aus Wien, und der Umstand, dass ich
letzthin beim Sichten meiner Bücher
auf den Gedenkband „Döbling“ ge-
rieth, wecken seit Tagen Erinnerungen
und heimweh-artige Empfindungen
in der Richtung Ihrer schönen
Stadt.
Bereits im vorigen Brief an Jella Oppenheimer
bekundet Busoni seinen Wunsch nach
Wien zurückzukehren.
Ein reinlich=starrer Wintertag
taucht mir im Gedächtnis auf,
als ich etwa im 11. Jahre stand. Fuhr
mit Ihrer verehrten Frau Mutter in dem ausgepolsterten Coupe,
(Die Füsse froren mir zum Schmerzen)
und Wien erschien mir märchenhaft
und als wie alle Möglichkeiten in sich
bergend.
Während Busonis Zeit am Wiener Konservatorium schloss sein Vater
Ferdinando Busoni im Winter 1875/76 Bekanntschaft mit
Familie Gomperz. Sophie von Todesco beteiligte sich großzügig an
diversen Ausgaben des jungen Busonis;
vgl. Dent 1974, S. 21.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
aus Wien und der Umstand, dass ich
letzthin beim Sichten meiner Bücher
auf den Gedenkband „Döbling“ ge-riet, wecken seit Tagen Erinnerungen
und heimwehartige Empfindungen
in der Richtung Ihrer schönen
Stadt.
Bereits im vorigen Brief an Jella Oppenheimer
bekundet Busoni seinen Wunsch nach
Wien zurückzukehren.
Ein reinlich-starrer Wintertag
taucht mir im Gedächtnis auf,
als ich etwa im 11. Jahre stand. Fuhr
mit Ihrer verehrten Frau Mutter
in dem ausgepolsterten Coupe
(Die Füße froren mir zum Schmerzen)
und Wien erschien mir märchenhaft
und als wie alle Möglichkeiten in sich
bergend.
Während Busonis Zeit am Wiener Konservatorium schloss sein Vater
Ferdinando Busoni im Winter 1875/76 Bekanntschaft mit
Familie Gomperz. Sophie von Todesco beteiligte sich großzügig an
diversen Ausgaben des jungen Busonis;
vgl. Dent 1974, S. 21.
Dieses Wien der 70er Jahre ist
mir als „Begriff“ geblieben. Dann
verdarb mir die „Sezession“ ein
wenig das Bild und nun wage ich
nicht, mir das gegenwärtige vorzustellen.Busoni bezieht sich hier vermutlich auf die Wiener Secession, welche am
3. April 1897 gegründet wurde und zur Verbreitung des Jugendstils
in Österreich beitrug.
– (auch nach Triest empfinde ich Sehnsucht;
fürchte mich aber davor, es ohne die
Eltern (und selber gealtert) wiederzusehen!)
Die Familie Busoni zog in Folge des Deutsch-Französischen Krieges 1870 von
Paris nach Triestvgl. Leichtentritt 1916, S. 5-6.
Hier trat Busoni am 24.11.1873
im Alter von 7 Jahren erstmals öffentlich als Pianist auf;
vgl. Kogan 2010, S. 8.
– Alles übrige Österreich hängt aber
mit Leiden des Pubertätsalters, un--freiwilliger Vereinsamung, in meinem
Geschichtsbehälter zusammen; und
ich grolle den sämtlichen Graz',
Klagenfurths, Laibachs, Frohnleitens,
Zillis und Gmundens in Bausch
und Bogen!Busoni zählt an dieser Stelle Orte auf, in denen er in seiner Kindheit und Jugend
lebte und (zum Teil wiederholt) konzertierte. Aufgrund Ferdinando Busonis Bemühungen
seinen Sohn Ferruccio in der Musikwelt bekannt zu machen (vgl. Kogan 2010, S.8),
waren die frühen Lebensjahre geprägt vom ständigen Wechsel des Wohnorts.
Die Familie Busoni übersiedelte 1878 nach Graz,
im selben Jahr zog Familie Busoni weiter nach Klagenfurth,
wo Busoni weitere Konzerte gab; vgl. Dent 1974, S. 29.
Im Juni 1879 siedelte die Familie nach Zilli;
vgl. ibid., S. 33
In Frohnleiten entstanden 1885 erste Entwürfe
seiner unvollendeten Oper Sigune; vgl. ibid., S. 57.
(Inbegriffen die Berge,
die KröpfeGemeint ist vermutlich das Kropfband, welches Teil der österreichischen
und bayrischen Tracht ist., und die bezwiebelten
Kirchtürme.) – Ich bewundere
Wassermannss Tenacität,Durchhaltevermögen die
ihn an Aussee fesselt. (noch mehr,
wie er von dort aus die ver--schwindenden Länder intuiert und
widergibt.)
Ganz zuletzt drang die Kunde
von Hofmannsthal's
„großem Welt Theater“
nach Berlin, das man als den
„österreichischen Faust“
ausspielt. Ich freue mich der
erfüllten Aufgabe und darauf
Sie lesen zu dürfen.
Jedoch von Ihnen selbst höre
ich zu wenig und diese Zeilen
(mit der überflüssigen Einleitung)
sollen veranlassen, dass Sie mir
gütigst wieder schreiben mögen.
Ich arbeite viel, und mit
gutem Ergebnis. Kam erst
im März aus Paris wieder.Busoni gab vom 4. bis 15. März 1922
mehrere Konzerte als Klaviersolist in Paris;
vgl. Beaumont 1987, S. 349.
Be-schäftige mich eifrig als Biblio-thekar (ich habe nun an die 4000
Bände beisammen, und fühle
mich in meinen Bücherstuben
am heimischsten.
Neuerdings interessiere ich
mich auch wieder für das Kla-vierspiel, und hoffe noch ein Schritt-chen vorwärts zu kommen.(?)
Aufgrunddessen, dass sich Busonis Gesundheitszustand fortan verschlechterte
trat Busonis bereits am 29.05.1922 das letzte Mal öffentlich als Pianist auf;
vgl. Beaumont 1987, S. 353.
Gottlob, die Meinen sind
in Berlin vereint. Benni brachte
aus Zürich eine Frau mit….
In dem Brief an Volkmar Andreae vom 16.01.1922 geht hervor,
dass Busoni durch Andreae von der Verlobung seines
Sohnes mit Henriette Rinderknecht erfuhr und nicht durch seinen Sohn selbst;
vgl. Beaumont 1987, S. 348.
- Im Ganzen geht es gut, und
und ich bin dankbar.
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left"><subst><delrend="strikethrough">Mus. ep. F. Busoni 757 (Busoni Nachl. BI)</del><addplace="below">Mus. Nachl. F. Busoni B I, 904</add></subst></note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[1]</note><opener><datelinerend="align(right)"><datewhen-iso="1922-05-19">19 Mai 1922</date></dateline><saluterend="align(center)">Liebe und verehrte </salute><saluterend="align(center)">Frau <persNamekey="E0300819">Jella,</persName></salute></opener><prend="align(right)">Mehrere Meldungen</p><p><lb/>aus <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName><orig>,</orig> und der Umstand, dass ich
<lb/>letzthin beim Sichten meiner Bücher
<lb/>auf den Gedenkband <placeNamekey="E0500614"rend="dq-du"><hirend="underline">Döbling</hi></placeName> ge-
<lbbreak="no"/>rie<choice><orig>th</orig><reg>t</reg></choice>, wecken seit Tagen Erinnerungen
<lb/>und heimweh<choice><orig>-</orig></choice>artige Empfindungen
<lb/>in der Richtung Ihrer schönen
<lb/>Stadt.
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Bereits im <reftarget="#D0102115">vorigen Brief</ref> an <persNamekey="E0300819">Jella Oppenheimer</persName>
bekundet <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> seinen Wunsch nach
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Ein reinlich<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice>starrer Wintertag
<lb/>taucht mir im Gedächtnis auf,
<lb/>als ich etwa im 11. Jahre stand. Fuhr
<lb/>mit Ihrer verehrten Frau <persNamekey="E0300970">Mutter</persName><lb/>in dem ausgepolsterten Coupe<orig>,</orig><lb/>(Die Fü<choice><orig>ss</orig></choice><reg>ß</reg>e froren mir zum Schmerzen)
<lb/>und <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName> erschien mir märchenhaft
<lb/>und als wie alle Möglichkeiten in sich
<lb/>bergend.
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Während <persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Zeit am <orgNamekey="E0600049">Wiener Konservatorium</orgName> schloss sein Vater
<persNamekey="E0300778">Ferdinando Busoni</persName> im <datewhen-iso="1875/1876">Winter 1875/76</date> Bekanntschaft mit
Familie <persNamekey="E0300868">Gomperz</persName>. <persNamekey="E0300970">Sophie von Todesco</persName> beteiligte sich großzügig an
diversen Ausgaben des jungen <persNamekey="E0300017">Busonis</persName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 21</bibl>.
</note><notetype="stamp"place="margin-right"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p></div>
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2Diplomatische Umschrift
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3Diplomatische Umschrift
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BI, 904
[2]
Dieses Wien der 70er Jahre ist
mir als "Begriff" geblieben. Dann
verdarb mir die „Sezession“ ein
wenig das Bild; und nun wage ich
nicht, mir das gegenwärtige vorzustellen.Busoni bezieht sich hier vermutlich auf die Wiener Secession, welche am
3. April 1897 gegründet wurde und zur Verbreitung des Jugendstils
in Österreich beitrug.
– (auch nach Triest empfinde ich Sehnsucht;
fürchte mich aber davor, es ohne die
Eltern (und selber gealtert) wiederzusehen!)
Die Familie Busoni zog in Folge des Deutsch-Französischen Krieges 1870 von
Paris nach Triestvgl. Leichtentritt 1916, S. 5-6.
Hier trat Busoni am 24.11.1873
im Alter von 7 Jahren erstmals öffentlich als Pianist auf;
vgl. Kogan 2010, S. 8.
– Alles übrige Oesterreich hängt aber
mit Leiden des Pubertäts Alters, un-
--freiwilliger Vereinsamung, in meinem
Geschichtsbehälter zusammen; und
ich grolle den sämtlichen Graz',
Klagenfurths, Laibach's, Frohnleiten's,
Zilli's und Gmunden's in Bausch
und Bogen!Busoni zählt an dieser Stelle Orte auf, in denen er in seiner Kindheit und Jugend
lebte und (zum Teil wiederholt) konzertierte. Aufgrund Ferdinando Busonis Bemühungen
seinen Sohn Ferruccio in der Musikwelt bekannt zu machen (vgl. Kogan 2010, S.8),
waren die frühen Lebensjahre geprägt vom ständigen Wechsel des Wohnorts.
Die Familie Busoni übersiedelte 1878 nach Graz,
im selben Jahr zog Familie Busoni weiter nach Klagenfurth,
wo Busoni weitere Konzerte gab; vgl. Dent 1974, S. 29.
Im Juni 1879 siedelte die Familie nach Zilli;
vgl. ibid., S. 33
In Frohnleiten entstanden 1885 erste Entwürfe
seiner unvollendeten Oper Sigune; vgl. ibid., S. 57.
(Inbegriffen die Berge,
die KröpfeGemeint ist vermutlich das Kropfband, welches Teil der österreichischen
und bayrischen Tracht ist., und die bezwiebelten
Kirchthürme.) – Ich bewundere
Wassermanns's Tenacität,Durchhaltevermögen die
ihn an Aussee fesselt. (noch mehr,
wie er, d von dort aus, die ver-
--schwindenden Länder intuiert und
widergibt.)
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left">BI, 904</note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[2]</note><prend="indent-first">Dieses <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName> der <datewhen-iso="1870">70<segrend="sup"><hirend="underline">er</hi></seg></date> Jahre ist
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<lb/>verdarb mir die <soCalledrend="dq-du">Sezession</soCalled> ein
<lb/>wenig das Bild<choice><orig>;</orig></choice> und nun wage ich
<lb/>nicht, mir das gegenwärtige vorzustellen.
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> bezieht sich hier vermutlich auf die Wiener Secession, welche am
<datewhen-iso="1897-04-03">3. April 1897</date> gegründet wurde und zur Verbreitung des Jugendstils
in <placeNamekey="E0500091">Österreich</placeName> beitrug.
</note><lb/>– (auch nach <placeNamekey="E0500145"><hirend="underline">Triest</hi></placeName> empfinde ich Sehnsucht;
<lb/>fürchte mich aber davor, es ohne die
<lb/>Eltern (und selber gealtert) wiederzusehen!)
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
Die Familie Busoni zog in Folge des Deutsch-Französischen Krieges <datewhen-iso="1870">1870</date> von
<placeNamekey="E0500012">Paris</placeName> nach <placeNamekey="E0500145">Triest</placeName><bibl>vgl. <reftarget="#E0800114"/>, S. 5-6</bibl>.
Hier trat <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> am <datewhen-iso="1873-11-24">24.11.1873</date>
im Alter von 7 Jahren erstmals öffentlich als Pianist auf;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800254"/>, S. 8</bibl>.
</note><lb/> – Alles übrige <placeNamekey="E0500091"><choice><orig>Oe</orig><reg>Ö</reg></choice>sterreich</placeName> hängt aber
<lb/>mit Leiden des <choice><orig>Pubertäts Alters</orig><reg>Pubertätsalters</reg></choice>, un-
<lbbreak="no"rend="after:-"/>-freiwilliger Vereinsamung, in meinem
<lb/>Geschichtsbehälter zusammen; und
<lb/>ich grolle den sämtlichen <placeNamekey="E0500295">Graz'</placeName>,
<lb/><placeNamekey="E0500834">Klagenfurths</placeName>, <placeNamekey="E0501031">Laibach<orig>'</orig>s</placeName>, <placeNamekey="E0500862">Frohnleiten<orig>'</orig>s</placeName>,
<lb/><placeNamekey="E0501032">Zilli<orig>'</orig>s</placeName> und <placeNamekey="E0500301">Gmunden<orig>'</orig>s</placeName> in Bausch
<lb/>und Bogen!
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> zählt an dieser Stelle Orte auf, in denen er in seiner Kindheit und Jugend
lebte und (zum Teil wiederholt) konzertierte. Aufgrund <persNamekey="E0300778">Ferdinando Busonis</persName> Bemühungen
seinen Sohn <persNamekey="E0300017">Ferruccio</persName> in der Musikwelt bekannt zu machen (<bibl>vgl. <reftarget="#E0800254"/>, S.8</bibl>),
waren die frühen Lebensjahre geprägt vom ständigen Wechsel des Wohnorts.
Die Familie Busoni übersiedelte <datewhen-iso="1878">1878</date> nach <placeNamekey="E0500295">Graz</placeName>,
im selben <datewhen-iso="1878-12">Jahr</date> zog Familie Busoni weiter nach <placeNamekey="E0500834">Klagenfurth</placeName>,
wo <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> weitere Konzerte gab; <bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 29</bibl>.
Im <datewhen-iso="1879-07">Juni 1879</date> siedelte die Familie nach <placeNamekey="E0501032">Zilli</placeName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 33</bibl>
In <placeNamekey="E0500862">Frohnleiten</placeName> entstanden 1885 erste Entwürfe
seiner unvollendeten Oper <titlekey="E0400637">Sigune</title>; <bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 57</bibl>.
</note>
(Inbegriffen die Berge,
<lb/>die Kröpfe<notetype="commentary"resp="#E0300836">Gemeint ist vermutlich das Kropfband, welches Teil der österreichischen
und bayrischen Tracht ist.</note>, und die bezwiebelten
<lb/>Kircht<orig>h</orig>ürme.) – Ich bewundere
<lb/><persNamekey="E0300404">Wassermanns<choice><orig>'</orig></choice>s</persName> Tenacität,<notetype="commentary"resp="#E0300836">Durchhaltevermögen</note> die
<lb/>ihn an <placeNamekey="E0500901">Aussee</placeName> fesselt. (noch mehr,
<lb/>wie er<orig>,</orig><delrend="strikethrough">d</del> von dort aus<orig>,</orig> die ver-
<lbbreak="no"rend="after:-"/>-schwindenden Länder intuiert und
<lb/>widergibt.)
<notetype="stamp"place="right"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p></div>
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BI, 904
[3]
Ganz zuletzt drang die Kunde
von Hoffmannsthal's
„grossem Welt Theater“ nach Berlin, das man als den
„österreichischen Faust“ ausspielt. Ich freue mich der
erfüllten Aufgabe und darauf
Sie lesen zu dürfen. _________
Jedoch von Ihnen selbst höre
ich zu wenig und diese Zeilen
(mit der überflüssigen Einleitung)
sollen veranlassen, dass Sie mir
gütigst wieder schreiben mögen.
- Ich arbeite viel, und mit
gutem Ergebnis. Kam erst
im März aus Paris wieder.Busoni gab vom 4. bis 15. März 1922
mehrere Konzerte als Klaviersolist in Paris;
vgl. Beaumont 1987, S. 349.
Be-
schäftige mich eifrig als Biblio=- thekar (ich habe nun an die 4000
Bände beisammen, und fühle
mich in meinen Bücherstuben
am heimischsten.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left">BI, 904</note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[3]</note><p>Ganz zuletzt drang die Kunde
<lb/>von <persNamekey="E0300048">Ho<choice><orig>ff</orig><reg>f</reg></choice>mannsthal's</persName></p><prend="indent-first"><titlekey="E0400695"rend="dq-du">gro<choice><orig>ss</orig></choice><reg>ß</reg>em Welt Theater</title><lb/>nach <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName>, das man <addplace="above">als</add> den
</p><prend="indent-first"><soCalledrend="dq-du">österreichischen Faust</soCalled><lb/>ausspielt. Ich freue mich der
<lb/>erfüllten Aufgabe und darauf
<lb/>Sie lesen zu dürfen. <orig>_________</orig><lb/>Jedoch von Ihnen selbst höre
<lb/>ich zu wenig und diese Zeilen
<lb/>(mit der überflüssigen Einleitung)
<lb/>sollen veranlassen, dass Sie mir
<lb/>gütigst wieder schreiben mögen.
<lb/><choice><orig>-</orig></choice> Ich arbeite viel, und mit
<lb/>gutem Ergebnis. Kam erst
<lb/>im <datewhen-iso="1922-03">März</date> aus <placeNamekey="E0500012">Paris</placeName> wieder.
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persName>Busoni</persName> gab vom <datewhen-iso="1922-03-04/1922-04-15">4. bis 15. März 1922</date>
mehrere Konzerte als Klaviersolist in <placeNamekey="E0500012">Paris</placeName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800060"/>, S. 349</bibl>.
</note>Be-
<lbbreak="no"/>schäftige mich eifrig als Biblio<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice><lbbreak="no"/>thekar (ich habe nun an die 4000
<lb/>Bände beisammen, und fühle
<lb/>mich in meinen Bücherstuben
<lb/>am heimischsten.
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<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p></div>
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6Diplomatische Umschrift
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7Diplomatische Umschrift
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Neuerdings interessiere ich
mich auch wieder für das -.-Kla=- -vierspiel, u. hoffe noch ein Schritt-
chen vorwärts zu kommen.(?)
Aufgrunddessen, dass sich Busonis Gesundheitszustand fortan verschlechterte
trat Busonis bereits am 29.05.1922 das letzte Mal öffentlich als Pianist auf;
vgl. Beaumont 1987, S. 353.
Gottlob, die Meinen sind
in Berlin vereint. Benni brachte
aus Zürich eine Frau mit….
In dem Brief an Volkmar Andreae vom 16.01.1922 geht hervor,
dass Busoni durch Andreae von der Verlobung seines
Sohnes mit Henriette Rinderknecht erfuhr und nicht durch seinen Sohn selbst;
vgl. Beaumont 1987, S. 348.
- Im Ganzen geht es gut, und
und ich bin dankbar.
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<lb/>mich auch wieder für das <choice><orig>-.-</orig></choice>Kla<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice><lbbreak="no"/><choice><orig>-</orig></choice>vierspiel, <choice><orig>u.</orig><reg>und</reg></choice> hoffe noch ein Schritt-
<lbbreak="no"/>chen vorwärts zu kommen.(?)
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</note></p><prend="indent-first">Gottlob, die Meinen sind
<lb/>in <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName> vereint. <persNamekey="E0300060">Benni</persName> brachte
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In dem Brief an <persNamekey="E0300129">Volkmar Andreae</persName> vom <datewhen-iso="1922-01-16">16.01.1922</date> geht hervor,
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<persNamekey="E0300060">Sohnes</persName> mit Henriette Rinderknecht erfuhr und nicht durch seinen Sohn selbst;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800060"/>, S. 348</bibl>.
</note><lb/>- Im Ganzen geht es gut, und
<lb/>und ich bin dankbar.
</p><closer><saluterend="indent">Ich küsse Ihre Hände
<lb/>und zeichne als Ihr
</salute><saluterend="indent-2">treu ergebener</salute><notetype="stamp"place="left"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note><signedrend="indent"><persNamekey="E0300017">Ferruccio B.</persName></signed></closer></div>
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8Diplomatische Umschrift
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 904+904a+904b | olim:
Mus.ep. F. Busoni 757+757a.b
|
Busoni lässt Erinnerungen an seine Kindheit
und Jugendzeit Revue passieren; berichtet von Hofmannsthals
neuem Werk;
Busoni berichtet von seiner Bibliothek und dem Fortschritt seiner
Büchersammlung.
Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (o.O., 19. Mai 1922), bearbeitet von Lea Langosch, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102116 (21. Januar 2023: in Korrekturphase)
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<TEIxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"xml:id="D0102116"><teiHeader><fileDesc><titleStmt><titlexml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (o.O., 19. Mai 1922)</title><titlexml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Jella Oppenheimer (o.O., 19 May 1922)</title><authorkey="E0300017">Ferruccio Busoni</author><respStmt><resp>Prepared by</resp><persNamekey="E0300836"><forename>Lea</forename><surname>Langosch</surname></persName></respStmt><respStmt><resp>Digitization by</resp><orgNamekey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName></respStmt></titleStmt><publicationStmt><publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><datewhen-iso="2023-05"/><availability><licencetarget="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence></availability></publicationStmt><seriesStmt><titletype="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title><titletype="genre">Briefe</title><titletype="subseries"key="E010014">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer</title><editorkey="E0300314">Christian Schaper</editor><editorkey="E0300313">Ullrich Scheideler</editor></seriesStmt><sourceDesc><msDesc><msIdentifier><countrykey="DE">Deutschland</country><settlement>Berlin</settlement><institutionkey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</institution><repository>Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv</repository><collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection><idno>Mus.Nachl. F. Busoni B I, 904+904a+904b</idno><altIdentifier><idnotype="D-B.olim">Mus.ep. F. Busoni 757+757a.b</idno></altIdentifier><altIdentifier><institution>Kalliope-Verbund</institution><idno>DE-611-HS-564924</idno></altIdentifier></msIdentifier><msContents><summary><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> lässt Erinnerungen an seine Kindheit
und Jugendzeit Revue passieren; berichtet von <persNamekey="E0300048">Hofmannsthals</persName>
neuem <titlekey="E0400695">Werk</title>;
<persNamekey="E0300017">Busoni</persName> berichtet von seiner Bibliothek und dem Fortschritt seiner
Büchersammlung.
</summary><msItem><docDate><!--<date when-iso="YYYY-MM-DD"/>--></docDate><!--ggf. auch vom Archiv eingetragenes Datum (sonst löschen):--><docDateresp="#archive"sameAs="#arch_date"><!--<date when-iso="1912" cert="unknown"/>[1912?]--></docDate><incipit><!-- Incipit einfügen --></incipit></msItem></msContents><physDesc><objectDesc><supportDesc><extent><measuretype="folio">4 Blatt</measure><measuretype="pages">4 beschriebene Seiten</measure></extent><collation><!--Seitenfolge: 1, 3, 2, 4 (2, 4 im Querformat)--></collation><condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition></supportDesc></objectDesc><handDesc><handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote><!-- oder in anderer Farbe? oder in deutscher Kurrentschrift? --><handNotexml:id="archive"scope="minor"medium="pencil"scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat</handNote><handNotexml:id="archive_red"scope="minor"medium="red_pen"scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote><handNotexml:id="sbb_st_red"scope="minor"medium="red_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote></handDesc></physDesc><history><origin><origPlacekey="…">o.O.</origPlace><!--Eintrag für Ort anlegen und ID hier ergänzen--><origDatewhen-iso="1922-05-19"/></origin></history></msDesc></sourceDesc></fileDesc><encodingDesc><projectDesc><p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p></projectDesc><editorialDecl><hyphenationeol="hard"rend="sh"><p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p></hyphenation><punctuationmarks="all"placement="external"><p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p></punctuation><quotationmarks="none"><p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p></quotation><p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptrtarget="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p></editorialDecl></encodingDesc><profileDesc><correspDescref="http://www.busoni-nachlass.org/D0102116"><correspActiontype="sent"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118518011"key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName><datewhen="1922-05-19"/><!--<placeName ref="http://www.geonames.org/######" key="E05#####">Name des Ortes</placeName>--></correspAction><correspActiontype="received"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/1102402745"key="E0300819">Oppenheimer, Jella</persName></correspAction><correspContext><!--<ref type="replyTo" target="#D0101###"/>
<ref type="repliedBy" target="#D0101###"/>--><reftype="previous"target="#D0102115"/><reftype="next"target="#D0102117"/></correspContext></correspDesc><langUsage><languageident="de"/></langUsage></profileDesc><revisionDescstatus="proposed"><changewhen-iso="2023-05-29"who="#E0300314">Datei angelegt, status todo</change><changewhen-iso="2023-12-22"who="#E0300836">status unfinished</change><changewhen-iso="2023-01-21"who="#E0300836">Status proposed</change></revisionDesc></teiHeader><facsimilesameAs="https://content.staatsbibliothek-berlin.de/dc/1843811391/manifest"><graphicn="1"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000001"/><graphicn="2"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000002"/><graphicn="3"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000003"/><graphicn="4"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000004"/><graphicn="5"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000005"/><graphicn="6"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000006"/><graphicn="7"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000007"/><graphicn="8"url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349E300000008"/></facsimile><texttype="letter"><body><divtype="transcription"><pbn="1"/><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left"><subst><delrend="strikethrough">Mus. ep. F. Busoni 757 (Busoni Nachl. BI)</del><addplace="below">Mus. Nachl. F. Busoni B I, 904</add></subst></note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[1]</note><opener><datelinerend="align(right)"><datewhen-iso="1922-05-19">19 Mai 1922</date></dateline><saluterend="align(center)">Liebe und verehrte </salute><saluterend="align(center)">Frau <persNamekey="E0300819">Jella,</persName></salute></opener><prend="align(right)">Mehrere Meldungen</p><p><lb/>aus <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName><orig>,</orig> und der Umstand, dass ich
<lb/>letzthin beim Sichten meiner Bücher
<lb/>auf den Gedenkband <placeNamekey="E0500614"rend="dq-du"><hirend="underline">Döbling</hi></placeName> ge-
<lbbreak="no"/>rie<choice><orig>th</orig><reg>t</reg></choice>, wecken seit Tagen Erinnerungen
<lb/>und heimweh<choice><orig>-</orig></choice>artige Empfindungen
<lb/>in der Richtung Ihrer schönen
<lb/>Stadt.
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
Bereits im <reftarget="#D0102115">vorigen Brief</ref> an <persNamekey="E0300819">Jella Oppenheimer</persName>
bekundet <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> seinen Wunsch nach
<placeNamekey="E0500002">Wien</placeName> zurückzukehren.
</note>
Ein reinlich<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice>starrer Wintertag
<lb/>taucht mir im Gedächtnis auf,
<lb/>als ich etwa im 11. Jahre stand. Fuhr
<lb/>mit Ihrer verehrten Frau <persNamekey="E0300970">Mutter</persName><lb/>in dem ausgepolsterten Coupe<orig>,</orig><lb/>(Die Fü<choice><orig>ss</orig></choice><reg>ß</reg>e froren mir zum Schmerzen)
<lb/>und <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName> erschien mir märchenhaft
<lb/>und als wie alle Möglichkeiten in sich
<lb/>bergend.
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
Während <persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Zeit am <orgNamekey="E0600049">Wiener Konservatorium</orgName> schloss sein Vater
<persNamekey="E0300778">Ferdinando Busoni</persName> im <datewhen-iso="1875/1876">Winter 1875/76</date> Bekanntschaft mit
Familie <persNamekey="E0300868">Gomperz</persName>. <persNamekey="E0300970">Sophie von Todesco</persName> beteiligte sich großzügig an
diversen Ausgaben des jungen <persNamekey="E0300017">Busonis</persName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 21</bibl>.
</note><notetype="stamp"place="margin-right"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p><pbn="2"/><notetype="objdesc"resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 1]</note><pbn="3"/><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left">BI, 904</note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[2]</note><prend="indent-first">Dieses <placeNamekey="E0500002">Wien</placeName> der <datewhen-iso="1870">70<segrend="sup"><hirend="underline">er</hi></seg></date> Jahre ist
<lb/>mir als <mentionedrend="dq-uu-straight">Begriff</mentioned> geblieben. Dann
<lb/>verdarb mir die <soCalledrend="dq-du">Sezession</soCalled> ein
<lb/>wenig das Bild<choice><orig>;</orig></choice> und nun wage ich
<lb/>nicht, mir das gegenwärtige vorzustellen.
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> bezieht sich hier vermutlich auf die Wiener Secession, welche am
<datewhen-iso="1897-04-03">3. April 1897</date> gegründet wurde und zur Verbreitung des Jugendstils
in <placeNamekey="E0500091">Österreich</placeName> beitrug.
</note><lb/>– (auch nach <placeNamekey="E0500145"><hirend="underline">Triest</hi></placeName> empfinde ich Sehnsucht;
<lb/>fürchte mich aber davor, es ohne die
<lb/>Eltern (und selber gealtert) wiederzusehen!)
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
Die Familie Busoni zog in Folge des Deutsch-Französischen Krieges <datewhen-iso="1870">1870</date> von
<placeNamekey="E0500012">Paris</placeName> nach <placeNamekey="E0500145">Triest</placeName><bibl>vgl. <reftarget="#E0800114"/>, S. 5-6</bibl>.
Hier trat <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> am <datewhen-iso="1873-11-24">24.11.1873</date>
im Alter von 7 Jahren erstmals öffentlich als Pianist auf;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800254"/>, S. 8</bibl>.
</note><lb/> – Alles übrige <placeNamekey="E0500091"><choice><orig>Oe</orig><reg>Ö</reg></choice>sterreich</placeName> hängt aber
<lb/>mit Leiden des <choice><orig>Pubertäts Alters</orig><reg>Pubertätsalters</reg></choice>, un-
<lbbreak="no"rend="after:-"/>-freiwilliger Vereinsamung, in meinem
<lb/>Geschichtsbehälter zusammen; und
<lb/>ich grolle den sämtlichen <placeNamekey="E0500295">Graz'</placeName>,
<lb/><placeNamekey="E0500834">Klagenfurths</placeName>, <placeNamekey="E0501031">Laibach<orig>'</orig>s</placeName>, <placeNamekey="E0500862">Frohnleiten<orig>'</orig>s</placeName>,
<lb/><placeNamekey="E0501032">Zilli<orig>'</orig>s</placeName> und <placeNamekey="E0500301">Gmunden<orig>'</orig>s</placeName> in Bausch
<lb/>und Bogen!
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> zählt an dieser Stelle Orte auf, in denen er in seiner Kindheit und Jugend
lebte und (zum Teil wiederholt) konzertierte. Aufgrund <persNamekey="E0300778">Ferdinando Busonis</persName> Bemühungen
seinen Sohn <persNamekey="E0300017">Ferruccio</persName> in der Musikwelt bekannt zu machen (<bibl>vgl. <reftarget="#E0800254"/>, S.8</bibl>),
waren die frühen Lebensjahre geprägt vom ständigen Wechsel des Wohnorts.
Die Familie Busoni übersiedelte <datewhen-iso="1878">1878</date> nach <placeNamekey="E0500295">Graz</placeName>,
im selben <datewhen-iso="1878-12">Jahr</date> zog Familie Busoni weiter nach <placeNamekey="E0500834">Klagenfurth</placeName>,
wo <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> weitere Konzerte gab; <bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 29</bibl>.
Im <datewhen-iso="1879-07">Juni 1879</date> siedelte die Familie nach <placeNamekey="E0501032">Zilli</placeName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 33</bibl>
In <placeNamekey="E0500862">Frohnleiten</placeName> entstanden 1885 erste Entwürfe
seiner unvollendeten Oper <titlekey="E0400637">Sigune</title>; <bibl>vgl. <reftarget="#E0800218"/>, S. 57</bibl>.
</note>
(Inbegriffen die Berge,
<lb/>die Kröpfe<notetype="commentary"resp="#E0300836">Gemeint ist vermutlich das Kropfband, welches Teil der österreichischen
und bayrischen Tracht ist.</note>, und die bezwiebelten
<lb/>Kircht<orig>h</orig>ürme.) – Ich bewundere
<lb/><persNamekey="E0300404">Wassermanns<choice><orig>'</orig></choice>s</persName> Tenacität,<notetype="commentary"resp="#E0300836">Durchhaltevermögen</note> die
<lb/>ihn an <placeNamekey="E0500901">Aussee</placeName> fesselt. (noch mehr,
<lb/>wie er<orig>,</orig><delrend="strikethrough">d</del> von dort aus<orig>,</orig> die ver-
<lbbreak="no"rend="after:-"/>-schwindenden Länder intuiert und
<lb/>widergibt.)
<notetype="stamp"place="right"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p><pbn="4"/><notetype="objdesc"resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 2]</note><pbn="5"/><notetype="shelfmark"resp="#archive"place="top-left">BI, 904</note><notetype="foliation"resp="#archive"place="top-right">[3]</note><p>Ganz zuletzt drang die Kunde
<lb/>von <persNamekey="E0300048">Ho<choice><orig>ff</orig><reg>f</reg></choice>mannsthal's</persName></p><prend="indent-first"><titlekey="E0400695"rend="dq-du">gro<choice><orig>ss</orig></choice><reg>ß</reg>em Welt Theater</title><lb/>nach <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName>, das man <addplace="above">als</add> den
</p><prend="indent-first"><soCalledrend="dq-du">österreichischen Faust</soCalled><lb/>ausspielt. Ich freue mich der
<lb/>erfüllten Aufgabe und darauf
<lb/>Sie lesen zu dürfen. <orig>_________</orig><lb/>Jedoch von Ihnen selbst höre
<lb/>ich zu wenig und diese Zeilen
<lb/>(mit der überflüssigen Einleitung)
<lb/>sollen veranlassen, dass Sie mir
<lb/>gütigst wieder schreiben mögen.
<lb/><choice><orig>-</orig></choice> Ich arbeite viel, und mit
<lb/>gutem Ergebnis. Kam erst
<lb/>im <datewhen-iso="1922-03">März</date> aus <placeNamekey="E0500012">Paris</placeName> wieder.
<notetype="commentary"resp="#E0300836"><persName>Busoni</persName> gab vom <datewhen-iso="1922-03-04/1922-04-15">4. bis 15. März 1922</date>
mehrere Konzerte als Klaviersolist in <placeNamekey="E0500012">Paris</placeName>;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800060"/>, S. 349</bibl>.
</note>Be-
<lbbreak="no"/>schäftige mich eifrig als Biblio<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice><lbbreak="no"/>thekar (ich habe nun an die 4000
<lb/>Bände beisammen, und fühle
<lb/>mich in meinen Bücherstuben
<lb/>am heimischsten.
<notetype="stamp"place="right"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note></p><pbn="6"/><notetype="objdesc"resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 3]</note><pbn="7"/><prend="indent-first">Neuerdings interessiere ich
<lb/>mich auch wieder für das <choice><orig>-.-</orig></choice>Kla<choice><orig>=</orig><reg>-</reg></choice><lbbreak="no"/><choice><orig>-</orig></choice>vierspiel, <choice><orig>u.</orig><reg>und</reg></choice> hoffe noch ein Schritt-
<lbbreak="no"/>chen vorwärts zu kommen.(?)
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
Aufgrunddessen, dass sich <persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Gesundheitszustand fortan verschlechterte
trat <persNamekey="E0300017">Busonis</persName> bereits am <datewhen-iso="1922-05-29">29.05.1922</date> das letzte Mal öffentlich als Pianist auf;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800060"/>, S. 353</bibl>.
</note></p><prend="indent-first">Gottlob, die Meinen sind
<lb/>in <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName> vereint. <persNamekey="E0300060">Benni</persName> brachte
<lb/>aus <placeNamekey="E0500132">Zürich</placeName> eine Frau mit….
<notetype="commentary"resp="#E0300836">
In dem Brief an <persNamekey="E0300129">Volkmar Andreae</persName> vom <datewhen-iso="1922-01-16">16.01.1922</date> geht hervor,
dass <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> durch <persNamekey="E0300129">Andreae</persName> von der Verlobung seines
<persNamekey="E0300060">Sohnes</persName> mit Henriette Rinderknecht erfuhr und nicht durch seinen Sohn selbst;
<bibl>vgl. <reftarget="#E0800060"/>, S. 348</bibl>.
</note><lb/>- Im Ganzen geht es gut, und
<lb/>und ich bin dankbar.
</p><closer><saluterend="indent">Ich küsse Ihre Hände
<lb/>und zeichne als Ihr
</salute><saluterend="indent-2">treu ergebener</salute><notetype="stamp"place="left"resp="#dsb_st_red"><stamprend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeNamekey="E0500029"><hirend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note><signedrend="indent"><persNamekey="E0300017">Ferruccio B.</persName></signed></closer><pbn="8"/><notetype="objdesc"resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 4]</note></div></body></text></TEI>