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Mus. Ep. F. Busoni 664 (Busoni-Nachl. B I) Mus. Nachl. F. Busoni BI, 773
An Frieda Kwast-Hodapp
[Nach einer begalubigten Abschrift]
[Adresse:]Frau Professor Kwast-Hodapp
Dörnbergstrasse 1. Berlin W.
vor etwa dreien Tagen erlaubte ich mir, einen Brief an Sie
zu richten (mit 2 Notenbeispielen) den ich in Ihren Händen (den
sehr gewandten) erhoffe. – Dem Inhalt desselben entgegen, habe
ich Ihnen heute mitzutheilen, dass ich mich nun doch zu einer
Neuverarbeitung der Var. & Fuge über Chopin entschlossen und
diese auch in Angriff genommen habe.
Es peinigte mich, dass dem Jugenswerke an Form gebricht.
Den „Musicologen“ ist ja der Begriff Variationen und Fuge ein
vollauf befriedigender, und sie suchen nicht weiter. Allein:
Lebhaftes und Getragenes, Moll und Dur einander folgen zu lassen,
ist noch nicht „Form“, und noch weniger ein Plan, eine Idee. –
Demnach wäre dies das dritte Werk, das ich Ihren Anregungen
zu Liebe versuche.
Busoni hat bereits auf Kwast-Hodapps Anraten eine Romanze an das Konzertstück für Pianoforte und Orchesterangefügt, ie im Brief vom 07. Juni 1921 deutlich wird.
Es wird mich ein Weilchen beschäftigen. –
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An Frieda Kwast-Hodapp
[Nach einer begalubigten Abschrift]
Sehr verehrliche Frau,
vor etwa drei Tagen erlaubte ich mir, einen Brief an Sie
zu richten (mit 2 Notenbeispielen), den ich in Ihren Händen (den
sehr gewandten) erhoffe. – Dem Inhalt desselben entgegen, habe
ich Ihnen heute mitzuteilen, dass ich mich nun doch zu einer
Neuverarbeitung der Var. & Fuge über Chopin entschlossen und
diese auch in Angriff genommen habe.
Es peinigte mich, dass dem Jugendwerke an Form gebricht.
Den „Musikologen“ ist ja der Begriff Variationen und Fuge ein
vollauf befriedigender, und sie suchen nicht weiter. Allein:
Lebhaftes und Getragenes, Moll und Dur einander folgen zu lassen,
ist noch nicht „Form“, und noch weniger ein Plan, eine Idee. –
Demnach wäre dies das dritte Werk, das ich Ihren Anregungen
zu Liebe versuche.
Busoni hat bereits auf Kwast-Hodapps Anraten eine Romanze an das Konzertstück für Pianoforte und Orchesterangefügt, ie im Brief vom 07. Juni 1921 deutlich wird.
Es wird mich ein Weilchen beschäftigen. –
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<subst><del rend="strikethrough">Mus. Ep. F. Busoni 664 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B I<handShift new="#archive"/>)</del><add place="below">Mus. Nachl. F. Busoni BI, 773</add></subst>
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</note><!--Das letzte der drei Stücke wird mir aus dem Briefwechsel und weiterer Recherche nicht ersichtlich.-->Es wird mich ein Weilchen beschäftigen. –
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