Martin Wegelius an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Helsinki · 7. April 1894

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Mus.ep. M. Wegelius 6 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5319

Helsingfors, d. 17 April 1894.

Lieber Ferruccio!

Seit dem Worte: “Brief folgt” Wohl aus einem nicht überlieferten Telegramm von Busoni aus New York. habe
ich mit einer gewissen Spannung
gewartet, und dachte sogar schon
daran ein Telegram nach Newyork
loszulassen, als ich heute plötz⸗
lich von deiner Schwägerin erfuhr
dass Du wieder Europaeer ge⸗
worden bist: Nun – Gott sei
Dank – so ists recht! Mit den
Newfoundländern ist nichts
für dich – mit den Bernhardi⸗
nern würdest Du dich viel⸗
leicht besser vertragen. Wortspiel mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs „Newfoundländer“ für Menschen aus Neufundland (bzw. aus Amerika; siehe die Kommentierung im Brief vom 26. April 1892) und für die Hunderasse „Neufundländer“. Ganz scheint der Wortwitz nicht aufzugehen, denn Lesko – Busonis Hund, den er zu seiner Zeit in Helsinki stets bei sich hatte – war ein Neufundländer; erst in der Zürcher Zeit hielt er tatsächlich einen Bernhardiner namens Giotto. Nun[1]

Helsingfors, den 17. April 1894.

Lieber Ferruccio!

Seit dem Worte: „Brief folgt“ Wohl aus einem nicht überlieferten Telegramm von Busoni aus New York. habe ich mit einer gewissen Spannung gewartet und dachte sogar schon daran, ein Telegramm nach New York loszulassen, als ich heute plötzlich von deiner Schwägerin erfuhr, dass Du wieder Europäer geworden bist: Nun – Gott sei Dank – so ist’s recht! Mit den Newfoundländern ist nichts für dich – mit den Bernhardinern würdest Du dich vielleicht besser vertragen. Wortspiel mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs „Newfoundländer“ für Menschen aus Neufundland (bzw. aus Amerika; siehe die Kommentierung im Brief vom 26. April 1892) und für die Hunderasse „Neufundländer“. Ganz scheint der Wortwitz nicht aufzugehen, denn Lesko – Busonis Hund, den er zu seiner Zeit in Helsinki stets bei sich hatte – war ein Neufundländer; erst in der Zürcher Zeit hielt er tatsächlich einen Bernhardiner namens Giotto. Nun aber krame deine Weisheit aus und gib mir guten Rat! Hast Du einen gefunden, der uns passt? Ich wollte keinen andern fragen, ehe ich deine Antwort habe; jetzt wird’s aber schon die höchste Zeit. Also – kannst Du einen vorschlagen, so sei so lieb und schreibe sogleich; hast Du keinen, so schreibe auch – dann können wir uns ja beide weiter umschauen.

Weißt Du, dass der Järnefelt mit seiner Frau (Pakarinen) in Berlin ist? Armas Järnefelt, bis 1890 Schüler bei Busoni am Institut in Helsinki, hatte seine Studien 1890 bei Albert Becker in Berlin und anschließend am Pariser Konservatorium bei Jules Massenet fortgesetzt dort die Sängerin Maikki Pakarinen kennengelernt und sie 1893 geheiratet. Enttäuscht von den Lehren Massenets, zogen sie im Winter 1893 wieder nach Berlin, um ihre Studien dort fortzusetzen (vgl. Dahlström 1982, S. 418; N. N. 1894).

Meine Frau und ich grüßen euch beide aufs Allerherzlichste!

Auf Wiederschreiben! Dein ergebenster

M Wegelius

                                                                
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aber krame deine Weisheit aus
und gieb mir guten Rath!
Hast Du Einen gefunden, der
uns passt? Ich wollte keinen
andern fragen, ehe ich deine
Antwort habe; jetzt wird’s aber
schon die höchste Zeit. Also
– kannst Du einen vorschla⸗
gen, so sei so lieb und schreibe
sogleich; hast Du keinen, so
schreibe auch – dann können
wir uns ja beide weiter umschau⸗
en. –

Weisst Du dass der Järnefelt
mit seiner Frau (Pakarinen) in
Berlin ist? Armas Järnefelt, bis 1890 Schüler bei Busoni am Institut in Helsinki, hatte seine Studien 1890 bei Albert Becker in Berlin und anschließend am Pariser Konservatorium bei Jules Massenet fortgesetzt dort die Sängerin Maikki Pakarinen kennengelernt und sie 1893 geheiratet. Enttäuscht von den Lehren Massenets, zogen sie im Winter 1893 wieder nach Berlin, um ihre Studien dort fortzusetzen (vgl. Dahlström 1982, S. 418; N. N. 1894).

Meine Frau und ich grüssen
Euch beide auf’s allerherz⸗
lichste!

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Auf Wiederschreiben!
Dein ergebenster

M Wegelius

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5319 | olim: Mus.ep. M. Wegelius 6 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 2 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Wegelius hat durch Helmi Sjöstrand von Busonis Rückkehr nach Europa gehört; wartet noch auf Busonis Empfehlung eines Klavierlehrers für das Institut; berichtet, dass Armas und Maikki Järnefelt momentan in Berlin seien.
Incipit
Seit dem Worte: „Brief folgt“

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
19. März 2024: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition