihnen aufs herzlichste
                        <lb/>und bin mit vollster Hochschätzung Ihr</p></postscript>
                <closer>
                    <salute rend="align(right)">ganz ergebener</salute>
                    
                    <signed rend="align(right)"><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></signed>
                </closer>
                
                <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
                </note>
                
                <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_blue">
                    <stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
                </note>
                
                </div> | 
                                                
                                                    |  16Facsimile |  16Diplomatic transcription |  16XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            [Seite 4 des dritten Bogens, vacat] | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <note type="objdesc" resp="#E0300314">[Seite 4 des dritten Bogens, vacat]</note>
                
            </div> | 
                                                
                                                    |  17Facsimile |  17Diplomatic transcription |  17XML | 
                                                
                                                    |  |  | 
                                                            
                                                                <address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
                                <addrLine>Herrn</addrLine>
                                <addrLine rend="indent"><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></addrLine>
                                <addrLine rend="align(center)"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName> W30</addrLine>
                                <addrLine rend="align(right)"><placeName key="E0500072">Viktoria-Luise-Platz 11</placeName></addrLine>
                            </address>
                                                             | 
                                                
                                                    |  18Facsimile |  18Diplomatic transcription |  18XML | 
                                                
                                                    |  | Absender:
                                                            
                                
                            
                                                            
                                                            
                                Mus.ep. A. Schönberg 10
                                        Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549-Beil.
 Nachlaß Busoni B II | 
                                                            
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#major_hand" place="left">Absender:</note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="right-of" resp="#schoenberg_addr_st1">
                                <stamp rend="align(center) majuscule">
                                    <address>
                                        <addrLine><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></addrLine>
                                        
                                        <addrLine rend="small"><delSpan rend="strikethrough" spanTo="#delAddr01"/>– – – <placeName key="E0500002">Wien</placeName> – – –</addrLine>
                                        <addrLine rend="small"><placeName key="E0500077">IX. Liechtensteinstraße 68/70</placeName><anchor xml:id="delAddr01"/></addrLine>
                                    </address>
                                </stamp>
                            </note>
                                                                <add xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xml:id="addAddr01">
                                <address>
                                    <addrLine rend="align(right) space-below">derzeit <placeName key="E0500040">Steinakirchen am Forst</placeName></addrLine>
                                </address>
                            </add>
                                                                <substJoin xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" target="#delAddr01 #addAddr01"/>
                                                                <stamp xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xml:id="post_abs" resp="#post" rend="align(center) majuscule rotate(135)">
                                <placeName key="E0500040">Steinak<supplied reason="incomplete">irchen</supplied></placeName>
                                <lb/><date when-iso="1909-08-13" cert="high"><choice><unclear reason="incomplete" cert="high">13</unclear><unclear reason="incomplete" cert="low">18</unclear></choice> VIII 0<supplied reason="incomplete">9</supplied></date>
                                <lb/><placeName key="E0500040"><seg rend="minuscule">am</seg> Forst</placeName>
                            </stamp>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" rend="align(center) space-above" resp="#archive">
                                <subst><del rend="strikethrough">Mus.ep. A. Schönberg 10
                                        <lb/><stamp resp="#sbb_st_blue">Nachlaß Busoni <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/></stamp></del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549-Beil.</add></subst>
                            </note>
                                                             |