| Faksimile | Diplomatische Umschrift | Lesefassung | XML | 
                                                
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               Mus.ep. M. Wegelius 10 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5323
 Pojo, den 8 Juli 1894.
                                                                Der Brief wurde erst zusammen mit dem folgenden Brief am 23. Juli 1894 abgeschickt (vergleiche dazu die Kommentierung des Folgebriefs). Lieber Ferruccio! Schönsten Dank für deine Be⸗mühungen und für deinen
 Brief!
                                                                Nicht überliefert. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass Busoni auf den Brief vom 24. Juni 1894 geantwortet hat, nachdem er auf Wegelius’ Bitte hin Kurt Müller aufgesucht und sich dessen Klavierspiel angehört hatte.
               
               Nur bist Du fürch⸗
 terlich knapp in deinen Mit⸗
 theilungen. Was soll ich nun
 damit machen? Das er fleissig,
 gewissenhaft, bescheiden und
 fein ist, weiss ich schon von
 Klindworth; von dir erwarte⸗
 te ich eine feste, bestimmte
 Aussage über die Frage, ob
 er für uns passt oder nicht[1]
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               Pojo, den 8. Juli 1894.
                                                                Der Brief wurde erst zusammen mit dem folgenden Brief am 23. Juli 1894 abgeschickt (vergleiche dazu die Kommentierung des Folgebriefs). Lieber Ferruccio! Schönsten Dank, für deine Bemühungen und für deinen
                Brief!
                                                                Nicht überliefert. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass Busoni auf den Brief vom 24. Juni 1894 geantwortet hat, nachdem er auf Wegelius’ Bitte hin Kurt Müller aufgesucht und sich dessen Klavierspiel angehört hatte.
               
               Nur bist Du fürchterlich knapp in deinen Mitteilungen. Was soll ich nun
                damit machen? Dass er fleißig,
                gewissenhaft, bescheiden und
                fein ist, weiß ich schon von
                Klindworth; von dir erwartete ich eine feste, bestimmte
                Aussage über die Frage, ob
                er für uns passt oder nicht
               
               
               
               – ob er uns und unserm Publikum genügt. Ich kann
                mir schon vorstellen, dass
                diese Antwort sehr schwer
                ist. Hättest Du bei ihm
                Talent in höherm Sinn gefunden, so würde das Wort
                auch in deinem Brief genannt sein – dass Du sehr
                viel darunter verstehst, weiß
                ich wohl. Gestehen wir uns
                aber auch offen, dass z. B.
                der Dayas nicht ein solches Talent hatte. Sein Spiel
                war zuweilen durch gewaltige Energie und Bravour
                imponierend, ebenso oft aber
                brutal und roh, unsympathisch. Nun denke ich mir:
                Der Müller ist wohl noch
                nicht so selbständig, er hat
                noch nicht die Bravour, aber
                er hat vielleicht andere
                Seiten, die ebenso gut
                sind – sein Spiel hat vielleicht etwas Freundliches
                und Gewinnendes, Hübsches;
                so etwas ließen mir Klindworths Zeilen vermuten.
                darüber sagst Du nun gar
                nichts – Du sagst nicht einmal, ob
                er die Sachen gut oder
                schlecht gespielt hat. Du
                meinst natürlich, er hat sie
                mittelmäßig gespielt. Aber
                zwischen gut und schlecht
                liegen viele Nuancen, und
               
               
               
               einige von ihnen sind der
                Art, dass sie eine Entwicklung zum wirklich Guten erhoffen lassen. Ich kann mir
                übrigens die Situation recht
                gut vorstellen. Der junge
                Mann sitzt da vor seinem
                Richter, von dem er weiß,
                dass von ihm sein Geschick
                abhängt, ohne ein anderes
                Publikum, an das er appellieren könnte – und spielt
                natürlicherweise schlechter,
                als er öffentlich spielen
                würde. Auch das „spricht
                hier mit“; da müssen wir
                etwas abziehen. Es kam
                schon mancher „grüne Jugend“ zu uns, der sich in
               
               
               
                ein paar Jahren ganz schön
                entpuppte – z. B. Halvorsen,
                Martin und mehrere.
                                                                Johan Halvorsen unterrichtete von 1889 bis 1892 als Nachfolger von Hermann Csillag Violine am Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 332). Nach seinem Studium in Oslo, Stockholm und Leipzig hatte er bei seiner Anstellung in Helsinki Erfahrung als Orchestermusiker an den Theatern seiner Studienstädte und zumindest ein Jahr Lehrerfahrung in Aberdeen nachzuweisen (vgl. Dybsand 2002, Sp. 462). Alfred Martin übernahm 1892 die Stelle von Henri Merck als Cellolehrer und unterrichtete bis 1895 am Institut (vgl. Dahlström 1982, S. 333). Für Martin war Helsinki die erste Lehrstelle, wenngleich er nach zwei Jahren Cellounterricht am Konservatorium in Sondershausen (1884–1886; vgl. Hoffmann 2021, S. 59) schon im Alter von 16 Jahren bis zu seiner Berufung nach Helsinki regelmäßig als Solist und Ensemblespieler mit dem Loh-Orchester – damals Fürstliches Orchester Sondershausen – auftrat (vgl. ibid., S. 59; N. N. 1892a). Ab 1886 studierte er bis mindestens 1889 am Konservatorium in Leipzig (vgl. Hoffmann 2022, S. 60; Bernsdorf 1888, S. 306).
               
               Ein junger, gefügiger Mensch wäre
                mir für paar Jahre sehr
                willkommen, denn ich muss
                 jetzt einmal Ordnung schaffen in dem Lehrgang der Klavierschüler
                und einen einigermaßen
                bestimmten Lehrplan feststellen; der Dayas hat in der
                Beziehung so toll gewirtschaftet, dass es nicht länger
                so fortgehen darf. Er muss
                
                sich also unterordnen können, ohne dass Konflikte
               
               
               
               dadurch entstehen. Andererseits muss er aber auch das
                Klavierspiel „mit Anstand
                und Würde“ nach außen
                repräsentieren können.
                Wenn er nichts Hervorragendes leistet, so darf
                er sich jedenfalls nicht
                blamieren; was er leistet,
                soll anständig und in dem
                Sinn unanfechtbar sein,
                dass er keine eigentliche
                Blößen zeigt. Sagst Du
                noch, dass ich sehr große Prätentionen habe?
                Du meinst wohl, dass
                wir etwas heruntergekommen sind, seit deinem Hiersein. Nu ja! Wie sagt doch
                Chamisso so schön in seinem „Kanon“ in vierdoppeltem
                Kontrapunkt: 
               „Das ist die Not der schweren Zeit,Das ist die schwere Zeit der
                   Not,
 Das ist die schwere Not der
                   Zeit,
 Das ist die Zeit der schweren Not.“
 Also, hilf, lieber Samiel,
                                                                Allusion auf den schwarzen Jäger Samiel, der in Carl Maria von Webers Freischütz Jägern durch einen Teufelspakt gegen eine Opfergabe übernatürliche Treffsicherheit verleiht.
               
                und sage geradeaus: Meinst
                Du, dass wir  jenen
                Müller für unsere Mühle
                brauchen können?❊ Die
                „Klemme“ finde ich nicht
               
               
               
               so schwer; hast Du einmal
                meinen Auftrag übernommen,
                so bist Du durch keinerlei
                Rücksichten an den jungen
                Mann gebunden, deine Meinung geradeheraus zu
                sagen. Hat Klindworth
                zu viel gesagt in seiner
                von mir zitierten Empfehlung, oder nicht? Nun Gott befohlen, lieber
                Ferruccio, zürne nicht dem
                unermüdlichen Frager, sondern „bleibe mir gewogen“.
                                                                Womöglich als Anspielung auf Heinrich Heine gemeint, der seine Briefe häufig mit dieser Grußformel beendete (siehe zum Beispiel die Briefe 34, 41, 43, 48, 55, 60, 62 und weitere in Heine/Hirth 1914).
            
             Grüße deine Frau schönstens von Hanna und ❊ 
                   Nach der Beschreibung müsste er nun jedenfalls lieber Kurz als Kurt heißen.
                                                                    Wegelius zitiert im Brief vom 24. Juni Karl Klindworths Beschreibung von Müller: „er ist sehr kleiner Gestalt, es ist ihm versagt, sogleich einen imponierenden, günstigen Eindruck zu machen“. | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
            
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               <subst><del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 10 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add xml:id="add_sig" place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5323</add></subst>
            </note>
            
            <opener>
               <dateline rend="align(center) space-below"><placeName key="E0500954">Pojo</placeName>, den <date when-iso="1894-07-08">8<reg>.</reg> Juli 1894</date>.
               
                  <note type="commentary" resp="#E0300616">Der Brief wurde erst zusammen mit dem <ref target="#D0102017">folgenden Brief</ref> am <date when-iso="1894-07-23">23. Juli 1894</date> abgeschickt (vergleiche dazu die Kommentierung des <ref target="#D0102017" n="1">Folgebriefs</ref>).</note></dateline>
               
               <salute rend="align(center) space-above space-below">Lieber <persName key="E0300017">Ferruccio</persName>!</salute>
            </opener>
            
            <p type="pre-split" rend="space-above">Schönsten Dank<reg>,</reg> für deine Be
               <lb break="no"/>mühungen und für deinen
               <lb/>Brief!
               
               <note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht überliefert. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass <persName key="E0300017">Busoni</persName> auf den <ref target="#D0102014">Brief vom <date when-iso="1894-06-24">24. Juni 1894</date></ref> geantwortet hat, nachdem er auf <persName key="E0300207">Wegelius’</persName> Bitte hin <persName key="E0300983">Kurt Müller</persName> aufgesucht und sich dessen Klavierspiel angehört hatte.</note>
               
               Nur bist Du fürch
               <lb break="no"/>terlich knapp in deinen Mit
               <lb break="no"/>t<orig>h</orig>eilungen. Was soll ich nun
               <lb/>damit machen? Das<corr>s</corr> er flei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ig,
               <lb/>gewissenhaft, bescheiden und
               <lb/>fein ist, wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> ich schon von
               <lb/><persName key="E0300911">Klindworth</persName>; von <hi rend="underline">dir</hi> erwarte
               <lb break="no"/>te ich eine feste, bestimmte
               <lb/>Aussage über die Frage, ob
               <lb/>er für uns passt oder nicht
               
               <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[1]</note>
               
               </p></div> | 
                                                
                                                    |  2Faksimile |  2Diplomatische Umschrift |  2XML | 
                                                
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               – ob er uns und unserm Pu⸗blicum genügt. Ich kann
 mir schon vorstellen, dass
 diese Antwort sehr schwer
 ist. Hättest Du bei ihm
 Talent in höherm Sinn ge⸗
 funden, so würde das Wort
 auch in deinem Brief ge⸗
 nannt sein – dass Du sehr
 viel darunter verstehst, weiss
 ich wohl. Gestehen wir uns
 aber auch offen, dass z. B.
 der Dayas nicht ein sol⸗
 ches Talent hatte. Sein Spiel
 war zuweilen durch gewal⸗
 tige Energie und Bravur
 imponirend, ebenso oft aber
 brutal und roh, unsympa⸗
                  Deutsche
 Staatsbibliothek
 Berlin
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               – ob er uns und unserm Pu
               <lb break="no"/>bli<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um genügt. Ich kann
               <lb/>mir schon vorstellen, dass
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                     <lb/>Staatsbibliothek
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                        <hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
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                                                    |  3Faksimile |  3Diplomatische Umschrift |  3XML | 
                                                
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               tisch. Nun denke ich mir:
               der Müller ist wohl noch
 nicht so selbständig, er hat
 noch nicht die Bravur, aber
 er hat vielleicht andere
 Seiten, die ebenso gut
 sind – sein Spiel hat viel⸗
 leicht etwas freundliches
 und gewinnendes, hübsches;
 so etwas liessen mir Klind⸗
 worth[s] Zeilen vermuthen.
 Darüber sag
 […]
                                                                        mindestens 1, höchstens 2 Zeichen: überschrieben.                   
            st Du nun garnichts – Du sagst nicht einmal, ob
 er die Sachen gut oder
 schlecht gespielt hat. Du
 meinst natürlich, er hat sie
 mittelmässig gespielt. Aber
 zwischen gut und schlecht
 liegen viele Nuancen, und[2]
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               t<reg>h</reg>isch. Nun denke ich mir:
               <lb/><choice><orig>d</orig><reg>D</reg></choice>er <persName key="E0300983">Müller</persName> ist wohl noch
               <lb/>nicht so selbständig, er hat
               <lb/>noch nicht die Brav<reg>o</reg>ur, aber
               <lb/>er hat vielleicht andere
               <lb/>Seiten, die ebenso gut
               <lb/>sind – sein Spiel hat <hi rend="underline">viel
               <lb break="no"/>leicht</hi> etwas <choice><orig>f</orig><reg>F</reg></choice>reundliches
               <lb/>und <choice><orig>g</orig><reg>G</reg></choice>ewinnendes, <choice><orig>h</orig><reg>H</reg></choice>übsches;
               <lb/>so etwas lie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en mir <persName key="E0300911">Klind
               <lb break="no"/>worth</persName><supplied reason="omitted">s</supplied> Zeilen vermut<orig>h</orig>en.
               <lb/><choice><orig>D</orig><reg>d</reg></choice>arüber sag<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" atLeast="1" atMost="2" unit="char"/></del><add place="across">st</add></subst> Du nun gar
               <lb/>nichts – Du sagst nicht <add place="above">einmal</add>, ob
               <lb/>er die Sachen gut oder
               <lb/>schlecht gespielt hat. Du
               <lb/>meinst natürlich, er hat sie
               <lb/>mittelmä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ig gespielt. Aber
               <lb/>zwischen gut und schlecht
               <lb/>liegen viele Nuancen, und
               
               <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note>
               
               </p></div> | 
                                                
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               einige von ihnen sind der
               Art, dass sie eine Entwick⸗
 lung zum wirklich Guten er⸗
 hoffen lassen. Ich kann mir
 übrigens die Situation recht
 gut vorstellen. Der junge
 Mann sitzt da vor seinem
 Richter, von dem er weiss
 dass von ihm sein Geschick
 abhängt, ohne ein anderes
 Publicum, an das er apelli⸗
 ren könnte – und spielt
 natürlicherweise schlechter,
 als er öffentlich spielen
 würde. Auch das “spricht
 hier mit”; da müssen wir
 Etwas abziehen. Es kam
 schon mancher “grüne Ju⸗
 gend” zu uns, der sich in
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               einige von ihnen sind der
               <lb/>Art, dass sie eine Entwick
               <lb break="no"/>lung zum wirklich Guten er
               <lb break="no"/>hoffen lassen. Ich kann mir
               <lb/>übrigens die Situation recht
               <lb/>gut vorstellen. Der junge
               <lb/>Mann sitzt da vor <rs key="E0300017">seinem
               <lb/>Richter</rs>, von dem er wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice><reg>,</reg>
               <lb/>dass von ihm sein Geschick
               <lb/>abhängt, <hi rend="underline">ohne</hi> ein anderes
               <lb/>Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um, an das er ap<reg>p</reg>elli<reg>e</reg>
               <lb break="no"/>ren könnte – und spielt
               <lb/>natürlicherweise schlechter,
               <lb/>als er öffentlich spielen
               <lb/>würde. Auch das <soCalled rend="dq-uu">spricht
               <lb/>hier mit</soCalled>; da müssen wir
               <lb/><choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>twas abziehen. Es kam
               <lb/>schon mancher <soCalled rend="dq-uu">grüne Ju
               <lb break="no"/>gend</soCalled> zu uns, der sich in
               
               </p></div> | 
                                                
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                                                                 B II, 5323 Paar Jahren ganz schön
                entpuppte – z. B. Halvorsen ,
               Martin  u. Mehrere.
                                                                Johan Halvorsen unterrichtete von 1889 bis 1892 als Nachfolger von Hermann Csillag Violine am Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 332). Nach seinem Studium in Oslo, Stockholm und Leipzig hatte er bei seiner Anstellung in Helsinki Erfahrung als Orchestermusiker an den Theatern seiner Studienstädte und zumindest ein Jahr Lehrerfahrung in Aberdeen nachzuweisen (vgl. Dybsand 2002, Sp. 462). Alfred Martin übernahm 1892 die Stelle von Henri Merck als Cellolehrer und unterrichtete bis 1895 am Institut (vgl. Dahlström 1982, S. 333). Für Martin war Helsinki die erste Lehrstelle, wenngleich er nach zwei Jahren Cellounterricht am Konservatorium in Sondershausen (1884–1886; vgl. Hoffmann 2021, S. 59) schon im Alter von 16 Jahren bis zu seiner Berufung nach Helsinki regelmäßig als Solist und Ensemblespieler mit dem Loh-Orchester – damals Fürstliches Orchester Sondershausen – auftrat (vgl. ibid., S. 59; N. N. 1892a). Ab 1886 studierte er bis mindestens 1889 am Konservatorium in Leipzig (vgl. Hoffmann 2022, S. 60; Bernsdorf 1888, S. 306). 
               
               Ein jun⸗ ger, gefügiger Mensch wäre
                mir für Paar Jahre sehr
                willkommen, denn ich muss
                einmal jetzt einmal Ord⸗ nung schaffen in dem Lehr⸗ gang der Klavierschüler,
                und einen einigermassen
                bestimmten Lehrplan fest⸗ stellen; der D.  hat in der
                Beziehung so toll gewirth⸗ schaftet, dass es nicht länger
                so fortgehen darf. Er muss Andererseits musssich also unterordnen kön⸗ nen
 , ohne dass Conflicte [3] | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               <note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left" rend="indent-2-first">B II, 5323</note>
               
               <lb/><corr>ein </corr><choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Jahren ganz schön
               <lb/>entpuppte – z. B. <persName key="E0300912">Halvorsen</persName>,
               <lb/><persName key="E0300971">Martin</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>ehrere.
               
               <note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300912">Johan Halvorsen</persName> unterrichtete von <date when-iso="1889/1892">1889 bis 1892</date> als Nachfolger von <persName key="E0300882">Hermann Csillag</persName> Violine am <rs key="E0600031">Musikinstitut</rs> (vgl. <bibl><ref target="#E0800437"/>, S. 332</bibl>). Nach seinem Studium in <placeName key="E0500273">Oslo</placeName>, <placeName key="E0500096">Stockholm</placeName> und <placeName key="E0500007">Leipzig</placeName> hatte er bei seiner Anstellung in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> Erfahrung als Orchestermusiker an den Theatern seiner Studienstädte und zumindest ein Jahr Lehrerfahrung in <placeName key="E0501042">Aberdeen</placeName> nachzuweisen (vgl. <bibl><ref target="#E0800466"/>, Sp. 462</bibl>). <persName key="E0300971">Alfred Martin</persName> übernahm <date when-iso="1892">1892</date> die Stelle von <persName key="E0301002">Henri Merck</persName> als Cellolehrer und unterrichtete bis <date when-iso="1895">1895</date> am <rs key="E0600031">Institut</rs> (vgl. <bibl><ref target="#E0800437"/>, S. 333</bibl>). Für <persName key="E0300971">Martin</persName> war <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> die erste Lehrstelle, wenngleich er nach zwei Jahren Cellounterricht am <orgName key="E0600246">Konservatorium in <placeName key="E0501035">Sondershausen</placeName></orgName> (<date when-iso="1884/1886">1884–1886</date>; vgl. <bibl><ref target="#E0800458"/>, S. 59</bibl>) schon im Alter von 16 Jahren bis zu seiner Berufung nach <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> regelmäßig als Solist und Ensemblespieler mit dem <orgName key="E0600245">Loh-Orchester</orgName> – damals <orgName key="E0600245">Fürstliches Orchester <placeName key="E0501035">Sondershausen</placeName></orgName> – auftrat (vgl. <bibl><ref target="#E0800458"/>, S. 59</bibl>; <bibl><ref target="#E0800461"/></bibl>). Ab <date when-iso="1886">1886</date> studierte er bis mindestens <date key="1889">1889</date> am <rs key="E0600247">Konservatorium</rs> in <placeName key="E0500007">Leipzig</placeName> (vgl. <bibl><ref target="#E0800459"/>, S. 60</bibl>; <bibl><ref target="#E0800460"/>, S. 306</bibl>).</note>
               
               Ein jun
               <lb break="no"/>ger, gefügiger Mensch wäre
               <lb/>mir für <choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Jahre sehr
               <lb/>willkommen, denn ich muss
               <lb/><del rend="strikethrough">einmal</del> jetzt einmal Ord
               <lb break="no"/>nung schaffen in dem Lehr
               <lb break="no"/>gang der Klavierschüler<orig>,</orig>
               <lb/>und einen einigerma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
               <lb/>bestimmten Lehrplan fest
               <lb break="no"/>stellen; der <persName key="E0300887"><choice><abbr>D.</abbr><expan>Dayas</expan></choice></persName> hat in der
               <lb/>Beziehung so toll gewirt<orig>h</orig>
               <lb break="no"/>schaftet, dass es nicht länger
               <lb/>so fortgehen darf. <add rend="inline">Er muss</add>
               <lb/><seg rend="indent"><del rend="strikethrough">Andererseits muss</del></seg>
               <lb/>sich also unterordnen <hi rend="underline">kön
                  <lb break="no"/>nen</hi>, ohne dass <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>onfli<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>te
               
               <note type="shelfmark" resp="#archive" place="bottom-right">[3]</note>
               
               </p></div> | 
                                                
                                                    |  6Faksimile |  6Diplomatische Umschrift |  6XML | 
                                                
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               dadurch entstehen. Anderer⸗seit
 zs muss er aber auch dasKlavierspiel “mit Anstand
 und Würde” nach aussen
 representiren können.
 Wenn er Nichts hervorra⸗
 gendes leistet, so darf
 er sich jedenfalls nicht
 blamiren; was er leistet
 soll anständig und in dem
 Sinn unanfechtbar sein,
 dass er keine eigentliche
 Blössen zeigt. Sagst Du
 noch, dass ich sehr gros⸗
 se Prätentionen habe?
 Du meinst wohl, dass
 wir etwas heruntergekom⸗
                  Deutsche
 Staatsbibliothek
 Berlin
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               dadurch entstehen. Anderer
               <lb break="no"/>seit<subst><del rend="overwritten">z</del><add rend="across">s</add></subst> muss <add place="above">er</add> aber auch das
               <lb/>Klavierspiel <soCalled rend="dq-uu">mit Anstand
               <lb/>und Würde</soCalled> nach au<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
               <lb/>repr<choice><orig>e</orig><reg>ä</reg></choice>senti<reg>e</reg>ren können.
               <lb/>Wenn er <choice><orig>N</orig><reg>n</reg></choice>ichts <choice><orig>h</orig><reg>H</reg></choice>ervorra
               <lb break="no"/>gendes leistet, so darf
               <lb/>er sich jedenfalls nicht
               <lb/>blami<reg>e</reg>ren; was er leistet<reg>,</reg>
               <lb/>soll anständig und <add place="above">in</add> dem
               <lb/>Sinn unanfechtbar sein,
               <lb/>dass er keine eigentliche
               <lb/>Blö<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en zeigt. Sagst Du
               <lb/>noch, dass ich sehr gro<choice><orig>s
               <lb break="no"/>s</orig><reg>ß</reg></choice>e Prätentionen habe?
               <lb/>Du meinst wohl, dass
               <lb/><add place="above margin-left">wir</add> etwas heruntergekom
               
               <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red">
                  <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
                     <lb/>Staatsbibliothek
                     <lb/>
                     <placeName key="E0500029">
                        <hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
                     </placeName>
                  </stamp>
               </note>
               
               </p></div> | 
                                                
                                                    |  7Faksimile |  7Diplomatische Umschrift |  7XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
               
               men sind seit deinem Hier⸗×) Nach der Beschreibung müsste er nun jeden⸗sein. Nu ja! Wie sagt doch
 Chamisso so schön in sei⸗
 nem “Canon” in vierdoppelten
 Kontrapunkt:
 falls lieber Kurz als Kurt heissen.
                                                                    Wegelius zitiert im Brief vom 24. Juni Karl Klindworths Beschreibung von Müller: „er ist sehr kleiner Gestalt, es ist ihm versagt, sogleich einen imponierenden, günstigen Eindruck zu machen“.
 
               “Das ist die Noth der schwe⸗ren Zeit,
 Das ist die schwere Zeit der
 Noth,
 Das ist die schwere Noth der
 Zeit,
 Das ist die Zeit der schwe⸗
 ren Noth.”
 Also, hilf, lieber Sam[…]
                                                                        mindestens 1, höchstens 2 Zeichen: überschrieben.                   
            iel,
                                                                Allusion auf den schwarzen Jäger Samiel, der in Carl Maria von Webers Freischütz Jägern durch einen Teufelspakt gegen eine Opfergabe übernatürliche Treffsicherheit verleiht.und sage gerade aus: meinst
 Du, dass wir
 denjenenMüller für unsere Mühle
 brauchen können?×) Die
 “Klemme” finde ich nicht[4]
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="space-above" type="split">
               
               men sind<reg>,</reg> seit deinem Hier
               <lb break="no"/>sein. Nu ja! Wie sagt doch
               <lb/><persName key="E0300913">Chamisso</persName> so schön in sei
               <lb break="no"/>nem <title key="E0400689" rend="dq-uu"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>anon</title> in vierdoppelte<choice><sic>n</sic><corr>m</corr></choice>
               <lb/>Kontrapunkt:</p>
               
               <note type="footnote" n="1" place="margin-left top" rend="small rotate(90)">
                  <metamark>×)</metamark> Nach der Beschreibung müsste er nun jeden
                  <lb break="no"/><seg rend="indent">falls lieber Kurz als Kurt hei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en.
                  
                  <note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300207">Wegelius</persName> zitiert im <ref target="#D0102014">Brief vom <date when-iso="1894-06-24">24. Juni</date></ref> <persName key="E0300911">Karl Klindworths</persName> Beschreibung von <persName key="E0300983">Müller</persName>: <q source="#D0102014" n="3">er ist sehr kleiner Gestalt, es ist ihm versagt, sogleich einen imponierenden, günstigen Eindruck zu machen</q>.</note>
                  
                  </seg>
               </note>
               
            <quote rend="dq-uu indent">
               <l>Das ist die Not<orig>h</orig> der schwe
               <lb break="no"/><seg rend="align(right)">ren Zeit,</seg></l>
               <l>Das ist die schwere Zeit der
                  <lb/><seg rend="align(right)">Not<orig>h</orig>,</seg></l>
               <l>Das ist die schwere Not<orig>h</orig> der
                  <lb/><seg rend="align(right)">Zeit,</seg></l>
               <l>Das ist die Zeit der schwe
                  <lb break="no"/><seg rend="align(right)">ren Not<orig>h</orig>.</seg></l></quote>
            <p type="pre-split">Also, hilf, lieber Sam<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" atLeast="1" atMost="2" unit="char"/></del><add place="across">ie</add></subst>l,
               
               <note type="commentary" resp="#E0300616">Allusion auf den schwarzen Jäger Samiel, der in <persName key="E0300159">Carl Maria von Webers</persName> <title key="E0400161">Freischütz</title> Jägern durch einen Teufelspakt gegen eine Opfergabe übernatürliche Treffsicherheit verleiht.</note>
               
               <lb/>und sage gerade<orig> </orig>aus: <choice><orig>m</orig><reg>M</reg></choice>einst
               <lb/>Du, dass wir <del rend="strikethrough">den</del> jenen
               <lb/><rs key="E0300983">Müller</rs> für unsere Mühle
               <lb/>brauchen können?<metamark function="footnote" n="1">×)</metamark> Die
               <lb/><q rend="dq-uu">Klemme</q> finde ich nicht
               
               <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[4]</note>
               
               </p></div> | 
                                                
                                                    |  8Faksimile |  8Diplomatische Umschrift |  8XML | 
                                                
                                                    |  | 
                                                            
               
               so schwer; hast Du einmal
               meinen Auftrag übernommen,
 so bist Du durch keinerlei
 Rücksichten an den jungen
 Mann gebunden, deine Mei⸗
 nung gerade heraus zu
 sagen. Hat Klindworth
 zu viel gesagt in seiner
 von mir citirten Empfeh⸗
 lung, oder nicht?
 Nun Gott befohlen, lieber
               Ferruccio, zürne nicht dem
 unermüdlichen Frager, son⸗
 dern “bleibe mir gewogen”.
                                                                Womöglich als Anspielung auf Heinrich Heine gemeint, der seine Briefe häufig mit dieser Grußformel beendete (siehe zum Beispiel die Briefe 34, 41, 43, 48, 55, 60, 62 und weitere in Heine/Hirth 1914).
 Grüsse deine Frau schön⸗stens von Hanna und
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
               
               so schwer; hast Du einmal
               <lb/><hi rend="underline">meinen</hi> Auftrag übernommen,
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            <p rend="indent-first">Nun Gott befohlen, lieber
               <lb/><persName key="E0300017">Ferruccio</persName>, zürne nicht dem
               <lb/>unermüdlichen Frager, son
               <lb break="no"/>dern <q rend="dq-uu">bleibe mir gewogen</q>.
            
               <note type="commentary" resp="#E0300616">Womöglich als Anspielung auf <persName key="E0300169">Heinrich Heine</persName> gemeint, der seine Briefe häufig mit dieser Grußformel beendete (siehe zum Beispiel die Briefe 34, 41, 43, 48, 55, 60, 62 und weitere in <bibl><ref target="#E0800462"/></bibl>).</note>
            
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               <lb break="no"/>stens von <persName key="E0300895">Hanna</persName> und</p>
            
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