Lieber Freund! Den
intensivsten Dank für die
herrlichen Gaben, die Sie mit
gütiger Hand ausstreuen:
in erster Linie für die wahren &
trefflichen Worte zum Suter’schen
Regerartikel! – „Auf hohen Befehl“ muß ich am Conservatorium zwei
Regerabende (Kam̅ermusik, Klavier &
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2271
Gesang) in memoriam vorbereiten
& bin überrascht über die Formen⸗ armut und über den „Typus der
„Orgelimprovisation“, so daß
das Kombiniren mehr heraussticht
wie das Komponiren!
Zweitens danke ich Ihnen für die[1]
1916
Am Tage Allerheiligen!
Lieber Freund!
Den
intensivsten Dank für die
herrlichen Gaben, die Sie mit
gütiger Hand ausstreuen:
in erster Linie für die wahren und
trefflichen Worte zum Suter’schen
Reger-Artikel! – „Auf hohen Befehl“
muss ich am Konservatorium zwei
Reger-Abende (Kammermusik, Klavier und
Gesang) in memoriam vorbereiten
und bin überrascht über die Formenarmut und über den „Typus der
Orgelimprovisation“, so dass
das Kombinieren mehr heraussticht
wie das Komponieren!
Zweitens danke ich Ihnen für die
Zusendung der neuen Auflage
Ihres Entwurfs einer neuen Ästhetik der Tonkunst!
Leider liegt die erste Auflage
mit den Operntexten bei meiner
Tochter in Engelberg, so dass ich jetzt den
Vergleich nicht genau machen kann.
Allein mir scheint alles konziser und
klarer in dieser Auflage! Jedenfalls
passt das Büchlein in unsere
Zeit und in die Requiemszeit
über Reger! –
Ihre diesbezüglichen (Reger)
Bemerkungen gab ich tale quale
Suter, bin aber der Ansicht, dass
wir dieselben nicht post festum
publizieren sollen, da die gut
gemeinte Expectoration Suters
mehr als eine Reklame für
die Musikgesellschaft Basels
aufzufassen ist. – Dagegen
wären Sie diejenige Persönlichkeit,
die im weitesten Sinn und mit
künstlerischer Berechtigung die
Werte eines Regers in das wahre
Licht setzen könnte. Tun Sie
es doch – entweder in den
Spalten der Neuen Zürcher Zeitung oder
in denjenigen einer angesehenen
Monatsschrift. Ich sage:
„angesehen“ – und doch scheinen
mir gegenwärtig alle deutschen
literarisch-ästhetischen Erscheinungen
auf ziemlich egaler Mittelmäßigkeit
zu stehen, wenigstens so weit ich
dieselben in Basel verfolgen
kann! –
Vor mir liegt das Programm
der Zürcher Klavierabende! Bravo!
Jedenfalls komme ich am 20. November
herüber. (Am 7. bin ich verhindert.)
Über die Basler Projekte
wird Ihnen Herr Dr. Stumm
schreiben, sobald Herr His
die Sitzung angeordnet hat,
was anfangs nächster Woche
der Fall sein wird! –
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2Facsimile
2Diplomatic transcription
2XML
Zusendung der neuen Auflage Ihres Entwurfs einer n. Ae. d. T.!
Leider liegt die erste Auflage mit den Operntexten bei meiner
Tochter in Engelberg, so daß ich jetzt den
Vergleich nicht genau machen kan̅.
Allein mir scheint alles konziser &
klarer in dieser Auflage! Jedenfalls
paßt das Büchlein in unsere
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin Zeit & in die Requiemszeit
über Reger! –
Ihre dießbezüglichen (Reger)
Bemerkungen gab ich tale quale
Suter, bin aber der Ansicht, daß
wir dieselben nicht post festum
publiziren sollen, da die gut
gemeinte Expectoration S.
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3Facsimile
3Diplomatic transcription
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mehr als eine Reklame für
die Musikgesellschaft Basel’s aufzufaßen ist. – Dagegen
wären Sie diejenige Persönlichkeit,
die im weitesten Sin̅ & mit
künstlerischer Berechtigung die
Werthe eines Reger’s in […]1 char: cancelled.
das wahre
Licht setzen kön̅te. Thun Sie
es doch – entweder in den
Spalten der N. Zürcherztg. oder
in denjenigen einesr angesehenen
Monatsschrift. Ich sage –
„angesehen“ – & doch scheinen
mir gegenwärtig alle deutschen
litterarisch-aesthetischen Erscheinungen
auf ziemlich egaler Mittelmäßigkeit
zu stehen, wenigstens so weit ich
dieselben in Basel verfolgen
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[2]
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4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML
Vor mir liegt das Program̅
der Zürcher Klavierabende! Bravo!
Jedenfalls kom̅e ich am 20. Nov. herüber. (Am 7. bin ich verhindert.)
Ueber die Basler Projekte
wird Ihnen Herr Dr. Stumm schreiben, sobald Herr His die Sitzung angeordnet hat,
was Anfangs nächster Woche
der Fall sein wird! –
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2271 | olim:
Mus.ep. H. Huber 44 (Busoni-Nachl. B II)
|
Letter by Hans Huber to Ferruccio Busoni (1 November 1916, prob. Basel), prepared by Christian Schaper, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, January 2017: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100134 (November 11, 2017: proposed)
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<title xml:lang="de">Brief von Hans Huber an Ferruccio Busoni (1. November 1916, vmtl. Basel)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Hans Huber to Ferruccio Busoni (1 November 1916, prob. Basel)</title>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection>
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<summary><persName key="E0300125">Huber</persName> moniert anlässlich zweier ihm verordneter <persName key="E0300097">Reger</persName>-Gedenkabende dessen <q>Formenarmut</q>; schätzt die <rs key="E0800326">Neuausgabe</rs> des <title key="E0400043">Entwurfs einer neuen Ästhetik der Tonkunst</title> als <q>konziser und klarer</q> ein; hat <persName key="E0300017">Busonis</persName> <persName key="E0300097">Reger</persName>-Text an <persName key="E0300132">Hermann Suter</persName> weitergegeben; rät zu einer künstlerischen Positionserklärung <persName key="E0300017">Busonis</persName> an anderem Ort; begrüßt das Programm der <placeName key="E0500132">Zürcher</placeName> Klavierabende, sagt Besuch beim zweiten Abend zu.</summary>
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<docDate><date when-iso="1916-11-01"/></docDate>
<incipit>Den intensivsten Dank für die herrlichen Gaben</incipit>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300125">Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Signaturen und Foliierung mit Bleistift eingetragen hat.</handNote>
<handNote xml:id="archive2" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Nummerierung innerhalb des Briefwechsels mit Rotstift eingetragen hat.</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<lb/>Licht setzen kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>te. T<orig>h</orig>un Sie
<lb/>es doch – entweder in den
<lb/>Spalten der <orgName key="E0600026"><choice><abbr>N. Zürcherztg.</abbr><expan>Neuen Zürcher Zeitung</expan></choice></orgName> oder
<lb/>in denjenigen eine<subst><del rend="overwritten">s</del><add place="across">r</add></subst> angesehenen
<lb/>Monatsschrift. Ich sage<choice><orig> –</orig><reg>:</reg></choice>
<lb/><mentioned rend="dq-du">angesehen</mentioned> – <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> doch scheinen
<lb/>mir gegenwärtig alle deutschen
<lb/>lit<orig>t</orig>erarisch-<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>sthetischen Erscheinungen
<lb/>auf ziemlich egaler Mittelmäßigkeit
<lb/>zu stehen, wenigstens so weit ich
<lb/>dieselben in <placeName key="E0500097" rend="latin">Basel</placeName> verfolgen
<lb/>ka<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>! –</p>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note>
<pb n="4"/>
<p>Vor mir liegt das Progra<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>
<lb/>der <placeName key="E0500132">Zürcher</placeName> Klavierabende! <hi rend="latin">Bravo</hi>!
<lb/>Jedenfalls ko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>e ich <hi rend="underline">am <date when-iso="1916-11-20">20. <choice><abbr>Nov.</abbr><expan>November</expan></choice></date></hi>
<lb/>herüber. (Am <date when-iso="1916-11-07">7.</date> bin ich verhindert.)
<lb/><choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>ber die <placeName key="E0500097" rend="latin">Basler</placeName> Projekte
<lb/>wird Ihnen <persName key="E0300213">Herr <hi rend="latin">Dr. Stumm</hi></persName>
<lb/>schreiben, sobald <persName key="E0300264">Herr <hi rend="latin">His</hi></persName>
<lb/>die Sitzung angeordnet hat,
<lb/>was <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>nfangs nächster Woche
<lb/>der Fall sein wird! –</p>
<closer rend="align(right)">
<foreign xml:lang="it" rend="latin">Addio mio carissimo</foreign>
<salute>
Ihr treu ergebener</salute>
<signed><persName key="E0300125">Huber</persName></signed>
</closer>
</div>
</body>
</text>
</TEI>