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26
Erste Ziffer offenbar „2“ (vgl. mit der Signatur im Brief vom 27. April 1898), wohl als Fehllesung von Busonis autographem Schlussdatum.
M 964/
Lieber Freund.
Verzeihe meine Schweigsamkeit.
Meine Goldigkeit nicht, denn
Schweigen war in diesem Fall nicht
Gold, sondern schweres Blei auf
deine begreifliche Ungeduld!
Ein Brief oder Telegramm, worauf Busoni hier antwortet, ist nicht überliefert. Wegelius muss darin erneut um Vorschläge für einen Ersten Klavierlehrer am Musikinstitut Helsinki gebeten haben. Henryk Melcer, den Wegelius erst im Vorjahr für diese Stelle hatte gewinnen können, wechselte nach einem Jahr ans Konservatorium in Lemberg (vgl. Chmara-Zaczkiewicz 2004).
–
Ich hatte viel zu thun, zu
denken, zu sorgen, zu reisen.
Auch wußte ich nicht – rund ◯
heraus gesagt – was ich dir
antworten sollte. – Hutcheson
ist wohlhabend, ich glaube reich.
Ich denke kaum, dass er kommen
wollte.
Der australische Pianist Ernest Hutcheson, offenbar von Wegelius’ selbst vorgeschlagen, war mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen, um zunächst bei Carl Reinecke und Salomon Jadassohn in Leipzig und anschließend bei dem Liszt-Schüler Bernhard Stavenhagen in Weimar zu studieren (vgl. Doyle 2001). Als Juroren hatten Wegelius und Busoni ihn im Anton-Rubinstein-Wettbewerb 1895 in Berlin gehört (vgl. N. N. 1895c, S. 662).
Knutsen ist mir (außer
dem Nanem) völlig fremd; überdies
|
Lieber Freund.
Verzeihe meine Schweigsamkeit.
Meine Goldigkeit nicht, denn
Schweigen war in diesem Fall nicht
Gold, sondern schweres Blei auf
deine begreifliche Ungeduld!
Ein Brief oder Telegramm, worauf Busoni hier antwortet, ist nicht überliefert. Wegelius muss darin erneut um Vorschläge für einen Ersten Klavierlehrer am Musikinstitut Helsinki gebeten haben. Henryk Melcer, den Wegelius erst im Vorjahr für diese Stelle hatte gewinnen können, wechselte nach einem Jahr ans Konservatorium in Lemberg (vgl. Chmara-Zaczkiewicz 2004).
Ich hatte viel zu tun, zu
denken, zu sorgen, zu reisen.
Auch wusste ich nicht – rund ◯
heraus gesagt – was ich dir
antworten sollte. – Hutcheson
ist wohlhabend, ich glaube reich.
Ich denke kaum, dass er kommen
wollte.
Der australische Pianist Ernest Hutcheson, offenbar von Wegelius’ selbst vorgeschlagen, war mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen, um zunächst bei Carl Reinecke und Salomon Jadassohn in Leipzig und anschließend bei dem Liszt-Schüler Bernhard Stavenhagen in Weimar zu studieren (vgl. Doyle 2001). Als Juroren hatten Wegelius und Busoni ihn im Anton-Rubinstein-Wettbewerb 1895 in Berlin gehört (vgl. N. N. 1895c, S. 662).
Knutsen ist mir (außer
dem Namen) völlig fremd; überdies
hast du schon einmal von ihm
einen Korb bekommen.
Andreas Martin Knutzen hatte 1885–1887 Klavier bei Karl Heinrich Barth in Berlin und anschließend bis 1893 bei Theodor Leschetizky in Wien studiert. Schon in den späten 1880er Jahren hatte er sich in Skandinavien einen Ruf als einer der besten Pianisten seiner Zeit aufgebaut, woraufhin er 1890 eine Professur in Riga zugunsten seiner Konzertlaufbahn abgelehnt hatte (vgl. Andersen 2009). Wegelius hatte Knutzen die Stelle des Ersten Klavierlehrers in Helsinki schon 1894 angeboten, nachdem klar geworden war, dass Karl Ekman Kurt Müller nur bis zum Ende des Frühjahrssemesters 1895 vertreten würde. Knutzen hatte damals jedoch „aus gesundheitlichen Gründen“ abgelehnt (vgl. Flodin 1922, S. 473).
Von den Bekannteren ist
Ein Nummer Eins ist der
homo novus Carl Risler.
Busoni meint offensichtlich den französischen Pianisten Édouard Risler, der nach Studien am Pariser Konservatorium und in Deutschland bei Bernhard Stavenhagen und Eugen d’Albert schon 1894 mit zwei Konzerten in London ersten internationalen Ruhm erreicht hatte (vgl. Jahrmärker 2005). In Berlin erlangte er Anfang 1896 erste Bekanntheit. Busoni hatte Risler 1895 in Mannheim kennengelernt und mit ihmdas Concerto pathétique für zwei Klaviere von Liszt gespielt (vgl. Busoni/Weindel 2015, S. 827, Kommentar 174 und S. 812, Kommentar 44).
Er hat hier mit Erfolg
gespielt; mir außerordentlich
gefallen. Er ist ernst, dabei ein
Virtuose ersten Ranges, 23 Jahre und
Franzose. Soll ich mich um
ihn bemühen? (Er ist aber auch
schon stark auf der Ruhmbahn.)
Kannst du dich an Schäfer erinnern?
Dirk Schäfer hatte 1895 als Pianist am Rubinstein-Wettbewerb teilgenommen, allerdings mit wenig Erfolg (vgl. N. N. 1895c; siehe auch die Kommentierung im Folgebrief). Nach erstem Klavierunterricht in Rotterdam und dreijährigem Klavier- und Kompositionsstudium in Köln lebte Schäfer seit 1895 als wenig erfolgreicher Konzertpianist in Den Haag (vgl. Wennekes/Reeser 2005, Sp. 1169)É.
Er darbt noch in Holland und
wartet auf das Glück!!
Litta hat mich wiederholt
gebeten, für ihn einzutreten, falls
Melzer ginge!
Paolo Litta, den Wegelius und Busoni 1895 im Rubinstein-Wettbewerb gehört hatten, hatte sich schon damals um die Nachfolgerstelle von Karl Ekman beworben, die letztlich an den Gewinner des Kompositionspreises Henryk Melcer gegangen war (vgl. Flodin 1922, S. 473; siehe auch den Kommentar im Brief vom 14. April 1895).
Ich melde es.
Wegen Risler würdest du dich am
besten an Leßmann wenden.
In seinem Blatte wirst du auch
bereits Verschiedenes über Risler gelesen
haben.
Risler hatte im Januar zwei Debüt-Konzerte in Berlin gegeben, in denen er sein breites Repertoire mit Klassikern von Beethoven, Liszt und Chopin, aber auch unbekannteren Stücken von z. B. Fauré und Chabrier vorgestellt hatte. Otto Leßmann hatte zu beiden Rezitals umfassende und in höchstem Maße lobende Kritiken in der Allgemeinen Musikzeitung veröffentlicht und berichtete seitdem auch über Rislers Konzerte in anderen Städten (vgl. Leßmann 1896, S. 24 f. und Leßmann 1896a, S. 51; siehe auch die Nummern 5 (31. Januar), 13 (27. März) und 14/15 (3./10. April) des Jahres in der Allgemeinen Musikzeitung).
Ich werde mich so viel als
möglich umsehen und
alles versuchen, dir zu nützen.
Inzwischen leb wohl und
sei herzlichst gegrüßt
von deinem ergebenen
Freunde
Busoni
16. Mai 96,
Die Datierung ist nicht zweifelsfrei entzifferbar. Die Tageszahl könnte auch als 26 gelesen werden, „M“ könnte sowohl für März als auch für Mai stehen. Da Wegelius am 26. Mai antwortete und die Nachfolgerschaftsfrage drängte, kommt nur der 16. Mai in Betracht.
Berlin
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="dating" resp="#archive" place="top-center" xml:id="arch_date"><date when-iso="1896-05-26">26
<note type="commentary" resp="#E0300616">Erste Ziffer offenbar <mentioned>2</mentioned> (vgl. mit der Signatur im <ref target="#D0102043">Brief vom <date when-iso="1898-04-27">27. April 1898</date></ref>), wohl als Fehllesung von <persName key="E0300017">Busonis</persName> autographem Schlussdatum.</note>
M 96</date></note>
<note type="numbering" resp="#archive" place="top-left">4/</note>
<opener>
<salute rend="space-above indent">Lieber <rs key="E0300207">Freund</rs>.</salute>
</opener>
<p>Verzeihe meine Schweigsamkeit.
<lb/>Meine Goldigkeit nicht, denn
<lb/>Schweigen war in diesem Fall nicht
<lb/>Gold, sondern schweres Blei auf
<lb/>deine begreifliche Ungeduld!
<note type="commentary" resp="#E0300616">Ein Brief oder Telegramm, worauf <persName key="E0300017">Busoni</persName> hier antwortet, ist nicht überliefert. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> muss darin erneut um Vorschläge für einen Ersten Klavierlehrer am <orgName key="E0600031">Musikinstitut <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName></orgName> gebeten haben. <persName key="E0300924">Henryk Melcer</persName>, den <persName key="E0300207">Wegelius</persName> erst im <date when-iso="1895">Vorjahr</date> für diese Stelle hatte gewinnen können, wechselte nach einem Jahr ans <rs key="E0600143">Konservatorium</rs> in <placeName key="E0500349">Lemberg</placeName> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800493"/>)</bibl>.</note>
<orig> –</orig></p>
<p rend="indent-first space-above">Ich hatte viel zu t<orig>h</orig>un, zu
<lb/>denken, zu sorgen, zu reisen.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Auch wu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>te ich nicht – rund ◯
<lb/>heraus gesagt – was ich dir
<lb/>antworten sollte. – <persName key="E0300919">Hutcheson</persName>
<lb/>ist wohlhabend, ich glaube reich.
<lb/>Ich denke kaum, dass er kommen
<lb/>wollte.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Der <placeName key="E0501048">australische</placeName> Pianist <persName key="E0300919">Ernest Hutcheson</persName>, offenbar von <persName key="E0300207">Wegelius’</persName> selbst vorgeschlagen, war mit 14 Jahren nach <placeName key="E0500015">Deutschland</placeName> gekommen, um zunächst bei <persName key="E0300538">Carl Reinecke</persName> und <persName key="E0300843">Salomon Jadassohn</persName> in <placeName key="E0500007">Leipzig</placeName> und anschließend bei dem <persName key="E0300013">Liszt</persName>-Schüler <persName key="E0300242">Bernhard Stavenhagen</persName> in <placeName key="E0500144">Weimar</placeName> zu studieren <bibl>(vgl. <ref target="#E0800495"/>)</bibl>. Als Juroren hatten <persName key="E0300207">Wegelius</persName> und <persName key="E0300017">Busoni</persName> ihn im <persName key="E0300176">Anton-Rubinstein</persName>-Wettbewerb <date when-iso="1895">1895</date> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> gehört <bibl>(vgl. <ref target="#E0800480"/>, S. 662)</bibl>.</note>
<persName key="E0300920">Knutsen</persName> ist mir (außer
<lb/>dem Na<choice><sic>nem</sic><corr>men</corr></choice>) völlig fremd; überdies
</p></div>
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hast du schon einmal von ihm
einen Korb bekommen.
Andreas Martin Knutzen hatte 1885–1887 Klavier bei Karl Heinrich Barth in Berlin und anschließend bis 1893 bei Theodor Leschetizky in Wien studiert. Schon in den späten 1880er Jahren hatte er sich in Skandinavien einen Ruf als einer der besten Pianisten seiner Zeit aufgebaut, woraufhin er 1890 eine Professur in Riga zugunsten seiner Konzertlaufbahn abgelehnt hatte (vgl. Andersen 2009). Wegelius hatte Knutzen die Stelle des Ersten Klavierlehrers in Helsinki schon 1894 angeboten, nachdem klar geworden war, dass Karl Ekman Kurt Müller nur bis zum Ende des Frühjahrssemesters 1895 vertreten würde. Knutzen hatte damals jedoch „aus gesundheitlichen Gründen“ abgelehnt (vgl. Flodin 1922, S. 473).
Von den bekannteren ist
Ein Nummer Eins ist der
homo novus Carl Risler.
Busoni meint offensichtlich den französischen Pianisten Édouard Risler, der nach Studien am Pariser Konservatorium und in Deutschland bei Bernhard Stavenhagen und Eugen d’Albert schon 1894 mit zwei Konzerten in London ersten internationalen Ruhm erreicht hatte (vgl. Jahrmärker 2005). In Berlin erlangte er Anfang 1896 erste Bekanntheit. Busoni hatte Risler 1895 in Mannheim kennengelernt und mit ihmdas Concerto pathétique für zwei Klaviere von Liszt gespielt (vgl. Busoni/Weindel 2015, S. 827, Kommentar 174 und S. 812, Kommentar 44).
Er hat hier mit Erfolg
gespielt; mir ausserordentlich
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
hast du schon einmal von ihm
<lb/>einen Korb bekommen.
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300920">Andreas Martin Knutzen</persName> hatte <date when-iso="1885/1887">1885–1887</date> Klavier bei <persName key="E0300914">Karl Heinrich Barth</persName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> und anschließend bis <date to-iso="1893">1893</date> bei <persName key="E0300299">Theodor Leschetizky</persName> in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> studiert. Schon in den späten 1880er Jahren hatte er sich in Skandinavien einen Ruf als einer der besten Pianisten seiner Zeit aufgebaut, woraufhin er <date when-iso="1890">1890</date> eine Professur in <placeName key="E0500203">Riga</placeName> zugunsten seiner Konzertlaufbahn abgelehnt hatte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800481"/>)</bibl>. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> hatte <persName key="E0300920">Knutzen</persName> die Stelle des Ersten Klavierlehrers in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> schon <date when-iso="1894">1894</date> angeboten, nachdem klar geworden war, dass <persName key="E0300891">Karl Ekman</persName> <persName key="E0300983">Kurt Müller</persName> nur bis zum Ende des Frühjahrssemesters <date when-iso="1895">1895</date> vertreten würde. <persName key="E0300920">Knutzen</persName> hatte damals jedoch <q rend="dq-du">aus gesundheitlichen Gründen</q> abgelehnt <bibl>(vgl. <ref target="#E0800441"/>, S. 473)</bibl>.</note></p>
<p rend="indent">Von den <choice><orig>b</orig><reg>B</reg></choice>ekannteren ist
<list rend="indent">
<item><persName key="E0300910">Friedheim</persName> frei</item>
<item><persName key="E0300967">Friedberger</persName> frei (ich erfuhr, dass
<lb/>die Antwort von <persName key="E0300921">Tretbar</persName> eine
<lb/>Lüge war)
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht ermittelt; <q>die Antwort von <persName key="E0300921">Tretbar</persName></q> befindet sich nicht in den wenigen überlieferten Briefen von <persName key="E0300921">Tretbar</persName> und <orgName key="E0600233">Steinway & Sons</orgName> <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>. Die erwähnte Korrespondenz betrifft wohl eine Auskunft über das Anstellungsverhältnis <persName key="E0300967">Friedbergers</persName>, der bis zum Semester <date to-iso="1895/1896">1895/96</date> an der <orgName key="E0600249">Cornell University</orgName> unterrichtete und zum Zeitpunkt <ref target="#D0102028">dieses Briefes</ref> noch in <placeName key="E0501043">Ithaca</placeName> lebte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800557"/>)</bibl>.</note>
</item>
<item><persName key="E0300922">Sapellnikoff</persName> soll ausgezeichnet
<lb/>sein, jedoch auf dem Wege des
<lb/><placeName key="E0500943">europäischen</placeName> Virtuosenruhms.</item>
<item><persName key="E0300908">Lamond</persName> idem.</item>
</list>
</p>
<p type="pre-split">Ein Nummer Eins ist der
<lb/><foreign xml:lang="la">homo novus</foreign> <hi rend="underline"><rs key="E0300991">Carl Risler</rs></hi>.
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300017">Busoni</persName> meint offensichtlich den <placeName key="E0500014">französischen</placeName> Pianisten <persName key="E0300991">Édouard Risler</persName>, der nach Studien am <orgName key="E0600175"><placeName key="E0500012">Pariser</placeName> Konservatorium</orgName> und in <placeName key="E0500015">Deutschland</placeName> bei <persName key="E0300242">Bernhard Stavenhagen</persName> und <persName key="E0300143">Eugen d’Albert</persName> schon <date when-iso="1894">1894</date> mit zwei Konzerten in <placeName key="E0500047">London</placeName> ersten internationalen Ruhm erreicht hatte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800496"/>)</bibl>. In <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> erlangte er Anfang <date when-iso="1896">1896</date> erste Bekanntheit. <persName key="E0300017">Busoni</persName> hatte <persName key="E0300991">Risler</persName> <date when-iso="1895">1895</date> in <placeName key="E0500108">Mannheim</placeName> kennengelernt und mit ihmdas <title key="E0400718">Concerto pathétique</title> für zwei Klaviere von <persName key="E0300013">Liszt</persName> gespielt <bibl>(vgl. <ref target="#E0800023"/>, S. 827, Kommentar 174 und S. 812, Kommentar 44)</bibl>.</note>
<lb/>Er hat hier mit Erfolg
<lb/>gespielt; <hi rend="underline">mir</hi> au<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>erordentlich
</p></div>
|
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gefallen. Er ist ernst, dabei ein
Virtuose ersten Ranges 223 Jahre und
Franzose. Soll ich mich um
ihn bemühen? (Er ist aber auch
schon stark auf der Ruhmbahn.)
Kannst du dich an Schäfer erinnern?
Dirk Schäfer hatte 1895 als Pianist am Rubinstein-Wettbewerb teilgenommen, allerdings mit wenig Erfolg (vgl. N. N. 1895c; siehe auch die Kommentierung im Folgebrief). Nach erstem Klavierunterricht in Rotterdam und dreijährigem Klavier- und Kompositionsstudium in Köln lebte Schäfer seit 1895 als wenig erfolgreicher Konzertpianist in Den Haag (vgl. Wennekes/Reeser 2005, Sp. 1169)É.
Er darbt noch in Holland und
wartet auf das Glück!!
Litta hat mich wiederholt
gebeten für ihn einzutreten, falls
Melzer ginge!
Paolo Litta, den Wegelius und Busoni 1895 im Rubinstein-Wettbewerb gehört hatten, hatte sich schon damals um die Nachfolgerstelle von Karl Ekman beworben, die letztlich an den Gewinner des Kompositionspreises Henryk Melcer gegangen war (vgl. Flodin 1922, S. 473; siehe auch den Kommentar im Brief vom 14. April 1895).
Ich melde es.
Wegen Risler würdest du dich am
Besten an Lessmann wenden.
In seinem Blatte wirst du auch
bereits verschiedenes über R. gelesen
haben.
Risler hatte im Januar zwei Debüt-Konzerte in Berlin gegeben, in denen er sein breites Repertoire mit Klassikern von Beethoven, Liszt und Chopin, aber auch unbekannteren Stücken von z. B. Fauré und Chabrier vorgestellt hatte. Otto Leßmann hatte zu beiden Rezitals umfassende und in höchstem Maße lobende Kritiken in der Allgemeinen Musikzeitung veröffentlicht und berichtete seitdem auch über Rislers Konzerte in anderen Städten (vgl. Leßmann 1896, S. 24 f. und Leßmann 1896a, S. 51; siehe auch die Nummern 5 (31. Januar), 13 (27. März) und 14/15 (3./10. April) des Jahres in der Allgemeinen Musikzeitung).
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<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
gefallen. Er ist ernst, dabei ein
<lb/>Virtuose ersten Ranges<reg>,</reg> <add place="above">2<subst><del rend="transformed">2</del><add place="transformed">3</add></subst> Jahre</add> und
<lb/><placeName key="E0500014">Franzose</placeName>. Soll ich mich um
<lb/>ihn bemühen? (Er ist aber auch
<lb/>schon <hi rend="underline">stark</hi> auf der Ruhmbahn.)</p>
<p>Kannst du dich an <hi rend="underline"><persName key="E0300923">Schäfer</persName></hi> erinnern?
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300923">Dirk Schäfer</persName> hatte <date when-iso="1895">1895</date> als Pianist am <persName key="E0300176">Rubinstein</persName>-Wettbewerb teilgenommen, allerdings mit wenig Erfolg (vgl. <bibl><ref target="#E0800480"/></bibl>; siehe auch die <ref target="#D0102029" n="3">Kommentierung im Folgebrief</ref>). Nach erstem Klavierunterricht in <placeName key="E0500048">Rotterdam</placeName> und dreijährigem Klavier- und Kompositionsstudium in <placeName key="E0500033">Köln</placeName> lebte <persName key="E0300923">Schäfer</persName> seit <date when-iso="1895">1895</date> als wenig erfolgreicher Konzertpianist in <placeName key="E0500498">Den Haag</placeName> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800494"/>, Sp. 1169)</bibl>É.</note>
<lb/>Er darbt noch in <placeName key="E0500311">Holland</placeName> und
<lb/>wartet auf das Glück!!</p>
<p><hi rend="underline"><persName key="E0300974">Litta</persName></hi> hat mich wiederholt
<lb/>gebeten<reg>,</reg> für ihn einzutreten, falls
<lb/><persName key="E0300924">Melzer</persName> ginge!
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300974">Paolo Litta</persName>, den <persName key="E0300207">Wegelius</persName> und <persName key="E0300017">Busoni</persName> <date when-iso="1895">1895</date> im <persName key="E0300176">Rubinstein</persName>-Wettbewerb gehört hatten, hatte sich schon damals um die Nachfolgerstelle von <persName key="E0300891">Karl Ekman</persName> beworben, die letztlich an den Gewinner des Kompositionspreises <persName key="E0300924">Henryk Melcer</persName> gegangen war (vgl. <bibl><ref target="#E0800441"/>, S. 473</bibl>; siehe auch den <ref target="#D0102022" n="2">Kommentar im Brief vom <date when-iso="1895-04-14">14. April 1895</date></ref>).</note>
Ich melde es.
<lb/>Wegen <persName key="E0300991">Risler</persName> würdest du dich am
<lb/><choice><orig>B</orig><reg>b</reg></choice>esten an <hi rend="underline"><persName key="E0300497">Le<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>mann</persName></hi> wenden.
<lb/>In <rs key="E0600014">seinem Blatte</rs> wirst du auch
<lb/>bereits <choice><orig>v</orig><reg>V</reg></choice>erschiedenes über <persName key="E0300991"><choice><abbr>R.</abbr><expan>Risler</expan></choice></persName> gelesen
<lb/><seg rend="align(right)">haben.</seg>
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300991">Risler</persName> hatte im <date when-iso="1896-01">Januar</date> zwei Debüt-Konzerte in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> gegeben, in denen er sein breites Repertoire mit Klassikern von <persName key="E0300001">Beethoven</persName>, <persName key="E0300013">Liszt</persName> und <persName key="E0300137">Chopin</persName>, aber auch unbekannteren Stücken von z. B. <persName key="E0300475">Fauré</persName> und <persName key="E0300860">Chabrier</persName> vorgestellt hatte. <persName key="E0300497">Otto Leßmann</persName> hatte zu beiden Rezitals umfassende und in höchstem Maße lobende Kritiken in der <orgName key="E0600014">Allgemeinen Musikzeitung</orgName> veröffentlicht und berichtete seitdem auch über <persName key="E0300991">Rislers</persName> Konzerte in anderen Städten (vgl. <bibl><ref target="#E0800498"/>, S. 24 f.</bibl> und <bibl><ref target="#E0800499"/>, S. 51</bibl>; siehe auch die Nummern 5 (<date when-iso="1896-01-31">31. Januar</date>), 13 (<date when-iso="1896-03-27">27. März</date>) und 14/15 (<date when-iso="1896-04-03/1896-04-10">3./10. April</date>) des Jahres in der <orgName key="E0600014">Allgemeinen Musikzeitung</orgName>).</note></p>
</div>
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Ich werde mich so viel als
möglich umsehen und
Alles versuchen dir zu nützen.
Inzwischen leb’ wohl und
sei herzlichst gegrüßt
von deinem ergebenen
Freunde
Busoni
16 M 96
Die Datierung ist nicht zweifelsfrei entzifferbar. Die Tageszahl könnte auch als 26 gelesen werden, „M“ könnte sowohl für März als auch für Mai stehen. Da Wegelius am 26. Mai antwortete und die Nachfolgerschaftsfrage drängte, kommt nur der 16. Mai in Betracht.
Berlin
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<p>Ich werde mich so viel als
<lb/>möglich umsehen und
<lb/><choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles versuchen<reg>,</reg> dir zu nützen.</p>
<closer>
<salute rend="indent-first">
Inzwischen leb<orig>’</orig> wohl und
<lb/>sei herzlichst gegrüßt
<lb/>von deinem ergebenen
<lb/><seg rend="indent-2">Freunde</seg>
</salute>
<signed rend="indent-3 space-below huge">
<persName key="E0300017">Busoni</persName>
</signed>
<dateline rend="space-above indent-4">
<date when-iso="1896-05-16">16<reg>.</reg> <choice><abbr>M</abbr><expan>Mai</expan></choice> 96</date><reg>,</reg>
<note type="commentary" resp="#E0300616">Die Datierung ist nicht zweifelsfrei entzifferbar. Die Tageszahl könnte auch als 26 gelesen werden, <q><abbr>M</abbr></q> könnte sowohl für März als auch für Mai stehen. Da <persName key="E0300017">Wegelius</persName> am <ref target="#D0102029"><date when-iso="1896-05-16" cert="high">26. Mai</date> antwortete</ref> und die Nachfolgerschaftsfrage drängte, kommt nur der <date when-iso="1896-05-16">16. Mai</date> in Betracht.</note>
<lb/><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
</dateline>
</closer>
</div>
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