Facsimile
|
Diplomatic transcription
|
Reading version
|
XML
|
|
62.26. Dez. 1917
Lieber Verehrter,
schon hatte ich mich gefreut
auf das Aufeinanderfolgen
einer Reihe Mittheilungen
u. Ergüsse von Ihrer Hand
– war doch der Anfang
wieder gemacht u. das
Zeichen der begonnenen
Konvaleszenz verkündet! –
als Ihr Epistolarium
bereits eine laengere und
darum mich zur Besorgt- heit stimmende Unter- brechung erfährt. – Wenn
ich Ihnen heute schreibe,
|
Lieber Verehrter,
schon hatte ich mich gefreut
auf das Aufeinanderfolgen
einer Reihe Mitteilungen
und Ergüsse von Ihrer Hand
– war doch der Anfang
wieder gemacht und das
Zeichen der begonnenen
Konvaleszenz verkündet! –
als Ihr Epistolarium
bereits eine längere und
darum mich zur Besorgtheit stimmende Unterbrechung erfährt. – Wenn
ich Ihnen heute schreibe,
so geschieht es nicht nur,
um Ihnen die Heilung
zu wünschen, die ich in
stetigem Fortschreiten erhoffe,
sondern um diesen Wunsch
bestätigt zu erfahren, womöglich
in Ihren eigenen Schriftzügen,
die mir für die gute Nachricht
um so sicherer bürgen. –
Wenngleich ich noch eine
kleine Woche 1917 vor mir
habe, die noch etwas zu
Stande bringen könnte, so
habe ich doch am Weihnachtstage die Bilanz des Jahres
gezogen und festgestellt, dass
ich meine Zeit gut anwandte.
Das gab mir einige Stunden
von Zufriedenheit in reinlichem
Gewissen, die ich genoss. –
Doch bleibt so vieles zu tun!
Aus sich selber muss man
die Kraft und die Eingebung dazu schöpfen, und in dieser
Möglichkeit liegt der Vorzug,
des Alters. – Aus demselben Raisonnement
sehe ich mit Vertrauen und
Freude der Gestaltung und
Vollendung von
Mors et vita
entgegen, und damit
drücke ich meinen herzlichsten Neujahrswunsch
für Sie aus.
Inzwischen erhielt
ich die Jubiläumsschrift
der Musikschule, worin
Ihr schön gezeichnetes Bild
(ich riet auf Stauffer-Bern)
In der Gedenkschrift befindet sich ein Porträt Hubers von Rudolf Löw.
mir angenehm auffiel.
Auch ihre eigenen Worte,
Sie selbst betreffend,
Die Jubiläumsschrift enthält eine autobiographische Skizze Hubers.
las
ich mit Anregung und
Verehrung.
Mit welcher ich zeichne
als Ihr
freundschaftlich ergebener
F. Busoni
26. Dezember 1917
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="numbering" resp="#archive" place="top-right">62.</note>
<note type="dating" resp="#archive" place="right"><date when-iso="1917-12-26">26. Dez. 1917</date></note>
<opener><salute rend="indent">Lieber Verehrter,</salute></opener>
<p type="pre-split">schon hatte ich mich gefreut
<lb/>auf das Aufeinanderfolgen
<lb/>einer Reihe Mitt<orig>h</orig>eilungen
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Ergüsse von Ihrer Hand
<lb/>– war doch der Anfang
<lb/>wieder gemacht <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> das
<lb/>Zeichen der begonnenen
<lb/>Konvaleszenz verkündet<add place="inline">!</add> –
<lb/>als Ihr Epistolarium
<lb/>bereits eine l<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ngere und
<lb/>darum mich zur Besorgt
<lb break="no"/>heit stimmende Unter
<lb break="no"/>brechung erfährt. – Wenn
<lb/>ich Ihnen heute schreibe,
</p></div>
|
2Facsimile
|
2Diplomatic transcription
|
2XML
|
|
(2)
so geschieht es nicht nur,
um das Ihnen die Heilung
zu wünschen, die ich in
stetigem Fortschreiten erhoffe,
sondern um diesen Wunsch
bestätigt zu erfahren, womöglich
in Ihren eigenen Schriftzügen,
die mir für die × gute Nachricht
um so sicherer bürgen. –
Wenngleich ich noch eine
kleine Woche 1917 vor mir
habe, die noch Etwas zu
Stande bringen könnte, so
habe ich doch am Weihnachts- tage die Bilanz des Jahres
gezogen u. festgestellt, dass
ich meine Zeit gut ange-
wandte. hatte.
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(2)</note>
so geschieht es nicht nur,
<lb/>um <del rend="strikethrough">das</del> Ihnen die Heilung
<lb/>zu wünschen, die ich in
<lb/>stetigem Fortschreiten erhoffe,
<lb/>sondern um diesen Wunsch
<lb/><hi rend="underline">bestätigt</hi> zu erfahren, womöglich
<lb/>in Ihren eigenen Schriftzügen,
<lb/>die mir für die <metamark function="insertion" target="#add_gute">×</metamark> <add place="above" xml:id="add_gute">gute</add> Nachricht
<lb/>um so sicherer bürgen. –
<lb/>Wenngleich ich noch eine
<lb/>kleine Woche 1917 vor mir
<lb/>habe, die noch <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>twas zu
<lb/>Stande bringen könnte, so
<lb/>habe ich doch am Weihnachts
<lb break="no"/>tage die Bilanz des Jahres
<lb/>gezogen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> festgestellt, dass
<lb/>ich meine Zeit gut an<del rend="strikethrough">ge</del>
<lb break="no"/><hi rend="indent">wandt<add place="inline">e.</add><del rend="strikethrough"> hatte.</del></hi>
</p>
</div>
|
3Facsimile
|
3Diplomatic transcription
|
3XML
|
|
(3)
Das gab mir einige Stunden
von Zufriedenheit in reinlichem
Gewissen, die ich genoss. –
Doch bleibt so vieles zu ttun!
Aus sich selber muss man
die Kraft u. die Eingebung da- zu schöpfen, und in dieser
Möglichkeit liegt der Vorzug,
des Alters. – Das Aus dem- -selben Raisonnement
sehe ich mit Vertrauen u.
Freude der Gestaltung u.
Vollendung von
Mors et vita
entgegen und damit
drücke ich meinen herz- lichsten Neujahrswunsch
für Sie aus.
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(3)</note>
<p rend="indent-first">Das gab mir einige Stunden
<lb/>von Zufriedenheit in reinlichem
<lb/>Gewissen, die ich genoss. –
<lb/>Doch bleibt so vieles zu t<orig>t</orig>un!
<lb/>Aus sich selber muss man
<lb/>die Kraft <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> die Eingebung da
<lb break="no"/>zu schöpfen, und in dieser
<lb/>Möglichkeit liegt der Vorzug,
<lb/>des Alters. – <del rend="strikethrough">Das</del> Aus dem
<lb break="no" rend="after:-"/>selben Raisonnement
<lb/>sehe ich mit Vertrauen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>Freude der Gestaltung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>Vollendung von
<lb/><hi rend="align(center)"><title key="E0400210">Mors et vita</title></hi>
<lb/>entgegen<reg>,</reg> und damit
<lb/>drücke ich meinen herz
<lb break="no"/>lichsten Neujahrswunsch
<lb/><hi rend="indent">für Sie aus.</hi>
</p>
</div>
|
4Facsimile
|
4Diplomatic transcription
|
4XML
|
|
(4)
Inzwischen erhielt
ich dasie Jubilaumsschrift
der Musikschule, worin
Ihr schön gezeichnetes Bild
(ich rieth auf Stauffer[-]Bern)
In der Gedenkschrift befindet sich ein Porträt Hubers von Rudolf Löw.
mir angenehm auffiel.
Auch ihre eigenen Worte,
Sie selbst betreffend,
Die Jubiläumsschrift enthält eine autobiographische Skizze Hubers.
las
ich mit Anregung und
Verehrung.
Mit welcher ich zeichne
als Ihr
freundschaftlich ergebener
F. Busoni
26. Dez. 1917
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">(4)</note>
<p rend="indent-first">Inzwischen erhielt
<lb/>ich d<subst><del rend="overwritten">as</del><add place="across">ie</add></subst> <title key="E0800072">Jubil<choice><sic>a</sic><corr>ä</corr></choice>umsschrift
<lb/>der <orgName key="E0600068">Musikschule</orgName></title>, worin
<lb/>Ihr schön gezeichnetes Bild
<lb/>(ich riet<orig>h</orig> auf <persName key="E0300185">Stauffer<supplied reason="omitted">-</supplied>Bern</persName>)
<note type="commentary" resp="#E0300330">In der <rs key="E0800072">Gedenkschrift</rs> befindet sich ein Porträt <persName key="E0300125">Hubers</persName> von <persName key="E0300191">Rudolf Löw</persName>.</note>
<lb/>mir angenehm auffiel.
<lb/>Auch ihre eigenen Worte,
<lb/>Sie selbst betreffend,
<note type="commentary" resp="#E0300330">Die <rs key="E0800072">Jubiläumsschrift</rs> enthält eine autobiographische Skizze <persName key="E0300125">Hubers</persName>.</note>
las
<lb/>ich mit Anregung und
<lb/>Verehrung.</p>
<closer><salute rend="indent">Mit welcher ich zeichne
<lb/>als Ihr
<lb/>freundschaftlich ergebener</salute>
<signed rend="align(right)"><persName key="E0300017">F. Busoni</persName></signed>
<dateline>
<date when-iso="1917-12-26">26. <choice><abbr>Dez.</abbr><expan>Dezember</expan></choice> 1917</date>
</dateline>
</closer>
</div>
|
5Facsimile
|
5Diplomatic transcription
|
5XML
|
|
[Rückseite von Textseite 1, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300330">[Rückseite von Textseite 1, vacat]</note>
</div>
|
6Facsimile
|
6Diplomatic transcription
|
6XML
|
|
[Rückseite von Textseite 2, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300330">[Rückseite von Textseite 2, vacat]</note>
</div>
|
7Facsimile
|
7Diplomatic transcription
|
7XML
|
|
[Rückseite von Textseite 3, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300330">[Rückseite von Textseite 3, vacat]</note>
</div>
|
8Facsimile
|
8Diplomatic transcription
|
8XML
|
|
[Rückseite von Textseite 4, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300330">[Rückseite von Textseite 4, vacat]</note>
</div>
|