Ferruccio Busoni an Frieda Kwast-Hodapp arrow_backarrow_forward

Berlin · 22. April 1922

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Mus. Ep. F. Busoni 664 (Busoni-Nachl. B I)
Mus. Nachl. F. Busoni BI, 773
An Frieda Kwast-Hodapp
[Nach einer begalubigten Abschrift]
[Adresse:]Frau Professor Kwast-Hodapp
Dörnbergstrasse 1. Berlin W.
[Berlin,] 22. April 1922


vor etwa dreien Tagen erlaubte ich mir, einen Brief an Sie
zu richten (mit 2 Notenbeispielen) den ich in Ihren Händen (den
sehr gewandten) erhoffe. – Dem Inhalt desselben entgegen, habe
ich Ihnen heute mitzutheilen, dass ich mich nun doch zu einer
Neuverarbeitung der Var. & Fuge über Chopin entschlossen und
diese auch in Angriff genommen habe.
Es peinigte mich, dass dem Jugenswerke an Form gebricht.
Den „Musicologen“ ist ja der Begriff Variationen und Fuge ein
vollauf befriedigender, und sie suchen nicht weiter. Allein:
Lebhaftes und Getragenes, Moll und Dur einander folgen zu lassen,
ist noch nicht „Form“, und noch weniger ein Plan, eine Idee. –
Demnach wäre dies das dritte Werk, das ich Ihren Anregungen
zu Liebe versuche. Busoni hat bereits auf Kwast-Hodapps Anraten eine Romanze an das Konzertstück für Pianoforte und Orchesterangefügt, ie im Brief vom 07. Juni 1921 deutlich wird. Es wird mich ein Weilchen beschäftigen. –

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Ihr herzlich ergebener

An Frieda Kwast-Hodapp [Nach einer begalubigten Abschrift]
[Berlin,] 22. April 1922

Sehr verehrliche Frau,

vor etwa drei Tagen erlaubte ich mir, einen Brief an Sie zu richten (mit 2 Notenbeispielen), den ich in Ihren Händen (den sehr gewandten) erhoffe. – Dem Inhalt desselben entgegen, habe ich Ihnen heute mitzuteilen, dass ich mich nun doch zu einer Neuverarbeitung der Var. & Fuge über Chopin entschlossen und diese auch in Angriff genommen habe. Es peinigte mich, dass dem Jugendwerke an Form gebricht. Den „Musikologen“ ist ja der Begriff Variationen und Fuge ein vollauf befriedigender, und sie suchen nicht weiter. Allein: Lebhaftes und Getragenes, Moll und Dur einander folgen zu lassen, ist noch nicht „Form“, und noch weniger ein Plan, eine Idee. – Demnach wäre dies das dritte Werk, das ich Ihren Anregungen zu Liebe versuche. Busoni hat bereits auf Kwast-Hodapps Anraten eine Romanze an das Konzertstück für Pianoforte und Orchesterangefügt, ie im Brief vom 07. Juni 1921 deutlich wird. Es wird mich ein Weilchen beschäftigen. –

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni.

                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 773 | olim: Mus.ep. F. Busoni 664 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Kollation
1, 2
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12

Zusammenfassung
Busoni verkündet, dass er mit der Arbeit an einer Neuverarbeitung der Variation und Fuge über Chopin begonnen hat.
Incipit
vor etwa dreien Tagen erlaubte ich mir, einen Brief an Sie zu richten

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
23. Juli 2025: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition