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Mus.ep. H. Schenker 12
(Busoni-Nachl. B II)
8.10.1903 [1]
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4424
Lieber u. verehrter Freund!
Mein Verleger hat Ihnen gestern
die Orchesterstim̅en zukom̅en lassen.
Es handelt sich um die Orchesterstimmen der Bearbeitung der Syrischen Tänze, welche von Schönberg angefertigt worden war (vgl. den Brief vom 25. August 1903 sowie die nachfolgende Korrespondenz). Ein Austausch zwischen Busoni und Schenkers Verleger Josef Weinberger ist nicht nachzuweisen.
Die Partitur hat Schönberg gemacht,
wie ich sagte.
Näheres geht aus Schönbergs Briefen an Schenker hervor: Am 12. September war die Bearbeitung des ersten Tanzes abgeschlossen (Brief vom 12. September); Tanz Nr. 3 hinterlegte Schönberg für Schenker vmtl. am 29. September im Kaffeehaus (Brief vom 29. September), während sich die Fertigstellung von Tanz Nr. 4 aufgrund einer Zahnentzündung Schönbergs noch einmal verzögerte (Brief vom 30. September). Am 13. Oktober erkundigte sich Schönberg nach dem Versand des Notenmaterials (Brief vom 13. Oktober); Busoni bestätigte Schenker den Erhalt mit Brief vom 14. Oktober 1903.
Ein erster Blick sagt:
R. Strauss’sche Manier.
Schönberg hatte Strauss im April 1902 in Berlin persönlich kennengelernt und erfuhr durch ihn in mehrfacher Hinsicht Förderung (vgl. Kommentierung zum Brief von August 1903). Da Partitur und Material der Syrischen Tänze als verschollen gelten (Brinkmann/Okuljar 1988, S. 21), lässt sich ein eventueller kompositorischer Einfluss durch Strauss nicht konkret nachvollziehen.
Nicht mein
persönlicher Geschmack, das Orchester zu
setzen, indessen wird die Sache, wenn ich
nicht irre, ganz gut klingen. Nur eine
Bitte, lassen Sie, trotz den Strauss’schen
Füllseln, u. glissandis u. sonstigen
im Grunde unnötigen Ingredienzien,
das Orchester darüber durchaus nicht
langsamer werden! Ob die Flötisten
ihre Triolen herausbringen, oder nicht,
ist Nebensache: Hauptsache ist
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[1]
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8.10.1903
Lieber und verehrter Freund!
Mein Verleger hat Ihnen gestern
die Orchesterstimmen zukommen lassen.
Es handelt sich um die Orchesterstimmen der Bearbeitung der Syrischen Tänze, welche von Schönberg angefertigt worden war (vgl. den Brief vom 25. August 1903 sowie die nachfolgende Korrespondenz). Ein Austausch zwischen Busoni und Schenkers Verleger Josef Weinberger ist nicht nachzuweisen.
Die Partitur hat Schönberg gemacht,
wie ich sagte.
Näheres geht aus Schönbergs Briefen an Schenker hervor: Am 12. September war die Bearbeitung des ersten Tanzes abgeschlossen (Brief vom 12. September); Tanz Nr. 3 hinterlegte Schönberg für Schenker vmtl. am 29. September im Kaffeehaus (Brief vom 29. September), während sich die Fertigstellung von Tanz Nr. 4 aufgrund einer Zahnentzündung Schönbergs noch einmal verzögerte (Brief vom 30. September). Am 13. Oktober erkundigte sich Schönberg nach dem Versand des Notenmaterials (Brief vom 13. Oktober); Busoni bestätigte Schenker den Erhalt mit Brief vom 14. Oktober 1903.
Ein erster Blick sagt:
Richard Strauss’sche Manier.
Schönberg hatte Strauss im April 1902 in Berlin persönlich kennengelernt und erfuhr durch ihn in mehrfacher Hinsicht Förderung (vgl. Kommentierung zum Brief von August 1903). Da Partitur und Material der Syrischen Tänze als verschollen gelten (Brinkmann/Okuljar 1988, S. 21), lässt sich ein eventueller kompositorischer Einfluss durch Strauss nicht konkret nachvollziehen.
Nicht mein
persönlicher Geschmack, das Orchester zu
setzen, indessen wird die Sache, wenn ich
nicht irre, ganz gut klingen. Nur eine
Bitte, lassen Sie, trotz den Strauss’schen
Füllseln und Glissandis und sonstigen
im Grunde unnötigen Ingredienzien,
das Orchester darüber durchaus nicht
langsamer werden! Ob die Flötisten
ihre Triolen herausbringen oder nicht,
ist Nebensache: Hauptsache ist
Hauptsache, wildes Tempo und Raserei. Ich habe die Partitur vielfach korrigiert (sie ist leider
so undeutlich geschrieben!), auch
sonst noch einige wichtige Winke gegeben,
und glaube, dass besonders Nr. 2
„Allegro con fuoco“ (Federhofer 1982, S. 375).
am
besten gelungen ist. Ich habe auch
die Orchesterstimmen selbst korrigiert,
um so angenehm als möglich den Musikern die Probe zu machen, und Ihnen das
Vorwärtskommen leichter. Leider
habe ich die Doubletten
„Doublette“: hier die (handschriftlichen) Mehrfertigungen einer Vorlagenstimme durch einen Kopisten, wobei die Vorlage zumeist von einer anderen Person angefertigt wurde. Schenker befürchtet offenbar eine fehlerhafte Übertragung der Vorlagen in das Aufführungsmaterial, was, besonders bei knapper Probenzeit, durchaus problematisch sein konnte.
zu Nr. 1,
„Andante espressivo, Allegro scherzando“ (Federhofer 1982, S. 375).
2, 3
„Allegretto“ (Federhofer 1982, S. 375).
nicht selbst gesehen: wer weiß, welche
Teufel sie in sich haben mögen?
Daher beschloss ich, Nr. 4
„Allegro molto passionato“ (Federhofer 1982, S. 375).
heute
selbst ganz (samt allen Doubletten)
durchzusehen und es Ihnen morgen zukommen zu lassen, damit
wenigstens eine, was Kopierfehler
anbelangt, todsichere Nummer zur Verfügung stehe, sollten die übrigen Doubletten
allzu fehlerhaft sein.
Busoni bestätigte gegenüber Schönberg den Erhalt der Stimmen im Brief vom 14. Oktober. Die Anfertigung der Stimmen bzw. ihrer Korrekturabzüge hatte sich aufgrund einer Erkrankung der Kopisten Weinbergers verzögert. Offenbar hatte Busoni den 8. Oktober als spätesten Abgabetermin gefordert (Brief von Weinberger an Schenker vom 6. Oktober 1903), weshalb wenig Zeit für Korrekturen blieb.
Ich will nach Berlin kommen – wann
beiläufig findet die erste oder letzte
Probe statt? Wollen Sie mir
das gütigst schreiben.
Eine entsprechende Antwort liegt nicht vor; erst am 4. November notiert Schenker in sein Tagebuch: „nach Berlin mit Floriz bei Brodes“ (Tagebücher Schenkers, 4. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4).
Es wird Sie zum Schluss freuen
zu hören, dass unsere Gesellschaftskonzerte (im III. ordentlichen Abend)
Neben den „ordentlichen“, also regulären Konzerten veranstaltete die Gesellschaft der Musikfreunde auch eine Reihe weiterer „außerordentlicher“ Konzerte (vgl. etwa Heuberger/Fromme 1904, S. 92 f.).
Frauenchöre von mir zur Aufführung
bringen!
Am 28. Februar 1904 kamen im Rahmen des dritten regulären Gesellschaftskonzerts (Heuberger/Fromme 1905, S. 57) aus den Drei Gesängen für Frauenstimmen a cappella Nr. 1 („Agnes“) und Nr. 2 („Im Rosenbusch der Liebe schlief“) unter Leitung von Ferdinand Löwe zur Aufführung (Brief von Lafite an Schenker vom 25. Mai 1903). Das Werk wurde nur zurückhaltend aufgenommen (vgl. J. K. 1904).
– was in Wien viel heißt –
und dass in Brünn die von mir
im Vorjahre bearbeitete Kantate
von Bach für Sopran und Bass,
die ich mit sehr viel Erfolg hier produzierte und dirigierte, zur Wiederholung gelangt.
Schenker notierte eine entsprechende Anfrage am 26. September in sein Tagebuch (Tagebücher Schenkers, 26. September 1903, US-RIVu, OJ 1/4). Ob es zu besagter Wiederholung kam, ist unklar.
Auch haben
– Ihrem immer so sicher wirkenden
Beispiele nach – die Philharmoniker
die Tänze in Aussicht genommen. Nun
ging Hellmesberger weg – der
Dirigent ist noch unbekannt
Ferdinand Löwe war in Wien als Dirigent etabliert und leitete zu diesem Zeitpunkt die populären Gesellschaftskonzerte (Permoser 2004, Sp. 525 f.).
–,
jedenfalls wird Löwe im Konzertverein die Tänze Ihnen nach aufführen.
Hellmesberger hatte um rechtzeitige Einsendung von Notenmaterial für eine „Novitätenprobe“ der Wiener Philharmoniker am 28. September gebeten (Brief von Hellmesberger an Schenker vom 22. September 1903). Es muss sich dabei entweder um die Drei Gesänge für Frauenstimmen a cappella oder um die fast abgeschlossene Bearbeitung der Syrischen Tänze gehandelt haben. Auch wenn die Probe eines Vokalwerks mit den Philharmonikern unwahrscheinlich erscheint, scheiden die Syrischen Tänze aus, da von diesen zum fraglichen Zeitpunkt kein fertiges Stimmenmaterial vorlag. Eine Aufführung des Werks in den Folgejahren scheint nicht stattgefunden zu haben (vgl. Heuberger/Fromme 1905, S. 57, Heuberger/Fromme 1906, S. 70 u. Heuberger/Fromme 1907, S. 58). Am 18. November 1903 notierte Schenker in sein Tagebuch: „[a]uch Prag bestellt die ‚Syr. T.‘“ (Tagebücher Schenkers, 18. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4); eine dortige Aufführung konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Weinberger setzte sich für weitere Aufführungen ein (Brief an Schenker vom 17. November 1903), was eine Aufführung durch die Philharmoniker ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen lässt.
Zum Schluss eine Bitte: der bekannte Korrespondent (auch als
Schriftsteller sehr geschätzt) der „Neuen
Freien Presse“, Herr Dr. Paul Goldmann,
Berlin, Dessauerstraße 19, wünscht
wegen meiner kleinen Stücke
von Ihnen zum betreffenden Konzerte
eingeladen zu werden. Tuen Sie
es mir zuliebe, auch in Rücksicht
auf den gediegenen Mann, der kein
Musikerfreund ist, dennoch aber offenbar schreiben will nach Wien.
Auf Goldmann, Korrespondent der Neuen Freien Presse in Berlin, geht höchstwahrscheinlich die Meldung über eine erfolgreiche Uraufführung der Syrischen Tänze in Berlin zurück (N. N. 1903); eine Korrespondenz mit Busoni ist nicht nachzuweisen.
Und noch eins: der Verleger
bittet um Belassung des
Titels, da er im Falle eines
Erfolges nicht die vierhändigen
Stücke verkaufen könnte
und auch z. B. in Wien nicht
unter einem anderen Titel
die Sachen ausführen lassen
könnte.
Eine entsprechende Korrespondenz Schenkers mit Josef Weinberger konnte nicht ermittelt werden.
Also der Gesichtspunkt der Einheitlichkeit für
Berlin und Wien und der Verkauf
der Stücke sind ihm maßgebend.
Auch mir, glaube ich, tun
Sie einen Gefallen. Ich fürchte
mich vor einem „jüdischen
Komponisten“.
Die um die Jahrhundertwende einsetzenden Einwanderungswellen häufig orthodoxer Juden hatten in der Gesellschaft Wiens ein Gefühl des Umbruchs, Unsicherheit und mit wachsendem (kulturellem) jüdischen Einfluss in steigendem Maße Antisemitismus hervorgerufen (Botstein 2003, S. 11 ff.). Im Gegensatz zu zahlreichen sich um Assimilation und Anerkennung bemühenden Zeitgenossen (Cook 2007, S. 218) konvertierte Schenker nicht (ibid., S. 202). Ressentiments innerhalb der Wiener Gesellschaft waren in einem Maße präsent, dass Schenker sich bewusst gegen den Titelvorschlag Busonis („Jüdische Tanzweisen“, vgl. Brief vom 3. September 1903) wandte, auch wenn das Werk offenkundig Elemente jüdischer Musik verarbeitet (Cook 2007, S. 225; vgl. auch den vorangegangenen Brief).
Hat
doch in letzter Woche ein jüdischer
Studentenverein
Konnte aufgrund fehlender Anhaltspunkte nicht ermittelt werden; um die Jahrhundertwende entstanden in Wien zahlreiche jüdische Studentenverbindungen (Eberhard 1925, S. 183 f.).
mir die
Chormeisterstelle angetragen – nein, nein, das
geht nicht. Das kann mir
sehr, sehr schaden – zumal
ich sehr viel Chancen zu
einer Theorieprofessur
am hiesigen Konservatorium
habe.
Schenkers Hoffnung, eine Professur für Musiktheorie am Konservatorium zu erhalten, mündete erst am 15. Februar 1908 durch Vermittlung von Ludwig Karparth in ein Vorstellungsgespräch bei Hofrat Karl von Wiener (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 209 ff.). Das Verfahren war jedoch nicht von Erfolg gekrönt; Schenker blieb in Wien ohne universitären Lehrauftrag (Eybl 2003, S. 6). Auch ein zweiter Versuch durch Karparth in den Jahren 1932–1933, bei dem sich auch Wilhelm Furtwängler um eine Anstellung Schenkers an der Akademie der Künste bemühte, scheiterte (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 212 ff.).
Ihnen aber für alle Liebe,
Mühe, Teilnahme
besten, besten Dank
im Vorhinein. Bald
hoffe ich ihn, spätestens
etwa am 14., mündlich
abstatten zu können.
Mit mir kommen zwei
junge Freunde.
Fest steht, dass Moriz Violin Schenker nach Berlin begleitete (Tagebücher Schenkers, 4. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4). Bei der zweiten Person könnte es sich um Alfons v. Rothschild (vgl. den vorherigen Brief sowie die dortige Kommentierung) oder Moriz Rosenthal gehandelt haben (vgl. Schenkers Brief an Rosenthal vom 28. Oktober 1903).
Viele, viele Grüße
an Sie und Ihre Frau Gemahlin.
Ich muss nun weiter
korrigieren!
Ihr ergebener und
dankbarer
H. Schenker
|
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2Diplomatische Umschrift
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Hauptsache, wildes Tempo, u. Ra- serei. Ich habe die Partitur viel- fach corrigirt, (sie ist leider
so undeutlich geschrieben!), auch
sonst noch einige wichtige Winke gegeben,
u. glaube, dass besonders No 2
„Allegro con fuoco“ (Federhofer 1982, S. 375).
am
besten gelungen ist. Ich habe auch
die Orchesterstim̅en selbst corrigirt,
um so angenehm als möglich den Musi- kern die Probe zu machen, u. Ihnen das
Vorwärtskom̅en leichter. Leider
habe ich die Doubletten
„Doublette“: hier die (handschriftlichen) Mehrfertigungen einer Vorlagenstimme durch einen Kopisten, wobei die Vorlage zumeist von einer anderen Person angefertigt wurde. Schenker befürchtet offenbar eine fehlerhafte Übertragung der Vorlagen in das Aufführungsmaterial, was, besonders bei knapper Probenzeit, durchaus problematisch sein konnte.
zu No 1,
„Andante espressivo, Allegro scherzando“ (Federhofer 1982, S. 375).
2, 3
„Allegretto“ (Federhofer 1982, S. 375).
gar nicht selbst gesehen: wer weiss, welche
Teufel sie in sich haben mögen?
Daher beschloss ich, No 4
„Allegro molto passionato“ (Federhofer 1982, S. 375).
heute
selbst ganz (samt allen Doubletten)
durchzusehen, dam u. es Ihnen mor- gen zukom̅en zu lassen, damit
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3Diplomatische Umschrift
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[2]
wenigstens eine, was Copirfehler
anbelangt, todtsichere Num̅er zur Ver- fügung stehe, sollten die übrigen Doubletten
allzu fehlerhaft sein.
Busoni bestätigte gegenüber Schönberg den Erhalt der Stimmen im Brief vom 14. Oktober. Die Anfertigung der Stimmen bzw. ihrer Korrekturabzüge hatte sich aufgrund einer Erkrankung der Kopisten Weinbergers verzögert. Offenbar hatte Busoni den 8. Oktober als spätesten Abgabetermin gefordert (Brief von Weinberger an Schenker vom 6. Oktober 1903), weshalb wenig Zeit für Korrekturen blieb.
Ich will nach Berlin kom̅en, – wann
beiläufig findet die erste oder letzte
Probe statt? Wollen Sie mir
das gütigst schreiben.
Eine entsprechende Antwort liegt nicht vor; erst am 4. November notiert Schenker in sein Tagebuch: „nach Berlin mit Floriz bei Brodes
Transkription unsicher:
unleserlich.
“ (Tagebücher Schenkers, 4. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4).
Es wird Sie zum Schluss freuen,
zu hören, dass unsere Gesellschafts- conc[e]rte (im İİİ ordentlichen Abend)
Neben den „ordentlichen“, also regulären Konzerten veranstaltete die Gesellschaft der Musikfreunde auch eine Reihe weiterer „außerordentlicher“ Konzerte (vgl. etwa Heuberger/Fromme 1904, S. 92 f.).
Frauenchöre von mir zur Aufführung
bringen!
Am 28. Februar 1904 kamen im Rahmen des dritten regulären Gesellschaftskonzerts (Heuberger/Fromme 1905, S. 57) aus den Drei Gesängen für Frauenstimmen a cappella Nr. 1 („Agnes“) und Nr. 2 („Im Rosenbusch der Liebe schlief“) unter Leitung von Ferdinand Löwe zur Aufführung (Brief von Lafite an Schenker vom 25. Mai 1903). Das Werk wurde nur zurückhaltend aufgenommen (vgl. J. K. 1904).
– was in Wien viel heißt –,
u. dass in Brünn die von mir
im Vorjahre bearbeitete Cantate
von Bach für Sopran u Bass,
die ich mit sehr viel Erfolg hier pro- ducirte u. dirigirte, zur Wie- derholung gelangt.
Schenker notierte eine entsprechende Anfrage am 26. September in sein Tagebuch (Tagebücher Schenkers, 26. September 1903, US-RIVu, OJ 1/4). Ob es zu besagter Wiederholung kam, ist unklar.
Auch haben[2]
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wenigstens eine, was <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>opi<reg>e</reg>rfehler
<lb/>anbelangt, tod<orig>t</orig>sichere Nu<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>er zur Ver
<lb break="no"/>fügung stehe, sollten die übrigen Doubletten
<lb/>allzu fehlerhaft sein.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300017">Busoni</persName> bestätigte gegenüber <persName key="E0300023">Schönberg</persName> den Erhalt der Stimmen im <ref target="#D0100004">Brief vom <date when-iso="1903-10-14">14. Oktober</date></ref>. Die Anfertigung der Stimmen bzw. ihrer Korrekturabzüge hatte sich aufgrund einer Erkrankung der Kopisten <persName key="E0300235">Weinbergers</persName> verzögert. Offenbar hatte <persName key="E0300017">Busoni</persName> den <date when-iso="1903-10-08">8. Oktober</date> als spätesten Abgabetermin gefordert (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-15-12_6.html">Brief von <orgName key="E0600040">Weinberger</orgName> an <persName key="E0300024">Schenker</persName> vom <date when-iso="1903-10-06">6. Oktober 1903</date></ref></bibl>), weshalb wenig Zeit für Korrekturen blieb.</note>
</p>
<p rend="indent-first">Ich will nach <placeName key="E0500029" rend="latin">Berlin</placeName> ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en<orig>,</orig> – wann
<lb/>beiläufig findet die erste oder letzte
<lb/>Probe statt? Wollen Sie mir
<lb/>das gütigst schreiben.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Eine entsprechende Antwort liegt nicht vor; erst am <date when-iso="1903-11-04">4. November</date> notiert <persName key="E0300024">Schenker</persName> in sein Tagebuch: <q>nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> mit <persName key="E0300222">Floriz</persName> bei <unclear reason="illegible" cert="high">Brodes</unclear></q> (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/diaries/OJ-01-04_1903-11/r0001.html">Tagebücher Schenkers, <date when-iso="1903-11-04">4. November 1903</date></ref>, <idno>US-RIVu, OJ 1/4</idno></bibl>).</note>
</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Es wird Sie zum Schluss freuen<orig>,</orig>
<lb/>zu hören, dass unsere <hi rend="underline">Gesellschafts
<lb break="no"/><seg rend="latin"><choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice><supplied reason="omitted">e</supplied>rte</seg></hi> (im <choice><orig>İİİ</orig><reg>III</reg></choice><reg>.</reg> ordentlichen Abend)
<note type="commentary" resp="#E0300318">Neben den <soCalled rend="dq-du">ordentlichen</soCalled>, also regulären Konzerten veranstaltete die <orgName key="E0600047">Gesellschaft der Musikfreunde</orgName> auch eine Reihe weiterer <soCalled rend="dq-du">außerordentlicher</soCalled> Konzerte (vgl. etwa <bibl><ref target="#E0800153"/>, S. 92 f.</bibl>).</note>
<lb/><rs key="E0400333">Frauenchöre</rs> von mir zur Aufführung
<lb/>bringen!
<note type="commentary" resp="#E0300318">Am <date when-iso="1904-02-28">28. Februar 1904</date> kamen im Rahmen des dritten regulären <orgName key="E0600091">Gesellschaftskonzerts</orgName> (<bibl><ref target="#E0800157"/>, S. 57</bibl>) aus den <title key="E0400333">Drei Gesängen für Frauenstimmen a cappella</title> Nr. 1 (<title rend="dq-du" key="E0400420">Agnes</title>) und Nr. 2 (<title rend="dq-du" key="E0400421">Im Rosenbusch der Liebe schlief</title>) unter Leitung von <persName key="E0300236">Ferdinand Löwe</persName> zur Aufführung (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-12-29_2.html">Brief von <persName key="E0300279">Lafite</persName> an <persName key="E0300024">Schenker</persName> vom <date when-iso="1903-05-25">25. Mai 1903</date></ref></bibl>). Das Werk wurde nur zurückhaltend aufgenommen (vgl. <bibl><ref target="#E0800146"/></bibl>).</note>
– was in <placeName key="E0500002" rend="latin">Wien</placeName> viel heißt –<orig>,</orig>
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> dass in <placeName key="E0500063" rend="latin">Brünn</placeName> die von mir
<lb/>im Vorjahre <rs key="E0400275">bearbeitete <seg rend="latin"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>antate
<lb/>von <persName key="E0300012">Bach</persName> für Sopran <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> Bass</seg></rs>,
<lb/>die ich mit sehr viel Erfolg hier pro
<lb break="no"/>du<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>i<reg>e</reg>rte <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> dirigi<reg>e</reg>rte, zur Wie
<lb break="no"/>derholung gelangt.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300024">Schenker</persName> notierte eine entsprechende Anfrage am <date when-iso="1903-09-26">26. September</date> in sein Tagebuch (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/diaries/OJ-01-04_1903-09/r0001.html">Tagebücher Schenkers, <date when-iso="1903-09-26">26. September 1903</date></ref>, <idno>US-RIVu, OJ 1/4</idno></bibl>). Ob es zu besagter Wiederholung kam, ist unklar.</note>
Auch haben
<note type="foliation" place="bottom-right" resp="#archive">[2]</note>
</p></div>
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4Faksimile
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4Diplomatische Umschrift
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– Ihrem im̅er so sicher wirkenden
Beispiele nach – die Philharmoniker
die Tänze in Aussicht genom̅en. Nun
ging Hellmesberger weg, – der
Dirigent ist noch unbekan̅t,
Ferdinand Löwe war in Wien als Dirigent etabliert und leitete zu diesem Zeitpunkt die populären Gesellschaftskonzerte (Permoser 2004, Sp. 525 f.).
–
jedenfalls wird Löwe im Concert- verein die Tänze Ihnen nach auf- führen.
Hellmesberger hatte um rechtzeitige Einsendung von Notenmaterial für eine „Novitätenprobe“ der Wiener Philharmoniker am 28. September gebeten (Brief von Hellmesberger an Schenker vom 22. September 1903). Es muss sich dabei entweder um die Drei Gesänge für Frauenstimmen a cappella oder um die fast abgeschlossene Bearbeitung der Syrischen Tänze gehandelt haben. Auch wenn die Probe eines Vokalwerks mit den Philharmonikern unwahrscheinlich erscheint, scheiden die Syrischen Tänze aus, da von diesen zum fraglichen Zeitpunkt kein fertiges Stimmenmaterial vorlag. Eine Aufführung des Werks in den Folgejahren scheint nicht stattgefunden zu haben (vgl. Heuberger/Fromme 1905, S. 57, Heuberger/Fromme 1906, S. 70 u. Heuberger/Fromme 1907, S. 58). Am 18. November 1903 notierte Schenker in sein Tagebuch: „[a]uch Prag bestellt die ‚Syr. T.‘“ (Tagebücher Schenkers, 18. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4); eine dortige Aufführung konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Weinberger setzte sich für weitere Aufführungen ein (Brief an Schenker vom 17. November 1903), was eine Aufführung durch die Philharmoniker ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen lässt.
Zum Schluss eine Bitte: der be- kan̅te Correspondent (auch als
Schriftsteller sehr geschätzt) der „N.
Fr. Presse“, H. Dr Paul Goldmann
Berlin, Dessauerstr. 19 wünscht
wegen meiner kleinen Stücke
von Ihnen zum betreffenden Concerte
eingeladen zu werden. Thuen Sie
es mir zu Liebe, auch in Rücksicht
auf den gediegenen […]
höchstens 3 Zeichen: unleserlich.
Mann der kein
Musikerfreund ist, dennoch aber offen- bar schreiben will nach Wien.
Auf Goldmann, Korrespondent der Neuen Freien Presse in Berlin, geht höchstwahrscheinlich die Meldung über eine erfolgreiche Uraufführung der Syrischen Tänze in Berlin zurück (N. N. 1903); eine Korrespondenz mit Busoni ist nicht nachzuweisen.
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<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
– Ihrem i<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>er so sicher wirkenden
<lb/>Beispiele nach – <rs key="E0600090">die <seg rend="latin">Philharmoniker</seg></rs>
<lb/><rs key="E0400017">die Tänze</rs> in Aussicht geno<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en. Nun
<lb/>ging <persName key="E0300282" rend="latin">Hellmesberger</persName> weg<orig>,</orig> – der
<lb/>Dirigent ist noch unbeka<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>t<orig>,</orig>
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300236">Ferdinand Löwe</persName> war in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> als Dirigent etabliert und leitete zu diesem Zeitpunkt die populären <orgName key="E0600091">Gesellschaftskonzerte</orgName> (<bibl><ref target="#E0800147"/>, Sp. 525 f.</bibl>).</note>
–<reg>,</reg>
<lb/>jedenfalls wird <persName key="E0300236" rend="latin">Löwe</persName> im <orgName key="E0600350"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ert
<lb break="no"/>verein</orgName> <rs key="E0400017">die Tänze</rs> Ihnen nach auf
<lb break="no"/>führen.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300282">Hellmesberger</persName> hatte um rechtzeitige Einsendung von Notenmaterial für eine <q rend="dq-du">Novitätenprobe</q> der <orgName key="E0600090">Wiener Philharmoniker</orgName> am <date when-iso="1903-09-28">28. September</date> gebeten (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-11-46_1.html">Brief von <persName key="E0300282">Hellmesberger</persName> an <persName key="E0300024">Schenker</persName> vom <date when-iso="1903-09-22">22. September 1903</date></ref></bibl>). Es muss sich dabei entweder um die <title key="E0400333">Drei Gesänge für Frauenstimmen a cappella</title> oder um die fast abgeschlossene <rs key="E0400017">Bearbeitung der Syrischen Tänze</rs> gehandelt haben. Auch wenn die Probe eines Vokalwerks mit den <orgName key="E0600090">Philharmonikern</orgName> unwahrscheinlich erscheint, scheiden die <title key="E0400017">Syrischen Tänze</title> aus, da von diesen zum fraglichen Zeitpunkt kein fertiges Stimmenmaterial vorlag. Eine Aufführung des Werks in den Folgejahren scheint nicht stattgefunden zu haben (vgl. <bibl><ref target="#E0800157"/>, S. 57, <ref target="#E0800158"/>, S. 70 u. <ref target="#E0800159"/>, S. 58</bibl>). Am <date when-iso="1903-11-18">18. November 1903</date> notierte <persName key="E0300024">Schenker</persName> in sein Tagebuch: <q rend="dq-du">[a]uch <placeName key="E0500009">Prag</placeName> bestellt die <title key="E0400017"><soCalled rend="dq-du">Syr. T.</soCalled></title></q> (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/diaries/OJ-01-04_1903-11/r0004.html">Tagebücher Schenkers, <date when-iso="1903-11-18">18. November 1903</date></ref>, <idno>US-RIVu, OJ 1/4</idno></bibl>); eine dortige Aufführung konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden. <persName key="E0300235">Weinberger</persName> setzte sich für weitere Aufführungen ein (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-15-12_7.html">Brief an <persName key="E0300024">Schenker</persName> vom <date when-iso="1903-11-17">17. November 1903</date></ref></bibl>), was eine Aufführung durch die <orgName key="E0600090">Philharmoniker</orgName> ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen lässt.</note>
</p>
<p>Zum Schluss eine Bitte: der be
<lb break="no"/>ka<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>te <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>orrespondent (auch als
<lb/>Schriftsteller sehr geschätzt) der <orgName key="E0600035" rend="dq-du"><choice><abbr>N.</abbr><expan>Neuen</expan></choice>
<lb/><choice><abbr>Fr.</abbr><expan>Freien</expan></choice> Presse</orgName>, <choice><abbr><hi rend="kurrent">H</hi>.</abbr><expan>Herr</expan></choice> <seg rend="underline"><persName key="E0300283">D<seg rend="underline sup">r</seg><reg>.</reg> Paul Goldmann</persName><reg>,</reg>
<lb/><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, <placeName key="E0500466">Dessauer<choice><abbr>str.</abbr><expan>straße</expan></choice> 19</placeName></seg><reg>,</reg> wünscht
<lb/>wegen <rs key="E0400017">meiner kleinen Stücke</rs>
<lb/>von Ihnen zum betreffenden <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>on<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>erte
<lb/>eingeladen zu werden. T<orig>h</orig>uen Sie
<lb/>es mir zu<choice><orig> L</orig><reg>l</reg></choice>iebe, auch in Rücksicht
<lb/>auf den gediegenen <subst><del rend="overwritten"><gap atMost="3" unit="char" reason="illegible"/></del><add place="across">Mann</add></subst><reg>,</reg> der <hi rend="underline">kein
<lb/>Musikerfreund</hi> ist, dennoch aber offen
<lb break="no"/><seg rend="indent">bar schreiben will nach <placeName key="E0500002">Wien</placeName>.</seg>
<note type="commentary" resp="#E0300318">Auf <persName key="E0300283">Goldmann</persName>, Korrespondent der <orgName key="E0600035">Neuen Freien Presse</orgName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>, geht höchstwahrscheinlich die Meldung über eine erfolgreiche Uraufführung der <title key="E0400017">Syrischen Tänze</title> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> zurück (<bibl><ref target="#E0800111"/></bibl>); eine Korrespondenz mit <persName key="E0300017">Busoni</persName> ist nicht nachzuweisen.</note>
</p>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_blue">
<stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
</note>
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5Faksimile
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5Diplomatische Umschrift
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B II, 4424 [3]
Und noch Eins: der Verleger
bittet um Belassung des
Titels, da er im Falle eines
Erfolges nicht die 4-haendigen
Stücke verkaufen kön̅te,
u. auch z. b. in Wien nicht
unter aneinem anderen Titel
die Sachen ausführen lassen
kön̅te.
Eine entsprechende Korrespondenz Schenkers mit Josef Weinberger konnte nicht ermittelt werden.
Also der Gesichts- punkt der Einheitlichkeit für
Berlin u Wien., u. der Verkauf
der Stücke sind ihm massgebend.
Auch mir glaube ich, thun
Sie einen Gefallen. Ich fürchte
mich vor einem „jüdischen
Componisten“.
Die um die Jahrhundertwende einsetzenden Einwanderungswellen häufig orthodoxer Juden hatten in der Gesellschaft Wiens ein Gefühl des Umbruchs, Unsicherheit und mit wachsendem (kulturellem) jüdischen Einfluss in steigendem Maße Antisemitismus hervorgerufen (Botstein 2003, S. 11 ff.). Im Gegensatz zu zahlreichen sich um Assimilation und Anerkennung bemühenden Zeitgenossen (Cook 2007, S. 218) konvertierte Schenker nicht (ibid., S. 202). Ressentiments innerhalb der Wiener Gesellschaft waren in einem Maße präsent, dass Schenker sich bewusst gegen den Titelvorschlag Busonis („Jüdische Tanzweisen“, vgl. Brief vom 3. September 1903) wandte, auch wenn das Werk offenkundig Elemente jüdischer Musik verarbeitet (Cook 2007, S. 225; vgl. auch den vorangegangenen Brief).
Hat
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[3]
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<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" rend="indent" resp="#arch_black_2">B II, 4424</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[3]</note>
<p>Und noch <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>ins: der <rs key="E0300235">Verleger</rs>
<lb/>bittet um Belassung des
<lb/>Titels, da er im Falle eines
<lb/>Erfolges nicht <rs key="E0400016">die <choice><orig>4-hae</orig><reg>vierhä</reg></choice>ndigen
<lb/>Stücke</rs> verkaufen kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>te<orig>,</orig>
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auch z. <choice><sic>b.</sic><corr>B.</corr></choice> in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> nicht
<lb/>unter <subst><del rend="overwritten">an</del><add place="across">ei</add></subst>nem anderen Titel
<lb/>die Sachen ausführen lassen
<lb/>kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>te.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Eine entsprechende Korrespondenz <persName key="E0300024">Schenkers</persName> mit <persName key="E0300235">Josef Weinberger</persName> konnte nicht ermittelt werden.</note>
Also der Gesichts
<lb break="no"/>punkt der Einheitlichkeit für
<lb/><placeName key="E0500029">Berlin</placeName> <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> <placeName key="E0500002">Wien</placeName><subst><del rend="overwritten">.</del><add place="across"><orig>,</orig></add></subst> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> der Verkauf
<lb/>der Stücke sind ihm ma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>gebend.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Auch mir<reg>,</reg> glaube ich, t<orig>h</orig>un
<lb/>Sie einen Gefallen. Ich fürchte
<lb/><seg rend="align(center)">mich vor einem <soCalled rend="dq-du">jüdischen
<lb/><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>omponisten</soCalled>.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Die um die Jahrhundertwende einsetzenden Einwanderungswellen häufig orthodoxer Juden hatten in der Gesellschaft <placeName key="E0500002">Wiens</placeName> ein Gefühl des Umbruchs, Unsicherheit und mit wachsendem (kulturellem) jüdischen Einfluss in steigendem Maße Antisemitismus hervorgerufen (<bibl><ref target="#E0800225"/>, S. 11 ff.</bibl>). Im Gegensatz zu zahlreichen sich um Assimilation und Anerkennung bemühenden Zeitgenossen (<bibl><ref target="#E0800224"/>, S. 218</bibl>) konvertierte <persName key="E0300024">Schenker</persName> nicht (<bibl><ref target="#E0800224"/>, S. 202</bibl>). Ressentiments innerhalb der <placeName key="E0500002">Wiener</placeName> Gesellschaft waren in einem Maße präsent, dass <persName key="E0300024">Schenker</persName> sich bewusst gegen den Titelvorschlag <persName key="E0300017">Busonis</persName> (<soCalled>Jüdische Tanzweisen</soCalled>, vgl. <bibl><ref target="#D0100082">Brief vom <date when-iso="1903-09-03">3. September 1903</date></ref></bibl>) wandte, auch wenn das Werk offenkundig Elemente jüdischer Musik verarbeitet (<bibl><ref target="#E0800224"/>, S. 225</bibl>; vgl. auch den <ref target="#D0100083">vorangegangenen Brief</ref>).</note>
Hat</seg>
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</p></div>
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6Faksimile
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6Diplomatische Umschrift
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doch in lester Woche ein jüdscher
Studentenverein
Konnte aufgrund fehlender Anhaltspunkte nicht ermittelt werden; um die Jahrhundertwende entstanden in Wien zahlreiche jüdische Studentenverbindungen (Eberhard 1925, S. 183 f.).
mi[…]
höchstens 1 Zeichen: unleserlich.
r die
Transkription unsicher:
unleserlich.
Chormeisterstelle angetra- gen: – · – nein, nein, das
geht nicht. Das kann mir
sehr, sehr schaden, – zumal
ich sehr viel Chancen zu
einer Theorieprofessur
am hiesigen Conservatorium
habe.
Schenkers Hoffnung, eine Professur für Musiktheorie am Konservatorium zu erhalten, mündete erst am 15. Februar 1908 durch Vermittlung von Ludwig Karparth in ein Vorstellungsgespräch bei Hofrat Karl von Wiener (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 209 ff.). Das Verfahren war jedoch nicht von Erfolg gekrönt; Schenker blieb in Wien ohne universitären Lehrauftrag (Eybl 2003, S. 6). Auch ein zweiter Versuch durch Karparth in den Jahren 1932–1933, bei dem sich auch Wilhelm Furtwängler um eine Anstellung Schenkers an der Akademie der Künste bemühte, scheiterte (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 212 ff.).
Ihnen aber für alle Liebe,
Mühe, Theilnahme
besten, besten Dank
im Vorhinein. Bald
hoffe ich ihn, spaetestens
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
doch in le<choice><orig>s</orig><reg>tz</reg></choice>ter Woche ein jüd<reg>i</reg>scher
<lb/>Studentenverein
<note type="commentary" resp="#E0300318">Konnte aufgrund fehlender Anhaltspunkte nicht ermittelt werden; um die Jahrhundertwende entstanden in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> zahlreiche jüdische Studentenverbindungen (<bibl><ref target="#E0800149"/>, S. 183 f.</bibl>).</note>
mi<subst><del rend="strikethrough"><gap atMost="1" unit="char" reason="illegible"/></del><add place="across">r</add></subst> <unclear cert="high" reason="illegible">die</unclear>
<lb/>Chormeisterstelle angetra
<lb break="no"/>gen<orig>: – ·</orig> – nein, nein, das
<lb/>geht nicht. Das kann mir
<lb/>sehr, sehr schaden<orig>,</orig> – zumal
<lb/>ich sehr viel <hi rend="latin">Chancen</hi> zu
<lb/>einer Theorieprofessur
<lb/>am hiesigen <orgName key="E0600049" rend="latin"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>onservatorium</orgName>
<lb/>habe.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300024">Schenkers</persName> Hoffnung, eine Professur für Musiktheorie am <orgName key="E0600049">Konservatorium</orgName> zu erhalten, mündete erst am <date when-iso="1908-02-15">15. Februar 1908</date> durch Vermittlung von <persName key="E0300397">Ludwig Karparth</persName> in ein Vorstellungsgespräch bei Hofrat <persName key="E0300062">Karl von Wiener</persName> (<bibl><ref target="#E0800103"/>, S. 209 ff.</bibl>). Das Verfahren war jedoch nicht von Erfolg gekrönt; Schenker blieb in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> ohne universitären Lehrauftrag (<bibl><ref target="#E0800164"/>, S. 6</bibl>). Auch ein zweiter Versuch durch <persName key="E0300397">Karparth</persName> in den Jahren <date when-iso="1932/1933">1932–1933</date>, bei dem sich auch <persName key="E0300398">Wilhelm Furtwängler</persName> um eine Anstellung <persName key="E0300024">Schenkers</persName> an der <orgName key="E0600083">Akademie der Künste</orgName> bemühte, scheiterte (<bibl><ref target="#E0800103"/>, S. 212 ff.</bibl>).</note>
</p>
<p type="pre-split">Ihnen aber für alle Liebe,
<lb/>Mühe, T<orig>h</orig>eilnahme
<lb/>besten, besten Dank
<lb/>im Vorhinein. Bald
<lb/>hoffe ich ihn, sp<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>testens
</p></div>
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7Faksimile
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7Diplomatische Umschrift
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[4]
etwa am 14ten, mündlich
Transkription unsicher:
unleserlich.
abstatten zu kön̅en.
Mit mir kom̅en zwei
junge Freunde.
Fest steht, dass Moriz Violin Schenker nach Berlin begleitete (Tagebücher Schenkers, 4. November 1903, US-RIVu, OJ 1/4). Bei der zweiten Person könnte es sich um Alfons v. Rothschild (vgl. den vorherigen Brief sowie die dortige Kommentierung) oder Moriz Rosenthal gehandelt haben (vgl. Schenkers Brief an Rosenthal vom 28. Oktober 1903).
Viele, viele Grüße
an Sie u. Ihre Frau Gemalin.
Ich muss nun weiter
corrigiren!
Ihr ergb. u
dankbarer
H Schenker
[4]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[4]</note>
etwa am <date when-iso="1903-10-14">14<choice><orig><seg rend="sup underline">ten</seg></orig><reg>.</reg></choice></date>, <unclear reason="illegible" cert="high">mündlich</unclear>
<lb/>abstatten zu kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en.</p>
<p rend="indent-first">Mit mir ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en zwei
<lb/>junge Freunde.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Fest steht, dass <persName key="E0300222">Moriz Violin</persName> <persName key="E0300024">Schenker</persName> nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> begleitete (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/diaries/OJ-01-04_1903-11/r0001.html">Tagebücher Schenkers, <date when-iso="1903-11-04">4. November 1903</date></ref>, <idno>US-RIVu, OJ 1/4</idno></bibl>). Bei der zweiten Person könnte es sich um <persName key="E0300257">Alfons v. Rothschild</persName> (vgl. den <ref target="#D0100083">vorherigen Brief</ref> sowie die dortige Kommentierung) oder <persName key="E0300254">Moriz Rosenthal</persName> gehandelt haben (vgl. <bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-13-29_7.html"><persName key="E0300024">Schenkers</persName> Brief an <persName key="E0300254">Rosenthal</persName> vom <date when-iso="1903-10-28">28. Oktober 1903</date></ref></bibl>).</note>
</p>
<p>Viele, viele Grüße
<lb/>an Sie <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Ihre <rs key="E0300059">Frau Gema<reg>h</reg>lin</rs>.
<lb/>Ich muss nun weiter
<lb/><choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>orrigi<reg>e</reg>ren!</p>
<closer rend="align(right)">
<salute>Ihr <choice><abbr>ergb.</abbr><expan>ergebener</expan></choice> <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>dankbarer</salute>
<signed><persName key="E0300024"><choice><orig>H</orig><reg>H. </reg></choice> Schenker</persName></signed>
</closer>
<note type="foliation" place="bottom-right" resp="#archive">[4]</note>
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8Faksimile
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8Diplomatische Umschrift
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8XML
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[Rückseite von Textseite 7] Schenker 12
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<note type="objdesc" resp="#E0300318">[Rückseite von Textseite 7]</note>
<note type="annotation" place="margin-left" rend="rotate(-90)" resp="#unknown_hand">Schenker 12</note>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_blue">
<stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
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