Mit Freude melde ich Ihnen:
die Partitur wird Ihnen rechtzeitig,
(spätestens 9ten October, oder: ist
das schon zu spät??) eingesendet
werden. Sie ist von Schönberg’s Factur, jedoch habe ich noch gestern
eigens eine Reise gemacht, um
mir einen Einfluss auf die Partitur
zu sichern,.Schönberg hielt sich bei Zemlinsky in Payerbach auf (Federhofer 1982, S. 373); ob ihn Schenker dort tatsächlich besucht hat, ist unklar. Bereits am 12. September meldete Schönberg die Fertigstellung des ersten Tanzes und stellte die der weiteren innerhalb von zwei Wochen in Aussicht (Brief an Schenker vom 12. September 1903).
Jedenfalls werde ich bei der Druck- legung der nächsten 2 Hefte so
vorsichtig sein, sofort selbst die Par- titur zu schreiben, wenn ich auch
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin[1]
Mit Freude melde ich Ihnen:
die Partitur wird Ihnen rechtzeitig
(spätestens 9. Oktober, oder: ist
das schon zu spät?) eingesendet
werden. Sie ist von Schönbergs
Faktur, jedoch habe ich noch gestern
eigens eine Reise gemacht, um
mir einen Einfluss auf die Partitur
zu sichern.Schönberg hielt sich bei Zemlinsky in Payerbach auf (Federhofer 1982, S. 373); ob ihn Schenker dort tatsächlich besucht hat, ist unklar. Bereits am 12. September meldete Schönberg die Fertigstellung des ersten Tanzes und stellte die der weiteren innerhalb von zwei Wochen in Aussicht (Brief an Schenker vom 12. September 1903).
Jedenfalls werde ich bei der Drucklegung der nächsten zwei Hefte so
vorsichtig sein, sofort selbst die Partitur zu schreiben, wenn ich auch
nicht daran denke, sie als original gelten
zu lassen. Es ist angesichts der furchtbaren Strömungen vielleicht schädlich,
einen so starken Nachdruck auf ein
solches Erzeugnis zu legen: daher
meine ursprüngliche Vorsicht der
vierhändigen Fassung, der sich sodann
die Vorsicht des Verlegers im Titel
beigesellte.
Und nun zu der von Ihnen angeregten
Frage.
In GmundenSchenker verbrachte in Gmunden den Sommer 1903 (Tagebücher Schenkers 1903, US-RIVu, OJ 1/4).
hielt ich Umfrage:
Kaiserlicher Rat Albert Gutmann, Ihr WienerImpresario,Albert Gutmann war etwa seit 1884 Busonis Konzertagent u. a. für Österreich (Busoni/Weindel 2015, S. 814).
war gegen Ihre Titelversion, „sie sei heute zu gefährlich“,
dagegen z. B. der kluge Seuffert,
der Geschäftsfreund Bösendorfers,Eduard Seuffert war seit 1881 als Prokurist bei Bösendorfer tätig (Fastl 2006, S. 2208).
für
Ihre Meinung.Ein entsprechender Austausch ist im Schenker-Nachlass der Oswald Jonas Memorial Collection nicht erhalten.
Ganz enge
Freunde meinen, Sie hätten Recht
für Berlin: Dort ginge es an, und
es verbürge sogar Erfolg; offenbar,
so meinen sie, kam Ihre Anregung eben
aus den Berliner Verhältnissen.Tatsächlich hielt Schenker eine Aufführung in Wien nicht für erfolgversprechend (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 35). Berlin hingegen galt als aufstrebende, moderne Stadt mit lebendigem kulturellen Leben (Dümling 2003, S. 153 ff.).
Wenigstens
sei eine Partei für den Autor, etc.
Den Titel würden sie aber lieber
vorschlagen: „Tänze (oder Suite)
nach jüdischen Volksweisen“.
Auch ich habe Lust, Farbe zu bekennen.
Daher bitte ich Sie, von Ihrer Idee
Gebrauch zu machen und nur davon
abzustehen, sollten Sie unvermutet
(z. B. schon beim Orchester, oder sonst)
Nachteil für Ihre Person, oder
für die Sache und mich, befürchten
müssen. Dann lieber das nichtssagende: „Syrische Tänze“.Erwägungen bzgl. des Titels der Syrischen Tänze sind seit dem Brief Busonis vom November 1899 regelmäßig Gegenstand der Korrespondenz. Schenkers Zurückhaltung gegenüber Busonis Wunsch, Einflüsse jüdischer Musik im Titel offenzulegen (vgl. Briefe vom Februar 1900 sowie September 1903), war nicht in der musikalischen Anlage begründet; vielmehr überwog die Furcht, als „jüdische[r] Komponist[…]“ (Brief vom 8. Oktober 1903) zu gelten. Letztendlich entschieden jedoch wirtschaftliche Erwägungen über die Vergabe des Titels (vgl. den folgenden Brief). Schenker selbst verwendete verschiedene Bezeichnungen für das Werk, u. a. „Hebräische Tänze“ oder „Tänze der Chassidim“ (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 32).
Also: Sie können ruhig die
Sache ankündigen. Sie erhalten
alle Stücke und haben dann die
Annehmlichkeit, selbst zu wählen.Busoni hatte zuvor lediglich um eine orchestrierte Auswahl der Syrischen Tänze gebeten. Auch Schönberg schlug vor, Busoni die Auswahl treffen zu lassen (Brief vom 12. September). Schließlich kam jedoch das vollständige Werk zur Aufführung (Federhofer 1982, S. 375).
Ich hoffe, den jungen Herrn Rothschild nach Berlin mitbringen
zu können, was riesigen
Spaß machen würde und mir vielleicht irgendwie nützen könnte.Ob Alfons v. Rothschild tatsächlich mit nach Berlin reiste, ist unklar. Schenker kündigte jedoch im folgenden Brief an, in Begleitung von zwei Personen anzureisen.
So viel (in Eile), es grüßt
Sie und Ihre Frau Gemahlin
aufs Herzlichste Ihr
ergebener und dankbarer
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<p rend="space-above">Mit Freude melde ich Ihnen:
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<p type="pre-split">Jedenfalls werde ich bei der Druck
<lb break="no"/>legung der nächsten <choice><orig>2</orig><reg>zwei</reg></choice> Hefte so
<lb/>vorsichtig sein, sofort selbst die Par
<lb break="no"/>titur zu schreiben, wenn ich auch
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
nicht daran denke, sie als original gelten
zu lassen. Es ist angesichts der furcht- baren Strömungen vielleicht schädlich,
einen so starken Nachdruck auf ein
solches Erzeugnis zu legen: daher
meine ursprüngliche Vorsicht der
4-händigen Fassung, der sich sodann
die Vorsicht des Verlegers im Titel
beigesellte.
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nicht daran denke, sie als original gelten
<lb/>zu lassen. Es ist angesichts der furcht
<lb break="no"/>baren Strömungen vielleicht schädlich,
<lb/>einen so starken Nachdruck auf ein
<lb/>solches Erzeugnis zu legen: daher
<lb/>meine ursprüngliche Vorsicht der
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<lb/>die Vorsicht des Verlegers im Titel
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<p>Und nun zu der von Ihnen angeregten
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für
<lb/>Ihre Meinung.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Ein entsprechender Austausch ist im <persName key="E0300024">Schenker</persName>-Nachlass der Oswald Jonas Memorial Collection nicht erhalten.</note>
Ganz enge
</p></div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
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Freunde meinen, Sie hätten Recht
für Berlin: dort ginge es an, u.
es verbürge sogar Erfolg; offenbar,
so meinen sie, kam Ihre Anregung eben
aus den Berliner Verhältnissen.Tatsächlich hielt Schenker eine Aufführung in Wien nicht für erfolgversprechend (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 35). Berlin hingegen galt als aufstrebende, moderne Stadt mit lebendigem kulturellen Leben (Dümling 2003, S. 153 ff.).
Wenigstens
sei eine Partei für den Autor, etc.
Den Titel würden sie aber lieber
vorschlagen: „Tänze (oder Suite)
nach jüdischen Volksweisen“
Auch ich habe Lust, Farbe zu beken̅en.
Daher bitte ich Sie, von Ihrer Idee
Gebrauch zu machen, u. nur davon
abzustehen, sollten Sie unvermuthet
(z. B. schon beim Orchester, oder sonst)
Nachteil für Ihre Person, oder
für die Sache u. mich befürchten
müssen. Dann lieber das nichts- sagende: „Syrische Tänze.“Erwägungen bzgl. des Titels der Syrischen Tänze sind seit dem Brief Busonis vom November 1899 regelmäßig Gegenstand der Korrespondenz. Schenkers Zurückhaltung gegenüber Busonis Wunsch, Einflüsse jüdischer Musik im Titel offenzulegen (vgl. Briefe vom Februar 1900 sowie September 1903), war nicht in der musikalischen Anlage begründet; vielmehr überwog die Furcht, als „jüdische[r] Komponist[…]“ (Brief vom 8. Oktober 1903) zu gelten. Letztendlich entschieden jedoch wirtschaftliche Erwägungen über die Vergabe des Titels (vgl. den folgenden Brief). Schenker selbst verwendete verschiedene Bezeichnungen für das Werk, u. a. „Hebräische Tänze“ oder „Tänze der Chassidim“ (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 32).
[2]
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<lb/>sei eine Partei für den Autor, etc.
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<lb/>Daher bitte ich Sie, von Ihrer Idee
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<lb/>(z. B. schon beim Orchester, oder sonst)
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4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
Also: Sie kön̅en ruhig die
Sache ankündigen. Sie erhalten
alle Stücke, u. haben dann die
Annehmlichkeit, selbst zu wählen.Busoni hatte zuvor lediglich um eine orchestrierte Auswahl der Syrischen Tänze gebeten. Auch Schönberg schlug vor, Busoni die Auswahl treffen zu lassen (Brief vom 12. September). Schließlich kam jedoch das vollständige Werk zur Aufführung (Federhofer 1982, S. 375). Ich hoffe, den jungen Herrn Roth- schild nach Berlin mitbringen
zu kön̅en, was riesigen
Spass machen würde, u. mir viel- leicht irgendwie nützen könnte.Ob Alfons v. Rothschild tatsächlich mit nach Berlin reiste, ist unklar. Schenker kündigte jedoch im folgenden Brief an, in Begleitung von zwei Personen anzureisen.
So viel (in Eile[)], es grüßt
Sie, u. Ihre Frau Gemalin aufs Herzlichste Ihr
ergeb. u[.] dankbarer
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<p>Also: Sie kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en ruhig die
<lb/>Sache ankündigen. Sie erhalten
<lb/>alle Stücke<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> haben dann die
<lb/>Annehmlichkeit, selbst zu wählen.
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5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
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Herr Ferruccio B. Busoni inBerlin W. Augsburgerstr 55.
Wien 1/[…]1 Zeichen: wenig Tinte.
d 1
9.9.03
4–5 N
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4432 | olim:
Mus.ep. H. Schenker 20 (Busoni-Nachl. B II)
|
Schenker sichert die fristgerechte Einsendung der Orchestrierung der Syrischen Tänze zu; gibt zur Titelfrage nach „Umfrage“ unter Freunden Unterschiede in den Wiener und Berliner„Verhältnissen“ zu bedenken; lässt Busoni freie Hand bei der Titelwahl für die Konzertankündigung.
Incipit
„Mit Freude melde ich Ihnen: die Partitur wird Ihnen rechtzeitig,“
Brief von Heinrich Schenker an Ferruccio Busoni (Wien, 9. September 1903), bearbeitet von Maximilian Furthmüller, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Heinrich Schenker, hrsg. von Christian Schaper, Ullrich Scheideler, Theresa Menard und Maximilian Furthmüller, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Juli 2018: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100083 (29. Dezember 2018: zur Freigabe vorgeschlagen)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Heinrich Schenker an Ferruccio Busoni (Wien, 9. September 1903)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Heinrich Schenker to Ferruccio Busoni (Vienna, 9 September 1903)</title>
<author key="E0300024">Heinrich Schenker</author>
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<resp>Prepared by</resp>
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<resp>Digitization by</resp>
<orgName key="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
<editor key="E0300317" role="subseries">Theresa Menard</editor>
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<handDesc>
<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300024">Hand des Absenders Heinrich Schenker, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_blue" scope="minor" medium="blue_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (blaue Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat.</handNote>
<handNote xml:id="arch_black_1" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die ursprüngliche Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat.</handNote>
<handNote xml:id="arch_black_2" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die erneute Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat.</handNote>
<handNote xml:id="arch_black_3" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der eine Datierung des Briefes mit Bleistift vorgenommen hat.</handNote>
<handNote xml:id="arch_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat.</handNote>
<handNote xml:id="post" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
</handDesc>
<accMat>
<pb n="5"/>
<address>
<addrLine>Herr</addrLine>
<addrLine rend="indent"><hi rend="underline"><persName key="E0300017">Ferruccio <choice><abbr>B.</abbr><expan>Benvenuto</expan></choice> Busoni</persName></hi></addrLine>
<addrLine rend="align(center)"><add place="above">in</add> <hi rend="underline"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName></hi></addrLine>
<addrLine rend="align(right)">W. <placeName key="E0500360">Augsburger<choice><orig>s</orig><reg> S</reg></choice>tr<reg>.</reg> 55.</placeName></addrLine>
</address>
<note type="stamp" place="bottom-left" resp="#post">
<stamp xml:id="post_abs" rend="round border majuscule rotate(-135)"><placeName key="E0500002">Wien</placeName> 1/<gap reason="low-ink" extent="1" unit="char"/>
<lb/><seg rend="minuscule">d</seg> 1
<lb/><date when-iso="1903-09-09">9.9.03</date>
<lb/>4–5 N
</stamp>
</note>
<pb n="6"/>
<address rend="align(center)">
<addrLine rend="indent">Abs<reg>.</reg>: <persName key="E0300024">D<seg rend="sup">r</seg><reg>.</reg> Heinrich Schenker</persName></addrLine>
<addrLine><placeName key="E0500002">Wien</placeName>, <placeName key="E0500379"><choice><orig>İİİ</orig><reg>III</reg></choice>.</placeName> <placeName key="E0500378">Reisnerstr<reg>.</reg> 38</placeName>.</addrLine>
</address>
<note type="stamp" place="right" resp="#post">
<stamp rend="round border align(center)" xml:id="post_rec">Bestellt<lb/>vom<lb/>Postamte 50<lb/><date when-iso="1903-09-10">10 9.03</date>.<lb/>12½–1½N. *</stamp>
</note>
<note type="shelfmark" place="bottom-center" resp="#arch_black_2" rend="align(center)">
<subst>
<add xml:id="addSig">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4432-Beil.</add>
<lb/>
<del xml:id="delSig1" rend="strikethrough"><stamp resp="#sbb_st_blue" rend="inline">Nachlaß Busoni</stamp><handShift new="#arch_red"/> B II</del>
</subst>
</note>
<note type="dating" place="bottom-center" resp="#arch_black_3" xml:id="arch_date">
<date when-iso="1903-09-09">9.9.1903</date><lb/>(m. 1 Marke)
</note>
<note type="shelfmark" place="bottom-center" resp="#arch_black_2" rend="align(center)">
<del rend="strikethrough" xml:id="delSig2"><handShift new="#arch_black_1"/>zu: Mus.ep. H. Schenker 20</del>
</note>
<substJoin target="#delSig1 #delSig2 #addSig"/>
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<origPlace key="E0500002">Wien</origPlace>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<hyphenation eol="hard" rend="sh">
<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
</hyphenation>
<punctuation marks="all" placement="external">
<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
</punctuation>
<quotation marks="none">
<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118607154" key="E0300024">Schenker, Heinrich</persName>
<date when="1903-09-09"/>
<placeName ref="http://www.geonames.org/2761369" key="E0500002">Wien</placeName>
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<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518011" key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName>
<placeName ref="http://www.geonames.org/2950159" key="E0500029">Berlin</placeName>
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<change when-iso="2018-07-16" who="#E0300318">Bearbeitung abgeschlossen; Status auf "proposed" gesetzt.</change>
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<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#arch_black_2" rend="rotate(-90)">
<subst>
<del rend="strikethrough"><handShift new="#arch_black_1"/>Mus.ep. H. Schenker 20 (Busoni-Nachl. <handShift new="#arch_red"/>B II<handShift new="#arch_black_1"/>)</del>
<add place="below"><handShift new="#arch_black_2"/>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4432</add>
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</note>
<opener>
<dateline rend="align(right)"><placeName key="E0500002">Wien</placeName>, <date when-iso="1903-09-09">9<reg>.</reg> September 1903</date></dateline>
<salute rend="space-above">Lieber <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> sehr verehrter Freund!</salute>
</opener>
<p rend="space-above">Mit Freude melde ich Ihnen:
<lb/><rs key="E0400017">die Partitur</rs> wird Ihnen rechtzeitig<orig>,</orig>
<lb/>(spätestens <date when-iso="1903-10-09">9<choice><orig><seg rend="sup underline">ten</seg></orig><reg>.</reg></choice> O<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>tober</date>, oder: ist
<lb/>das schon zu spät?<orig>?</orig>) eingesendet
<lb/>werden. Sie ist von <persName key="E0300023">Schönberg<orig>’</orig>s</persName>
<lb/>Fa<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>tur, jedoch habe ich noch gestern
<lb/>eigens eine Reise gemacht, um
<lb/>mir einen Einfluss auf die Partitur
<lb/>zu sichern<del rend="strikethrough">,</del>.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> hielt sich bei <persName key="E0300046">Zemlinsky</persName> in <placeName key="E0500038">Payerbach</placeName> auf (<bibl><ref target="#E0800006"/>, S. 373</bibl>); ob ihn <persName key="E0300024">Schenker</persName> dort tatsächlich besucht hat, ist unklar. Bereits am <date when-iso="1903-09-12">12. September</date> meldete <persName key="E0300023">Schönberg</persName> die Fertigstellung des ersten Tanzes und stellte die der weiteren innerhalb von zwei Wochen in Aussicht (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-14-15_1.html">Brief an <persName key="E0300024">Schenker</persName> vom <date when-iso="1903-09-12">12. September 1903</date></ref></bibl>).</note>
</p>
<p>Jedenfalls werde ich bei der Druck
<lb break="no"/>legung der nächsten <choice><orig>2</orig><reg>zwei</reg></choice> Hefte so
<lb/>vorsichtig sein, sofort selbst die Par
<lb break="no"/>titur zu schreiben, wenn ich auch
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
</note>
<note type="foliation" place="bottom-right" resp="#archive">[1]</note>
<pb n="2"/>
nicht daran denke, sie als original gelten
<lb/>zu lassen. Es ist angesichts der furcht
<lb break="no"/>baren Strömungen vielleicht schädlich,
<lb/>einen so starken Nachdruck auf ein
<lb/>solches Erzeugnis zu legen: daher
<lb/>meine ursprüngliche Vorsicht der
<lb/><rs key="E0400016"><choice><orig>4-</orig><reg>vier</reg></choice>händigen Fassung</rs>, der sich sodann
<lb/>die Vorsicht des Verlegers im Titel
<lb/>beigesellte.</p>
<p>Und nun zu der von Ihnen angeregten
<lb/>Frage.</p>
<p rend="indent-first">In <placeName key="E0500301">Gmunden</placeName>
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300024">Schenker</persName> verbrachte in <placeName key="E0500301">Gmunden</placeName> den Sommer <date when-iso="1903">1903</date> (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/diaries/OJ-01-04_1903-07/r0001.html">Tagebücher Schenkers <date when-iso="1903">1903</date></ref>, <idno>US-RIVu, OJ 1/4</idno></bibl>).</note>
hielt ich Umfrage:
<lb/><choice><abbr>K.</abbr><expan>Kaiserlicher</expan></choice> Rat<orig>h</orig> <persName key="E0300251" rend="latin"><choice><abbr>Alb.</abbr><expan>Albert</expan></choice> Gutmann</persName>, Ihr <placeName key="E0500002">Wiener</placeName> <seg rend="latin">Im
<lb break="no"/>presario</seg>,
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300251">Albert Gutmann</persName> war etwa seit <date when-iso="1884">1884</date> <persName key="E0300017">Busonis</persName> Konzertagent u. a. für <placeName key="E0500091">Österreich</placeName> (<bibl><ref target="#E0800023"/>, S. 814</bibl>).</note>
war gegen Ihre Titelver
<lb break="no"/>sion<supplied reason="omitted">,</supplied> <q rend="dq-du">sie sei heute zu gef<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>hrlich</q>,
<lb/>dagegen z. B. der kluge <persName key="E0300218">Seuffert</persName>,
<lb/>der Geschäftsfreund <persName key="E0300230">Bösendorfers</persName><reg>,</reg>
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300218">Eduard Seuffert</persName> war seit <date from-iso="1881">1881</date> als Prokurist bei <orgName key="E0600042">Bösendorfer</orgName> tätig (<bibl><ref target="#E0800160"/>, S. 2208</bibl>).</note>
für
<lb/>Ihre Meinung.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Ein entsprechender Austausch ist im <persName key="E0300024">Schenker</persName>-Nachlass der Oswald Jonas Memorial Collection nicht erhalten.</note>
Ganz enge
<pb n="3"/>
Freunde meinen, <hi rend="underline">Sie</hi> hätten Recht
<lb/>für <placeName key="E0500029"><hi rend="underline">Berlin</hi></placeName>: <choice><orig>d</orig><reg>D</reg></choice>ort ginge es an, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>es verbürge sogar Erfolg; offenbar,
<lb/>so meinen sie, kam Ihre Anregung eben
<lb/>aus den <placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Verhältnissen.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Tatsächlich hielt <persName key="E0300024">Schenker</persName> eine Aufführung in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> nicht für erfolgversprechend (<bibl><ref target="#E0800103"/>, S. 35</bibl>). <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> hingegen galt als aufstrebende, moderne Stadt mit lebendigem kulturellen Leben (<bibl><ref target="#E0800226"/>, S. 153 ff.</bibl>).</note>
Wenigstens
<lb/>sei eine Partei für den Autor, etc.
<lb/>Den Titel würden sie aber lieber
<lb/>vorschlagen: <title rend="dq-du" key="E0400017"><hi rend="underline">Tänze</hi> (oder <hi rend="underline">Suite</hi>)
<lb/><hi rend="underline">nach</hi> jüdischen <hi rend="underline">Volksweisen</hi></title><reg>.</reg></p>
<p>Auch ich habe Lust, Farbe zu beke<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en.
<lb/>Daher bitte ich Sie, von Ihrer Idee
<lb/>Gebrauch zu machen<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nur davon
<lb/>abzustehen, sollten Sie unvermut<orig>h</orig>et
<lb/>(z. B. schon beim Orchester, oder sonst)
<lb/>Nachteil für Ihre Person, oder
<lb/>für die Sache <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mich<reg>,</reg> befürchten
<lb/>müssen. Dann lieber das nichts
<lb break="no"/>sagende: <title key="E0400017" rend="dq-du">Syrische Tänze<orig>.</orig></title><reg>.</reg>
<note type="commentary" resp="#E0300318">Erwägungen bzgl. des Titels der <title key="E0400016">Syrischen Tänze</title> sind seit dem <ref target="#D0100064">Brief <persName key="E0300017">Busonis</persName> vom <date when-iso="1899-11">November 1899</date></ref> regelmäßig Gegenstand der Korrespondenz. <persName key="E0300024">Schenkers</persName> Zurückhaltung gegenüber <persName key="E0300017">Busonis</persName> Wunsch, Einflüsse jüdischer Musik im Titel offenzulegen (vgl. Briefe vom <ref target="#D0100077"><date when-iso="1900-02">Februar 1900</date></ref> sowie <ref target="#D0100082"><date when-iso="1903-09">September 1903</date></ref>), war nicht in der musikalischen Anlage begründet; vielmehr überwog die Furcht, als <q rend="dq-du">jüdische[r] Komponist[…]</q> (<bibl><ref target="#D0100084">Brief vom <date when-iso="1903-10-08">8. Oktober 1903</date></ref></bibl>) zu gelten. Letztendlich entschieden jedoch wirtschaftliche Erwägungen über die Vergabe des Titels (vgl. den <ref target="#D0100084">folgenden Brief</ref>). <persName key="E0300024">Schenker</persName> selbst verwendete verschiedene Bezeichnungen für das Werk, u. a. <soCalled rend="dq-du">Hebräische Tänze</soCalled> oder <soCalled rend="dq-du">Tänze der Chassidim</soCalled> (<bibl><ref target="#E0800103"/>, S. 32</bibl>).</note>
</p>
<note type="foliation" place="bottom-right" resp="#archive">[2]</note>
<pb n="4"/>
<p>Also: Sie kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en ruhig die
<lb/>Sache ankündigen. Sie erhalten
<lb/>alle Stücke<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> haben dann die
<lb/>Annehmlichkeit, selbst zu wählen.
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300017">Busoni</persName> hatte <ref target="#D0100079">zuvor</ref> lediglich um eine orchestrierte Auswahl der <title key="E0400016">Syrischen Tänze</title> gebeten. Auch <persName key="E0300023">Schönberg</persName> schlug vor, <persName key="E0300017">Busoni</persName> die Auswahl treffen zu lassen (<bibl><ref type="ext" target="http://www.schenkerdocumentsonline.org/documents/correspondence/OJ-14-15_1.html">Brief vom <date when-iso="1903-09-12">12. September</date></ref></bibl>). Schließlich kam jedoch das vollständige Werk zur Aufführung (<bibl><ref target="#E0800006"/>, S. 375</bibl>).</note>
<lb/>Ich hoffe, den jungen <persName key="E0300257">Herrn Roth
<lb break="no"/>schild</persName> nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> mitbringen
<lb/>zu kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en, was riesigen
<lb/>Spa<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> machen würde<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mir viel
<lb break="no"/>leicht irgendwie nützen könnte.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Ob <persName key="E0300257">Alfons v. Rothschild</persName> tatsächlich mit nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> reiste, ist unklar. <persName key="E0300024">Schenker</persName> kündigte jedoch im <ref target="#D0100084">folgenden Brief</ref> an, in Begleitung von zwei Personen anzureisen.</note>
</p>
<closer>
<salute>So viel (in Eile<supplied reason="omitted">)</supplied>, es grüßt
<lb/>Sie<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Ihre <rs key="E0300059">Frau Gema<reg>h</reg>lin</rs>
<lb/>aufs Herzlichste Ihr
<lb/><seg rend="align(right)"><choice><abbr>ergeb.</abbr><expan>ergebener</expan></choice> <choice><abbr>u<supplied reason="omitted">.</supplied></abbr><expan>und</expan></choice> dankbarer</seg></salute>
<signed rend="align(right)"><persName key="E0300024">Heinrich Schenker</persName></signed>
<address rend="align(center)">
<addrLine><rs key="E0500379">III.</rs> <placeName key="E0500378">Reisnerstr. 38</placeName></addrLine>
</address>
</closer>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp>
</note>
<note type="stamp" place="bottom-right" resp="#sbb_st_blue">
<stamp>Nachlaß Busoni</stamp>
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