Mus.ep. L. Rubiner 31 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4290
[1]
Berlin W. 30. Viktoria Luiseplatz 11 IV bei Busoni.
30. März 1919.
In den Tagen um
1. April 1919Ihren Geburtstag.
Lieber und Verehrter!
Welche Freude über die Handschrift
Ihres gütigen Briefes! Ihre Idee über
die Aufführung des Arlecchino mit
den literarischen Teilen ist wunderbar.
Sie ist so schön, dass sie auch ohne
Zutun Ihrer Freunde durchgeführt
würde, wenn man von ihr erfährt. –
Nichts stände mir übler an, als vage
Reden und Versprechungen zu machen,
doch glaube ich mit gutem Gewissen
sagen zu dürfen, dass Ihre Freunde –
und falls nötig – Leute mit Geld tüchtig
dahinter sein werden. Eine solche Auffüh⸗ rung darf aber nur im Kgl. Opernhaus
Berlin W. 30. Viktoria-Luise-Platz 11 IV bei Busoni.
30. März 1919.
In den Tagen um
1. April 1919Ihren Geburtstag.
Lieber und Verehrter!
Welche Freude über die Handschrift
Ihres gütigen Briefes! Ihre Idee über
die Aufführung des Arlecchino mit
den literarischen Teilen ist wunderbar.
Sie ist so schön, dass sie auch ohne
Zutun Ihrer Freunde durchgeführt
würde, wenn man von ihr erfährt. –
Nichts stände mir übler an, als vage
Reden und Versprechungen zu machen,
doch glaube ich mit gutem Gewissen
sagen zu dürfen, dass Ihre Freunde und – falls nötig – Leute mit Geld tüchtig
dahinter sein werden. Eine solche Aufführung darf aber nur im Kgl. Opernhaus
oder, mit den Kräften des Opernhauses,
bei Reinhardt stattfinden. Es wäre
eine wundersame Gelegenheit für den Autor,
seinen Einzug in Berlin festlich zu
halten. Die Idee dieser Aufführung ist
so schön und ernst, dass ich sie für mehr
als eine flüchtige Stimmung halte und dass
ich glaube, Ihre (tatsächlich vielen) Freunde
können mit Erfolg daran denken,
die Verwirklichung dieses Planes durchzusetzen.
(Apropos Freunde: H. W. Draber, ehem. Musikkritiker,
schreibt im Droschkenkutscher- u. Portiersblatt „Morgenpost“ unablässig über die Möglichkeit, sich in Mecklenburg und auf Rügen kleine Bauernhäuser mit Schweinen
und Hühnern zu kaufen.Drabers Berichte über Reisen nach Stralsund und Rügen waren in der Berliner Morgenpost am 27.3. (S. [5], Digitalisat) bzw. 29.3.1919 (S. [5], Digitalisat) erschienen.
Warum hat der Ärmste zur Grundstücksspekulation erst den Umweg über die
Musikkritik gebraucht?)
Was die Verlagsangelegenheit Ihrer Werke betrifft, gewann
ich aus Ihrem Briefe den Eindruck, dass ich zu
viel auf einmal geschrieben habe. Also, wenn, wann
und wie Sie Lust haben. Es ist natürlich eine ernste,
entscheidungsvolle und für Sie nicht leichthin zu
beschließende Sache. Wie Sie sich denken können, wäre
ich über ein „Ja“ in irgendeinem der Fälle ungeheuer
glücklich. Aber das zählt ja bei einer solchen
Entscheidung nicht sehr mit, nur als moralischer
Faktor.
Ich möchte zu gerne im Verlage
K. neu OehlenschlägersAladdin
erscheinen lassen.Offenbar unabhängig von Rubiners Überlegungen erschien 1919 OehlenschlägersAladdin in einer neuen Übersetzung von Erwin Magnus; sie wurde vom Verlag Kiepenheuer für eine Neuausgabe übernommen, allerdings erst im Jahr 1928.
Doch habe ich Skrupel:
Ich hielte von einem philologisch treuen
Abdruck nicht viel, wäre für (unmerkliche)
Korrekturen von sprachlich geradezu nicht
guten und „ausgerutschten“ Ausdrücken
(unmerklich, aber Korrekturen wären es doch!),
und ich wäre sogar für Kürzungen!: um
das wunderbare Werk aufführungsfähig –
und aufführungsnötig zu machen. Und zu
dieser gelinden „Bearbeitung“ kann ich mich
noch nicht ganz entschließen. Anders wird
man es, wie es mir scheint, heute nicht
mehr publizieren können. Wie denken
Sie über so etwas? Ich denke im Literarischen – wenn es sich nicht um Wesen wie
Goethe handelt – eigentlich wie über
notwendige musikalische Bearbeitungen.
Mein Drama habe ich fast ganz
umgearbeitet. Unglaublich gekürzt;
es z.B. über mich gewonnen, das Vorspiel
und eine andere Szene im letzten Akt
ganz zu streichen, und z.T. die
Situationen dermaßen ganz zu ändern,
dass es an Einfachheit und Schlichtheit vielleicht gewann.
Um Ihren Geburtstags-Cortège
beneide ich Zürich;Uraufführung am 31. März 1919 in Zürich (Tonhalle-Orchester, Volkmar Andreae) mit Wiederholung am 1. April, Busonis Geburtstag (vgl. Willimann 1994, S. 72).
in die Aufführung
der herrlichen Sarabande – noch habe
ich sie ganz im Ohr – denke ich mich
hinein. Diese Zeilen schreibe ich
unter der Stimmung der Tage 1. April 1919Ihres
Geburtstages, und im Geiste (leider!)
umarme und küsse ich Sie und
Frau Gerda!
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
(2
oder, mit den Kräften des Opernhauses bei Reinhardt stattfinden. Es wäre
eine wundersame Gelegenheit für den Autor,
seinen Einzug in Berlin festlich zu
halten. Die Idee dieser Aufführung ist
so schön und ernst, dass ich sie für mehr
als eine flüchtige Stimmung halte, und dass
ich glaube, Ihre ([…]höchstens 2 Zeichen: unleserlich.
tatsächlich vielen) Freunde
können mit Erfolg […]mindestens 2 Wörter: unleserlich.
daran denken,
die Verwirklichung dieses Planes durchzusetzen.
(Apropos Freunde: H. W. Draber, ehem. Musikkritiker,
schreibt im Drosch[k]enkutscher- u. Portiersblatt „Morgen⸗ post“ unablässig über die Möglichkeit sich in Mecklen⸗ burg und auf Rügen kleine Bauernhäuser mit Schweinen
u. Hühnern zu kaufen.Drabers Berichte über Reisen nach Stralsund und Rügen waren in der Berliner Morgenpost am 27.3. (S. [5], Digitalisat) bzw. 29.3.1919 (S. [5], Digitalisat) erschienen.
Warum hat der Ärmste zur Grund⸗ stücksspekulation erst den Umweg über die
Musikkritik gebraucht?)
Was die Verlagsangelegenheit Ihrer Werke betrifft, gewann
ich aus Ihrem Briefe den Eindruck, dass ich zu
viel auf einmal geschrieben habe. Also, wenn, wann
und wie Sie Lust haben. Es ist natürlich eine ernste,
entscheidungsvolle und für Sie nicht leichthin zu
beschliessende Sache. Wie Sie sich denken können, wäre
ich über ein „Ja“ in irgend einem der Fälle ungeheuer
glücklich. Aber das zählt ja bei einer solchen
Entscheidung nicht sehr mit, nur als moralischer
Faktor.
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<lb/>Entscheidung nicht sehr mit, nur als moralischer
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
(3
Ich möchte zu gerne im Verlage
K. neu OehlenschlägersAladdin erscheinen lassen.Offenbar unabhängig von Rubiners Überlegungen erschien 1919 OehlenschlägersAladdin in einer neuen Übersetzung von Erwin Magnus; sie wurde vom Verlag Kiepenheuer für eine Neuausgabe übernommen, allerdings erst im Jahr 1928.
Doch habe ich Skrupel:
Ich hielte von einem philologisch treuen
Abdruck nicht viel, wäre für (unmerkliche)
Korrekturen von sprachlich geradezu nicht
guten und „ausgerutschten“ Ausdrücken
(unmerklich, aber Korrekturen wären es doch!),
und ich wäre sogar für Kürzungen!: Um
das wunderbare Werk aufführungsfähig –
und aufführungsnötig zu machen. Und zu
dieser gelinden „Bearbeitung“ kann ich mich
noch nicht ganz entschliessen. Anders wird
man es, wie es mir scheint, heute nicht
mehr publicieren können. Wie denken
Sie über so etwas? Ich denke im Literari⸗ schen – wenn es sich nicht um Wesen wie
Goethe handelt – eigentlich wie über
notwendige musikalische Bearbeitungen.
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<lb/>Korrekturen von sprachlich geradezu nicht
<lb/>guten und <soCalled rend="dq-du">ausgerutschten</soCalled> Ausdrücken
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4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
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(4
Mein Drama habe ich fast ganz
umgearbeit[et]. Unglaublich gekürzt;
es z.B. über mich gewonnen, das Vorspiel
und eine andere Scene im letzten Akt
ganz zu streichen, und z.T. die
Situationen dermassen ganz zu ändern,
dass es an Einfachheit und Schlicht- heit vielleicht gewann.
Um Ihren Geburtstags-Cortège beneide ich Zürich;Uraufführung am 31. März 1919 in Zürich (Tonhalle-Orchester, Volkmar Andreae) mit Wiederholung am 1. April, Busonis Geburtstag (vgl. Willimann 1994, S. 72).
in die Aufführung
der herrlichen Sarabande – noch habe
ich Sie ganz im Ohr – denke ich mich
hinein. Diese Zeilen schreibe ich
unter der Stimmung der Tage 1. April 1919Ihres
Geburtstages, und im Geiste (leider!)
umarme und küsse ich Sie und
Frau Gerda!
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4290 | olim:
Mus.ep. L. Rubiner 31 (Busoni-Nachl. B II)
|
Brief von Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni (Berlin, 30. März 1919), bearbeitet von Jan Weber, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Januar 2018: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin , https://busoni-nachlass.org/D0100334 (7. Juni 2023: zur Freigabe vorgeschlagen)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni (Berlin, 30. März 1919)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ludwig Rubiner to Ferruccio Busoni (Berlin, 30 March 1919)</title>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010005">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
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<collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection>
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<summary>Rubiner schwebt für Busonis Idee einer Aufführung von Arlecchino mitsamt literarischer Fortsetzung den großen Berliner Bühnen für geeignet; </summary>
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<condition>Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss links (ohne Textverlust).</condition>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300126">Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="gerda.busoni" scope="minor" medium="pencil" scribe="relative" scribeRef="#E0300059">Hand Gerda Busonis, die das Datum auf der Umschlagrückseite mit Bleistift notiert hat</handNote>
<handNote xml:id="censor" scope="minor" medium="violet_ink" scribe="censor">Zensurstempel (violette Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="post" scope="minor" medium="black_ink" scribe="postoffice">Poststempel (schwarze Tinte)</handNote>
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<date when-iso="1919-03-30">30 März 1919</date>
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<origPlace key="E0500029">Berlin</origPlace>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<hyphenation eol="hard" rend="dh">
<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).</p>
</hyphenation>
<punctuation marks="all" placement="external">
<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
</punctuation>
<quotation marks="none">
<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118603590" key="E0300126">Rubiner, Ludwig</persName>
<date when="1919-03-30"/>
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<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518011" key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName>
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<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">
<subst><del rend="strikethrough" xml:id="delSig"> Mus.ep. L. Rubiner 31 (Busoni-Nachl. <handShift new="archive_red"/> B II<handShift new="#archive"/>)</del><add>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4290</add></subst></note>
<note type="pagination" resp="#archive" place="top-right">[1]</note>
<opener>
<address rend="left">
<addrLine><placeName key="E0500029">Berlin</placeName> W. 30.</addrLine>
<addrLine><placeName key="E0500072">Viktoria<choice><orig> Luisep</orig><reg>-Luise-P</reg></choice>latz 11</placeName> IV</addrLine>
<addrLine>bei <persName key="E0300017">Busoni</persName>.</addrLine>
</address>
<dateline rend="right-of"><date when-iso="1919-03-30">30. März 1919</date>.
<lb/>In den Tagen um
<lb/><date when-iso="1919-04-01">Ihren Geburtstag</date>.</dateline>
<salute rend="space-above">Lieber und Verehrter!</salute>
</opener>
<p>Welche Freude über die Handschrift
<lb/><ref target="#D0100333">Ihres gütigen Briefes</ref>! Ihre Idee über
<lb/>die Aufführung des <title key="E0400133">Arlecchino</title> mit
<lb/><rs key="E0400366">den literarischen Teilen</rs> ist wunderbar.
<lb/>Sie ist so schön, dass sie auch ohne
<lb/>Zutun Ihrer Freunde durchgeführt
<lb/>würde, wenn man von ihr erfährt. –
<lb/>Nichts stände mir übler an, als vage
<lb/>Reden und Versprechungen zu machen,
<lb/>doch glaube ich mit gutem Gewissen
<lb/>sagen zu dürfen, dass Ihre Freunde <choice><sic>–
<lb/>und</sic><corr><lb/>und –</corr></choice> falls nötig – Leute mit Geld tüchtig
<lb/>dahinter sein werden. Eine solche Auffüh
<lb break="no"/>rung darf aber nur im <orgName key="E0600106">Kgl. Opernhaus</orgName>
<pb n="2"/>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(2</note>
oder, mit den Kräften <rs key="E0600106">des Opernhauses</rs><reg>,</reg>
<lb/><rs key="E0600009">bei <persName key="E0300043">Reinhardt</persName></rs> stattfinden. Es wäre
<lb/>eine wundersame Gel<add place="inline">e</add>genheit für den Autor,
<lb/>seinen Einzug in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> festlich zu
<lb/>halten. Die Idee dieser Aufführung ist
<lb/>so schön und ernst, dass ich sie für mehr
<lb/>als eine flüchtige Stimmung halte<orig>,</orig> und dass
<lb/>ich glaube, Ihre (<subst><del rend="overwritten"><gap atMost="2" unit="char" reason="illegible"/></del><add place="across">ta</add></subst>tsächlich vielen) Freunde
<lb/>können mit Erfolg <del rend="strikethrough"><gap atLeast="2" unit="word" reason="illegible"/></del> daran denken,
<lb/>die Verwirklichung dieses Planes durchzusetzen.</p>
<p rend="indent-first">(Apropos Freunde: <persName key="E0300646">H. W. Draber</persName>, ehem. Musikkritiker,
<lb/>schreibt im Drosch<supplied reason="omitted">k</supplied>enkutscher- u. Portiersblatt <orgName key="E0600215" rend="dq-du">Morgen
<lb break="no"/>post</orgName> unablässig über die Möglichkeit<reg>,</reg> sich in <placeName key="E0500905">Mecklen
<lb break="no"/>burg</placeName> und auf <placeName key="E0500906">Rügen</placeName> kleine Bauernhäuser mit Schweinen
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Hühnern zu kaufen.
<note type="commentary" resp="#E0300314"><persName key="E0300646">Drabers</persName> Berichte über Reisen nach <placeName key="E0500468">Stralsund</placeName> und <placeName key="E0500904">Rügen</placeName> waren in der <orgName key="E0600215"><placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Morgenpost</orgName> am <date when-iso="1919-03-27">27.3.</date> <bibl>(S. [5], <ref type="ext" target="https://content.staatsbibliothek-berlin.de/zefys/SNP2719372X-19190327-0-5-0-0.pdf">Digitalisat</ref>)</bibl> bzw. <date when-iso="1919-03-29">29.3.1919</date> <bibl>(S. [5], <ref type="ext" target="https://content.staatsbibliothek-berlin.de/zefys/SNP2719372X-19190329-0-5-0-0.pdf">Digitalisat</ref>)</bibl> erschienen.</note>
Warum hat der Ärmste zur Grund
<lb break="no"/>stücksspekulation erst den Umweg über die
<lb/>Musikkritik gebraucht?)</p>
<p>Was die Verlagsangelegenheit Ihrer Werke betrifft, gewann
<lb/>ich aus <ref target="#D0100333">Ihrem Briefe</ref> den Eindruck, dass ich zu
<lb/>viel auf einmal geschrieben habe. Also, wenn, wann
<lb/>und wie Sie Lust haben. Es ist natürlich eine ernste,
<lb/>entscheidungsvolle und für Sie nicht leichthin zu
<lb/>beschlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ende Sache. Wie Sie sich denken können, wäre
<lb/>ich über ein <q rend="dq-du">Ja</q> in irgend<orig> </orig>einem der Fälle ungeheuer
<lb/>glücklich. Aber das zählt ja bei einer solchen
<lb/>Entscheidung nicht sehr mit, nur als moralischer
<lb/>Faktor.</p>
<pb n="3"/>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(3</note>
<p>Ich möchte zu gerne im <orgName key="E0600079">Verlage
<lb/>K.</orgName> neu <persName key="E0300479">Oehlenschlägers</persName> <title key="E0400049">Aladdin</title>
<lb/>erscheinen lassen.
<note type="commentary" resp="#E0300314">Offenbar unabhängig von <persName key="E0300126">Rubiners</persName> Überlegungen erschien <date when-iso="1919">1919</date> <persName key="E0300479">Oehlenschlägers</persName> <title key="E0400049">Aladdin</title> in einer neuen Übersetzung von <persName key="E0300854">Erwin Magnus</persName>; sie wurde vom <orgName key="E0600079">Verlag Kiepenheuer</orgName> für eine Neuausgabe übernommen, allerdings erst <date when-iso="1928">im Jahr 1928</date>.</note>
Doch habe ich Skrupel:
<lb/>Ich hielte von einem philologisch treuen
<lb/>Abdruck nicht viel, wäre für (unmerkliche)
<lb/>Korrekturen von sprachlich geradezu nicht
<lb/>guten und <soCalled rend="dq-du">ausgerutschten</soCalled> Ausdrücken
<lb/>(unmerklich, aber Korrekturen wären es doch!),
<lb/>und ich wäre sogar für Kürzungen!: <choice><orig>U</orig><reg>u</reg></choice>m
<lb/>das wunderbare Werk aufführungsfähig –
<lb/>und aufführungsnötig zu machen. Und zu
<lb/>dieser gelinden <soCalled rend="dq-du">Bearbeitung</soCalled> kann ich mich
<lb/>noch nicht ganz entschlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en. Anders wird
<lb/>man es, wie es mir scheint, heute nicht
<lb/>mehr publi<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ieren können. Wie denken
<lb/>Sie über so etwas? Ich denke im Literari
<lb break="no"/>schen – wenn es sich nicht um Wesen wie
<lb/><persName key="E0300124">Goethe</persName> handelt – eigentlich wie über
<lb/>notwendige musikalische Bearbeitungen.</p>
<pb n="4"/>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(4</note>
<p><rs key="E0400316">Mein Drama</rs> habe ich fast ganz
<lb/>umgearbeit<supplied reason="omitted">et</supplied>. Unglaublich gekürzt;
<lb/>es z.B. über mich gewonnen, das Vorspiel
<lb/>und eine andere S<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ene im letzten Akt
<lb/>ganz zu streichen, und z.T. die
<lb/>Situationen derma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en ganz zu ändern,
<lb/>dass es an Einfachheit und Schlicht
<lb break="no" rend="sh"/>heit vielleicht gewann.
<lb/>Um Ihren Geburtstags-<title key="E0400624">Cortège</title>
<lb/>beneide ich <placeName key="E0500132">Zürich</placeName>;
<note type="commentary" resp="#E0300314">Uraufführung am <date when-iso="1919-03-31">31. März 1919</date> in <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> (<orgName key="E0600207">Tonhalle-Orchester</orgName>, <persName key="E0300129">Volkmar Andreae</persName>) mit Wiederholung am 1. April, <persName key="E0300017">Busonis</persName> Geburtstag <bibl>(vgl. <ref target="#E0800058"/>, S. 72)</bibl>.</note>
in die Aufführung
<lb/>der herrlichen <title key="E0400623">Sarabande</title> – noch habe
<lb/>ich <choice><sic>S</sic><corr>s</corr></choice>ie ganz im Ohr – denke ich mich
<lb/>hinein. Diese Zeilen schreibe ich
<lb/>unter der Stimmung der Tage <date when-iso="1919-04-01">Ihres
<lb/>Geburtstages</date>, und im Geiste (leider!)
<lb/>umarme und küsse ich Sie und
<lb/><persName key="E0300059">Frau Gerda</persName>!</p>
<closer rend="align(right)">
<salute>Ihr dankbar Sie
<lb/>liebender</salute>
<signed rend="inline"><persName key="E0300126">Ludwig Rubiner</persName>.</signed>
</closer>
<note type="annotation" resp="#major_hand" place="bottom-left" rend="rotate(45) tiny">
<p rend="align(center)"><rs key="E0300340">Meine Frau</rs> leider
<lb/>noch nicht in
<lb/><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>.</p>
</note>
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